Physiotherapie bei einer Spastik

Die Physiotherapie bildet eine wichtige Grundlage bei jeder Therapie einer Spastik. Durch einen gezielt auf den Patienten zugeschnittenen Trainingsplan werden Muskelgruppen effektiv gedehnt und gekräftigt, um Muskelspannungen zu lindern und Steifigkeiten vorzubeugen.

Primäres Ziel ist es alltägliche Bewegungsabläufe zu normalisieren, sodass die Betroffenen trotz der Spastik gut zurecht kommen und die Kontrolle über den eigenen Körper ein Stück weit zurückgewinnen. Je nach Ursache der Spastik kann der Therapieverlauf dabei variieren. In der Regel wird er aber von Ärzten und Therapeuten in Übereinstimmung festgelegt.

Physiotherapeutische Maßnahmen

Bei der Physiotherapie geht es bei der Behandlung einer Spastik vor allem darum die Symptome des Patienten zu lindern und einen normalen Bewegungsablauf wieder zu ermöglichen. Heilbar ist eine Spastik jedoch in der Regel nicht, sodass die Patienten von Anfang an mit klaren Vorstellungen über die Ziele in die Therapie gehen sollten. Verschiedene Therapieansätze haben sich dabei bewährt:

  1. Übungen
    Hierbei geht es zum einen um aktive Übungen, die vom Patienten selbst durchgeführt werden. Besonders Kräftigungsübungen sowohl für die von der Spastik betroffene Muskulatur als auch für die gesunde Muskulatur sollen dafür sorgen, die Symptome zu verringern und Bewegungsabläufe zu erleichtern. Zum anderen werden vom Physiotherapeuten passiv die Gliedmaßen des Patienten bewegt, um diese mobil zu halten.

  2. Sport
    Therapieverfahren welche einen eher sportlichen Charakter haben wie zum Beispiel Wassertherapie (siehe auch: Wassergymnastik), wobei die Patienten Bewegungen leichter durchführen können, da keine große Muskelkraft benötigt wird oder Reiten, wobei die natürliche Bewegung beim Gehen nachgeahmt wird. Entspannende Sportarten wie Yoga und Pilates helfen ebenfalls dabei den Muskeltonus zu senken und den Patienten wieder an normale Bewegungsmuster zu gewöhnen.

  3. Physiotherapie nach Bobath
    Bei diesem Konzept geht es darum, dass das Gehirn lernen soll die Funktionen der geschädigten Bereiche auf gesunde Hirnareale zu übertragen, um damit den Ursprungszustand weitestgehend wiederherzustellen. Während der Therapie liegt das Hauptaugenmerkt daher auf dem Training der gestörten Körperareale.
    Lesen Sie mehr zu diesem Thema: Krankengymnastik nach Bobath

  4. Manuelle Therapie und Massagen
    Durch bestimmte Grifftechniken und lockernde Massagen wird versucht die Muskelspannungen zu verringern und so das Risiko für eine Spastik zu vermindern.

Grundsätzlich wird für jeden Patienten individuell ein auf die Bedürfnisse abgestimmter Therapieplan entwickelt.

Übungen

  1. Bewusstes Gehen
    Machen Sie einen kleinen Spaziergang und achten bei jedem Schritt darauf die Zehenspitzen anzuziehen und den Fuß bewusst von der Ferse zur Fußspitze abzurollen.

  2. Koordination
    Stellen Sie sich gerade und aufrecht hin. Nun tippen Sie mit der rechten Fußspitze seitlich auf den Boden und strecken gleichzeitig den linken Arm nach oben links zur Seite. 5 Wiederholungen, dann die Seiten wechseln.

  3. Kraft und Balance
    Stellen Sie sich neben eine Wand oder einen Tisch und heben ein Bein im 90° Winkel an. Halten Sie die Position 20 Sekunden und wechseln dann die Seiten.

  4. Koordination
    Nehmen Sie einen kleinen Ball die die Hände und lassen ihn im Uhrzeigersinn um den Körper kreisen. Nach 10 Umrundungen die Richtung wechseln. 2 Durchgänge.

  5. Kraft
    Legen Sie sich auf den Bauch und stellen Unterarme und Zehenspitzen auf. Drücken Sie sich nun hoch, sodass der Körper eine gerade Linie bildet. Halten Sie die Position 20 Sekunden.

  6. Kraft
    Führen Sie 3 mal 10 Kniebeugen durch. Zur Erschwerung können diese auch einbeinig oder auf einer wackeligen Unterlage durchgeführt werden.

Spastik bei MS

Die Spastik ist eines der häufigsten Symptome bei Multipler Sklerose. Die Ausprägung der Spastik kann dabei bei den einzelnen Patienten stark variieren. Auch die Auslöser der Spastik können verschieden sein (z.B. Verdauungsstörungen, Schmerzen, falsche Bewegungsabläufe). Die Symptome der Spastik können von kaum sichtbaren Beeinträchtigungen bis hin zu kompletten Lähmungserscheinungen führen.

Für Außenstehende ist eine Spastik bei MS nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, da sie sich durch die verschiedensten Symptome manifestieren kann. Dazu gehören auch Schluckbeschwerden, Atemwegsinfektionen oder Druckgeschwüre - alle eine Folge der erhöhten Muskelspannung.

Um den Patienten das Leben zu erleichtern gibt es eine Reihe von Möglichkeiten die Spastik bei MS zu behandeln. Neben der medikamentösen Therapie zur Senkung der Muskelspannung bedeutet das vor allem Physiotherapie. Bewährt haben sich dabei die Physiotherapie nach Bobath und die Medizinische Trainingstherapie.

Daneben können auch manuelle Therapie und das Durchführen gezielter Übungen zur Dehnung und Kräftigung der Muskulatur helfen, die Probleme in den Griff zu bekommen und die Symptome zu lindern.

Patienten mit einer Spastik sollten darauf achten, das sie auch außerhalb der regulären Therapie aktiv bleiben und etwas gegen die Spastik unternehmen, da nur durch regelmäßiges Training auch langfristige Erfolge erzielt werden können.

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Wie kann man Spastik lösen?

Um eine Spastik zu lösen gibt es eine Reihe verschiedener Therapieansätze, die Linderung verschaffen sollen. Grundsätzlich ist es das Ziel einer jeden Therapie die erhöhte Muskelspannung, die zur Entstehung der Spastik geführt hat, zu senken. Im Idealfall sollte in diesem Zuge natürlich die Ursache, die für den hohen Muskeltonus verantwortlich ist, mitbehandelt werden, damit das Problem nicht nochmal entsteht oder so gut in den Griff bekommen wird, dass der Patient durch die Spastik nicht stark eingeschränkt wird. Linderung verschaffen zum Beispiel:

  • krampflösende Medikamente die den Muskeltonus dauerhaft senken sollen (Benzodiazepine, Botox und viele Andere)

  • Entspannungsübungen wie Yoga, Pilates oder autogenes Training

  • Physiotherapie mit individuellen Therapieansätzen je nach Ursache der Spastik, insbesondere Übungen und Mobilitätstraining, sowie verschiedene Therapiekonzepte wie MTT oder Physiotherapie nach Bobath

  • Operationen, wenn die Ursache der Spastik dies erfordert

  • Ergotherapie

  • Psychotherapie

  • Gruppentherapie

Spastik nach Schlaganfall

Infolge eines Schlaganfalls kommt es bei vielen Betroffenen zu Lähmungserscheinung oder der Ausbildung einer Spastik. Betroffen von der Spastik sind hierbei insbesondere die Extremitäten, also Arme und Beine. Die Spastik entsteht durch einen erhöhten Muskeltonus und führt häufig langfristig zu einer Schwächung der Muskulatur. Typisch führ eine Spastik nach einem Schlaganfall sind nach innen gedrehte Füße oder ein an die Brust gepresster Arm.

Um die Spastik zu behandeln stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.

Zum einen wird versucht die Muskelspannung mit Hilfe von spannungslösenden Medikamenten zu senken. Dazu gehören zum Beispiel Benzodiazepine, Memantin oder bei schweren Spastiken auch Botulinumtoxin.

Zusätzlich zur medikamentösen Therapie wird die Spastik auch konservativ durch Physiotherapie behandelt. Dabei geht es neben Übungen, Massagen, manueller Therapie und gezielter Krankengymnastik zur Verbesserung von Bewegungsabläufen auch darum, andere Gehirnareale zu stimulieren, um die Aufgaben der beschädigten Bereiche zu übernehmen.

Durch einen gut auf den Patienten abgestimmten Therapieplan und regelmäßiges Training können so bei vielen Patienten mit einer Spastik nach einem Schlaganfall gut Erfolge erzielt werden.

Umfangreiche Informationen zu diesem Thema finden Sie in diesen Artikeln:

Gangtraining bei einer Spastik

Das Gangtraining bei einer Spastik im Zuge der Multiplen Sklerose ist wichtig, um die Störungen in den Griff zu bekommen oder zumindest soweit zu verbessern, dass die Betroffenen sich ohne Probleme fortbewegen können und in ihrem Alltag weniger eingeschränkt sind. Um dieses Ziel zu erreichen geht es vorwiegend darum, die verloren gegangene Muskelkraft wieder herzustellen, Ungleichmäßigkeiten auszugleichen und Verspannungen in der Muskulatur zu lösen.

Bei Gangtraining geht es dann um spezifische Übungen zur Kräftigung der Muskulatur und zur Verbesserung der Koordination und des Gleichgewichtes. Eine Ganganalyse und Korrektur auf dem Laufband, hilft den Betroffenen ein besseres Gefühl für ihren Körper zu entwickeln, sodass falsche Bewegungsabläufe eigenständig erkannt und korrigiert werden können.

Zusätzlich können andere Therapiemethoden wie zum Beispiel  manuelle Therapie, Elektrostimulation oder Wärme- und Kälteanwendungen dazu beitragen, dass neue Impulse an die Nerven gesendet werden, damit ein harmonisches Zusammenarbeiten der verschiedenen Muskelgruppen verbessert wird und reibungslos ablaufen kann.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema: Krankengymnastik Gangtraining

Zusammenfassung

Insgesamt spielt die Physiotherapie bei der Behandlung einer Spastik eine wichtige Rolle. Da die Probleme auf denen die Spastik beruht meist muskulär bedingt sind, können durch gezieltes körperliches Training und Lockerungsübungen gute Erfolge bei der physiotherapeutischen Behandlung erzielt werden. Ein individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Patienten abgestimmter Trainingsplan hilft dabei, gesetzte Ziele zu erreichen und bietet den Betroffenen auch außerhalb der Therapie die Möglichkeit die erlernten Übungen weiter umzusetzen und so aktiv etwas gegen ihre Spastik zu unternehmen. Welche Behandlungsmethode am geeignetsten ist, entscheidet der Therapeut je nach Einzelfall in Rücksprache mit dem Arzt und Patienten.