Krankengymnastik bei einem Tennisarm

In der Physiotherapie/Krankengymnastik gilt es zunächst, die Ursache der Entstehung von dem Tennisarm zu ermitteln. Bewegungsmuster werden kontrolliert und mögliche ursächliche Tätigkeiten und Belastungen identifiziert. Mittels verschiedener Provokationstests wird untersucht, welcher der oben genannten Typen vorliegt, also welcher Muskel wo betroffen ist. Auch die Haltung und die Halswirbelsäule, sowie Nervenverläufe werden miteinbezogen. Der Patient wird aufgeklärt und gemeinsam werden Ziele und ein Behandlungsprogramm für die Physiotherapie/Krankengymnastik festgelegt. Vor und nach den einzelnen Sitzungen wird der Erfolg mit wiederholten Tests überprüft.

Krankengymnastik - Dehnübungen Tennisarm

Erste Priorität sollte die Schmerzreduktion haben. Akut gegen die Entzündung und den Schmerz kann die betroffene Stelle gekühlt werden. Später gibt es die Möglichkeit, die Kühlung mit einer Dehnung zu kombinieren. Hierfür sitzen sich Patient und Physiotherapeut gegenüber, der betroffene Arm liegt auf der Behandlungsbank, sodass die Hand frei herab hängen kann. Nun streicht der Physiotherapeut mit einem Eislolli zum Kühlen über die betroffene Stelle und den gesamten Muskelverlauf. Im direkten Anschluss wird der Unterarm über die Hand in eine passive Dehnposition gebracht, einige Sekunden gehalten und der gesamten Vorgang einige Male wiederholt. Muskeln werden immer entgegen ihrer Funktionsrichtung in Dehnung gebracht, im Falle des Unterarms muss beachtet werden, dass die meisten Muskeln über mehrere Gelenke laufen – Finger, Handgelenk und Ellenbogen.

  • Die Funktionen der Unterarm-Extensoren sind die Streckung von Fingern und Hand, sowie die Beugung im Ellenbogen. Eine Dehnung wird also durch Bewegung in die Gegenrichtung bewirkt: Beugung von Hand und Fingern, sowie Streckung des Ellenbogens. Um sich selbst passiv zu dehnen, streckt der Patient den zu dehnenden Arm grade nach vorn aus, die Hand hängt herab. Die andere Hand umgreift diese nun am Handrücken und drückt sie sanft weiter runter in die Beugung. Auf der Unterarm-Außenseite sollte ein leichtes Dehngefühl zu spüren sein – allerdings kein Schmerz. Den Arm nun mindestens 30 Sekunden in der beschriebenen Position halten und eventuell nach einiger Zeit den Druck verstärken.
     
  • Eine weitere Dehnübung ist, den gesamten Arm nach innen gedreht nach hinten zu strecken und auch hier wieder Hand und Finger anzubeugen. Zur Unterstützung kann der Handrücken auf einem Tisch richtiger Höhe abgelegt werden

Lesen sie mehr zu diesem Thema unter: Dehnübungen bei einem Tennisarm

Weitere physiotherapeutische Maßnahmen

Weitere Behandlungsmöglichkeiten in der Physiotherapie, um einen Tennisarm in seiner Regeneration zu unterstützen sind:

  • Elektrotherapie
  • Ultraschalltherapie
  • Tapeanlagen
  • manuelle Therapie
  • Kräftigung

Elektrotherapie

Elektrotherapie hat verschiedene Wirkungen im Körper. Durch die Anbringung von Elektroden auf der Haut wird ein Stromfluss durch den Körper, bzw. den Abschnitt zwischen den Anlagen erzeugt. Durch die Einstellung verschiedener Stromstärken und Stromarten lassen sich Wirkungen feststellen, die die sich positiv auf die Wundheilung auswirken und Schmerzen senken.

Teilweise wird dem Patienten ein kleines Elektrogerät mit gespeicherten Voreinstellungen mitgegeben, sodass er den Stromfluss auch Zuhause anwenden kann. Elektrotherapeutische Maßnahmen werden in der Regel als angenehm empfunden. Es handelt sich um eine passive Maßnahme, die lediglich unterstützend zur Heilung beiträgt und sollte nur einen Teil der Behandlung ausmachen.

Ultraschalltherapie

Ultraschalltherapie zählt ebenfalls zu den passiven Zusatzmaßnahmen. Besonders im Bereich von verletzten oder entzündeten Sehnen – wie auch beim Tennisarm -  wurden gute Erfolge festgestellt. Ultraschalltherapie ist eine sehr angenehme Maßnahme. Der Ultraschallkopf wird mit Ultraschallgel bedeckt und in langsamen gleichmäßigen Kreisen gleitend über die betroffene Stelle bewegt. Die im Gerät erzeugten Ultraschallwellen werden somit in der Körper übertragen. Im Körper überträgt sich der Wellenrythmus auf die Zellen, welche sich anpassen und im Takt leicht ausdehnen und zusammen ziehen. Die Zellwand wird durchlässiger und begünstigt somit den Zellstoffwechsel, welcher die Wundheilung optimiert.

Tapeanlagen

Eine weitere angenehme und entlastende Maßnahme für den Tennisarm sind Tapeanlagen. Sie können am Ende der Sitzung angebracht werden und entlasten den Arm im Alltag. Tapes wirken, je nach ihrer Anbringung, entweder entspannend oder aktivierend.

Im Falle des Tennisarms ist die entspannend entlastende Anlage das Mittel der Wahl. Durch das elastische Material werden Tapes unter Vordehnung entlang des betroffenen Muskels, bzw. der betroffenen Muskelkette aufgeklebt. Im Optimalfall wird eine entlastende Schmerzsenkung sofort wahrgenommen. Durch das Aufkleben des Tapes in einer Dehnposition bilden sich kleine Falten beim Zurückführen in die normale Haltung. Die Fältchen im Tape heben die Haut in Wellen leicht an. Dies schafft Platz im Gewebe, fördert Durchblutung und Zellstoffwechsel und sorgt für ein angenehm entlastendes Gefühl. Die Gelenkbewegung oder Funktion werden dadurch nicht eingeschränkt. Tapes halten etwa eine Woche und bilden eine gute unterstützende Maßnahme zur Therapie.

Manuelle Therapie

Zur manuellen Therapie des Tennisarms zählen bestimmte Maßnahmen und Griffe aus dem manuellen Behandlungskonzept, die der Therapeut am Patienten mit seinen Händen durchführt. Hierzu zählen Faszientechniken, Dehnungen und Mobilisation des Gelenks. Statt der lokal betroffenen Stelle wird die gesamte Muskelkette behandelt.

  • Faszientechniken sind tiefe Ausstreichungen mit dem Daumen entlang der Bindegewebshüllen. Eine intensive aber wirkungsvolle Maßnahme. Sie wird nur bis zu dreimal durchgeführt mit sofort sichtbarer Durchblutungssteigerung entlang des Strangs. Nach eventueller Erstverschlimmerung entspannt sich die Muskulatur und Gewebeverklebungen lösen sich, mit dem Ziel, dass der Zug an den entzündeten oder überlasteten Sehnen des Tennisarms nachlässt.
  • Dehnungen werden erst durchgeführt, wenn die Entzündung zurückgegangen ist, um die Sehnen nicht noch mehr zu reizen. Orientiert wird sich immer am Schmerz. Dehnungen für den Unterarm sind leicht allein durchzuführen, ob aktiv oder passiv mit Hilfe der anderen Hand.
  • Gelenkmobilisationen, sowie Bewegung des gesamten Arms, werden mit bestimmten Griffen und Mustern vom Therapeuten durchgeführt.

Kräftigung

Im späteren Therapieverlauf des Tennisarms steht Kräftigung auf dem Programm. Sind Schmerz und Entzündung zurückgegangen, soll die Muskulatur im Arm wieder aufgebaut und soweit gestärkt werden, dass ein Wiederauftreten einer Überlastung vermieden wird.

Um die ganze Muskelkette angepasst an Alltagsbewegungen zu kräftigen gibt es das sogenannte PNF-Konzept, bei welchem der Arm in bestimmten dreidimensionalen Mustern zunächst passiv vom Therapeuten durchbewegt, und später durch gesetzte Widerstände geführt wird. Des Weiteren können klassische Kräftigungsübungen mittels Theraband oder weichen Bällen durchgeführt werden, die der Patient auch einfach zuhause durchführen kann.

Lesen Sie hierzu auch: PNF-Konzept, Theraband

Massage und Wärme-/Kälteanwendungen

Eine weitere Möglichkeit zur Heilung des Tennisarms sind entspannende Massagen der überlasteten Muskulatur, sogenannte Querfriktionen, welche die Heilung der Sehnen anregen. Des Weiteren eignen sich auch Wärme- und Kälteanwendungen sehr gut als unterstützende Maßnahmen.

Behandlung von einem Tennisarm mit einer Blackroll

Neben dem Dehnen/Dehnübungen gibt es eine weitere Methode, wie der Patient selbst seine Muskulatur lockern und so der Überlastung entgegen zu wirken kann: der sogenannte Faszienroller, beziehungsweise Blackroll.

Für größere Muskeln oder Muskelgruppe gibt einen recht großen Roller, doch speziell für Füße und Unterarme wurde eine kleinere Version entwickelt.

  • Um die Extensoren auszurollen, sitzt der Patient vor einem Tisch, darauf der Unterarm auf der Blackroll abgelegt, sodass die Handinnenfläche nach oben zeigt. Mit sanftem Druck wird nun sehr langsam die komplette Länge vom Handgelenk bis zum Ellenbogen entlang gerollt. Besonders die Muskelbäuche sollten intensiv bearbeitet werden, allerdings immer unterhalb der Schmerzgrenze, denn Schmerzen sind zum einen ein Warnsignal und zum anderen rufen sie wieder Stress hervor, welcher die Muskulatur noch mehr verspannt.
     
  • Alternativ zur Blackroll kann ein Tennisball verwendet werden oder die Faszien können vom Physiotherapeuten behandelt werden, indem die komplette Länge des Armes mit einem gleichmäßig kräftig tiefem Daumenstrich ausgestrichen wird.
     
  • Um sich speziell der Sehne zu widmen, existiert die Methode der Querfriktionen. Sie ist nicht in allen Phasen der Heilung anzuwenden, bewährt sich jedoch oft bei chronischen Sehnen-Problemen. Die Sehne wird im Grunde absichtlich gereizt, um einen erneuten Heilungsprozess in Gang zu setzen. Der Vorgang kann relativ schmerzhaft sein. Über mehrere Minuten fährt der Physiotherapeut kräftig mit gekreuztem Zeige- und Mittelfinger über die Sehne. Die Muskelbäuche lassen sich mit kräftigen Querknetungen lockern.

Lesen Sie mehr unter: Blackroll

Haltungskorrektur

Weitere Ansätze zur Behandlung von einem Tennisarm sind die Haltungskorrekturen sowie der Einbezug der Halswirbelsäule. Die Haltung ist deshalb wichtig, da Fehlhaltungen Verspannungen der Nackenmuskulatur bewirken können, welche schließlich auf den Arm versorgenden Nerv drücken und somit Fehlinformationen leiten.

Ein Test zur Prüfung, ob Haltung und Tennisarm zusammenhängen, ist die Provokation der Schmerzen durch Anspannung gegen Widerstand einmal während der normalen Haltung und einmal unter aufgerichteter Haltung. Oft ergibt sich unter aufgerichteter Körperposition ein geringerer Schmerzwert. Eine gute statische Übung zum Aufbau der allgemeinen Haltemuskulatur und gleichzeitiger Streckung der Halswirbelsäule ist folgende:

  • Der Patient liegt auf dem Rücken, die Füße sind aufgestellt, die Arme liegen rechts und links am Körper, mit nach oben gedrehten Handflächen. Nun wird nach und nach Spannung aufgebaut, indem die Fußspitzen heran Richtung Nase gezogen werden (die Fersen bleiben auf dem Boden fixiert), das Becken wird nach hinten gekippt, und der untere Bauch angespannt, sodass der Rücken flach auf der Unterlage aufliegt, die Schultern werden nach hinten unten gespannt, die Schulterblätter Richtung Wirbelsäule gezogen. Nun werden die Unterarme und dann der Kopf grade nach unten gedrückt, mit viel Spannung. Die Halswirbelsäule räkelt lang nach oben raus, indem das Kinn leicht nach unten innen in Richtung Doppelkinn geschoben wird. Diese Spannung wir für einige Sekunden gehalten, mit jeder Ausatmung wird nochmal kräftig nachgespannt und jede einzelne Stelle nachgeprüft.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Haltungsschwäche, Haltungsschule

Der Tennisarm - Was ist das überhaupt?

Ein Tennisarm ist eine relativ häufige Überlastungserscheinung am Unterarm, die nicht nur bei Tennisspielern auftritt. Ständige Schmerzen können Alltagsaktivitäten einschränken. Die Prognose ist jedoch gut, denn mithilfe von konservativer Physiotherapie/Krankengymnastik, Dehnübungen/Übungen und Schonung kann man eine vollständige Regenration erreichen.

Zu einer Operation kommt es nur in seltenen Fällen und sie sollte, wenn möglich, vermieden werden. 

Als sogenannter Tennisarm oder auch Tennisellenbogen wird eine schmerzhafte Entzündung der Unterarmmuskulatur auf der Streckseite bezeichnet (im Gegensatz dazu existiert der sogenannte Golferarm – eine Überlastung der Beugemuskeln). Das Krankheitsbild Tennisarm existiert relativ häufig. Es gibt verschiedene Stellen die betroffen sein können und meist aufgrund einer Überlastung entstehen. Die Fachbezeichnung für den Tennisarm ist die Epicondylitis humeri lateralis oder radialis. Die zwei hauptsächlich betroffenen Muskeln sind der Musculus extensor carpi radialis longus und brevis (zu deutsch langer und kurzer Handgelenksstrecker).

Es werden vier klassische Typen beim Tennisarm unterschieden:

  • Typ 1 bezeichnet eine Überlastung des Ursprungs des langen Handgelenkstreckers (M. carpi radialis longus),
  • Typ 2 eine Überlastung Ursprungs des kurzen Handgelenkstreckers (M. carpi radialis brevis),
  • Typ 3 eine Überlastung der Sehne des kurzen Handgelenkstreckermuskels und
  • Typ 4 eine Überlastung im Muskelbauch des kurzen Handgelenkstreckers.
  • Gelegentlich wird ein Typ 5 erwähnt, bei welchem ein weiterer Streckmuskel, der M. extensor digitorum communis (gemeinsamer Fingerstrecker) betroffen ist.

Die verschiedenen Typen des Tennisarms werden durch Tests differenziert, wobei die einzelnen Muskeln angespannt werden und gleichzeitig die verschiedenen Lokalisationen abgetastet werden.

Typische Symptome beim Tennisarm sind zunächst Schmerzen bei Belastungen der betroffenen Muskulatur. Also im Bereich des äußeren Ellenbogens und teils ausstrahlend in den Unterarm, entlang des Muskelverlaufs. Nach längerem Bestehen oder wiederholten Überlastungen tritt außerdem auch Schmerz in Ruhe auf und später das Gefühl von Kraftlosigkeit. Auch Druck auf die betroffene Stelle ist schmerzhaft.

Die Symptome können schon einfache Arbeiten einschränken, stellen also oft eine Beeinträchtigung im Alltag dar. Ursachen können ungewohnte Belastungen sein, falsches Training, Mikrotraumen, Überlastung beim Sport oder im Beruf. Wie bereits beschrieben kann auch eine Problematik der Halswirbelsäule die Ursache für einen Tennisarm sein, denn von hier kommen die Nerven, die die beschriebene Muskulatur versorgt. Gibt es hier eine Engstelle durch zum Beispiel Fehlhaltung kann der Nerv die schmerzhaften Signale senden.  

Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel  Physiotherapie bei einem Tennisarm, Tennisarm Dehnübungen

Prognose

Die Prognose bei einem Tennisarm ist im Grunde gut, da es sich um eine vorübergehende Überlastung handelt, die im Normalfall nach Regeneration wieder verschwindet.

Allerdings muss die Ursache herausgefiltert werden, um die betroffene Stelle nicht immer wieder Überlastungen auszusetzen. Wird die Entzündung chronisch oder das Problem tritt immer wieder auf, kann es zur Operation kommen – was allerdings relativ selten der Fall ist. Im OP-Fall wird bei einem Tennisarm entweder die betroffene Sehne von ihrem Knochenansatz entfernt und/oder der schmerzleitende Nerv durchtrennt. Ein Erfolg kann nicht garantiert werden.

Zusammenfassung

Um einen Tennisarm zu vermeiden oder einem Wiederauftreten vorzubeugen, sollte der generelle Grundsatz befolgt werden, sich vor dem Training aufzuwärmen und abschließend zu dehnen, sodass Muskeln und Sehnen beweglich bleiben und auf ihre Belastung vorbereitet werden. Während Belastungen muss immer auf eine korrekte und körperfreundliche Ausführung geachtet werden – ob beim Sport oder im Beruf. Auch die Haltung spielt eine wichtige Rolle. Beachten Sie außerdem Regenerationspausen – ihr Körper wird es Ihnen danken.

Das unangenehme Überlastungs- und Schmerzsyndrom beim Tennisarm kann jeden betreffen und auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sein. Für eine vollständige Regeneration und Schmerzfreiheit der Unterarmstrecker ist es wichtig, die Ursache herauszufinden und nicht nur die Symptome zu behandeln. Es existiert ein breites Band an konservativen Therapiemöglichkeiten, einschließlich der Krankengymnastik mit speziellen Dehnübungen, sodass es nur selten zu einer Operation kommen muss. Den Tennisarm zu tapen ist in vielen Fällen eine weitere sinnvolle Anwendung in der Krankengymnastik.