Therapie der Wadenzerrung

Was tun?

Tritt die Wadenzerrung während des Lauftrainings auf, ist es wichtig, erstmal die Aktivität zu pausieren. Für die Akutphase gilt die PECH-Regel: Pause, Eis, Compression, Hochlagern- in dieser Reihenfolge. Die Kühlung mit kalten Kompressen - nicht mit Eis direkt auf Haut - reduziert die Schwellung und lindert den Schmerz. Dies hilft besonders in den ersten 24 Stunden. Eine elastische Binde verleiht Stabilität und beugt einem weiteren Anschwellen entgegen. Hier sollte man aufpassen, dass sie nicht zu eng gebunden wird und so den Blutfluss verhindert. Vorsichtige Dehn- und Bewegungsübungen können den Muskel entspannen.
Für die nächsten 2-3 Tagen sollte man den Muskel zu schonen. Wichtig ist, die Heilungszeit zu respektieren. Wird der Muskel zu früh belastet, droht ein Faser- oder Bündelriss. Der Training sollte schmerzadaptiert und stufenweise gesteigert werden: man kann mit einem Spaziergang anfangen und die Muskulatur Schritt für Schritt mehr belasten. Intensives Training sollte erst bei Schmerzfreiheit wieder aufgenommen werden. Der Besuch einer ärztlichen Praxis ist zu empfehlen, damit der Arzt den genauen Verletzungsgrad bestimmt, eine stadiengerechte Therapie einleitet und andere Differentialdiagnosen wie eine Beinvenenthrombose ausschließt. Je nach Ausmaß der Verletzung kann es nötig sein, die Aktivität für eine längere Zeit zu pausieren und Physiotherapie zu starten. Außerdem ist es sinnvoll, mögliche Ursachen zu erkennen und zu beheben. Zu diesen zählen das Überspringen von Aufwärmen vor dem Training, ein ungenügendes Schuhwerk oder eine zu einseitige Belastung der Wadenmuskulatur.

Für genauere Informationen zu den Symptomen der Wadenzerrung lesen Sie unseren Artikel Wadenzerrung Symptome

Tape

Um den Heilungsprozess zu unterstützen, kann man die Wadenmuskulatur tapen. Sie verleiht Stabilität, verbessert die Funktionalität, fördert die Durchblutung an und wirkt einer möglichen weiteren Schwellung entgegen. Zwar wird dadurch die Heilungsperiode nicht verkürzt, aber der Rehabilitationsprozess wird verbessert und die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert. Es ist auch wichtig zu wissen, dass der Wirkmechanismus von Tapen experimentell bis jetzt noch nicht nachgewiesen wurde, jedoch bestätigt die Erfahrung vieler Physiotherapeuten und Patienten ihre positive Wirkung. Deswegen wird das Tapen ergänzend eingesetzt, aber es ersetzt nicht andere medizinische Behandlungen wie die Physiotherapie. Für das beste Resultat ist zu empfehlen, dass ein erfahrener Therapeut die Tapes anlegt. Falls das Schmerzempfinden und der Bewegungsablauf nicht verbessert werden, kann es nötig sein, die Tapekonstruktion erneut anzubringen. Oft kommen mehrere Tapes zur Hand: ein Y Tape für den Musculus triceps surae, ein V Tape für den Musculus gastrocnemius medialis und noch ein kreuzförmiges Tape über die schmerzende Stelle. Mit der Zeit kann auch nur gezielt diese Stelle getapt werden.

Faszienrolle

Faszienrollen sind Rollen aus Hartschaum, die zur Dehnung von Faszien und Muskeln benutzt werden. Dadurch wird die Beweglichkeit erhöht, die Durchblutung angekurbelt und Stoffwechselprozesse angeregt. Somit können Übungen mit der Faszienrolle eine Wadenzerrung vorbeugen. Aber auch im Fall einer Zerrung können sie wirksam sein, weil sie den Nährstofftransport und die Regeneration fördern. Um die Übung richtig durchzuführen, wäre es gut, sich erstmal vom Arzt vorzeigen zu lassen, wie dies geht.
Ebenso wie im Fall der Tapes gibt es noch keine wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit der Faszienrollen.

Falls Sie mehr zum Faszientraining des mit der Faszienrolle erfahren wollen, lesen Sie sich unseren Artikel zum Faszientraining durch.

Kühlen und wärmen

Akut nach dem Eintreten der Wadenzerrung sollte man durchblutungsfördernde Mittel vermeiden - somit auch Wärme. Kalte Kompressen in den ersten 24-48 Stunden wirken der Schwellung entgegen, indem die Gefäße kontrahieren und somit ein Flüssigkeitsaustritt verhindert wird. Auch wirken sie schmerzlindernd. Je früher man mit dem Kühlen anfängt, umso besser.
Wärmepflaster oder Wärmesalben sollten erst ein Paar Tage danach eingesetzt werden, nachdem ausreichend gekühlt wurde und die Entzündungszeichen abgeklungen haben. Diese förden die Durchblutung, was den Nährstofftransport ankurbelt und somit die Regentation des Muskels unterstüzt. 

Kinesiotape (K-Tape)

Kinesiotape oder - noch kürzer- K-Tape sind Abkürzungen für kinesiologisches Tape, welches von einem japanischen Chiropraktiker entwickelt wurde, der damit Muskel- und Gelenkschmerzen therapierte. Die Wirkung dieser Tape beruht auf ein ständiges Reiz mehrerer Rezeptoren: Muskelspannung-regulierende Rezeptoren, Schmerz- sowie auch Temperaturrezeptoren. Zusätzlich wirken sie stabilisierend und entlastend. Auch werden dadurch der Blutfluss gefördert und bestimmte Akutpunkturpunkte gereizt, was zusätzlich die Heilung unterstützt und die Schmerzen reduzieren sollte. Am besten lässt man sich vom Arzt zeigen, wie man das K-Tape anlegen sollte. Ähnlich wie beim Tapen gibt es keine wissenschaftliche Studien, die die Wirksamkeit beweisen, jedoch bestätigt die Erfahrung der Patienten und der Therapeuten ihren positiven Effekt und wird somit ergänzend zu anderen Therapien eingesetzt. 

Für nähere Informationen zu den Kinesiotapes und ihrer Anwendung klicken Sie hier.

Bandage

Gemäß der PECH Regel ist die Bandage ein wichtiger Bestandteil der Akuttherapie und sollte nach der Kühlung erfolgen. Ein elastischer Druckverband wirkt der Schwellung entgegen und verleiht Stabilität der Wadenmuskulatur. Es ist wichtig, die betroffene Stelle nicht zu fest zu binden und somit der Durchblutung entgegenzuwirken. Nach der Bandage kann man das Bein hochlagern.

Massage

Im Fall einer Zerrung sollte man den Muskel aus mehreren Gründen nicht massieren. Zum einen kann es zu Blutungen im Muskel kommen. Außerdem wird durch das Kneten die Einleitung von Heilungsmaßnahmen des Körpers beeinträchtigt. Stattdessen sollte man dem Muskel ausreichend Zeit zur Regeneration geben.

Wie lange Pause?

Je nach Verletzungsausmaß und subjektiver Schmerzintensität wird die Dauer der Pause individuell festgelegt. Meist reichen 2-3 Tagen, in einigen Fällen kann auch eine Woche Pause nötig sein. Wichtig ist, diese Rehabilitationsphase zu respektieren, um dem Muskel die Chance zu geben, sich zu erholen. Danach kann Schritt für Schritt und schmerzadaptiert der Training wieder angefangen werden. Eine vollständige Heilung und Schmerzfreiheit sind aber erst nach mehreren Wochen zu erwarten, deswegen sollte man erstmal die Wadenmuskulatur nicht stark belasten. Man kann mit langsamen Spaziergänge starten und die Intensität graduiert erhöhen. Falls die Schmerzen persistieren, sollte man einen Arzt aufsuchen.

Dehnen- ja oder nein?

Nachdem man die Zerrung nach der PECH-Regel behandelt hat, kann man mit leichten Dehnungsübungen starten, solange die Schmerzen nicht zu intens sind. Diese kann man mehrmals am Tag machen, um den Muskel zu entspannen und dadurch zu entkrampfen. Die Dehnung kann mehrere Minuten lang gehalten werden. Plötzliche Bewegungen mit Richtungsänderung sollte man vermeiden.

Für genaue Dehnunsübungen der Wade und anderer Muskelgruppe klicken Sie auf folgendem Artikel: Muskelzerrung.

Diagnose

Eine Wadenzerrung kann der Arzt anhand des Entstehungsvorgangs und der körperlichen Untersuchung feststellen. Öfters berichten die Patienten von einem plötzlichen Schmerz, der während dem Training aufgetreten ist. Ein chronischer Schmerz spricht eher für andere Ursachen, wie beispielsweise eine Thrombose. Der Muskel ist meist verspannt, da er sich nach der Überdehnung schützend zusammenzieht.. Da der Muskel bei einer Zerrung in seiner Struktur nicht verletzt wurde, sind Blutungen eher selten. Eine Vorwölbung des Muskels fehlt auch. Wird ein Ultraschall von dem Muskel gemacht, sieht man keine Verletzungen der Kontinuität des Muskels, wie es bei einem Faser- oder Bündelriss der Fall ist.