Physiotherapie bei einer Frozen Shoulder

Die physiotherapeutische Behandlung bei einer frozen shoulder (Schultersteife = Einfrieren des Schultergelenks), welche plötzlich ohne konkreten Auslöser auftreten kann, richtet sich in erster Linie zunächst nach dem Stadium der Erkrankung. Bei der akuten schmerzhaften Phase wird vor Allem die Verbesserung der Mobilität und Schmerzlinderung im Vordergrund stehen. Wenn die Entzündung abgeklungen ist geht es darum, die Schulter schnellstmöglich wieder gut beweglich zu machen. Übungen zur Kräftigung der Muskulatur, zur Dehnung und zur Mobilitätsverbesserung stehen auf dem Trainingsplan. Die während der Physiotherapie durchgeführten Übungen sollen auch dazu beitragen, einem erneuten Auftreten einer frozen shoulder vorzubeugen. Das könnte Sie auch interessieren: Symptome/Schmerzen bei einer Frozen Shoulder und Schmerzen/ Symptome bei einer Schulterarthrose

Therapie einer Frozen Shoulder

Da das Krankheitsbild der frozen shoulder typischerweise in 3 Phasen (freezing shoulder, frozen shoulder, thawing shoulder) verläuft, richtet sich die Therapie primär nach dem Stadium der Erkrankung. In der Regel wird versucht die frozen shoulder konservativ zu Behandeln. In diesem Fall kann die Therapie aus physiotherapeutischer Betreuung bestehen, bei der durch eine Reihe verschiedener Techniken versucht wird, die Schulter möglichst schnell schmerzfrei und wieder mobil zu bekommen. Weitere Möglichkeiten sind Chirotherapie, Wärme-, Kälte-und Elektrotherapie, Strahlentherapie sowie Akupunktur. Zusätzlich können als begleitende Maßnahmen Schmerzmittel eingesetzt werden, dazu zählen vor Allem NSAR, die gleichzeitig auch die Entzündung bekämpfen. Eine Operation als mögliche Therapieform bei einer frozen shoulder kommt eher seltener vor. Sie ist dann nötig, wenn der Entzündung des Schultergelenkes andere Ursachen zu Grunde liegen oder sich die Symptome der frozen shoulder über einen längeren Zeitraum von mindestens sechs Monaten nicht verbessern. Wird sich für eine Operation entschieden, so kann der Eingriff meistens arthroskopisch durchgeführt werden. Auch nach einer Operation ist dann die physiotherapeutische Nachbehandlung unerlässlich.

Übungen bei einer Frozen Shoulder

Um die Bewegungsfreiheit bei einer frozen shoulder wieder herzustellen und zu verbessern gibt es für die Betroffenen eine Reihe von Dehn-, Kräftigungs- und Mobilisationsübungen, die bei regelmäßiger Durchführung die Symptome lindern können.

1. Stabilisierung und Kräftigung
Stellen Sie sich zwischen einen Türrahmen und winkeln ihre Arme leicht an. Nun heben Sie die Arme, bis die Ellenbogen gegen den Türrahmen drücken. Drücken Sie nun aktiv bis an die Schmerzgrenze an den Türrahmen und halten die Spannung 30 Sekunden. Machen Sie dann 1 Minute Pause und wiederholen die Übung dann.

2. Mobilisierung des Schultergelenks
Stützen Sie sich auf einen Stuhl oder auf einer Tischkante ab und lassen den Arm der betroffenen Schulter locker herabhängen. Machen Sie nun leichte Pendel- und Kreisbewegungen mit dem Arm. Versuchen Sie bei täglicher Durchführung der Übung den Bewegungsumfang zu steigern.

3. Dehnung der Schulter
Stellen Sie sich etwa 20cm entfernt seitliche neben eine Wand, sodass der betroffene Arm näher zur Wand ist. Legen Sie nun die Hand dieses Arms oberhalb ihres Kopfes an die Wand. Der Arm ist dabei nicht ganz gestreckt. Nun drehen Sie langsam den Oberkörper nach innen zur Wand, bis Sie eine Dehnung hinten in der Schulter spüren. Halten Sie diese für 30 Sekunden.

4. Beweglichkeit des Schultergelenkes
Begeben Sie sich in den Vierfüßlerstand. Spreizen Sie die Daumen ihrer Hände ab, und platzieren die Hände so,dass sich die Daumenspitzen berühren. Die Arme sind bei dieser Übung komplett gestreckt. Aus dieser Ausgangsposition bewegen Sie sich nun ganz langsam zurück, bis Sie an die Schmerzgrenze der Betroffenen Schulter kommen. Halten Sie die Position für 20 Sekunden und kehren dann in die Ausgangsposition zurück. Machen Sie die Übung mehrmals täglich um Stück für Stück weiter zurückzukommen.

Umfassende Informationen zu diesem Thema finden Sie in dem Artikel: Übungen bei einer Frozen Shoulder

Weitere Übungen für die Schulter finden Sie in den Artikeln:

Dauer einer Frozen Shoulder

Eine genaue Prognose über die Dauer einer frozen shoulder ist sehr schwierig, da es von vielen Faktoren und den einzelnen Betroffenen Abhängig ist. Im Durchschnitt kann es 1-2 Jahre dauern, bis die Betroffenen keine Einschränkungen mehr haben, dies ist vor Allem durch die Einsteifungsphase begründet, da es sehr viel Disziplin, Motivation und Durchhaltevermögen erfordert, regelmäßig zu trainieren, um die Schulterbeweglichkeit wieder herzustellen. Bei komplizierten Verläufen oder Vorerkrankungen, kann sich die Dauer einer frozen shoulder auch auf 4-5 Jahre verlängern, was verständlicherweise sehr belastend für die Betroffenen sein kann.

Medikamente gegen die Entzündung

Bei einer Frozen Shoulder kommt es häufig zu Beginn zu Entzündungen im Gelenk und in der Gelenkkapsel, diese können mit NSAR - sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika behandelt werden. Bei diesen Medikamenten handelt es sich um Stoffe, die die Entstehung von Entzündungsmediatoren unterdrücken und so die Entzündung eindämmen. Es kommt zur Schmerzlinderung. Nicht steroidale Antirheumatika sind beispielsweise Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Diclofenac.

Medikamente gegen die Schmerzen Analgetika

Um Schmerzen zu lindern gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Wirkstoffen und Wirkstoffklassen. Man unterscheidet Nichtsteroidalen Antirheumatika von steroidale Wirkstoffen wie Cortison,  Opioide und nichtopioide Wirkstoffe.  Weiterhin wird in der Potenz, also der Wirksamkeit der Mittel unterschieden.
Zur Behandlung von Schmerzen bei Frozen Shoulder kommen NSAR (s.o.) in Frage wie auch nicht opioid Analgetika wie Paracetamol oder Novalgin. Viele Analgetika können sowohl oral, also in Tablettenform als auch in Salbenform lokal angewendet die Symptome der Frozen Shoulder lindern. Opioide sind meist sehr potente Schmerzmittel, die zu einer Abhängigkeit führen können und werden nur unter Absprache mit dem Arzt bei individueller Indikation verabreicht.

Glucocorticoid-Injektionen unter das Schulterdach

Die Glucocorticoid Injektion dient der lokalen Behandlung heftiger Entzündungen und Schmerzen. In der Frühphase der Frozen Shoulder kann eine Injektion unter das Schulterdach durchgeführt werden. Das Gewebe wird mit Cortison behandelt. Cortison hemmt die Entstehung von Entzündungsmediatoren und verbessert Symptome oft zuverlässig über einen gewissen Zeitraum. Es ist allerdings zu beachten, dass es sich nicht um eine kausale, also die Ursachen bekämpfende Therapie handelt, sondern einzig eine symptomatische Maßnahme ist.
Der Nachteil von Glucocorticoidinjektionen ist die bindegewebsschädigende Wirkung des Cortisons, welche dringend bedacht werden sollte.

Op einer Frozen Shoulder

Eine Operation der frozen shoulder kommt dann in Frage, wenn die Ursache der Entstehung einer andere Erkrankung zu Grund liegt. Dies können zum Beispiel Kalkablagerungen im Schultergelenk oder chronische Entzündungen sein. Auch wenn sich die Beschwerden der frozen shoulder innerhalb von sechs Monaten nicht verbessern, wird eine Operation in Betracht gezogen. In der Regel wird eine Arthroskopie der Schulter durchgeführt, wobei durch zwei kleine Einschnitte operiert wird. Auch nach der Operation ist regelmäßige Physiotherapie unumgänglich damit die volle Beweglichkeit und Belastbarkeit des Schultergelenks wieder hergestellt werden kann.

Übungen für nach einer Frozen-Shoulder-OP finden Sie hier.

Homöopathie bei einer Frozen Shoulder

Auch die Homöopathie kann helfen die Symptome einer frozen shoulder zu lindern. Die Wahl des richtigen Mittels, hängt vom jeweiligen Patienten und dem Beschwerdebild ab. Es gibt verschiedene Mittel die in Betracht gezogen werden können, sprechen Sie am Besten mit einem erfahrenen Homöopathen.

  • Sanguinaria C6, wenn die Schmerzen vor Allem die rechte Schulter betreffen

  • Ferrum Metallicum C6, wenn die linke Schulter betroffen ist

  • Arnica C30, wenn die Probleme nach Belastung oder einem Trauma auftreten

  • Symphytum C5 und Ruta graveolens C5 bei oberflächlichen Schmerzen und Bewegung

  • Rhus toxicodendron C5 bei Bewegungsschmerzen und Ruheschmerzen

  • Bryonia alba C5 und Hypericum C5, wenn die Schmerzen über mehrere Tage bestehen und sich nicht verbessern

Natürlich gibt es noch viele weitere Mittel, die unter Umständen für den einzelnen Patienten die richtige Wahl sein können, daher ist es wichtig einen erfahrenen Homöopathen mit der Auswahl zu beauftragen. In manchen Fällen kann es nach der Einnahme zur sogenannten Erstverschlimmerung kommen, wobei die Symptome zunehmen. Dies sollte sich jedoch nach 1-2 Tagen deutlich verbessern.

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Kalkschulter

Bei einer sogenannten Kalkschulter, auch als Tendinosis calcarea bezeichnet, kommt es zu Kalkablagerungen im Bereich des Schultergelenks. Die Ursache der Entstehung des Kalkdepots ist noch nicht vollständig geklärt. Für den Betroffenen führen diese jedoch zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen des Schultergelenks, die oft durch entstehende Entzündungen verursacht werden. In der Regel verschwinden die überschüssigen Kalkablagerungen mit der Zeit von alleine wieder, mitunter kann jedoch eine Therapie und der begleitende Einsatz von entzündungs- und schmerzhemmenden Medikamenten sinnvoll sein. Hierbei geht es vor allem darum, den Patienten möglichst schnell schmerzfrei zu bekommen und den Abbau der Kalkdepots zu fördern. Mögliche Therapieansätze können Matrix-, Chiro oder Physiotherapie sein. In seltenen Fällen kann es nötig werden, das überschüssige Kalk operativ zu entfernen. In vielen Fällen hilft aber auch schon die simple Ruhigstellung des Schultergelenkes mit Hilfe einer speziellen Schulterorthese.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Physiotherapie bei einer Kalkschulter

Muskelaufbau

Muskelaufbau ist bei Frozen Shoulder ab dem 2. Stadium indiziert.

  • Im ersten Stadium der Erkrankung besteht eine zu starke Reizung und das Gewebe sollte zunächst geschont werden.
  • Im 2. Stadium ist die Beweglichkeit maximal eingeschränkt.
  • Im 3. nimmt die Beweglichkeit langsam wieder zu.

Muskelaufbautraining ist ab dem 2. Stadium möglich, wobei zunächst mehr die Verbesserung der Beweglichkeit im Fokus der Behandlung steht. Krafttraining nimmt bei zurückgewonnener Mobilität einen zunehmenden Stellenwert ein, um dem Patienten die nötige Kraft zu geben, das neu gewonnene Bewegungsausmaß auch aktiv auszuschöpfen. Nur wenn die Schulter in ihrem vollen Bewegungsumfang bewegt wird, bleibt die Beweglichkeit erhalten. Außerdem ist es wichtig, für eine kräftige und aktive Muskulatur zu sorgen, um das Gelenk in seiner Bewegung zu stabilisieren. Dies kann die Überlastung passiver Strukturen, wie Bänder und Kapsel verhindern und so einer erneuten Erkrankung oder einer Verschlechterung der Symptomatik entgegen wirken. Muskelaufbau wird in Form von Krafttraining erreicht, welches anstrengend ist und in 3-4 Sätzen mit je 8-12 Wiederholungen durchgeführt wird. Man spricht von Hypertrophietraining. Durch eine relativ hohe Belastung wird der Muskel angeregt zu wachsen und kräftiger zu werden.

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Manuelle Therapie

In der manuellen Therapie kann die Gelenkbeweglichkeit wie auch die Mobilität des Bindegewebes verbessert werden. In der manuellen Therapie behandelt der Therapeut den Patienten mit bestimmten Griffen, der Patient kann eventuell aktiv mithelfen, ist während diesem Teil der Behandlung aber meist passiv.
Durch gelenknahe Griffe des Therapeuten werden die Gelenkflächen, also Oberarmkopf in der Schultergelenkspfanne, sanft gegeneinander verschoben. Hierdurch wird der Knorpel ernährt und funktionstüchtig sowie mobil gehalten.
Durch weitere Techniken, wie Friktionen oder Querdehnungen, bei denen der Therapeut Bindegewebe und Muskulatur manuell behandelt kann auch die Verschieblichkeit und Beweglichkeit des Bindegewebes durch manuelle Therapie verbessert werden. Friktionen sind punktuelle Massagegriffe auf seinigen Ansätzen oder Bändern. Sie können mitunter schmerzhaft sein, lindern Symptome aber langfristig. Querdehnungen behandeln die Muskulatur und verbessern deren Beweglichkeit. Bei einer Frozen Shoulder Behandlungen können alle Techniken zum Einsatz kommen. Besonders auch die Friktionen im Bereich der Kapsel können die Situation des Gewebes verbessern.

Umfassende Informationen zu diesem Thema finden Sie in dem folgendem Artikel: Manuelle Therapie
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Physikalische Therapie

Da besonders zu Beginn der Erkrankung der Patient häufig unter starken Schmerzen leidet, bieten sich hier Maßnahmen der physikalischen Therapie an.

  • Elektrotherapie beispielsweise kann zur Mehrdurchblutung und gesteigerten Versorgung des Bindegewebes der Kapsel führen und so Schmerzen lindern.
  • Auch Kryotherapie, also die Therapie mit Eis kann ähnliche Wirkung erzielen. Man nutzt kurze kräftige Kältereize.
  • Wärmeanwendungen wie heiße Rolle oder Fango dienen der Entspannung der meist reflektorisch verspannten Muskulatur.
  • Wenn die Beweglichkeit der Schulter zunimmt und Übungen möglich werden, kann das Bewegungsbad eine hervorragende Maßnahme zur sanften Mobilisation sein. In der physikalischen Therapie nimmt man sich den Auftrieb des Wassers zu nutzen um dem Patienten eine sanfte Mobilisation zu ermöglichen, ohne dass er dabei das Eigengewicht des Arms „heben“ muss. Im Wasser wird das Gewebe weiterhin leicht komprimiert und durch die angenehm warme Temperatur fallen Bewegungen leichter.

Bei akuten Entzündungen sollte auf Wärme und Bewegungsbad allerdings verzichtet werden. Nach einer Operation bietet sich das Bewegungsbad ebenfalls an, wenn die Wundheilung entsprechend weit fortgeschritten ist, dass keine Infektionsgefahr besteht.

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Zusammenfassung

Insgesamt ist die frozen shoulder eine sehr langwierige Erkrankung, die vor Allem aufgrund der mit ihr einhergehenden Bewegungseinschränkung die Betroffenen stark belastet. Es erfordert eine Menge Disziplin und Durchhaltevermögen, doch wenn man regelmäßig die in der physiotherapeutischen Behandlung erlernten Übungen durchführt, können schnell Erfolge in der Verbesserung der Beweglichkeit festgestellt werden. Sollten Sie weiterhin Probleme oder Fragen haben, zögern Sie nicht diese mit ihrem Arzt oder Therapeuten zu besprechen, damit ihnen die bestmögliche Behandlung ermöglicht werden kann.