Ein Muskelfaserriss heilt in der Regel ohne schwerwiegende Komplikationen und folgenlos aus. Der Zeitraum, den die Heilung beansprucht, ist jedoch nicht zu unterschätzen. Bei einem ausgeprägten Riss sollte bis zu sechs Wochen kein Sport getrieben werden. Bei leichteren Muskelfaserrissen in der Kniekehle kann sich dieser Zeitraum im besten Fall auf bis zu zwei Wochen reduzieren. Es ist jedoch Vorsicht geboten, wenn der Muskel bereits einmal gerissen ist besteht die Gefahr, dass er bei zu früher zu starker Belastung wieder reist.
Akut, also direkt nach dem Riss sollte die sogenannte PECH-Regel angewandt werden.
P bedeutet Pause, also das unverzügliche Einstellen der aktuellen (sportlichen) Aktivität.
E heißt Eis, die betroffene Stelle sollte sofort gekühlt werden.
C steht für Compression, es sollte ein leichter Druckverband angelegt werden.
H bedeutet Hochlagern des betroffenen Beins.
Diese Vorgehensweise soll verhindern, dass eine ausgeprägte Schwellung oder Einblutung entsteht.
In den ersten Tagen sollte der Muskel geschont werden. Außerdem wird in der Regel eine Schmerztherapie mit Ibuprofen (einem NSAR - nichtsteroidalen antientzündlichem Schmerzmittel) eingeleitet. Hinzu können kühlende und abschwellende Salbenverbände, unter anderem mit Heparin oder Voltaren kommen. Nachdem die anfänglichen Beschwerden nachgelassen haben, sollte mit Physiotherapie begonnen werden. Diese sollte langsam und schonend den betroffenen Muskel fördern. Diesen zunächst nur massieren und passiv dehnen. Zudem wird im Rahmen eines Muskelfaserrisses gerne auch eine unterstützende Therapie durch Kinesiotape empfohlen.
Bei einem größeren Muskelbündelriss oder einem Muskelriss kann eine Operation des entsprechenden Muskels notwendig sein. Sie besteht daraus, die gerissenen Muskelanteil wieder zusammen zu nähen.
Zur Physiotherapie beim Muskelfaserriss können Sie in unseren Artikeln ,,Krankengymnastik Muskelfaserriss", ,,Physiotherapie bei Sportverletzungen" nachlesen.
Beim Tapen in der Physiotherapie wird in der Regel das sogenannte Kinesiotape oder eine Variante dessen angewendet. Es handelt sich um ein breites elastisches Baumwollband, das an einer Seite über eine Klebeschicht direkt auf der Haut appliziert wird. Im Gegensatz zum festen Sporttape bleibt die Beweglichkeit im Anwendungsgebiet erhalten.
Ursprünglich stammt es aus der kinesiologischen Bewegungslehre Asiens und hat um die Jahrtausendwende den Weg nach Europa gefunden. Durch das Anbringen in leichter Dehnung des Muskels, bleiben sowohl dieser als auch das betroffene Gelenk beweglich. Wenn der Muskel nicht mehr gedehnt ist, wellen sich sowohl die Haut als auch das Tape. Diese Wellen nennt man Convolutionen, die im Gewebe zwischen der oberen und der unteren Hautschicht Freiräume erzeugen. So werden viele Rezeptoren aktiviert, einige von diesen sind unter anderem schmerzstillend. Zudem wird der Zu- und Abfluss von Blut und Lymphe stimuliert, was abschwellend und die Heilung beschleunigend wirken kann.
Generell lässt sich sagen, dass die Tapes sich zwar in ihrer Farbe unterscheiden, aber weder in ihrer Stärke oder Spannung noch im Material unterscheiden. In der Kinesiologie gibt es jedoch den Ansatz, dass die verschiedenen Farben heilungsfördernde Effekte auf den Träger des Tapes haben.
Die warmen roten und orangen Töne (Rot, Orange, Pink) sollen stärkend und aktivierend wirken. Deswegen beziehen sich ihre Anwendungsgebiete eher auf Schwächen der Muskulatur oder chronische Schmerzen. Ihnen wird nachgesagt, dass sie die Durchblutung anregen.
Gelb und Beige sind die neutralen Tape-Varianten und sollen bei Verletzungen von Nerven oder zur Anregung des Lymphabfluss angewendet werden.
Schwarz und Blau sollen vor allem stärkend wirken. Sie finden vorrangig Anwendung im Sport. Das blaue Tape soll zudem kühlend und entspannend wirken.
Diese Wirkungen können nicht wissenschaftlich belegt werden. Sie entsprechen ausschließlich dem Ansatz der Farbenlehre in der Kinesiologie. Aus diesem Grund kann die Farbe des verwendeten Tapes auch nach Belieben des Trägers gewählt werden.
Es gibt einige Punkte, die allgemein immer vor dem Tapen beachtet werden sollten. Bevor das Tape auf die Haut geklebt wird, muss diese absolut trocken und fettfrei sein. Ansonsten kann es passieren, dass das Tape nicht optimal klebt. Zudem sollten besonders behaarte Körperregionen eventuell rasiert werden. Das Tape darf nicht direkt vor sportlicher Aktivität geklebt werden, sondern muss mindestens eine Stunde vor dem Sport geklebt werden. Der optimale Tragezeitraum beträgt fünf bis sechs Tage, es kann bis zu sieben Tage getragen werden. Die Enden (Basis und Anker) müssen immer ohne Zug auf die Haut geklebt werden. Das Tape darf nicht bei akuten oder chronischen Hauterkrankungen und auf einem Sonnenbrand angebracht werden.
Die Kniekehle lässt sich recht einfach tapen. Sie brauchen zwei circa 20 cm lange Tapestreifen. Beim Schneiden idealerweise die Ecken abrunden, dann lösen diese sich nicht so leicht. Am besten suchen Sie jemanden, der Sie beim Kleben unterstützt. Das Tape wird in Schrittstellung bei leicht gedehnten Muskeln geklebt. Das Bein ist dabei noch leicht gebeugt und nicht ganz gestreckt. Das untere Ende, also den Anker, kleben Sie etwa 10 cm unterhalb der Kniekehle an der Innenseite Ihrer Wade. Wichtig: Ohne Zug. Nun dehnen Sie das Tape, sodass es circa ein Viertel an Länge gewinnt und kleben den Streifen an der Innenseite der Kniekehle nach oben Richtung Oberschenkel. Die Kniekehle wird ausgespart. Bis noch etwa 5 cm übrig sind, diese restlichen Zentimeter kleben Sie wieder ohne Zug. Dies wiederholen Sie an der Außenseite des Knies. Sie starten etwa auf der gleichen Höhe wie der innere Streifen. Die Kniekehle selbst wieder aussparen und die Enden ohne Zug kleben.
Wasser ist kein Problem für das Tape. Sie können ohne Einwände duschen, baden oder auch schwimmen. Schweiß ist dabei keine Ausnahme.
Einzig direkt nach dem Kleben sollte der Kontakt zu Wasser oder Schweiß für mindestens eine Stunde, besser sogar zwei Stunden vermieden werden. So hat der Klebstoff ausreichend Zeit, richtig an der Haut zu haften.
Das angebrachte Tape kann man ganz normal sportlichen Belastungen aussetzen. Jedoch besteht bei viel Reibung am Tape und vermehrtem Schwitzen die Gefahr, dass die Haltbarkeit des Tapes sich reduziert. Außerdem sollte beachtet werden, dass wenn das Tape im Rahmen einer Verletzung angebracht wurde, diese nicht mit dem Aufkleben des Tapes geheilt ist. Aus diesem Grund sollte die Belastung vor allem dem aktuellen Grad der Heilung angepasst sein.
Das Tape kann problemlos bei guter Pflege über eine Woche kleben. Es sollte jedoch nicht länger als sieben Tage belassen werden. Besser sind nur fünf bis sechs Tage. Die Haut unter dem Tape kann austrocknen und zu jucken beginnen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, zwischen zwei Anwendungen ein oder zwei Tage Pause einzulegen. In diesen Tagen sollte die Haut mit feuchtigkeitsspendenden Produkten gepflegt werden. Vor der nächsten Anwendung muss die Haut wieder gründlich mit Seife von Verschmutzungen, Ölen und Fetten befreit werden.
Die Häufigkeit, wie oft das Tape neu geklebt wird, richtet sich nach dem therapeutisch günstigen Effekt. Es kann anfänglich genügend sein, den Heilungsprozess und die Physiotherapie durch einmaliges Tapen zu unterstützen. Es spricht aber auch nichts gegen eine längerfristige Anwendung. Häufig wird es zwei bis dreimal angewendet.
Wenn das Tape sich schon recht lange auf der Haut befindet, kann es schon einmal anfangen zu jucken. Dies liegt dann in der Regel daran, dass die Haut unter dem Tape mit der Zeit austrocknen kann. Wenn das Jucken unerträglich oder dauerhaft wird, sollte das Tape entfernt werden. Anschließend kann das gereizte Hautareal mit milden Feuchtigkeitscremes gepflegt werden.
Bei einer eventuellen Pflasterallergie bietet es sich an, vor dem ersten Tapen probehalber einen kleinen Abschnitt (ca. 5 cm) zu kleben und zu beobachten.
Außer der DAK-Gesundheit zahlt zur Zeit keine andere gesetzliche Krankenkasse die Therapie mit Kinesiotapes. Bei den restlichen gesetzlichen Kassen handelt es sich um eine so genannte individuelle Gesundheitsleistung. Unter den privaten Kassen übernehmen eigentlich alle Kassen die Kosten.
Die Kosten für eine Tape Rolle belaufen sich in der Regel auf etwa 10 bis 20 Euro. Eine Rolle reicht für mehrere Anwendungen. Wenn das Tape Anwendung finden soll, kann es sein, dass Sie es selber zur Therapie (z.B. Physiotherapie) oder zu ihrem Arzt mitbringen müssen. In anderen physiotherapeutischen Praxen ist das Tape bereits in die Kosten mit eingerechnet und muss nicht extra gekauft werden.
Das Tape kann sowohl durch speziell geschulte Physiotherapeuten als auch durch geschulte Ärzte angebracht werden. Da es frei verkäuflich ist, kann man es auch als Laie erwerben und anbringen. Der hauptsächliche Effekt wird aber durch die korrekte Anwendung erzielt. Deswegen ist es sinnvoll, sich durch die behandelnde Person schulen zu lassen, bevor man es selbst anwendet. Gute Anleitungen im Internet können eine zusätzliche Unterstützung beim Anbringen sein. Es sollte jedoch trotzdem regelmäßig Rücksprache mit der/dem behandelnden Physiotherapeutin/ -en oder Ärztin/ Arzt gehalten werden, da die Position des Tapes im Verlauf eventuell verändert werden muss.
Das Tape dient vor allem zur Unterstützung der physiotherapeutischen Therapie. Im Falle eines Muskelfaserrisses hat es durchaus positive therapiebegleitende Effekte und kann die vollständige Wiederherstellung der vollen Leistungsfähigkeit beschleunigen. Zudem kann es bei der Wiederaufnahme von Belastung und sportlichen Aktivitäten stabilisieren und somit einer erneuten Verletzung entgegenwirken. Wichtig ist aber, dass das Tape alleine ohne die sonstige Therapie keinen nachgewiesenen Effekt hat. Tapen dient allein zur Unterstützung der konservativen Therapie.