Wärmetherapie

Wärmetherapie ist ein Oberbegriff für verschiedene Anwendungen in der Physiotherapie und in der physikalischen Therapie, sowie in der Balneotherapie.
Im allgemeinen umfasst Wärmetherapie alle Therapiemethoden, bei denen Wärme in unterschiedlichen Formen für meist 20- 40 Minuten auf die Haut appliziert wird, um einen durchblutungsfördernden, stoffwechselanregenden und muskelentspannenden Effekt zu erzielen.

Anwendungsbereiche in der Krankengymnastik

In der Krankengymnastik gibt es viele verschiedene Anwendungsbereiche und Indikationen für die Wärmetherapie.
Zur Wärmetherapie zählen Anwendungen wie heiße Rolle, Fango- oder Moorpackungen oder Heißluft, aber auch warme Bäder. Die Wärmeträger verursachen eine Mehrdurchblutung im Behandlungsgebiet.
Durch diese verstärkte Durchblutung wird der Stoffwechsel deutlich angeregt und Abfallstoffe besser resorbiert werden.
So kann Wärmetherapie besonders bei chronischen Schmerzen des Bewegungsapparats eingesetzt werden.
Dazu zählen zum Beispiel Muskelverspannungen, Arthrosen, Bandscheibenerkrankungen, Rückenschmerzen oder Schulter- Nacken- Beschwerden.
Auch in Ruhephasen von chronisch- entzündlichen Gelenkerkrankungen kann Wärmetherapie als angenehm empfunden werden.
Akute Entzündungen, offene Wunden oder Verletzungen, deren Heilungsverlauf noch nicht abgeschlossen ist, sollten dagegen zunächst abgeheilt sein, bevor die Wärmetherapie angewendet werden kann.

Dauer und Kosten

Die Dauer der Wärmetherapie hängt von der Art der Therapie, von der behandelnden Therapieeinrichtung und vom verwendeten Wärmeträger ab.
In einer physiotherapeutischen Behandlung dauert eine Anwendung meist 15- 30 Minuten. Diese Behandlungszeit gilt zum Beispiel für eine Fango- oder Moorpackung oder für ein warmes Bad.
Die Behandlung mit einer heißen Rolle, mit Heißluft oder Ultraschall dauert wegen der Intensität der Behandlung meist nur ungefähr 10 Minuten.
Es sollte zum Ende der Behandlung eine Rötung der Haut zu sehen sein, die auf eine gesteigerte Durchblutung hinweist.
Die Kosten einer Wärmeanwendung können zum Teil von der Krankenkasse übernommen werden, wenn die Behandlung von einem Arzt auf einem Rezept verschrieben wurde. Es fällt bis auf in wenigen Ausnahmen ein Eigenanteil von 10% der Behandlungskosten an, meist wird eine Wärmeanwendung von 20- 30 Minuten bei ca. 10 Euro angesetzt.
Somit beträgt der Eigenanteil ungefähr einen Euro pro Behandlung, dabei wird meist ein Rezept über 6 Behandlungen ausgestellt.

Moorkissen: Was ist das?

Moorkissen sind Kissen, die in unterschiedlichen Größen erhältlich sind und je nach Hersteller Moor aus verschiedenen Moorgebieten enthält.
Die Moorkissen werden eigens für medizinische Zwecke hergestellt und bestehen meist aus einer Kunststofffolie, in die das Moor eingefüllt wird.
Die Lebensdauer der Moorkissen beträgt je nach Hersteller mehrere Jahre. Meist können Moorkissen sowohl für Wärme- als auch für Kälteanwendungen verwendet werden, da das Moor eine bestimmte Temperatur für längere Zeit konstant halten kann.
Je nach gewünschter Temperatur können die Moorkissen dafür im Kühlschrank gekühlt oder im Wasserbad oder in der Mikrowelle erwärmt werden. Für die Kältetherapie kann das Moorkissen bis auf 3°- 6° heruntergekühlt werden und es kann zum Beispiel bei Sportverletzungen, Prellungen, Entzündungen oder Zahnschmerzen eingesetzt werden. Wird das Moorkissen auf bis zu 50° erwärmt, kann es bei Nacken- und Rückenschmerzen, rheumatischen Erkrankungen, Bauchschmerzen oder Menstruationsbeschwerden lindernd wirken.
Das Moorkissen wirkt durchblutungsfördernd, stoffwechselanregend und schmerzlindernd. Wenn es erwärmt wird, kann es Muskelverspannungen und -verhärtungen lösen und Gelenkschmerzen lindern.

Moorkissen für den Rücken

Moorkissen können sehr gut bei Rückenschmerzen, bei Muskelverspannungen im Nacken und bei der Nachbehandlung von Bandscheibenvorfällen angewandt werden.
Grundsätzlich gibt es viele unterschiedliche Ursachen für Rückenbeschwerden.
Nicht alle können von außen mit einem Moorkissen ursächlich behandelt werden, meist stellt die Wärmetherapie eine Therapie der Symptome dar.
Insbesondere bei Bandscheibenvorfällen, Wirbelgleiten oder anderen nicht- muskulären Ursachen der Beschwerden sollte die Behandlung grundsätzlich durch einen Arzt und einen Physiotherapeuten erfolgen.
Die Anwendung des Moorkissens wirkt dabei unterstützend. Zur Eigentherapie von Muskelverspannungen ist ein Schulter- Nacken- Moorkissen mit spezieller Passform gut geeignet. Das Moorkissen sollte erwärmt werden und 20- 40 Minuten auf den Schultern und dem Nacken liegen, damit sich die Muskulatur entspannen kann und somit die Schmerzen gelindert werden.
Somit stellt ein Moorkissen eine bessere Alternative zu herkömmlichen Wärmflaschen dar, da es die Wärme länger speichert und keine Gefahr des Auslaufens und Verbrühens besteht.

Moorbad

Moorbäder werden in vielen Kurorten und Thermalbädern angeboten, allerdings gibt es auch ähnliche Produkte zur Anwendung für die Badewanne zuhause.
Das Moorbad hat eine Jahrhunderte alte Tradition, wenngleich seine heilende Wirkung unter Medizinern umstritten ist. Ein echtes Moorbad besteht meist aus frischem Torf und Thermalwasser, denn diesem wird die beste Wirkung zugesprochen.
Das Moor kann Temperaturen von bis zu 40° erreichen, jene Temperaturen sind dagegen in einem Wasserbad schon unangenehm heiß.
Durch die hohe Wärmeabgabe an den Körper weiten sich die Gefäße, der Kreislauf wird angeregt, die Muskulatur entspannt und Schmerzen in Muskeln und Gelenken können gelindert werden.
Ein Moorbad dauert meist 20- 40 Minuten und kann gut mit anderen Anwendungen, zum Beispiel mit einer Massage kombiniert werden, um den entspannenden Effekt zu erhöhen.
Moorbädern wird eine entzündungshemmende Wirkung zugeschriebenen, die zur Linderung bei rheumatischen Erkrankungen und Arthrose beiträgt.

Fango in der Physiotherapie

Fango wird in der Physiotherapie regelmäßig angewendet.
Ursprünglich handelte es sich bei Fangopackungen um Packungen mit Mineralschlamm mit vulkanischen Urspung, die mehrere Wochen oder Monate gereift waren. 
Aus hygienischen und ökonomischen Gründen wird darauf heute meist verzichtet und es kommen Packungen aus Moor oder Schlamm zu Einsatz.
Eine weitere Variante sind wiederverwertbare Kissen aus Paraffin, die in vielen Physiotherapiepraxen verwendet werden. Auch sie speichern sehr lange die Wärme, sind aber einfach zu reinigen und viel zeitsparender und hygienischer in der Anwendung als Fangopackungen, die aus einem Fangoofen gegossen werden.
Fango kann vom Arzt zum Beispiel zusammen mit Massagen verordnet werden, in diesem Fall ist der Patient nur zu einem Eigenanteil verpflichtet. Natürlich können Fangopackungen auch als Selbstzahler gebucht werden. Meist dauert eine Fangopackung 20- 30 Minuten, sie wirkt muskelentspannend, kreislaufanregend und durchblutungsfördernd und kann die Wirkung der nachfolgenden Massage intensivieren.

Was ist eine Fangopackung

Für eine traditionelle Fangopackung wird der Mineralschlamm, der zum Beispiel aus Italien, oder auch aus bestimmten Schlammquellen in Deutschland stammen kann, soweit erwärmt, dass er flüssig ist und in Form gegossen werden kann. In leicht erhärteter Form wird die gegossene Packung dann auf das jeweilige Anwendungsgebiet aufgelegt und der Patient wird warm eingewickelt, um das Entweichen der Wärme zu verhindern. In einer anderen Variante kann die warme Fangomasse direkt dick auf die Haut aufgetragen werden. Um Kosten zu sparen und um die Packungen besser reinigen zu können werden allerdings in vielen Physiotherapiepraxen heute wiederverwertbare Fangokissen mit Paraffinfüllung verwendet.

Anwendungsgebiete

Eine Fangopackung hilft vor allem bei :

  • Erkrankungen der Muskeln, Bänder und Gelenke
  • Bandscheibenproblematiken 
  • rheumatischen Erkrankungen
  • Verletzungen
  • Arthrose  
  • Muskelverspannungen 

    Auch bei Bauchschmerzen, Harnwegsinfekten oder Verdauungsstörungen kann eine Fangopackung lindernd wirken.  
    Im kosmetischen Bereich kann der Mineralschlamm angewendet werden, zum Beispiel bei der Therapie von Akne.
    Die über eine längere Zeit hinweg abgegebene Wärme von ungefähr 50°C wirkt dabei durchblutungsfördernd, muskelentspannend und stoffwechselanregend.

Kosten

Die Kosten einer Fangopackung hängen von der Art der Packung ab, meist belaufen sie sich auf 8- 12 € für 20 Minuten. Sie können als Selbstzahler gebucht werden oder, wenn der Arzt ein Rezept ausstellt, größtenteils von der Krankenkasse übernommen werden. Der Eigenanteil macht 10% des Preises der Behandlung aus, also ungefähr einen Euro pro Behandlung.

Fangocur

Fangocur ist ein Unternehmen aus dem steirischen Gossendorf in Österreich, das verschiedene medizinische Produkte aus der vulkanischen Gossendorfer Heilerde herstellt und verkauft. Dazu gehören zum Beispiel Mineralcremes und -masken, Fangopackungen für zuhause und Heilerde für die orale Einnahme.

Fangocur Bentomed wird als Pulver in Wasser aufgelöst und soll zum Beispiel bei Verdauungsproblemen wie Verstopfung, Blähungen, Sodbrennen, Durchfall oder Gastritis lindernd wirken. Außerdem soll die Heilerde zu Einnahme sich positiv auf zu hohe Blutfettwerte und auf den Verlauf einer Gicht auswirken. Die Fangocur Heilerde soll diese Wirkung durch ihre Inhaltsstoffe wie Schwefel, Calcium, Eisen und andere Spurenelemente und Vitamine sowie Kieselsäure entfalten und enthält zusätzlich noch Gerstengras und Kräuterzusätze. Der Hersteller betont, dass die Heilerde nickel- und lactosefrei und vegan sei, die Heilerde wird als medizinisch- balneologisches Heilmittel beschrieben.

Fangokissen

Fangokissen können sowohl zuhause in der Eigenanwendung, als auch in Physiotherapie- oder Kureinrichtungen zum Einsatz kommen. Sie bestehen meist aus einer Kunststoffhülle, die Moor oder Schlamm oder auch Paraffin oder eine Gelfüllung enthalten kann. Meist werden die Fangokissen in Physiotherapieeinrichtungen in einem großen Ofen erwärmt. Die Erwärmung in der Mikrowelle oder im Wasserbad ist je nach Herstellerempfehlung ebenfalls möglich. Auch die Fangokissen lassen sich wie die herkömmlichen Fangopackungen auf ca. 50°C erwärmen und halten diese Temperatur über einen längeren Zeitraum konstant.

Die Anwendung entspricht ebenfalls der traditionellen Fangopackung. Das Fangokissen wird auf das Behandlungsgebiet aufgelegt, je nach Bedarf mit Gurten oder Tüchern fixiert und der Patient wird warm eingewickelt. Das Fangokissen sollte zwischen 20 und 40 Minuten auf die zu behandelnde Körperregion wirken, um einen guten Effekt zu erzielen.

Heiße Rolle

Die heiße Rolle ist eine Variante der Wärmetherapie, die oft in Physiotherapieeinrichtungen angewendet wird, die aber auch zuhause durchgeführt werden kann. Für eine heiße Rolle werden meist 2- 3 kleine Handtücher zwiebelschalenartig aufgewickelt, sodass eine feste Rolle entsteht. Dann wird in die Rolle von oben ca. 1 Liter heißes (nicht kochendes) Wasser gegossen, bis die Rolle bis auf die äußeren Schichten feucht ist, aber nicht tropft. Die Rolle wird dann massageartig über die zu behandelnde Region, zum Beispiel den Schulter- Nacken- Bereich oder den Rücken gerollt oder getupft. Dabei darf das Behandlungsgebiet eine zunehmende Rötung als Zeichen der geförderten Durchblutung aufweisen. Wenn die Rolle von außen zu kalt wird, wird sie weiter abgerollt, sodass sie während der Behandlung ihre Ausgangstemperatur behält.

Die Behandlung dauert meist 10- 15 Minuten und stellt eine gute vorbereitende Anwendung für eine Massage dar. Sie wirkt muskelentspannend, stoffwechselanregend und fördert die Durchblutung und kann deshalb bei Nacken- und Rückenschmerzen, Muskelverspannungen, rheumatischen Beschwerden und Arthrose lindernd wirken.

Die Kosten für eine heiße Rolle in einer Physiotherapieeinrichtung belaufen sich auf ungefähr 7€, der Eigenanteil entspricht 10% davon, also 70 Cent pro Behandlung.

Heißluft

Die Heißlufttherapie ist eine trockene Wärmetherapie, bei der der Patient nicht mit dem erwärmenden Medium in Kontakt kommt. Meist kommt dabei ein Infrarotwärmestrahler zum Einsatz, der keine UV- Strahlen abstrahlt und die Strahlungswärme an ein großes Behandlungsgebiet abgegeben kann. Eine Behandlung mit Heißluft dauert in der Regel 15- 20 Minuten. Sie eignet sich gut als vorbereitende Maßnahme vor der Krankengymnastik oder Massage.

Wie andere Varianten der Wärmetherapie wirkt die Behandlung mit Heißluft muskelentspannend, durchblutungsfördernd und stoffwechselanregend. Die durch die Rotlichtlampe vermittelte Wärme soll tief ins Gewebe eindringen und sogar bis zu den Gelenken reichen. Die Anwendung kann deshalb bei Nacken- und Rückenschmerzen, rheumatischen Erkrankungen und nach Verletzungen, aber auch bei Erkältungen mit betroffenen Nasennebenhöhlen helfen. Auch Babys auf der Neugeborenenstation können wegen der schonenden Wärmeabgabe mit Infrarotstrahlern gewärmt werden, wenn sie noch nicht genügend eigene Körperwärme produzieren.

Wärmetherapie mittels Ultraschall

In der Wärmetherapie kann mittels hochfrequenten Ultraschallschwingungen (800- 3000 kHz) Wärme gezielt auf das Behandlungsgebiet appliziert werden. Dabei erreichen die Ultraschallwellen die Tiefenmuskulatur, Sehnen, Bänder und Gelenke und die Therapie kann deshalb besonders gezielt und lokal angewendet werden. Auch die Applikation von Medikamenten durch die Haut mittels Ultraschall ist möglich. Die Wärmetherapie mittels Ultraschall kann zum Beispiel bei rheumatischen Gelenkschmerzen, bei der Behandlung von Sehnenansatzreizungen und anderen entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparats angewendet werden. Sie kann vom Arzt verordnet werden und wird von den meisten Physiotherapieeinrichtungen durchgeführt.