Physiotherapie bei Polyneuropathie

Die Physiotherapie kann bei verschiedenen Formen von Polyneuropathien helfen die Symptome zu lindern und den Betroffenen die Schmerzempfindlichkeit zu nehmen. Mittel der Wahl sind hierbei zum Beispiel

Grundsätzlich gilt jedoch, dass es keinen standardisierten physiotherapeutischen Therapieplan bei Polyneuropathien gibt.  Die Behandlung erfolgt immer symptomatisch anhand des Beschwerdebildes des Patienten und der Ursache für die Polyneuropathie.

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Physiotherapie

Die Physiotherapie spielt bei der Behandlung einer Polyneuropathie eine wichtige Rolle. Je nach Ursache der Polyneuropathie unterscheidet sich die Schwerpunktlegung der Behandlung.

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Generell geht es darum, die Symptome des Patienten zu verbessern, um so ein Stück Lebensqualität zurückzugewinnen und das Fortschreiten der Polyneuropathie zu verhindern. Ein erfahrener Physiotherapeut wird nach einer ausführlichen Anamnese mit dem Patienten einen speziell auf diesen abgestimmten Trainingsplan entwickeln, welcher dnan konsequent durchgeführt wird. Inhalte der Physiotherapie können dabei variieren, häufig ist es eine Kombination aus:

  • einem strukturierten Programm spezifischer Übungen (z.B. auch MTT) zur Verbesserung der Balance, Kräftigung der Muskulatur und Stimulation geschädigter Nerven. Durch die regelmäßige Bewegung wird gleichzeitig der Stoffwechsel der Patienten angekurbelt.

  • Regelmäßiges Umlagern bei bettlägerigen Patienten zur Vermeidung der Bildung eines Dekubitus und anbringen von Unterlagen für gefährdete Bereiche wie Ferse, Gesäß und Schultern.

  • Pneumonieschutz ebenfalls bei bettlägerigen Patienten, bestehend aus Dehnlagerungen und Intercostalausstreichungen sowie Massagen und heiße Rolle zur Entspannung der Atemhilfsmuskulatur und gezielten Atemübungen.

  • Schmerzlinderung durch manuelle Therapie, Kinesiotape, feuchte Wärme und sanfte Weichteilmassagen

  • transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) durch elektrische Impulse, welche die Schmerzen lindern und Nerven stimulieren sollen.

  • Wechselbäder, sowie kalte und warme Wickel, um die Betroffenen Bereiche zu stimulieren, die Durchblutung anzuregen und die Schmerzen zu vermindern.

  • Kontrollierte Sportarten wie Wassergymnastik oder Training auf dem Ergometer zur Verbesserung der allgemeinen Fitness

Insgesamt ist es für den Physiotherapeuten wichtig, immer darauf zu achten, dass der Patient sich während der Therapie nicht verletzt, da er ein gestörtes Schmerzempfinden oder eine erniedrigte Sensibilität für Temperaturunterschiede hat.

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Übungen

Um die Polyneuropathien zu behandeln können die Patienten zuhause gezielte Übungen durchführen, um die Nerven durch gezielte Reize zu aktivieren. Das Motto aus dem englischen ist dabei ''use it or lose it''.

1) Übungen für die Füße

  • Stellen Sie sich gerade und aufrecht hinund drücken Sie die Zehenspitzen 10 Sekunden aktiv in den Boden ohne sie dabei einzukrallen. (3 Durchgänge)
  • Gehen Sie barfuß über verschiedene Oberflächen
  • Greifen und zerfetzen Sie mit den Füßen eine am Boden liegende Zeitung

2) Übungen für die Beine

  • Stellen Sie sich auf ein Bein und halten die Balance für 20 Sekunden. Zur Variation können die Augen dabei geschlossen werden oder mit dem Bein, das in der Luft hängt Muster gezeichnet werden.

3) Übungen für die Hände

  • Greifen und Rollen Sie einen kleinen Gymnastikball über ihre Hand und den Unterarm.
  • Füllen Sie eine Schüssel mit Linsen,Bohnen oder Sand und greifen mit der Hand hinein, um die Sensomotorik zu trainieren.

4) Übungen für das Gleichgewicht

  • Stellen Sie sich auf ein Wackelbrett und halten 20 Sekunden eine ruhige Position. Zur Erschwerung einbeinig und mit geschlossenen Augen durchführen.
  • Stellen Sie sich auf eine wackelige Unterlage vor eine Wand. Nun halten Sie die Balance während sie gleichzeitig einen Tennisball gegen die Wand werfen und wieder auffangen. Zur Variation auch einbeinig durchführen.

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Ziele

Bei der Behandlung einer Polyneuropathie ist es natürlich das primäre Ziel der Behandlung die Ursache, die zur Auslösung der Symptome geführt hat, zu beseitigen. Nicht immer ist dies durch eine physiotherapeutische Behandlung möglich. Das Hauptaugenmerk bei der Physiotherapie liegt darauf, die Symptome des Patienten wie zum Beispiel Schmerzen, Gleichgewichtsstörungen, Missempfindungen und Andere zu reduzieren und ihnen somit ein Stück Kontrolle über den eigenen Körper und Lebensqualität zurückzugeben.
Die Weiterentwicklung der Polyneuropathie soll möglichst gestoppt oder zumindest verlangsamt werden, damit es nicht zu einer Chronifizierung oder ernsthaften Ausfällen kommen kann. Um die Ziele der Behandlung zu erreichen ist es von essentieller Bedeutung, dass die Patienten sich an die Therapievorgaben halten und das Grundproblem der Polyneuropathie in den Griff bekommen wird. Als Beispiel sollte eine durch Diabetes ausgelöste Polyneuropathie zunächst behandelt werden, indem der Blutzuckerspiegel des Patienten auf einem konstant gesunden Level gehalten wird.

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Welcher Sport wird empfohlen?

Auch mit einer Polyneuropathie kann und sollte man sogar Sport treiben. Wichtig ist dabei, eine Sportart auszuwählen, die eher sanft ist und dem Betroffenen keine Schmerzen verursacht. Durch die regelmäßige Bewegung werden die Nerven positiv stimuliert, was langfristig zu einer Verbesserung der Symptome führen kann. Geeignete Sportarten bei einer Polyneuropathie sind zum Beispiel Schwimmen, Fahrradfahren, Wassergymnastik, Yoga oder Pilates. Letztendlich müssen die Patienten selbst und in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt herausfinden, welche Sportart für das individuelle Beschwerdebild am besten geeignet ist.

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Diabetische Polyneuropathie

Nervenschädigungen sind bei Diabetes mellitus eine häufige Folgeerkrankung. Aufgrund des zu hohen Blutzuckerspiegels kommt es aufgrund der Zellschädigungen auch zu Schäden an den Nervenenden. Die Schädigungen können dabei sowohl die peripheren Nervenenden, welche zum Beispiel für die Wahrnehmung von Wärme, Kälte und Schmerz verantwortlich sind, als auch die vegetativen Nervenenden, welche die Funktionen vieler Organe steuern, betreffen.
Die diabetische Polyneuropathie ist des Weiteren die Hauptursache für den bekannten diabetischen Fuß, da durch ein vermindertes Schmerzempfinden Verletzungen an den Füßen lange unbemerkt bleiben. Symptome für die Neuropathie beim Diabetes sind Taubheitsgefühle, ein vermindertes Wärme- und Kälteempfinden, ein herabgesetztes Schmerzempfinden, Kribbeln auf der Haut sowie brennende oder bohrende Schmerzen. Wenn Nerven des vegetativen Nervensystems betroffen sind kann es je nach Organ zu Pulsveränderungen, Magen-Darm-Problemen oder Blasenschwäche kommen. Als Ursache für die diabetische Polyneuropathie gilt ein schlecht eingestellter Blutzucker. Für Patienten mit Diabetes ist es daher wichtig jährliche Kontrolluntersuchungen durchführen zu lassen, um Nervenschädigungen frühzeitig zu erkennen. Der Arzt prüft dabei unter Anderem:

  • die Schmerzempfindlichkeit
  • Reflexe
  • Druck- und Berührungsempfindlichkeit
  • Temperaturempfindung

Bei der Therapie einer diabetischen Polyneuropathie geht es vor Allem darum, die Weiterentwicklung zu stoppen und vorhandene Beschwerden zu lindern. Natürlich muss auch noch mehr auf eine gute Einstellung des Blutzuckerspiegel und das Vermeiden von Risikofaktoren wie z.B. Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum geachtet werden.

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Critical Illness Polyneuropathie

Bei der Critical-Illness-Polyneuropathie (CIP) handelt es sich um eine Erkrankung des peripheren Nervensystems die zum Großteil als Folge eines Schweren Traumas und als Folge von künstlicher Beatmung auftritt. Mehr als die Hälfte der Patienten bei denen multiples Organversagen auftritt und die länger als 2 Wochen beatmet werden müssen entwickeln Symptome.  
Die Critical-Illness-Polyneuropathie äußert sich durch

  • Muskelatrophie ( Verringerung der Muskelmasse)
  • symmetrische Paresen (Muskelausfälle) ausgehend von den unteren Extremitäten und in schweren Fällen auch in Gesicht und oberen Extremitäten
  • Lähmungserscheinungen
  • eine erhöhte Dekubitusgefahr

Die genaue Entstehungsursache der CIP ist nicht bekannt, wenn die Patienten jedoch so früh wie möglich behandelt werden und eine entsprechende Therapie eingeleitet wird, erlangen die meisten von Ihnen nach einigen Monaten die motorischen Fähigkeiten wieder zurück. Grundbaustein dafür ist ein konsequenter und gut organisierter physiotherapeutischer Behandlungsplan. Die Diagnose der Critical-Illness-Polyneuropathie erfolgt anhand der Symptome und eines Elektromyogramms (EMG), welches axonale Nervenschäden erkennen lässt. Im weiteren Verlauf kann die Schwere der Polyneuropathie anhand eines Neuropathie-Defizit-Scores, welcher die Erkrankung in verschiedene Schweregrade einteilt, festgestellt werden.

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Alkoholmissbrauch

Auch Alkoholmissbrauch kann zur Entwicklung einer Polyneuropathie führen. Alkohol ist bekanntermaßen ein Nervengift und kann somit auch zu Schädigungen an diesen führen. Typisch für eine Neuropathie durch Alkoholmissbrauch ist, dass sie meistens an den unteren Extremitäten auftritt. Erste Anzeichen dafür können zum Beispiel Taubheit, kribbeln oder ein brennendes Gefühl sein. Betroffene können mitunter ein verändertes Gangbild aufweisen oder auch ein Schwächegefühl in den Beinen haben. Wenn die durch Alkoholmissbrauch hervorgerufene Polyneuropathie rechtzeitig behandelt wird und ein konsequenter Therapieplan eingehalten wird, haben die meisten Patienten gute Chancen auf vollständige Rehabilitation. In schwereren Verläufen kann es aber auch zu einer Chronifizierung des Krankheitsbildes kommen.

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Zusammenfassung

Insgesamt spielt die Physiotherapie bei einer Polyneuropathie also eine entscheidende Rolle in der symptomatischen Behandlung sowie der Verhinderung des Fortschreitens der Erkrankung. Patienten sollten eng mit Ärzten und Physiotherapeuten zusammenarbeiten, um einen optimalen Trainingsplan zu entwickeln, welcher dann konsequent umgesetzt wird.