Haglundferse Übungen

Einleitung

Die sogenannte Haglundferse ist die Komplikation der orthopädischen Kinder- und Jugendkrankheit Morbus Sever-Haglund oder auch Apophysitis calcanei. In den meisten Fällen ist sie im Kindes- und Jugendalter selbstlimitierend, das heißt, dass sie nach einiger Zeit von selbst verschwindet. Eine mögliche Folge der Erkrankung ist, dass der Ansatz der Achillessehne knöchern verdickt bleibt, dies nennt man dann Haglund-Exostose oder -Ferse. Diese muss nicht symptomatisch werden, kann es aber durch unpassendes (zu enges) Schuhwerk bei hoher Belastung (Sport). Es gibt sowohl konservative als auch operative Behandlungsansätze.

Mehr zu der Haglundferse (Ursachen, Symptome, Diagnose, weitere Behanldungsmöglichkeiten) können Sie in unserem Artikel ,,Haglundferse" nachlesen.

Warum sollte man dehnen, kräftigen und die Faszien lösen

Die Haglundferse an sich muss keine Symptome auslösen. Die Symptome entstehen vor allem durch Überbelastung im Sport oder im Alltag. Dabei üben die Wadenmuskeln über die Achillessehne starken Zug auf den Ansatz der Sehne am Fersenbein aus. Dieser Zug bewirkt die Schmerzproblematik und Entzündung. Aus diesem Grund ist es bei einer bestehenden Haglundferse sehr wichtig, nach sportlicher Aktivität beide Waden gut zu dehnen und die Faszien zu lösen. So kann der Zug auf den Ansatz vermindert werden. Außerdem kann so vor allem im Laufsport verhindert werden, dass sich die Wadenmuskulatur stark verkürzt und ebenso Zug ausübt.
Kräftigen sollte man das ganze Bein, um muskuläre Spieler und Gegenspieler im Ausgleich zu halten und muskuläre Dysbalancen zu verhindern.

Welche Übungen sind die richtigen?

Eine Muskelgruppe oder sogar ein einzelner Muskel sollte nicht isoliert beziehungsweise allein therapiert werden. Dementsprechend ist es auch bei einer Haglundferse so, dass das gesamte Bein schonend trainiert werden sollte.
Die richtigen Übungen sind also Übungen, die das gesamte Bein ansprechen und im Anschluss noch das gesamte Bein betreffende Dehnübungen. Die Übungen sollten dabei der Trainingserfahrung des Anwenders entsprechen. Das heißt, dass ohne Erfahrung nicht mit anspruchsvollen Kraft/ Koordination/ Balance Übungen in das Training eingestiegen werden sollte.
Da die Haglundferse eine typische Erkrankung von Sportlern ist, sollten die Übungen auch eventuelle durch die Sportart entstandene muskuläre Dysbalancen beachten.
Es lässt sich also nicht pauschal für jeden sagen, welche Übungen die besten sind, sondern sollte individuell für jeden einzeln evaluiert werden. Dies ist am besten möglich im Rahmen einer verordneten Physiotherapie. So kann man für sich mit dem Physiotherapeuten zusammen ein individuelles Trainingskonzept erarbeiten und so auch den Fortschritt oder eventuelle Überlastungen schnell erkennen und den Plan den neuen Bedürfnissen anpassen.

Wie kann ich die "richtige" muskuläre Balance finden?

Die richtige muskuläre Balance ist sehr leicht zu erreichen. Der wichtigste Punkt, der zu beachten ist, ist, dass man nicht einseitig trainieren oder belasten sollte.
Schmerzen oder Verletzungen können dies negativ beeinflussen, da durch sie Schonhaltungen oder unnatürliche Bewegungsmuster eingenommen werden. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, die Verletzung zu behandeln und anschließen gleichmäßig wieder Belastung aufzunehmen. 
Es sollte nach einer akuten Phase der Haglundferse also nicht nur die Wade der betroffenen Seite trainiert werden, sondern beide Beine gleichmäßig und ganzheitlich. So kann sich das verletzte Bein dem Gesunden wieder anpassen.

beispielhaft 4 gute Übungen

Wie bereits beschrieben, sollten die Übungen dazu dienen, eine muskuläre Balance zu erhalten und zu trainieren. Außerdem soll vor allem die Wadenmuskulatur gut gedehnt werden, um Verkürzungen zu vermeiden.
Bei der ersten Übung wird ein Gymnastikband benötigt. Sie dient dazu, die Achillessehne und die Wadenmuskulatur sowie den Fuß zu dehnen. Es wird auf einem Stuhl gesessen. 
Zunächst muss das Band einmal um den großen Zeh gelegt werden und unter dem Fuß und der Ferse hinter die Wade gezogen werden. Das Band nun leicht spannen und den Fußrücken nach oben ziehen. Anschließend den Fuß in Richtung des Bodens bewegen, und zwar so, als wenn das Band mit dem Zeh so lang wie möglich gezogen wird. Dies mit beiden Füßen zehnmal wiederholen, nach der Wiederholung eine kurze Pause einlegen. Insgesamt soll jeder Fuß drei Sätze absolvieren.

Die zweite Übung muss auf einer Treppe oder einem stufen-ähnlichen stabilen Absatz durchgeführt werden. Es handelt sich um kontrolliertes Wadenheben zur Kräftigung der Wadenmuskulatur und Dehnung der Achillessehne. 
Mit beiden Füßen auf der Stufe stehen, den Fußballen des einen Fußes nun direkt an der Kante positionieren. Das andere Bein bleibt zunächst gestreckt. Nun die Ferse des auf der Kante positionierten Fußes sehr langsam so tief wie möglich absenken. Es wird dann in der Wade ziehen. Die tiefste Position zwei bis der Sekunden halten. Anschließend den Fuß wieder in die Startposition drücken. Dies wird fünfzehnmal wiederholt, danach der andere Fuß. Zwischen den Sätzen eine kurze Pause einlegen, zum Schluss sollten beide Beine drei Sätze durchgeführt haben. 

Die folgende Übung dient ebenfalls dazu, die Wade und Achillessehne zu dehnen. Diese Übung kann bis zu dreimal täglich über fünf bis zehn Minuten durchgeführt werden. 
Die Füße in circa 50 cm langer, schulterbreiter Schrittstellung ohne Socken und/ oder Schuhe sicher auf dem Boden positionieren. Nun bei durchgestrecktem hinterem Bein und leicht gebeugten vorderen Bein den Oberkörper nach vorne beugen. Dabei kann man sich gerne mit den Händen auf dem vorderen Knie oder einer Wand abstützen. Wenn ausreichend nach vorne gelehnt wird, wird es in der Wade ziehen. In dieser Position 15 bis 30 Sekunden ausharren. Anschließend kommt das andere Bein nach hinten und die Übung wird wiederholt. Nach einer Pause kann die Übung noch zwei bis dreimal wiederholt werden. 

In der letzten Übung kann durch das Ausrollen der Faszien in den Waden noch an anderer Stelle Zug von der Achillessehne und der Ferse genommen werden. 
Dazu wird eine kleine Faszien- oder Blackroll benötigt. Mit gestreckten Beinen auf den Boden sitzen und unter einer Wade die Rolle positionieren. Das andere Bein wird angewinkelt aufgestellt, sodass das gestreckte Bein nur noch auf der Rolle aufliegt. Die nach hinten abgestützten Arme liefern die nötige Stabilität. Die Wade nun mit Unterstützung der Arme und des anderen Beines mit konstant hohem Druck von der Ferse bis in die Kniekehle langsam ausrollen. Dies pro Seit circa zwei bis drei Minuten machen.

Für weitere Übungen können Sie sich folgende Artikeln anschauen: ,,Physiotherapie bei einem Fersensporn", ,,Übungen bei Fußfehlstellungen".

Behandlung

Die Therapie der Haglundferse entspricht der Therapie der Apophysitis calcanei im jugendlichen Alter.
Auch hier dominiert zunächst der konservative Ansatz. Er besteht darin, den betroffenen Fuß zunächst zu schonen und im Rahmen von physiotherapeutischer Begleitung wieder Belastung aufzunehmen.
Das bedeutet, dass kein umfassendes Sportverbot ausgesprochen wird. Die Sportarten, die Schmerzen auslösen, sollten nicht betrieben werden. Zu diesen Sportarten zählen unter anderem Fußball, Handball und Laufsportarten. Die sportliche Aktivität sollte also der Symptomatik angepasst werden, leichtes, wenig belastendes Fahrradfahren ist durchaus erlaubt. Nur im Rahmen sehr starker Schmerzsymptomatik, die auch bei leichteren Belastungen vorhanden ist oder sogar in Ruhe, kann über eine zeitweise komplette Ruhigstellung nachgedacht werden.

Um muskuläre Dysbalancen vorzubeugen oder zu therapieren, sollten entsprechende Dehn- und Kräftigungsübungen in die Therapie mit aufgenommen werden.
Im Falle von starken Ruheschmerzen können auch Schmerzmedikamente wie Ibuprofen, Paracetamol oder Metamizol bei Bedarf angewandt werden. Kühlen kann ebenfalls Schmerzen lindern. Salbenverbände mit Diclofenac können kühlend und medikamentös schmerzlindernd zugleich sein.
Sollte die konservative Therapie keinen Erfolg zeigen, gibt es operative Versorgungsmöglichkeiten.

Tapen

Durch gezieltes Tapen der Wadenmuskulatur kann das Dehnen unterstützt werden. An der Ferse ist es möglich, dass der Ansatz der Achillessehne durch das Tape etwas entlastet werden kann.
Beim Tapen ist es sehr wichtig, es richtig anzuwenden, aus diesem Grund sollte dies durch ausgebildete Physiotherapeuten oder Andere geschehen.

welche Schuhe bei einer Haglundferse

In nicht akuten Phasen kann eigentlich jedes Schuhwerk getragen werden. In akuten Schmerz- beziehungsweise Entzündungsphasen sind bequeme Sportschuhe angebracht. Dabei sollten diese der Ferse ausreichend Platz bieten und sie gleichzeitig gut polstern und stabilisieren. Die Schmerzen können über Einlagen, die einen kleinen Absatz (1cm) erzeugen, gelindert werden. Durch die Erhöhung der Ferse wird der Zug von der Achillessehne genommen.

OP

Die Haglundferse kann in dem Fall, dass die konservative Therapie nicht mehr anschlägt, auch operiert werden. Die Zadek-Operation ist eine Knochenumstellung am Fersenbein. Sie kann sowohl offen als auch minimalinvasiv durchgeführt werden.
Bei dem minimalinvasiven Verfahren kommt ein sogenanntes Arthroskop zum Einsatz. Es handelt sich um eine Kamera, die durch einen sehr kleinen Schnitt eingeführt werden kann. Während der Operation entfernt der Operateur einen kleinen Knochenkeil aus dem Fersenbein und fixiert die neue Position der Achillessehne mit Schrauben. So wird die Sehne nach der Operation vom Zug entlastet.
In einem anderen minimalinvasiven Verfahren wird die Exostose (der Knochenvorsprung) am Fersenbein verschmälert. Dies geschieht unter Röntgenkontrolle, sodass nicht zu viel oder zu wenig entfernt wird. Bei Bedarf können andere chronisch entzündete Strukturen wie Schleimbeutel ebenfalls entfernt werden. 
Die Prognose für dieses Verfahren ist auf lange Sicht sehr gut.