Haglundferse

Definition

Die Haglund-Ferse oder auch Haglund-Exostose bezeichnet eine von der Norm abweichende Fußform mit einer Verknöcherung im Bereich der Ferse. In diesem Falle betrifft die Verknöcherung den Sehnenansatz der Achillessehne am Fersenbein und wird manchmal auch als kranialer, sprich oberer Fersensporn bezeichnet. Somit kommt es zu einer Reizung, Entzündungen und Schwellungen, die dann häufig auch zu Schmerzen führen. Durch die überschüssige Knochenbildung im Bereich des Sehnenansatzes kommt es zudem zu einem verstärkten Zug an der Achillessehne, was ebenfalls schmerzhaft sein kann. Die Begriffe Haglund-Ferse, Haglund-Exostose, oberer Fersensporn sowie Haglund-Syndrom werden im Folgenden als Synonyme verwendet.

Ursachen

Die Haglundferse kann angeboren oder erworben sein, wobei angeborene Haglundfersen jedoch nur sehr selten vorkommen. Der Grund für die Entstehung der Verknöcherung ist bis heute noch nicht vollends geklärt, allerdings stehen sogenannte wiederholte Mikrotraumen im Verdacht an der Entstehung beteiligt zu sein. Das sind sehr kleine Verletzungen, die zunächst nicht oder wenig schmerzhaft sind, bei häufiger Wiederholung jedoch zu einer chronischen Reizung führen und die Verknöcherung und Verformung der Ferse auslösen. 

Diese Mikrotraumen können auf verschiedene Arten entstehen, wobei eine erhöhte Belastung und Druck auf den Ansatz der Achillessehne der gemeinsame Nenner sind. So sind beispielsweise ein schlechtsitzender Schuh oder eine Fehl- oder Überbelastung des Fußes häufige Auslöser für die Bildung eines Fersensporns. Insbesondere bei Läufern kann dies beobachtet werden. Auch hier gibt es Risikofaktoren, die die Ausbildung einer Exostose beschleunigen, beispielsweise das Lauftraining auf harten Böden, was die Last im Bereich der Ferse verstärken oder die erhöhte Last im Fersenbereich beim Bergauflaufen. Erworbene Haglund-Exostosen stehen häufig im Zusammenhang mit anderen Fußdeformitäten, wie Hohl- oder Plattfüßen, die zu einer Fehlstellung des Fersenbeins führen. Auch Patienten mit Übergewicht laufen Gefahr, einen Fersensporn auszubilden, da durch das überschüssige Gewicht auch der Druck auf das Fersenbein höher ist. Somit ist die Ausbildung einer Deformität wahrscheinlicher als bei Normalgewichtigen.

Zu den anderen Fußfehlstellungen können Sie in folgenden Artikeln Genaueres erfahren:
-,,Hallux valgus"
-,,Hallux rigidus- Übungen", ,,Hallux rigidus -Bilder"
-,,Hammerzehen"
-,,Knick-Senk-Spreizfuß"
-,,Krallenzehen"

Symptome

Die klassischen Symptome einer Haglundferse werden häufig erst durch chronischen Druck auf das entsprechende Überbein ausgelöst. Das Hauptsymptom ist hierbei der Fersenschmerz, der auf den Ansatz der Achillessehne lokalisiert ist. Der Schmerz wird häufig als messerstichartig beschrieben und ist insbesondere zu Beginn der Belastung ausgeprägt, was man als „Anlaufschmerz“ bezeichnet. Im späteren Verlauf tritt der Schmerz jedoch auch dauerhaft beim Gehen auf. Zudem kann es im Bereich der Exostose zu Schwellungen, Rötungen und Überwärmung kommen, was hauptsächlich durch eine Entzündung des Schleimbeutels (Bursitis) bedingt ist. Häufig tritt auch ein Schmerz der Achillessehne (Achillodynie) auf und damit einhergehend Wadenschmerzen und Verspannungen. Bei ausgeprägten Befunden kann man den Fersensporn häufig bereits auf den ersten Blick als hervorstehendes Überbein erkennen und die Deformität der Ferse wird deutlich. 

Diagnose

Die Verdachtsdiagnose einer Haglundferse erfolgt primär nach klinischen Symptomen und einer körperlichen Untersuchung. Häufig kann bereits eine Blickdiagnose gestellt werden, da eine Schwellung, Rötung, Überwärmung oder Blasenbildung im Bereich des Achillessehnenansatzes zu sehen sind. Wichtig für die Diagnose ist das Berichten von lokalen Schmerzen und Beschwerden insbesondere bei Belastung, allen voraus der Anlaufschmerz. Gesichert wird die Diagnose durch ein seitliches Röntgenbild. Ist in der radiologischen Untersuchung nun also ein deutliches Überbein in Form einer überschüssigen Knochenbildung am Fersenbein zu sehen, kann die Diagnose einer Haglund-Exostose gestellt werden. Der sogenannte Fowler-Philips-Winkel, der Winkel zwischen der hinteren und unteren Fläche des Fersenbeins, ist im Falle einer Haglundferse meist deutlich vergrößert. Oft sind zudem noch Kalkablagerungen in der Achillessehen zu sehen, die meist durch die chronische Reizung verursacht sind. Zusätzlich zum Röntgen kann eine ergänzende Ultraschalluntersuchung oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) eingeleitet werden, um das umliegende Weichteilgewebe zu untersuchen. Insbesondere der Schleimbeutel (Bursa subachillea) kann somit beurteilt werden. 

Behandlung/Therapie

Die Therapie der Haglund-Exostose kann auf verschiedene Arten erfolgen und verschiedene Ansätze verfolgen, wobei der konservative Therapieansatz im Normalfall die Therapie erster Wahl darstellt.
Darunter zählt vor allem die schnelle Entlastung und Schonung des chronisch gereizten Fersensporns. Das bedeutet primär ein Verzicht auf Belastung, sprich eine Sportpause und der Wechsel des unpassenden Schuhwerks zu einem geeigneten Schuh.

Auch Kinesiotapes können dabei hilfreich sein. Bei Schmerzen kann bei Bedarf auf Schmerzmittel der Klasse der nichtsteroidalen Antirheumatika, wie beispielsweise Ibuprofen oder Diclofenac oder entzündungshemmende Salben zurückgegriffen werden. Weitere konservative Therapieoptionen stellen Stoßwellentherapie oder physikalische Therapie wie Kälte- und Wärmeanwendungen dar, wobei im Reizzustand Kälte und im reizlosen Zustand Wärme zu empfehlen ist. Bei sehr starkem Schmerz besteht zudem die Möglichkeit einer Injektion von entzündungshemmendem Kortison in den Achillessehnenansatz, was jedoch aufgrund der Gefahr eines Risses der Achillessehne nur in Ausnahmefällen erfolgen sollte. Um langfristige Heilung zu erreichen, sollte immer eine Korrektur der Fehlstellung angestrebt werden. Dies kann mitunter durch Übungen und die Nutzung orthopädischer Einlagen und korrekter Schuhe erfolgen. Auch eine Gewichtsreduktion bei Übergewicht stellt eine dauerhafte und nachhaltige Entlastung des Fußes dar.
Bei nachgewiesenen Schäden der Achillessehen wird häufig die Indikation zu einer Operation gestellt, wobei das Ziel hierbei die mechanische Abtragung des Überbeins ist. Es gibt verschiedene Operationsmethoden, die weitaus Häufigste ist jedoch die minimalinvasive endoskopische Operation. Als letzte Behandlungsoption kann die Bestrahlung mit Röntgenstrahlen in Betracht gezogen werden, was jedoch aufgrund der Strahlenbelastung erst nach Ausschöpfen aller konservativen Behandlungsmöglichkeiten erwogen werden sollte.

Übungen

Die durch die Haglundextose verursachten veränderten Zugverhältnisse sorgen im Bereich der Wade, Achillessehen und Fußsohle zu Spannungen in der Muskulatur und Faszien, welche mit Übungen gelöst und behandelt werden können. So können Dehnübungen der Fußsohle und der Wadenmuskulatur mithilfe von Gymnastikbändern, Faszienrollen oder Igelbällen eine Erleichterung bringen. Beispielsweise kann man den betroffenen Fuß auf eine Rolle oder einen Igelball stellen und vorsichtig über das gesamte Fußgewölbe rollen. Auch eine manuelle Lösung der Verschraubung von Vorderfuß und Rückfuß durch entgegengesetztes Drehen bringt langfristig mehr Beweglichkeit in das untere Sprunggelenk.

Für eine genauere Anleitung können Sie sich folgende Artikeln anschauen: ,,Physiotherapie bei einem Fersensporn", ,,Übungen bei Fußfehlstellungen", ,,Haglundferse Übungen".

Tapen

Viele Patienten profitieren vom Tapen mit kinesiologischen Tapes. Dies sind elastische Tapes, die auf die Haut aufgeklebt werden mit dem Ziel, Gelenke und Muskeln zu stabilisieren bei gleichzeitiger Wahrung der Beweglichkeit. Viele Praxen bieten diese Behandlungsmethode an und nach etwas Übung und der korrekten Anleitung durch einen Physiotherapeuten oder Sportmediziner kann das Tapen auch erlernt und selbstständig angewandt werden. Der Vorteil der Tapes wird vor allem durch die Schonung und Ruhigstellung der betroffenen Region geleistet, wobei zu beachten ist, dass kinesiologische Tapes immer nur als zusätzliche Behandlung und nicht alleinstehend genutzt werden sollten.

Salbe

Entzündungshemmende und schmerzlindernde Salben oder Salbenumschläge können im Rahmen der entzündlichen Reaktion im Bereich des Fersensporns angewandt werden. Es gibt antientzündliche Cremes mit natürlichen Wirkstoffen (Kamillenblüten, Ringelblume), die sich jedoch nur für leichte Entzündungen eignen. Cremes und Salben mit antientzündlicher und zudem schmerzlindernder Wirkung enthalten vorzugsweise Ibuprofen oder Diclofenac und entfalten eine stärkere Wirkung, womit sie besser für schwerwiegendere Entzündungen geeignet sind. Bei sehr schweren entzündlichen Verläufen greift man auf Kortison-haltige Cremes zurück.

Schuhe

Die Wahl des korrekten Schuhwerks ist von hoher Bedeutung bei der Behandlung und auch Prävention einer Haglundferse. Da der Fersensporn sich häufig gerade durch das Tragen unpassender Schuhe entwickelt, kann hier effektiv in den Entwicklungsprozess eingegriffen werden. Zu enges oder rutschendes Schuhwerk kann zu Druck und Reibung im Bereich der Ferse und somit zu Überbein-Bildung führen. Dementsprechend sollte vor allem bei entsprechendem Wetter im Sommer ein Schuh gewählt werden, der hinten offen ist und somit die Fersenregion ausspart. Auch bei schlechter Witterung sollte ein geräumiger Schuh getragen werden, der im Fersenbereich breit ist und somit eine Druckbelastung vermeidet. Hilfreich kann ein Schuh mit hohem Schuhrand und einer leichten Erhöhung der Ferse um ca. 1 cm sein. Zusätzlich kann Entlastung durch eine weiche Fersenkappe erreicht werden. Auch sogenannte Fersenkissen können in Form von Silikoneinlagen oder integriert in Socken zum Einsatz kommen. Läufer sollten darauf achten, einen individuell passenden Schuh zu wählen, der optimal sitzt und die Belastung durch das Laufen sicher abfedert, nicht rutscht und genug Polsterung im Fersenbereich aufweist.

Einlagen

Zur Behandlung der Haglundferse zählt vor allem zu Beginn die korrekte Entlastung des Fersensporns durch orthopädische Schuhe und Einlagen. Dabei wird darauf geachtet, die betroffene Region gezielt zu polstern oder auszusparen und somit den Druck auf der Ferse zu verringern und umzuverteilen. Nützlich sind hierbei spezielle Haglund-Polster, die durch eine Polsterung des Sehnenansatzes die Reizung verhindern. Alternativ gibt es auch Fersenschalen aus Silikon, die als austauschbare Einlagen in Schuhe gelegt werden können. Häufige zusätzliche Fußdeformitäten, wie Hohlfuß- oder Plattfuß-Fehstellungen sollten mit einer individuell angepassten Einlage ausgeglichen werden, da diese Fehlstellungen häufige Auslöser der Haglund-Exostose sind.

Stoßwelle

Die Stoßwellentherapie ist eine Behandlungsmethode, bei der hochenergetische mechanische Druckwellen über ein Wasserkissen auf die schmerzende Region angewandt werden. Durch die somit gesetzten Reize kommt es zu vermehrtem Wachstum neuer Blutgefäße, was dazu beiträgt, die Entzündungsreaktion abzutragen und zu lindern. Zudem wird das bestehende Überbein langsam aufgelöst. Die Behandlung erfolgt ambulant und ohne Betäubung und dauert ca. 6 Wochen bei 2-3 Sitzungen in Intervallen von ca. einer Woche. 

Prognose

Die Prognose der Haglundexostose ist recht günstig. Häufig ist eine erfolgreiche Behandlung zu verbuchen und viele Patienten erreichen ihren vollen Funktionsumfang wieder. Die Art der Behandlung und auch die Prognose sind jedoch abhängig vom Stadium des Fersensporns sowie der Schwere der umliegenden Entzündungsreaktion.

OP

Manchmal ist die Haglung-Exostose so ausgeprägt, dass auf eine operative Behandlung nicht zu verzichten ist. Diese OP ist eine minimalinvasive, endoskopische Operation, bei der der überstehende Knochenvorsprung abgetragen wird. Das bedeutet, dass die Operateure durch einen kleinen, gewebsschonenden Schnitt ein sogenanntes Arthroskop mit einer speziellen Kamera sowie die Instrumente in den Operationsbereich einführen. So kann unter Sicht und Röntgenkontrolle der Fersensporn entfernt und das Fersenbein verschmälert werden.
Es gibt auch andere nicht minimalinvasive Optionen, die Haglundferse und die damit in Verbindung stehenden Erkrankungen operativ zu versorgen, wie beispielsweise eine Knochenumstellung oder eine offene Sehnenrevision.

Wie lange nach einer OP krankgeschrieben?

Nach dem arthroskopischen operativen Eingriff bekommt man einen speziellen Schuh, der den Fuß in Normalstellung stabilisiert und der für ca. 4 Tage durchgehend getragen werden sollte. Danach kann eine leichte Belastung des betroffenen Fußes erfolgen, wobei auf eine Fersenerhöhung geachtet werden sollte. Eine volle Belastung kann nach ca. 7-10 Tagen eingeleitet werden, die der Dauer der Krankschreibung, nämlich ca. 2 Wochen, entspricht. Die Reduktion der Fersenerhöhung kann nach 4 Wochen begonnen werden. Nach ca. 10 Wochen sollte die volle Funktion des Fußes wiederhergestellt sein.