Physiotherapie bei einem Schienbeinkantensyndrom (Shin splints)

Bei einem Schienbeinkantensyndrom, auch Shin splints genannt, ist die Physiotherapie ein wichtiger Baustein der konservativen Therapie. Ein erfahrener Physiotherapeut wird einen individuell auf den Patienten abgestimmten Behandlungsplan erstellen, indem durch bestimmte Übungen und Massagetechniken der Druck von den betroffenen Strukturen des Schienbeins genommen wird. Ziel der Physiotherapie ist es auch nachhaltig die Ursache, die zur Entstehung des Schienbeinkantensyndroms geführt hat zu behandeln, sodass der Patient für die Signale seines Körpers sensibilisiert wird und dem erneuten Auftreten des Schienbeinkantensyndroms durch die regelmäßige Ausführung entsprechender Übungen und Verhaltensregeln vorbeugen kann.

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Physiotherapie bei einem Schienbeinkantensyndrom (Shin Splints)

Physiotherapie

Wenn ein Patient mit der Diagnose Schienbeinkantensyndrom in der Physiotherapie Einrichtung vorstellig wird, geht es zunächst darum, in einem individuellen Patientengespräch mit anschließender physiologischer Untersuchung herauszufinden, welche Probleme bestehen, wann diese genau aufgetreten sind und ob es Informationen über die Ursache des Schienbeinkantensyndrom gibt. Hat sich der Therapeut erstmal einen Überblick verschafft, kann es mit der eigentlichen Therapie losgehen. Bei dieser steht im Akutstadium der Erkrankung zunächst die Behandlung der Schmerzen im Vordergrund. Kryotherapie und allgemein Kälteanwendungen sind ein gutes Mittel gegen die Schmerzen. Die Periostmassage, welche eine spezielle Massage der Knochenhaut darstellt, hat sich bei einem Schienbeinkantensyndrom auch bewährt. Eine Lockerung der Wadenmuskulatur kann die Symptome zusätzlich lindern. Ein intensives Programm an Dehn- und Kräftigungsübungen für die Waden- , Unterschenkel-, Oberschenkel- und Hüftmuskulatur gehört zum physiotherapeutischen Behandlungskonzept dazu. Diese Übungen sollen dafür sorgen, dass die überreizten Schienbeinstrukturen entlastet werden und auch dauerhaft ein Ausgleich entsteht, der späteren Problemen vorbeugt. Wenn Haltungs- oder Fehlstellungen die Ursache für das Schienbeinkantensyndrom waren, so wird in der Physiotherapie darauf hingearbeitet diese zu beseitigen oder zu korrigieren. Wie schnell und gut die Heilung während der Physiotherapie voranschreitet ist von Patient zu Patient verschieden. Bis zur kompletten Ausheilung des Schienbeinkantensyndroms kann es aber mehrere Wochen bis Monate dauern. Die Ursache lässt sich oft durch eine Lauf/ Ganganalyse analysieren.

Übungen

Für das Schienbeinkantensyndrom gibt es im Rahmen der Physiotherapie einige Übungen, die dazu beitragen sollen die Symptome zu lindern und der Problematik auch langfristig vorzubeugen.

Wadenheben
Bei dieser Übung stellen Sie sich mit den Zehenspitzen auf eine Treppenstufe. Nun drücken Sie sich in den Zehenspitzenstand hoch und senken die Hacke danach bis knapp unterhalb der Treppenstufe hinab. Wiederholen Sie die Übung 15 mal. Zur Erschwerung kann diese Übung auch einbeinig durchgeführt werden.

Zehen Greifen
Stellen Sie sich für diese Übung auf eine gerade Unterfläche. Legen Sie ein kleines Handtuch vor sich auf den Boden, was Sie nun mit den Zehen greifen und leicht anheben. Lassen Sie das Handtuch wieder fallen und wiederholen das Ganze 10 mal.

Einbeinige Brücke
Legen Sie sich auf den Rücken und stellen die Füße möglichst nah an ihrem Gesäß auf. Nun drücken Sie ihr Gesäß in Richtung Decke, sodass Oberschenkelrückseite und Rücken eine gerade Linie bilden. Heben Sie nun ein Bein an und strecken es gerade nach oben aus. Halten Sie die Position 15 Sekunden und wechseln dann die Seiten.

Dehnung der Wadenmuskulatur
Stellen Sie sich gerade und aufrecht hin. Überkreuzen Sie dann die Beine, sodass der rechte Fuß links neben dem linken Fuß steht. Beugen Sie nun den Oberkörper bei gestreckten Beinen soweit wie möglich nach Vorne. Sie sollten nun eine Dehnung in der Wade spüren. Halten Sie diese für 15 Sekunden.

Weitere Übungen entnehmen Sie bitte den Artikeln:

Blackroll

Auch mit der sogenannten Blackroll (auch Faszienrolle genannt) kann ein Schienbeinkantensyndrom behandelt werden. Wichtig hierbei ist allerdings, dass die akute Entzündung abgeklungen ist. Die Blackroll soll dafür sorgen, dass sich die Muskulatur optimal entspannt und regenerieren kann. Dies wird dadurch möglich, dass durch das Rollen über die Blackroll Verklebungen in der Ummantelung der Muskulatur, den Faszien, gelöst werden. Durch das Ausrollen wird die Durchblutung gefördert und der Stoffwechsel der Muskulatur angekurbelt, sodass der Heilungsprozess bei richtiger Ausführung gefördert wird.

Ausführung:
Für ein Schienbeinkantensyndrom bedeutet dies, dass sich der Betroffene in den Vierfüßlerstand begibt. Die Blackroll wird dann unter dem Knie des betroffenen Beines positioniert. Nun wird durch langsames auf und abrollen entlang des Schienbeins die Muskulatur bearbeitet. Ganz wichtig bei der Durchführung ist, das nicht direkt auf dem Schienbeinknochen gerollt wird, sondern rechts oder links daneben. Dies gewährleistet ein optimales Erreichen der Muskulatur. Sie entscheiden als Patient selbst, wie viel Druck Sie bei der Durchführung ausüben wollen. Als Maßstab gilt generell die Schmerzgrenze. Beim arbeiten mit der Blackroll ist es zudem wichtig, dass die Ausführung sehr langsam erfolgt, das kann auch bedeuten nur 2-3cm pro Minute. Nur so kann eine gute Wirkung erzielt werden. Wenn Sie sich unsicher sind, lassen Sie sich die Ausführung der Übungen mit eine Blackroll am Besten von einem geschulten Therapeuten vorführen.

Lesen sie mehr zu diesem Thema in den Artikeln:

Bandage

Eine Bandage kann bei einem Schienbeinkantensyndrom als unterstützende Maßnahme die Schmerzen lindern. Die Bandage dient hier nämlich im Gegensatz zu ihrer wohl bekanntesten Wirkung, der Stabilisierung bei Gelenken eher als durchblutungsförderndes und Wärmeerzeugendes Hilfsmittel. Wichtig bei der Anwendung ist, dass die Bandage richtig gewickelt wird, sodass sie weder zu fest noch zu locker sitzt. Auch die Breite der Massage sowie der Zug sind wichtig. Daher sollten Sie sich von einer Fachkraft beraten lassen, im Falle einer Anwendung der Bandage. Obwohl die Bandage dazu beitragen kann die Symptome zu verringern, ist es wichtig, das die Betroffenen das Bein trotzdem schonen und auf Sport verzichten. Auch sollte die Bandage nicht über Nacht getragen werden sondern nur dann, wenn der Patient auch aktiv ist, da es sonst zu Problemen kommen kann. Ob eine Bandage für ihre Situation eine sinnvolle Ergänzung zur Therapie darstellt besprechen Sie am besten mit ihrem behandelnden Arzt oder Therapeuten.

Salbe

Symptomatisch kann das Schienbeinkantensyndrom auch mit verschiedenen Salben behandelt werden. Diese haben den Vorteil, dass sie genau auf den schmerzenden Bereich aufgetragen werden können. Der Nachteil ist, dass die Salben nur lokal wirken und nicht tief genug in die Haut eindringen, um das Problem an der Ursache zu behandeln. Die Salben dringen nur oberflächlich durch die ersten Hautschichten und werden dann vom lymphatischen System aufgenommen. Ziel der Anwendung von Salben ist in erster Linie die Schmerzbehandlung sowie eine bedingt entzündungshemmende Wirkung. Mittel der Wahl bei einem Schienbeinkantensyndrom sind hier Salben mit dem Wirkstoff Diclofenac, der sowohl schmerzstillend als auch entzündungshemmend wirkt. Eine weitere Möglichkeit ist die Behandlung mit einer Wärmesalbe wie z.B. Finalgon oder Teufelskrallen Salbe. Die entstehende Wärme wirkt durchblutungsfördernd und kann so die Schmerzen lindern. Nicht jeder kann aber das Gefühl einer Wärmesalbe auf der haut vertragen, auch allergische Reaktionen sind möglich. Zusätzlich zu diesen Salben gibt es auch noch Anwendungen aus der Homöopathie, dazu zählt zum Beispiel die Arnika-Salbe oder Traumeel Creme. Auch diese tragen dazu bei, entzündliche Prozesse einzudämmen und die Schmerzen zu lindern. Jedoch sollte auch die Anwendung einer Salbe nicht als Allheilmittel angesehen werden, da es wie gesagt nicht die Ursache des Problems behebt.

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Einlagen

Da das Schienbeinkantensyndrom oft als Folge von Fehlstellungen oder falscher Bewegungsausführung sowie dem Laufen auf zu hartem Untergrund auftritt, kann eine sinnvolle Therapie der Einsatz von speziellen Einlagen sein. Diese haben zum Ziel, den Druck optimal auf dem gesamten Fuß zu verteilen, um so die überanspruchten Strukturen zu entlasten. Die Einlagen sollen zudem die korrekte Bewegungsausführung fördern und ein leichteres Abrollen ermöglichen, sodass der Reiz auf die Schienbeinkante minimiert wird.Die passenden Einlagen können von Ärzten verschrieben werden oder in speziell ausgestatteten Geschäften mit geschultem Personal erworben werden. Meist ist eine individuelle Anpassung der Einlagen erforderlich.

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Kompressionsstrümpfe

Eine weitere gute Möglichkeit die von vielen Leistungs- und Hobbysportlern präventiv genutzt wird sind Kompressionsstrümpfe. Dabei handelt es sich um sehr eng anliegende Strümpfe die sich genau der Beinform anpassen. Unser Herz pumpt unentwegt Blut durch den Körper, besonders im Stehen oder Sitzen ist es eine besondere Herausforderung, das Blut von den Beinen wieder zurück zum Herzen zu transportieren. Durch den Druck den die Kompressionsstrümpfe ausüben, wird der Rückfluss des Blutes erleichtert. Ein weiterer Vorteil der Strümpfe ist, dass diese die Waden- Fußmuskulatur und die umliegenden Strukturen eng zusammenhalten. Durch diese Kompression haben die Stöße die beim Laufen auf die Beine einwirken eine verminderte Kraft, sodass die Beine nicht so stark beansprucht werden. Auch hier ist es jedoch wichtig, dass die Kompressionsstrümpfe erst dann eingesetzt werden, wenn die akute Entzündungsphase vorüber ist.

Zusammenfassung

Die Physiotherapie bildet bei einem Schienbeinkantensyndrom die Haupttherapieform bei der konservativen Therapie. Durch die in der Physiotherapie angewandten Techniken und Übungen, schaffen es die meisten Patienten innerhalb kurzer Zeit die Schmerzen in den Griff zu bekommen und bekommen ein besseres Körpergefühl. Vorher bestehende Fehlhaltungen oder falsche Bewegungsausführungen werden im Zuge der Therapie korrigiert und die Patienten bekommen wichtige Übungen mit auf den Weg, die Ihnen auch nachhaltig helfen das Schienbeinkantensyndrom in Schach zu halten.