Übungen nach einer Sprunggelenksfraktur

Die Sprunggelenksfraktur ist eine recht häufig auftretende Fraktur. Das obere Sprunggelenk setzt sich aus drei Knochen zusammen: der Fibula (Wadenbein), der Tibia (Schienbein) und dem Talus (Sprungbein). Das untere Sprunggelenk besteht aus dem Talus, dem Calcaneus (Fersenbein) und dem Os naviculare (Kahnbein). Wenn man von einer Sprunggelenksfraktur spricht, ist meist das obere Sprunggelenk gemeint.

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Übungen zum Stärken und Stabilisieren

Nach einer Sprunggelenksfraktur wird das Sprunggelenk meist für einige Zeit ruhig gestellt. Hierdurch heilt zwar das Gelenk, die stabilisierende Muskulatur atrophiert (baut ab) aber durch die Immobilisation. Wenn nun das Gelenk wieder belastet oder beübt werden darf, ist die Muskulatur häufig nicht in der Lage das Gelenk sicher zu stabilisieren. Dies gilt es in der Therapie zu trainieren um den eventuell instabilen Kapselbandapparat zu entlasten.

1. Übung (Frühstadium)
In Frühstadien sollte der Fuß nach schweren Frakturen nur in die in die Plantaflexion - Strecken des Fußes und sanft in die Dorsalextension - Heben des Fußrückens, trainiert werden um die Malleolengabel (Spange zwischen Fibula und Tibia) nicht zu dehnen. Seitliche Bewegungskomponenten wie das Heben der Außenkante (Pronation) oder der Innenkante (Supination) werden erst später in das Training integriert. Der Patient sollte die Bewegungsübungen aktiv ausführen.

2. Übung (belastungsstabile Phase)
Ab der belastungsstabilen Phase, das heißt, wenn der Patient seinen Fuß wieder dem Körpergewicht aussetzen darf, ist in der geschlossenen Kette zu trainieren. Vom Training in der geschlossenen Kette spricht man, wenn der Fuß auf dem Boden steht und von oben mit dem Körpergewicht belastet wird, wie das auch im Gang physiologischerweise der Fall ist. Zunächst wir die gleichmäßige Gewichtsverteilung auf beiden Füßen beübt, anschließend ein kurzfristiger Einbeinstand durch das vor und zurücksetzen des gesunden Fußes, während der betroffene Fuß sicher am Boden bleibt. Das Sprunggelenk muss nun die Gewichtsverschiebung, die durch die Schrittbewegung des gesunden Fußes geschieht, ausgleichen.
Variation: Wenn das sicher und schmerzfrei möglich ist, kann die Übung auf veränderten Untergründen stattfinden. Weiche Matten, Therapiekreisel oder ähnliches bieten sich an. Die Belastung des Fußes kann anschließend gesteigert werden indem zum Beispiel im Ausfallschritt trainiert wird, oder - eine sehr hohe koordinative Anforderung, im Einbeinstand. Der Patient kann, wenn er die Position sicher halten kann, durch bestimmte Reize abgelenkt werden. Beispielsweise soll er im Einbeinstand einen Ball prellen oder fangen.

Weitere Übungen für das Sprunggelenk finden Sie in den Artikeln:

Übungen für die Beweglichkeit

Neben der steigenden Belastung sollte, sobald alle Bewegungsrichtungen - auch seitliche Komponenten, frei gegeben sind, auch die Mobilität des Fußen trainiert werden. Gymnastik für das Fußgewölbe runden das Training ab.

1. Fersenschaukel 
Für die Dorsalextension (Heranziehen des Fußrückens) und die Plantaflexion (Strecken des Fußes) bietet sich die so genannte Fersenschaukel aus der funktionellen Bewegungslehre an. Der Patient befindet sich im Langsitzt. Der Fuß wird maximal gestreckt. Aus dieser Position wird die Ferse auf der Unterlage fixiert, sie soll sich während der Übung nicht mehr von der Stelle bewegen. Um nun die Dorsalextension zu beüben, zieht der Patient den Fußrücken Richtung Schienenbein an. Um den Winkel im oberen Sprunggelenk noch zu verkleinern und die Bewegung zu vergrößern muss nun das Knie angehoben werden, da die Ferse sich auf der Unterlage nicht mehr bewegen soll. Beide Gelenkpartner bewegen sich nun aufeinander zu, der Winkel im Gelenk wird maximal klein. Für die Plantaflexion werden nun die Kniekehle in die Unterlage gedrückt und der Fuß maximal lang gestreckt. Beide Gelenkpartner entfernen sich voneinander. Man spricht von widerlagernder Mobilisation, eine gute Technik um Ausweichmechanismen vorzubeugen und eine maximal mögliche Mobilisation auszuschöpfen. Die Übung soll nicht schmerzhaft sein und nur wenig anstrengend. Es können etwa 15-20 Wiederholungen in drei Sätzen ausgeführt werden.

 

2. Pronation/Supination
Die seitliche Bewegung kann gut im Sitz auf einem Hocker trainiert werden. Der Fuß steht unter dem Kniegelenk. Wenn der Patient nun die Außenkante anhebt, kann er sich selbst mit der Hand einen leichten Widerstand am äußeren Knie geben. Er versucht das Knie gegen die Hand zu drücken, sodass es nicht nach innen ausweichen kann, oder sich sogar leicht nach außen bewegt. Die Ferse bleibt fest am Boden. Beim Heben der Innenkante des Fußen gibt sich der Patient nun auf der Innenseite des Knies einen Widerstand. Die Übung kann entweder mehrfach auf einer Seite oder im Wechsel ausgeführt werden, sie soll nicht anstrengend sein, fordert aber eine gewisse Konzentration. Auch hier sind 15-20 Wiederholungen in drei Sätzen durchzuführen.

3. Mobilisation unter Belastung
In späteren Stadien nach einer Sprungelenksfraktur können auch Mobilisationsübungen unter Einfluss des Körpergewichts durchgeführt werden. Große Ausfallschritte nach vorne, während der hintere Fuß mit samt der Ferse am Boden bleibt können ebenso ausgeführt werden wie seitliche Ausfallschritte. Auch hierbei soll der Standbein-Fuß am Boden bleiben, sodass die laterale Beweglichkeit trainiert wird. Das Sprunggelenk des Standbeins wird trainiert. Dehnungen für die Wadenmuskulatur können das Trainingsprogramm abrunden.

Weitere Übungen finden Sie in dem Artikel: Mobilisationsübungen

Balance Pad

Das Balance Pad ist eine dünne weiche Schaumstoffmatte, die sich sehr gut für koordinative Übungen anbietet. Es kann in der Einzeltherapie angewendet werden, wie auch in der Gruppentherapie oder zu Hause. Dadurch, dass das Balance Pad dem Gewicht nachgibt, muss der Patient ständig sein Gelenk muskulär stabilisieren um das Gleichgewicht halten zu können. Es ist eine hohe Anforderung an das Gelenk, die Muskulatur und auch die Sensoren, die dem Körper seine Gelenkstellung vermitteln (Propriozeption). Die Übungen auf dem Balance Pad sind relativ simpel in der Durchführung, aber stellen eine hohe Anforderung an die Strukturen. Vom einfachen Zweibeinstand mit leichter Gewichtsverlagerungen bis hin zu Ausfallschritten mit einem Bein auf dem Balance Bad oder dem Einbeinstand sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Das Training ist effektiv, sollte aber erst durchgeführt werden, wenn die Übungen auf festem Untergrund sicher ausgeführt werden können.

Weitere Informationen und Übungen erhalten Sie in dem Artikel Gleichgewichts- und Koordinationstraining

Theraband

Das Theraband bietet sich ebenfalls an, um die Muskulatur vom Sprunggenlenk nach einer Sprunggelenksfraktur zu trainieren.
1. Übung
Das Theraband kann um beide Unterschenkel gebunden werden oder nur um den betroffenen Unterschenkel und ein Tischbein, oder einem festen Gegenstand. So zieht das Theraband den Unterschenkel einmal nach innen oder nach außen. Diesen Zug muss das Sprunggelenk ausgeglichen um stabil stehen zu bleiben.
Variation: Nun können wieder alle Art von Übungen mit der unteren Extremität ausgeführt werden. Kniebeugen, Ausfallschritte (mit dem anderen Fuß), oder auch der Einbeinstand. Auch hier können, wenn die Übungen sicher beherrscht werden Ablenkung wie ein Ball oder veränderter Untergrund wie das Balance Pad zusätzlich eingesetzt werden um die Übung zu erschweren. Wenn der Patient die Übungen allein zu Hause durchführt, sollte er dies bestenfalls vor einem Spiegel tun um seine Beinachse selbstständig zu überprüfen. Die Übung ist anspruchsvoll und sollte kontrolliert durchgeführt werden. Qualität geht vor Quantität.

Weitere Übungen finden Sie auch unter: Bimalleoläre Sprunggelenksfraktur-Behandlung

Weber Fraktur

Die Einteilung von Sprunggelenksfrakturen findet nach Weber statt. Man spricht je nach Schweregrad von einer Weber A, Weber B oder Weber C Fraktur. Bei einer Weber Fraktur ist das Wadenbein betroffen. Der Schweregrad hängt davon ab, auf welcher Höhe der Knochen gebrochen ist - unterhalb oder oberhalb der so genannten Syndesmose, einer bandhaften Verbindung zwischen den beiden Knochen Tibia und Fibula.

  • Bei der Weber A Fraktur ist die Bruchlinie der Fibula unterhalb der Syndesmose,
  • bei der Weber B Fraktur ist die Bruchlinie auf Höhe der Syndesmose,
  • bei der Weber C Fraktur ist die Syndesmose mit betroffen und die Fraktur oberhalb

Der Bruch des Sprungbeins wird als Talusfraktur bezeichnet. Therapeutisch muss bei einer Weber C und meistens auch bei der Weber B Fraktur eine stabilisierende Operation stattfinden, bei Weber A kann auch konservativ behandelt werden. Da unser Sprunggelenk das gesamte Körpergewicht halten muss, ist das Gelenk stark belastet. Nach einer Fraktur ist es wichtig die umliegende Muskulatur wieder aufzutrainieren um erneute Verletzungen - z.B. durch Umknicken zu vermeiden. Meist sind die Bänder des Sprunggelenks bei einer Sprunggelenksfraktur mit betroffen und instabil. Um das Gelenk zu sichern ist physiotherapeutisches Kraft- und Koordinationstraining essentiell.

Mehr Informationen über Frakturen im Sprunggelenk erhalten Sie in dem Artikel: Übungen bei einem Sprunggelenkbruch

Belastung nach OP

Besonders die Weber C Fraktur wird durch eine stabilisierende Operation versorgt, aber auch bei der Weber B Fraktur kann operiert werden. Es folgt meist eine Ruhigstellung in einer Schiene (Aircast oder ähnliches) um das Gelenk zu entlasten. Bestimmte Bewegungsrichtungen sind zunächst untersagt. Besonders das Heranziehen des Fußes ist bei Verletzungen der Synesmose (Bandverbindung zwischen Tibia und Fibula) schwierig, da das Sprungbein sich hierbei in die Malleolengabel hineindrückt und so die beiden Knochen und die Bändern auseinander drückt. Auch laterale (seitliche) Bewegungskomponenten sind gegebenenfalls anfangs untersagt. Die Bewegung und Belastbarkeit werden vom Operateur nach und nach wieder freigegeben.

Zur postoperativen Nachbehandlung gehört neben der Krankengymnastik meistens auch die Lymphdrainage. Bei der Lymphdrainage wird Gewebsflüssigkeit, die sich nach einem Trauma häufig vermehrt einlagert durch sanfte Massagegriffe ins Lymphgefäßsystem drainiert um den Gewebsdruck zu mindern und verbesserte Heilungsbedingungen zu schaffen. Nach ca. 6 Wochen ist meistens die Beweglichkeit und Belastbarkeit wieder freigegeben. Genaue Zeitangaben werden individuell vom Arzt gemacht.

Lesen Sie mehr dazu in dem Artikel: "Belastung nach einer Sprunggelenksfraktur"

Zusammenfassung

Die Sprunggelenksfraktur ist eine der häufigsten Frakturen der unteren Extremität und findet nicht selten durch Umknickmechanismen oder Schläge gegen den Knöchel statt. Meistens ist das Wadenbein und gegebenenfalls die bandhafte Verbindung zwischen Wadenbein und Schienbein betroffen. Die Einteilung findet nach Weber statt. Leichte Frakturen werden häufig konservativ mit Ruhigstellung und anschließender Aufbautherapie versorgt. Schwerere Frakturen werden operativ stabilisiert. Nach der Ruhigstellung wird die stabilisierende Muskulatur durch Koordinationstraining gekräftigt. Hierzu bietet sich in späteren Stadien der Einsatz von Therabändern oder einem Balance Pad an. Auch die Beweglichkeit gilt es zu verbessern. Es gibt eine Vielzahl von Übungen, die in der Therapie beübt werden sollten, sodass der Patient sie selbstständig zu Hause durchführen kann.