Rückenschule bei einer Spinalkanalstenose in der LWS

Von einer Spinalkanalstenose spricht man, wenn es zu einer Einengung des Wirbelkanals kommt, in dem sich das Rückenmark mit den Nerven befindet. Es kann zu regionalen Rückenschmerzen aber auch zu neurologischen Ausfallerscheinungen im Bereich der Sensibilität oder der Motorik kommen. Die Einengung des Rückenmarks ist durch anatomische Gegebenheiten, degenerative Veränderungen oder andere Raumforderunge bedingt, kann aber auch durch bestimmte Haltungen oder Bewegungen verstärkt werden. Daher nimmt die Rückenschule als Teil der physiotherapeutischen Behandlung einen bedeutenden Platz ein, um auch im Alltag Probleme, die mit einer Spinalkanalstenose einhergehen zu reduzieren.

Übungen für zu Hause

Durch eine nach vorne gebeugte Haltung wird der Wirbelkanal weniger eingeengt als bei einer aufgerichteten gestreckten Haltung. Nichts desto trotz ist es wichtig auch bei einer Spinalkanalstenose den Rücken so weit es geht kräftig, mobil und in einer physiologischen aufgerichteten Haltung zu bewahren. Hierzu gibt es eine Vielzahl verschiedener Übungen. Neben der Kräftigung der Muskulatur steht die Verbesserung und der Erhalt der Beweglichkeit im Vordergrund. Hierbei wird auch die Durchblutung und Versorgung des Gewebes günstig beeinflusst.

  • Bauchmuskelübung für eine aufrechte Haltung
    Aus der Rückenlage wird die LWS fest in die Unterlage gedrückt, sodass kein Abstand mehr zwischen Rücken und Unterlage bleibt. Die Bauchmuskulatur wird hierfür angespannt. Die Beine werden angestellt, sodass die Fersen auf dem Boden stehen, die Knie sind etwa 90 Grad gebeugt. Ein Knie nach dem anderen wird nun kontrolliert vom Boden angehoben und zur Brust geführt, dann wieder kontrolliert abgesetzt. Die Bewegung wird abwechselnd mit beiden Beinen ausgeführt. Wichtig ist, dass die LWS die ganze Zeit Kontakt zum Boden behält. Die Bauchmuskulatur soll die Wirbelsäule stabilisieren, die Atmung wird nicht angehalten.
     
  • Bauchmuskelübung für aufrechte Haltung im Stand
    Die erste Übung kann erweitert werden, um die Rumpfspannung auch im Alltag nutzen und verbessern zu können. Ausgangsstellung ist der aufrechte Stand. Die Knie sind leicht gebeugt, die Füße stehen etwa hüftbreit auseinander, das Gesäß ist angespannt, die Bauchmuskulatur wird aktiviert (Bauchnabel zur Wirbelsäule ziehen). Nun wir wieder ein Bein nach dem anderem kontrolliert und langsam angezogen während der gegenüberliegenden Arm ebenfalls gehoben wird, als würden man in Zeitlupe marschieren. Der Fokus liegt darauf, den Rücken und Rumpf stabil zu halten. Das Bewegungsausmaß beginnt klein und kann mit der Zeit gesteigert werden.
    Kräftigungsübungen können in 3-4 Sätzen mit je 12-15 Wiederholungen ausgeführt werden.
     
  • Beweglichkeitsübung mit Stab
    Die Beweglichkeit der Wirbelsäule sollte erhalten bleiben, außerdem regen Mobilisationsübungen die Durchblutung an und verbessern die Versorgung des Gewebes. Eine einfache Übung ist das „Kanufahren“ hierzu sitzt der Patient auf einem Hocker oder steht aufrecht und gerade. Vor dem Körper hält er einen Stab (z.B. Einen Besen) in den locker gestreckten Armen. Nun bewegt er den Stab in großen Achten vor dem Körper als wolle er mit einem Paddel neben sich Wasser weg rudern. Die Bewegungen sind weit und ausladen, sodass sie sich auf die Wirbelsäule übertragen. Der Blick folgt den Bewegungen.
    Die Übung kann in 3-4 Sätzen mit je 15-20 Wiederholungen ausgeführt werden.
     
  • Entspannungsübung und Dehnung Da es manchmal zu starken Schmerzen kommt, die besonders durch die Aufrichtung der Wirbelsäule verschlimmert werden, soll hier auch eine Entlastungsübung für die Wirbelsäule erklärt werden. Wer gut beweglich ist kann den Päckchensitz, oder die Kindposition aus dem Yoga einnehmen. Leichter ist folgende Übungen: Der Patient nimmt auf einem Stuhl oder Hocker Platz und lässt den Oberkörper so weit es geht nach vorne über die Knie fallen. Die Endposition sollte entspannt sein. Im besten fall kann er seinen kopf auf den knien oder zwischen den Knien ablegen. Sollte der Patient nicht ausreichend beweglich sein, kann ein Kissen zu Hilfe genommen werden, oder die Arme stützen den Oberkörper. Durch die Dehnung wird die Wirbelsäule auseinander gezogen und die Muskulatur gedehnt.
    Die Position kann 30 sec bis einige Minuten gehalten werden, bevor sie langsam wieder gelöst wird.

Weitere einfache Übungen finden Sie hier: Übungen bei einer Spinalkanalstenose in der LWS

Übungen ohne Gerät

Es gibt auch Übungen die ohne Hilfsmittel ausgeführt werden können:

  • Bauchmuskeltraining in Rückenlage
    Aus der Rückenlage werden beide Beine im 90 Grad Winkel angehoben, die Knie sind gebeugt, die Füße werden angezogen. Der untere Rücken bleibt während der gesamten Übung im Kontakt mit der Unterlage.  Durch bewusstes Anspannen der Bauchmuskeln wird nun das Becken auf der Unterlage zum Körper gerollt, sodass sich die Knie leicht in Richtung Brust bewegen. Bei der Ausatmung findet die Anspannung, während der Einatmung die Entspannung statt. Die Übung trainiert die tiefen und unteren Bauchmuskeln und wirkt einem belastenden Hohlkreuz entgegen.
    Die Übung kann in 3-4 Sätzen a 15 Wiederholungen ausgeführt werden.
     
  • Rumpfspannung im Stand
    Aus dem aufrechten Stand geht der Patient in eine leichte Kniebeuge. Das Gesäß wird nach hinten geschoben, die Knie sind leicht gebeugt, zeigen aber nicht über die Zehen hinweg. Die Wirbelsäule bleibt gerade. Die Rumpfmuskulatur wird aktiviert. Nun werden die Arme vor dem Körper gestreckt und in kleinen“Hack-Bewegungen“ gestreckt auf und ab bewegt. Der Oberkörper bleibt dabei stabil. Die Rumpfmuskulatur muss die Bewegung der Arme ausgleichen. Die Atmung wird nicht angehalten.
    Nach etwa 30 sec Belastung folgt eine Pause, die Übung kann in 3 Sätzen ausgeführt werden.
     
  • Rumpfstabilität im Stand
    Der Patient steht aufrecht mit leicht gebeugten Knien im hüftbreiten Stand. Er streckt die Arme vor dem Körper aus und faltet die Hände. Nun bewegt er die Arme in einer großen liegenden Acht. Das Becken bewegt sich dabei nicht mit, der Oberkörper bleibt aufrecht, die Rumpfmuskulatur muss anspannen, um die Position zu stabilisieren.
    Die Übung kann in 3-4 Sätzen mit je 15-20 Wiederholungen ausgeführt werden.
     
  • Mobilisation im Vierfüßlerstand
    Eine gute Übung, um die Mobilisation der Wirbelsäule zu verbessern, ist aus der Vierfüßlerstand möglich. Der Patient platziert seine Hände unterhalb der Schultern und seine Knie unter den Hüften. Der Blick ist nach vorne unten in Richtung Boden gerichtet. Nun lässt er seinen Rücken sanft ins Hohlkreuz fallen (nur so weit es angenehm ist, bei Patienten mit Spinalkanalstenose kann das unangenehm sein). Anschließend streckt er den Rücken weit nach oben, als ob er einen “Katzenbuckel” machen wollte, hierbei kann das Kinn auch zur Brust gezogen werden.
    Die Übung kann in 3-4 Sätzen a 15-20 Wiederholungen ausgeführt werden.

Übungen am Gerät

Neben den bisher beschriebenen Übungen kann auch mithilfe von Geräten die Rückenmuskulatur gestärkt und stabilisiert werden.

  • Butterfly Reverse
    Bei dieser Übung wird die Muskulatur der Brustwirbelsäule und der Schulterblätter gekräftigt, dies kann eine aufrechte Haltung unterstützen und so bei Beschwerden durch die Spinalkanalstenose helfen. Wichtig ist es die Übung kontrolliert und sauber auszuführen. Die Arme sollten nur so weit nach hinten geführt werden, dass die Hände noch im Sichtfeld bleiben. Die Burst hält die ganze Zeit Kontakt zum Polster.
     
  • Bauchpresse an der Rolle
    Es gibt Geräte, weche die Durchführung von Sit Ups zum Training der Bauchmuskeln erleichtern sollen. Diese können bei schwacher Bauchmuskulatur auch bei der Spinalkanalstenose hilfreich sein, um eine verbesserte Haltung zu gewährleisten. Der Rücken sollte während der Übung ständig im Kontakt zum Boden bleiben. Die Hände sollten nur locker auf dem Gerät abgelegt werden. Die Spannung kommt aus dem Bauch nicht aus den Armen.
     
  • Rückenstrecker
    Der Rückenstrecker ist ein Gerät mit dem die aufrichtende Muskulatur der unteren Wirbelsäule trainiert wird. Der Patient geht dabei in eine Streckung der Wirbelsäule. Dies kann bei einer Spinalkanalstenose unangenehm sein. Das Bewegungsausmaß für die Übung sollte mit einem Therapeuten abgesprochen werden. Bei angepasster, sauberer Durchführung kann diese Übung hilfreich sein. Allerdings ist beim Rückenstrecker besondere Vorsicht geboten.
     
  • Rudern
    Das Rudern ist eine gute Übung, um die Aufrichtung der BWS zu verbessern und die Statik und damit auch die Belastung der LWS zu verbessern. Wichtig ist es auf eine aufrechte Haltung zu achten. Der Bauch sollte während der Übung angespannt, der Rumpf stabilisiert sein. Die Bewegung kommt aus den Armen und den Schulterblättern, die sich während der Übung hinten am Rücken zusammen ziehen, als wolle man ein 2 Euro Stück zwischen den Schulterblättern fixieren.

Weitere Informationen zu den Übungen bei einer Spinalkanalstenose finden Sie hier:

Verhalten am Arbeitsplatz

Menschen, die an einer Spinalkanalstenose leiden, sollten auch ihren Arbeitsplatz entsprechend einrichten, um die Wirbelsäule nicht weiter zu belasten. Eine ständig vorgebeugte Haltung kann zwar die Strukturen entlasten, sollte aber dennoch vermieden werden. Um bei akuten Beschwerden, oder nach längerer Belastung für Entspannung zu sorgen, sollte es dem Patienten aber dringend möglich sein, auch am Arbeitsplatz eine vorgebeugte entlastende Stellung einzunehmen. Der Arbeitsplatz sollte entsprechend angepasst werden. Es sollte auf eine angenehme Sitzposition geachtet werden, bei der der Patient sich anlehnen und den Rücken entlasten kann. Ständiges Stehen sollte vermieden werden. Ein Hocker oder eine mobile Sitzeinrichtung sollte für Pausen zur Verfügung stehen, dass er sich auch nach langem Stehen eine Auszeit ermöglichen kann. Grundsätzlich gilt für richtiges Verhalten am Arbeitsplatz mit Spinalkanalstenose, dass Bwegungen und Haltungen vermieden werden sollten, bei denen es zu einer Verschlechterung der Symptomatik kommt. Wenn keine Maßnahmen getroffen werden können, um Abhilfe zu schaffen, sollte Rücksprache mit dem Arbeitgeber und einem entsprechendem Arzt gehalten werden, um gegebenenfalls bessere Arbeitsbedingungen für den Patienten zu finden.

Was muss ich im Alltag beachten?

Patienten mit Spinalkanalstenose sollten auch dringend im Alltag auf ihre Beschwerden achten. Bewegungen, die die Symptomatik verschlimmern, also z.B. ein Kribbeln in den Beinen oder Schmerzen verursachen, sollten vermieden werden. Überkopfarbeit mit beiden Händen erhoben oder Aktivitäten, bei denen ständig eine überstreckte oder rotierten Haltung eingenommen wird, können dem Patienten schaden. Langes Stehen sollte vermieden werden. Beim Gehen kann über Hilfsmittel, wie z.B. einen Rollator nachgedacht werden, um ein entlastendes Abstützen nach vorne zu ermöglichen. Schweres Heben, oder Sprünge, die die Wirbelsäule stauchen, gilt es ebenfalls zu vermeiden. In einer Rückenschule kann der Patient mit Spinalkanalstenose lernen, wie er sich im Alltag rückengerecht verhält. Hierzu gehört das Heben und Tragen von Gegenständen, aber auch die allgemeine Haltung wird bewusst gemacht und korrigiert. Transfers zum Beispiel von der Seite in die Rückenlage, oder vom Liegen in den Sitz können optimiert werden, sodass die Wirbelsäule möglichst wenig belastet wird.

Zusammenfassung

Bei einer Spinalkanalstenose gilt es, den Rücken möglichst nicht weiter zu belasten. Besonders die Streckung der Wirbelsäule kann für den Patienten unangenehm sein. In der Rückenschule lernt er, sich im Alltag und bei der Arbeit rückengerecht zu verhalten. Durch verschiedene Übungen mithilfe von Geräten oder auch ohne kann er in der Therapie aber auch zu Hause die Beweglichkeit und die Stabilität der Wirbelsäule verbessern. Eine physiologische Haltung ist dabei besonders wichtig. Außerdem gibt es einige Übungen, mit welchen der eingeengte Wirbelkanal entlastet werden kann.

Mehr und genauere Informationen über diese Erkrankung finden Sie unter diesem Artikel:
Spinalkanalstenose

Weiter Informationen zur Rückenschule generell können Sie in diesem Artikel nachlesen:
Rückenschule

Falls Sie nach anderen nichtinvasiven Behandlungsmölichkeiten suchen, finden Sie in diesem Artikel weitere Informationen:
Spinalkanalstenose in der LWS - konservative Behandlung ohne OP