Einleitung

Der Hallux rigidus, der auch Hallux limitans oder Hallux non extensus genannt wird, bezeichnet die Arthrose und damit einhergehende Versteifung im Großzehengrundgelenk. Das ist das Gelenk zwischen dem Mittelfußknochen und dem ersten Zehenknochen der Großzehe, welches im Rahmen dieser degenerativen Erkrankung dann oft chronisch schmerzt und insbesondere in der Abrollbewegung beim Gehen, wenn der Zeh sich zum Fußrücken bewegt, für schmerzhafte Bewegungseinschränkungen sorgt. 

Im folgenden Artikel können Sie mehr zur Therapie dieses Krankheitsbildes nachlesen. Falls Sie mehr zur Diagnostik erfahren wollen, klicken Sie hier: ,,Hallux rigidus- Bilder''.
Zum Hallux rigidus allgemein können Sie in den folgenden Artikeln mehr lesen: ,,Hallux rigidus''.

Warum sollte man dehnen, kräftigen und die Faszien lösen?

Durch die arthrotischen Veränderungen baut sich die schützende Knorpelsubstanz im Gelenk über die Jahre ab und führt zu wiederkehrenden Entzündungsreaktionen und vor allem zu einer Versteifung und verminderten Beweglichkeit im Gelenk. Dieser Prozess ist im Normalfall recht langsam und kann vor allem im Frühstadium glücklicherweise häufig mit Übungen und Aufdehnung der Faszien in diesem Bereich verlangsamt werden. In unserer heutigen Gesellschaft ist die oftmals bevorzugt sitzende Tätigkeit und das Tragen von Schuhen über den Großteil des Tages etabliert und folglich kommt es in vielen Fällen zu einer geminderten Bewegung insgesamt, aber auch vor allem einem Bewegungsmangel der kleinen Fußmuskulatur. Durch Bewegungsmangel können sich Faszien, Muskeln und deren Sehen verkürzen und somit den Zug auf das Großzehengrundgelenk verstärken. So wird der Gelenkspalt noch weiter verengt, was den Prozess des Gelenkverschleiß und Knorpelabbaus unverhältnismäßig beschleunigt. Es kann bis zu einer vollständigen Verschmelzung der Knochen und Versteifung des Gelenks kommen. Ziel der Dehnübungen am Hallux (Großzeh) ist entsprechend diesen übermäßigen Zug zu verringern, die Beweglichkeit des Gelenks zu fördern und den Verschleißprozess folglich so gut wie möglich zu verlangsamen. So kann der Knorpelschaden und die Verengung des Gelenkspalts verlangsamt und einer Entwicklung einer Großzehengrundgelenksarthrose entgegengewirkt werden.

Welche Übungen sind die richtigen?

Prinzipiell ist das Ziel der Übungen gegen das schnelle Fortschreiten des Hallux rigidus die Verminderung der hohen Zugkräfte auf die knöchernen Strukturen des Fußes. Das bedeutet somit die Aufdehnung und Lockerung der angrenzenden und beteiligten Muskeln, Sehen und Faszien, was für den Erhalt des Gelenkspalts und der Knorpeldicke wichtig und hilfreich ist. Auch die Steigerung der Beweglichkeit und entsprechend des Bewegungsausmaßes des Großzehengrundgelenks sind Ziel der Übungen. Dies kann zum einen auch durch die Dehnung der versteiften Muskulatur erreicht werden, zum anderen aber auch durch eine Stärkung dieser und einer damit einhergehenden erhöhten Gelenkstabilität durch die gestärkte Muskelkraft.
Demensprechend sollten Übungen angestrebt werden, die die kleinen und großen Muskeln im Fußbereich gezielt ansteuern und einerseits Faszien dehnen, Versteifungen lösen und andererseits verkürzte Muskulatur und Sehnen auflockern. So können die veränderten Zugverhältnisse am Großzehengrundgelenk behoben und für eine Wiederherstellung der natürlichen Achsenverhältnisse gesorgt werden. 

Wie kann ich die "richtige" muskuläre Balance finden?

Im Normalfall arbeiten Muskeln und Muskelgruppen in Form von Agonisten und Antagonisten in der Bewegungsrichtung von Gelenken in synergistischer Zusammenarbeit. Dies bedeutet, dass diese Muskelgruppen in einer muskulären Balance zueinanderstehen und auch stehen müssen, um die besagte Zusammenarbeit zu gewährleisten. Verändert sich diese Balance und wird sie zu einer Dysbalance, so kann es zu Verkürzungen von Muskeln und Sehnen kommen, die im Folgenden zu einer Verspannung und zumeist auch Schwäche dieser führen. Veränderte Muskel- und Sehnenlängen haben so einen Einfluss auf die Zugkraft auf knöcherne Strukturen und Gelenke und teilweise veränderten Achsenverhältnissen. Das führt zu einer gesteigerten Belastung und folglich zu einer Beschleunigung des Verschleißprozesses.
Mit diesem Wissen ist es verständlich, dass gezielte Übungen zur Lockerung und Dehnung der verkürzten Muskelstränge eine präventive Maßnahme gegen die Entwicklung eines Hallux rigidus sind. Auch die konkrete Stärkung der Muskulatur im betroffenen Bereich ist Maßnahme zur Stabilisierung des Gelenks. So kann mit Kräftigung der kleinen Fußmuskulatur und Aufdehnen der über der Großzehe verlaufenden Streck- und Beugesehnen der Erhalt oder das Wiederherstellen einer muskulären Balance erreicht werden. 

4 gute Übungen

1. Dehnung des Sprunggelenks und Beugung der Großzehe
Diese Übung ist eine praktische Kombination aus zwei verschiedenen Übungen, die bei der Dehnung und Stabilisierung des Großzehengrundgelenks hilfreich sein können. Um diese auszuführen begibt man sich zunächst in den Vierfüßlerstand und bringt das Gesäß so weit wie möglich nach hinten zu den Fußsohlen. Nun greift man mit dem Finger die Großzehen und zieht diese langsam himmelwärts in eine Beugung. Dies führt zu einem leichten Dehnungsschmerz in Fußrücken, Sprunggelenk und Großzehe, der im Verlauf der 2 Minuten, die diese Übung gehalten werden sollte, nachlassen.

2. Dehnen der Wade und Überstrecken der Großzehe
Dies ist eine weitere praktische Kombination zweier Übungen. Hierbei stellt man sich vor eine Wand und stellt die Füße hüftbreit auseinander mit den Zehenspitzen senkrecht zur Wand ausgerichtet. Mit einem Ausfallschritt nach hinten stellt man nun die Großzehe auf eine sehr kleine Faszien-Rolle oder wahlweise eine ca. 4 Zentimeter hohe Erhöhung. So wird die Muskulatur am Großzehengrundgelenk mit leichtem Druck und vorsichtigen Bewegungen gedehnt. Auch die Wadenmuskulatur der entsprechenden Seite wird somit gedehnt und die Zugspannung in diesem Bereich verringert. 

3. Fußsohlenmassage
Mit Hilfe einer kleinen runden Faszienrolle oder einem Igelball oder wahlweise auch Golfball kann die folgende Übung ausgeführt werden: Man setzt sich auf einen bequemen Stuhl oder auf den Boden. Als nächstes stellt die Fußsohle des betroffenen Fußes auf den Ball der Wahl und übt leichten Druck darauf aus. Nun rollt man langsam und vorsichtig mit der Fußsohle vor und zurück und massiert besonders die schmerzhaften und verspannten Stellen. Durch die somit erwünschte Lösung der Verhärtungen und Verklebungen wird auch hier die Zugspannung auf den Hallux rigidus verringert. 

4. Barfußlaufen
Wie bei den meisten Fußdeformitäten und Verschleißerkrankungen am Fuß wird das regelmäßige Barfußlaufen auf verschiedenen Untergründen grundsätzlich empfohlen. Die verschiedenen Belastungen und Berührungen auf der Fußsohle sorgen für Mikrobewegungen und abwechslungsreiche Zusammenarbeit der großen und kleinen Fußmuskulatur. Das führt im Endeffekt zu einer erhöhten Stabilität, aber auch Beweglichkeit im Fuß und beugt somit der Entwicklung einer muskulären Dysbalance und damit einhergehender Fehlbelastung und Verschleiß von Gelenken vor. 

Für weitere Übungen lesen Sie unseren Artikel: ,,Übungen bei einem Hallux rigidus''.

Therapie

Die Behandlung des Hallux rigidus lässt sich in zwei verschiedene Ansätze unterscheiden: Die konservative Therapie, welche oft insbesondere in früheren Stadien der Erkrankung zu bevorzugen ist, und die operative Therapie, die im Spätstadium häufig nach Ausschöpfen aller konservativen Möglichkeiten, die einzige kurative (heilende) Behandlungsoption darstellt. 
Zur konservativen Therapie gehört mitunter die richtige Wahl des korrekten Schuhwerks und unterstützender Einlagen. Diese sollen die Belastung und den Schmerz im betroffenen Gelenk so gut wie möglichst reduzieren und zielen vor allem in frühen Stadien auf eine präventive Wirkung hin. Der weitere Verschleiß der Gelenkknorpel soll so beispielsweise mit Carbon-Sohlen mit spezieller Federung verhindert werden. Auch die konservative Möglichkeit der Schienungstherapie steht zur Verfügung. Hier geht es in erster Linie um die Ruhigstellung des Gelenks und eine damit einhergehende Schmerzlinderung und Entzündungsdämmung. Dies ist in der Regel nur im Rahmen der Akuttherapie zu empfehlen und im Alltag wenig praktisch anzuwenden. Auch entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen, Diclofenac oder gar Kortison kommen im Akutzustand zum Einsatz.
Die operative Therapie kann in Form von verschiedenen Operationen erfolgen. Die häufigste Form der Operation ist normalerweise das Einsetzen einer Gelenksprothese im Großzehengrundgelenk. Andere Möglichkeiten stellen die Arthrodese (Versteifung) des Gelenks, die Osteotomie (Knochenumstellung) der beiden am Gelenk beteiligten Knochen und die Cheilektomie, also sozusagen das Glätten der Gelenksfläche dar. Die Wahl der passenden Operation ist abhängig vom Stadium, vom Zustand und Wunsch des Patienten und der Einschätzung der Operateure.

Tapen

Das Tapen von schmerzenden Gelenken mit Sport- oder Kinesiotapes bringt laut vielseitiger Erfahrungsberichte von vielen Patienten im Verlauf der Therapie Linderung der Symptome und Beschwerden bei einer Großzehengrundgelenksarthrose. Mithilfe von elastischen Klebestreifen können bestimmt Körperregionen abgeklebt und somit der Bewegungsapparat in diesem Bereich entlastet und stabilisiert werden. So finden diese Tapes insbesondere bei orthopädischen und sportmedizinischen Beschwerden oft Anklang und schnelle und non-invasive Besserung. Das Tapen des Hallux rigidus kann mithilfe einer professionellen Anleitung durch Physiotherpeut*in oder Sportmediziner*in erlernt und im Folgenden zu selbstständig angewandt werden.

Welche Schuhe bei einem Hallux rigidus?

Die Schuhwahl beim Hallux rigidus ist wie bei allen Fußdeformitäten ein wichtiger Faktor in der Behandlung der Beschwerden. So sollte darauf geachtet werden, dass der Schuh vorne sehr weit ist, sodass die Zehen genügend Platz haben und die Belastung auf die Großzehe nicht noch verstärkt wird. Der Schuh sollte vor allem auch genügend Platz für optimale Einlagen haben, die im weiteren Therapieverlauf von Bedeutung sind und sich je nach Stadium unterscheiden.
Primär ist bei der Behandlung des Hallux rigidus das Ziel, den weiteren Verschleiß des Gelenks zu verhindern, was vorzüglich mit harten Carbon-Sohlen mit Polsterung im Bereich der Großzehenballe erreicht wird. Auch nach einer Operation werden häufig individuell angepasste Einlagen oder eigens dafür hergestellte Schuhe zum Einsatz.

Für weitere Informationen lesen Sie unseren Artikel ,,Hallux rigidus-Schuhe".