Bänderriss Fuß

Beim Bänderriss am Fuß handelt es sich um eine Verletzung, die den stabilisierenden, bandhaften Apparat des Sprunggelenks betrifft. Das Sprunggelenk gliedert sich in eine oberes und eine unteres Sprunggelenk. Beide Gelenke sind durch Bänder gesichert.
Das obere Sprunggelenke besteht aus der Malleolengabel, die durch die beiden Knochen des Unterschenkels (Tibia und Fibula) gebildet wird, welche mit unserem Talus (Sprungbein) gelenkig in Verbindung steht. Das untere Sprunggelenk besteht aus dem Calcaneus (Fersenbein), dem Talus und dem Os naviculare (Fußwurzelknochen, Kahnbein)  Man unterscheidet Außen- und Innenbänder.
Die Außenbänder verbinden die Fibula, also das Wadenbein mit den umliegenden Knochen. Die Außenbänder sind häufiger von einem Bänderriss betroffen. Es gibt auf der Innenseite ebenfalls Bänder, die das Gelenk sichern. Zusätzlich ist die Malleolengabel durch eine feste bandhafte Struktur gesichert. Der Syndesmose, die die Tibia mit der Fiblua fest verbindet.

Bei einem Bänderriss können je nach Trauma oder einwirkender Kraft unterschiedliche Bänder reißen.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in dem Artikel Schmerzen am Sprunggelenk.

 

Wie kann ich einen Bänderriss am Fuß selbst erkennen?

Der Bänderriss äußert sich durch die unten genannten Zeichen.

  • Die Entzündungsreaktion mit ihren Symptomen
  • Eine starke Instabilität im Gelenk
  • Schmerzen beim Auftreten
  • Eventuell ist eine Fehlstellung des Gelenks durch die fehlende bandhafte Sicherung möglich

Allerdings ist allein durch diese Symptome (Ausnahme die Fehlstellung) keine Aussage über den Zustand der Bänder zu machen. Man kann nicht sehen, ob ein Band angerissen oder gerissen ist. Auch über eventuell knöcherne Begleitverletzungen lässt sich keine Aussage machen. Der Gelenkstatus sollte daher immer ärztlich diagnostiziert und abgeklärt werden. Im Zweifel kann das MRT Aussage über den Zustand der Bänder machen. Knöcherne Verletzungen können im Röntgenbild gesehen werden.

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Was tun?

Beim Bänderriss kommt es schnell zu einem Gelenkschwellung. Flüssigkeit tritt ins Gewebe aus. Es kann sein, dass die verletzten Bänder in das Gelenk bluten. Das Gelenk wird instabil und kann nicht mehr bewegt und belastet werden. Der Patient hat Schmerzen.

In diesem akuten Stadium kann nach dem PECH Schema behandelt werden (PECH ist ein Akronym und steht für Pause, Eis, Compression, Hochlagern).

  • Pause:
    Die Pause soll einer weitere Verletzung des Gelenkes vorbeugen und den verletzten Strukturen Ruhe gönnen.
  • Eis:
    Eis wirkt schmerzlindernd und hemmt den Austritt von Flüssigkeit ins Gewebe durch das Zusammenziehen der Gefäße, allerdings sollte nur mäßig kalt gekühlt werden und nur für einen kurzen Zeitraum. Tatsächlich gilt bei einigen Therapeuten heute, dass das direkte Kühlen eher schädlich für den Wundheilungsprozess ist. Die Meinungen gehen hier stark auseinander.  
  • Compression
    Durch beispielsweise einen leichten Druckverband soll ebenfalls der Austritt von Flüssigkeit und somit eine schmerzhafte Gelenkschwellung verhindert werden, und die verletzten Strukturen sichern.
  • Hochlagern
    Hochlagern unterstützt den Lymphabfluss durch die Schwerkraft und soll ebenfalls die Schwellungsbildung stoppen.

Im weiteren Verlauf wird nach gestellter Diagnose ein Behandlungsplan aufgestellt. Je nach Ausmaß der Verletzung kommt es zu einer Ruhigstellung und Entlastung mit anschließender Physiotherapie. Diese besteht aus einer mobilisierenden Phase, in der die Gelenkbeweglichkeit nach der Ruhigstellung wieder gewonnen werden soll und einem intensiven sensomotorischen und koordinativem Aufbautraining zum Wiedererlangen der Gelenkstabilität.

Weitere Informationen zu Therapiemöglichkeiten bei einem Bänderriss finden Sie hier:  Bänderriss am Fuß - Was tun?, Übungen bei einem Bänderriss/Bänderdehnung

 

 

Wie lange dauert der Heilungsprozess?

Ein Bänderriss braucht Zeit bis die Bänder wieder verbunden und geheilt sind. Dabei wird vor allem zu Beginn der Heilungsphase wenig belastbares neues Gewebe gebildet, welches dringend vor Bagatellisierung geschützt werden soll. Um eine richtige Heilung der Bänder zu gewährleisten, wird der Fuß also meist für eine gewisse Zeit (meist 6 Wochen) ruhiggestellt. Um einen Muskelabbau und ein stark verändertes Gangbild, welches sich negativ auf andere Gelenke und Muskeln im Körper auswirken würde, zu verhindern, werden Bänderrisse häufig mit Schienen versorgt, bei denen der Patient zwar nach innen und außen fixiert ist, aber trotzdem eine leichte Beweglichkeit im oberen Sprunggelenk besteht um das Abrollen nicht zu sehr einzuschränken. Die Dauer der nachfolgenden Therapie hängt vom Trainingszustand, von den Zielen und vom Heilungsverlauf des Patienten ab.

Nach ca. 3 Monaten sind viele Patienten wieder zu leichtem, nicht strapazierendem Sport in der Lage. Die Gelenkstabilität ist wichtig, um erneutes Umknicken zu verhindern. Der Heilungsprozess kann durch zusätzliches Tapen  unterstützt werden.

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Wie lange sollte eine Sportpause sein?

Eine Sportpause ist nach einem Bänderriss zwingend nötig, um dem Band Zeit zur Heilung zu geben. Eine Pause von 6 Wochen ist üblich. Je nach Ausmaß der Verletzung kann der Arzt diesen Zeitraum variieren. Wird wieder mit Sport begonnen, sollten keinesfalls Schmerzen auftreten. Ein Gefühl der Unsicherheit ist anfangs normal, aber Schmerzen deuten auf eine Überbelastung der Strukturen hin und sollten definitiv vermieden werden. Die Instabilität sollte durch ein sensomotorisches und koordinatives, physiotherapeutisches Aufbautraining behandelt werden. Es ist wichtig, dass der Patient nach dem Bänderriss wieder sicher auf seinem Bein stehen kann um einem erneutem Umknicken vorzubeugen.

Das Training in der eigenen Sportart des Patienten sollte langsam und behutsam nach Rücksprache mit Arzt und Therapeuten aufgenommen werden. Sprünge und schnelle Richtungswechsel sollten erst nach ca. 3 Monaten wieder durchgeführt werden. 

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Diagnose

Die Diagnose „Bänderriss“ kann zum Teil direkt am Ort des Geschehens vom geübten Therapeuten oder Arzt diagnostiziert werden. Die so genannten Bändertests sind Provokationstests, bei denen der Fuß in bestimmte Positionen gebracht wird, die die einzelnen Bandanteile fordern. Tritt ein Schmerz auf, oder fehlt die Begrenzung der Bewegung, kann das ein Hinweis für einen Bänderriss sein. Allerdings ist Übung und Erfahrung erforderlich, um die Bändertests sicher auswerten zu können. Da jeder Fuß unterschiedlich beweglich ist, müssen die Bändertests immer im Seitenvergleich ausgeführt werden. Meist kommt es durch die Verletzung meist zu einer schmerzhaften Schwellung im Gelenk und die Provokationstests können gegebenenfalls keine Aussage mehr machen.

Ist die akute Entzündungsreaktion abgeklungen, können die Bändertests die heilende Sehne überstrapazieren und wieder schädigen, sie sollten also daher nur in den ersten 1-2 Tagen getestet werden. 

Häufig findet zusätzlich eine röntgenologische Untersuchung statt, um Knochenbrüche oder knöcherne Abrisse auszuschließen.

Genaue Aussage, ob ein Bänderriss vorliegt und wo und welche Strukturen verletzt sind, kann durch die MRT Aufnahme gemacht werden.

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Sprunggelenksverletzung

 

 

Ursachen

Die häufigste Ursache für einen Bänderriss ist das Umknicken. Bei Sportverletzungen, durch hohe Schuhe oder auf unebenem Untergrund kommt es häufig vor, dass wir mit unserem Fuß umknicken. Meistens geschieht das nach innen in Supination (Inversion). Hierbei handelt es sich um eine Bewegung des oberen und unteren Sprunggelenks, bei der die Fußsohle nach innen gehoben und der Fuß gespitzt (Flexionsbewegung) wird. Die Außenbänder werden gefordert und es kann zum Bänderriss kommen. Dabei reißen die vorderen Anteile der Bänder häufiger, da sie durch die Flexion im Sprunggelenk stärker gedehnt werden.

Der Umknickmechanismus nach innen wird durch den anatomischen Verlauf der Achillessehne gefördert. Unsere Supinatoren, also die Muskeln, die unseren Fuß nach innen ziehen, überwiegen an Kraft. Besonders die große, oberflächliche Wadenmuskulatur, die in die Achillessehne einstrahlt, hilft bei der Supinationsbewegung und sorgt dafür, dass wir eher nach innen umknicken. Man spricht dann von einem "Supinationstrauma".

Auch durch direkte Gewalteinwirkung, wie einen Schlag oder einen Stoß (z.B. bei Sportarten wie Fußball) gegen das Gelenk, kann es zum Bänderriss kommen.

 

Schiene

Es gibt eine Vielzahl von Schienen und Orthesen. Es gibt solche, die die Beweglichkeit des Sprunggelenks völlig aufheben und solche, die nur bestimmte Bewegungsrichtungen einschränken ,aber eine Bewegung und Belastung des Fußes ermöglichen. Die Wahl der Schiene ist vom Ausmaß des Bänderisses abhängig und sie wird vom Arzt verordnet.

Auch die Tragweise sollte ärztlich abgeklärt und abgesprochen werden. Es gibt Behandlungspläne bei denen wird die Schiene konsequent über 3-6 Wochen Tag und Nacht getragen. Es gibt Ansätze bei denen wird die Schiene nach und nach gelockert oder nur noch tagsüber getragen, während nachts Tapeverbände oder Wickeln das Gelenk stabilisieren sollen.
Der Patient sollte nachdem die Bänder ausreichend geheilt und belastbar sind (nicht vorher) eine Abhängigkeit von der Schiene vermeiden und mit seinem Therapeuten die Sicherheit und Belastbarkeit des Fußen üben und wieder herstellen. Eine zu lange Anwendung von Schienen ist kontraproduktiv, da unsere Sehnen und Bänder wichtig für die Tiefensensibilität unserer Gelenke sind. Sie sind mit Sensoren ausgestattet, die unserem Gehirn melden, wie unsere Gelenke stehen und belastet werden, dies ist eine sehr wichtige Eigenschaft für die Funktionsfähigkeit und Stabilität von Gelenken und sollte durch sensomotorisches Training wieder aufgebaut werden. Schienen können durch die Einschränkung der Beweglichkeit diesen Prozess hemmen und so für ein langfristiges Gefühl der Instabilität sorgen.

 

Außenbandapparat

Der Außenbandapparat ist durch die Verletzungsmechanismen und das muskuläre Ungleichgewicht (s. Ursache) häufiger von Bänderrissen betroffen als der innere Bandapparat. Häufig sind Prellmarke oder Hämatome über dem Außenknöchel sichtbar. Es kann auch zu knöchernen Verletzungen am äußeren Knöchel kommen. Bei knöchernen Begleitverletzungen ist eine Operation meist indiziert.

Im Nachhinein sollte die Muskulatur, die die Gegenrichtung nämlich die Pronation unterstützt auftrainiert werden um erneutes Umknicken durch muskuläre Dysbalancen zu verhindern.

Mehr zu diesem Thema finden Sie im Artikel  Schmerzen am Sprunggelenk außen

 

Wann ist eine OP indiziert - wann nicht?

Heute wird bei Bandverletzungen nur noch selten eine Operation nötig. Für Berufsgruppen, wie Sportler oder andere Menschen die auf die Stabilität ihres Fußes besonders angewiesen sind, kann eine Operation sinnvoll sein, um eine schnelle und genaue Heilung des Gelenks zu gewährleisten. Auch nach der OP wird allerdings eine Ruhigstellung von etwa 6 Wochen nötig sein. Eine schlechte oder ein instabile Ausheilung, wie sie bei einer konservativen Behandlung manchmal auftreten kann, wird somit allerdings vermieden.

Ist nach der konservativen Therapie noch eine starke Instabilität im Gelenk vorhanden, ist das auch bei Nichtsportlern nach Bandverletzung eine Operationsindikation, um die Gelenkstabilität wiederherzustellen und einem Arthroserisiko vorzubeugen.

Bei einer OP nach Bänderriss können die Bänder entweder wieder straff und stabil vernäht werden, bei starken Verletzungen kann auch eine Sehnenplastik nötig sein. Hierzu wird eine körpereigene Sehne verwendet.

Knöcherne Ausrisse oder Begleitverletzungen sind immer Operationsindikation und werden durch Schrauben oder Platten fixiert.

Nach der Operation ist eine Ruhigstellung von ca. 4-6 Wochen indiziert mit anschließendem physiotherapeutischen Aufbautraining. 

Schwellung

Das Gelenk ist nach einem Bänderriss häufig schnell und stark geschwollen. Das kommt dadurch, dass die Bänder einerseits durchblutet sind und in das umliegende Gewebe einbluten können. Das kann andererseits durch einen Gelenkerguss mitbedingt sein. Durch die Belastung werden nicht nur die Bänder, sondern auch die Kapsel gedehnt/gestaucht. Das Gelenk produziert mehr Gelenkflüssigkeit, um die Ernährungssituation zu verbessern und das Gelenk zu mechanisch zu schützen. Hierbei kommt es zu einer Schwellung innerhalb der Kapsel, das Gelenk wird dick.

Zusätzlich ist bei einer Verletzung von Strukturen unserer Körpers auch immer unser Abwehrsystem beteiligt. Es kommt zu einer klassischen Entzündungsreaktion - eine Mehrdurchblutung, die zu Röte und Wärme führt. Außerdem kann es zu einer Einschränkung der Funktion, bedingt durch die Schwellung, aber auch durch das reflektorische Anspannen von umliegender Muskulatur kommen.

Durch die oben beschriebene "PECH Strategie" kann die Schwellungsbildung begrenzt werden.

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Blaues Gelenk

Beim Bänderriss kommt es ebenfalls zur Blutung an den gerissenen Stellen. Durch das Blut, welches ins Gewebe austritt kommt es zum klassischen Blauen Fleck. Das Blut gerinnt im Gewebe und wird vom Körper abgebaut, dabei entsteht zunächst die blaue Farbe, anschließend wird der blaue Fleck grün und gelb, was durch den Abbau der Blutzellen bedingt ist, bis er schließlich verschwindet.