Knick-Senk-Spreizfuß-Übungen

Einleitung

Bei dem sogenannten Knick-Senk-Spreizfuß handelt es sich um eine Fußfehlstellung, die unter mehreren Namen bekannt ist. So sind weitere mögliche Bezeichnungen der Knick-Plattfuß oder der Knick-Senkfuß. Das Fersenteil, also der Knochen ganz hinten im Fuß, der auch die Ferse bildet, ist nach außen weggeknickt. Dadurch sinkt das Längsgewölbe des Fußes nach innen ab, sodass der Anteil der Fußsohle mit Bodenkontakt größer wird. Bei Erwachsenen ist er oft erworben, wobei eine Hauptkomponente die Schwäche der Tibialis posterior Sehnen ist. Dies ist die Sehne eines tiefen Wadenmuskels, der das Fußgewölbe stabilisiert. Oft ist das Laufen bei Betroffenen mit Fortschreiten der Fehlstellung erschwert
Knick-Senk-Spreizfuß bezeichnet mehrere Fehlstellungen, die jedoch häufig zusammen auftreten. Knick beschreibt dabei das Abknicken des Fersenbeins, Senk das Absinken des Fußlängsgewölbes und Spreiz das Auffächern der Mittelfußknochen im Rahmen des abgesenkten Quergewölbes.

Warum sollte man dehnen, kräftigen und die Faszien lösen?

Im Rahmen eines erworbenen Knick-Senk-Spreizfuß liegt ursächlich in der Regel eine Schwäche der Muskeln vor, die das Fußgewölbe stabilisieren. Sie sorgen dafür, dass über den Fuß trotz des Gewölbes an der Fußunterseite Gleichgewicht gehalten werden kann. Verletzungen der Außenbänder, rheumatoide Arthritis oder auch Sehnenscheidenentzündungen im Fuß können zu einer Schwäche der Zugsehen führen, die zur Stabilität des Fußgewölbes beitragen.

Sehnen sind die Verbindung zwischen Knochen und Muskulatur. In diesem Fall ist  oft die Sehne des Musculus tibialis posterior betroffen. Es handelt sich um einen tiefliegenden Muskel in der Wade, der durch seine Verlauf und Zug hauptsächlich an der Stabilisation des Fußgewölbes beteiligt ist. Aus diesem Grund sollten Übungen zur Therapie des Knick-Senk-Spreizfuß die drei Komponenten Dehnung und Kräftigung der Muskulatur, sowie das Lösen der Faszien enthalten. So ist es möglich, einer dauerhaften Fehlstellung nachhaltig entgegenzuwirken.
Dehnen hat grundsätzlich zwei positive Effekte. Zum einen steigert man durch gezielte Dehnung im Rahmen der Knick-Senk-Spreizfuß-Übungen seine Beweglichkeit- in diesem Fall vor allem in der Wade und im Fuß. Zum anderen kann man akute schmerzhafte Spannungen in Fuß und Wade reduzieren.
Die Kräftigung der Muskulatur ist so wichtig, da die zu schwache und zu gering ausgeprägte Muskulatur im Fußgewölbe und in den Tiefen der Wade die Hauptfaktoren für die Entstehung des Knick-Senk-Spreizfuß ist. Durch sinnvolle und regelmäßige Kraftübungen ist es möglich, muskulären Dysbalancen entgegenzuwirken. Es sollten gezielt die Muskelgruppen trainiert werden, die verkürzt und geschwächt sind, sodass das Ungleichgewicht gegenüber ihrer Gegenspieler (die Disbalance) aufgehoben wird. 
Zudem ist es vor allem auch bei passiven Maßnahmen wie speziellen Einlagen unbedingt notwendig, die entlastete Muskulatur zu trainieren. Durch die Einlagen wird zwar Schmerzlinderung erreicht, sie bewirken jedoch auch, dass die entsprechende Muskulatur nicht benötigt und damit abgebaut und dadurch noch weiter geschwächt wird.
Außerdem sollten auch die Faszien ausgiebig gelöst werden. Faszien sind die Hüllen für die einzelnen Muskeln oder ganze Muskelgruppen. Sie sind mit den Knochen, Sehnen und den beteiligten Gelenken verbunden. Bei Spannungen und Verkürzungen im Muskel übertragen diese sich auf die Faszie und so indirekt auf das Gelenk. So können ebenfalls Bewegungseinschränkungen entstehen. Durch das Lösen und Ausrollen der Faszien kann dem entgegengewirkt werden.

Welche Übungen sind die richtigen?

Durch die Knick-Senk-Spreizfuß-Übungen sollen die Füße gestärkt werden. Zudem werden sowohl die Ausdauer der trainierten Muskelgruppen als auch das Gleichgewicht und das Gefühl in der Fußsohle verbessert. Während der Übungen ist darauf zu achten, die richtige Balance zwischen Dehnung und Faszien lösen sowie der Kräftigung zu finden. Dementsprechend ist in der Regel nicht eine einzelne Übung ausreichend, um eine langfristige, nachhaltige Verbesserung zu erzielen. Sie sind besonders geeignet, wenn die Fehlstellung noch nicht stark ausgeprägt ist. Bei einem sehr stark asugeprägten Knick-Senk-Spreizfuß sollte zunächst ein Arzt konsultiert werden, mit dem das weitere Prozedere geplant werden sollte.
Gute Übungen sind vielseitig und trainieren den Fuß und die Wade ganzheitlich. Die kräftigenden Knick-Senk-Spreizfuß-Übungen sollten möglichst an drei bis vier Tagen der Woche mit dazwischen liegenden Pausen-Tagen durchgeführt werden, da diese Übungen anfangs eine Anstrengung für die Muskulatur bedeuten. Zudem mindern zu häufige Kraft-Übungen den Trainingseffekt (also den Aufbau von Muskulatur). 
Die dehnenden Knick-Senk-Spreizfuß-Übungen können an fünf bis sechs Tagen (auch an den Tagen ohne Kraft-Übungen) der Woche ausgeübt werden, da sie zur Regeneration der Muskulatur beitragen. An den Tagen, an denen alle drei Komponenten der Krallenzehen-Übungen durchgeführt werden, sollte mit der Dehnung gestartet werden. Anschließend kann die Kraft trainiert und zum Schluss die Faszien ausgerollt werden, wobei Tage zur Regeneration unbedingt eingehalten werden müssen.
Eine sehr simple und gleichermaßen effektive Knick-Senk-Spreizfuß-Übung ist das Barfuß-Laufen. Die Füße werden nebenher trainiert. Es sollte nur beachtet werden, dass wirklich ohne Socken oder Hausschuhe richtig barfuß gelaufen wird. Der gesamte Fuß wird stabilisiert und die Verletzungsanfälligkeit sinkt.

Wie kann ich die "richtige" muskuläre Balance finden?

Einer der Hauptfaktoren zur Entstehung des Knick-Senk-Spreizfußes ist oft die muskuläre Schwäche des Tibialis posterior Muskels und der Muskeln im Fußgewölbe. Zusätzlich sind ihre Gegenspieler häufig zu stark. Es liegt eine Dysbalance vor. Trotzdem ist es nicht sinnvoll, ausschließlich die Muskeln zu trainieren, die geschwächt sind. Beim Durchführen der Knick-Senk-Spreizfuß-Übungen ist es deswegen in erster Linie wichtig, die beteiligten Muskeln gleichmäßig zu beanspruchen. Viele Muskeln in der Wade sind ebenfalls an der Stabilisation des Fußgewölbes beteiligt, weswegen die Wade im Training nicht vergessen werden darf. Sowohl im Fuß als auch in der Wade sollten Spieler und Gegenspieler trainiert werden. Die Übungen können isoliert einzelne Muskeln beziehungsweise kleinere Muskelgruppen trainieren oder auch den gesamten Fuß oder die Wade umfassen. 
Das bereits erwähnte Barfuß-Laufen ist eine Knick-Senk-Spreizfuß-Übung, die sehr gut die muskuläre Balance trainiert. Beim Gehen werden alle beteiligten Muskeln gleichermaßen trainiert.
Anfangs kann eine leichte Zunahme der Schmerzen auftreten. Die Muskeln und Gelenke müssen zunächst langsam und in kleinen Schritten an die ungewohnte Belastung gewöhnt werden. Nach einigen Tagen sollte die anfängliche Verschlimmerung nachlassen. Wenn die Schmerzen jedoch dauerhaft verschlimmert werden, liegt es gegebenenfalls daran, dass zu intensiv in das Training eingestiegen wurde. Eine Pause und ein erneuter Einstieg mit verringerter Intensität ist angebracht. Wenn die Beschwerden weiterhin anhalten, sollte ein Arzt konsultiert werden.

4 gute Übungen

1.Dehnen
Diese Übung ist barfuß auf einer Treppenstufe oder einem ähnlichen Vorsprung durchzuführen. 
Stellen Sie sich mit dem Ballen auf der Stufe, so dass die Fersen frei schweben. Die Zehen sollten leicht gehoben und überstreckt sein. Ein eingerolltes Küchentuch unter den Zehen kann dabei helfen. Stellen Sie sich auf die Zehnspitzen, dort einatmen und 3 Sekunden verharren. 4 Sekunden ausatmen und dabei die Fersen langsam absenken. Beim Einatmen (3 Sekunden) wieder auf die Zehenspitzen stellen. Insgesamt machen Sie drei mal zehn Wiederholungen mit kurzen Pausen dazwischen. 
Durch diese Übung wird sowohl die Fußunterseite als auch die Wadenmuskulatur gedehnt und aufgewärmt.

2. Kräftigung

  1. Für ein sehr gutes und einfaches Training für die Koordination und Beweglichkeit der Zehen und zur Kräftigung der kleinen Fußmuskeln wird ein Handtuch benötigt. Die Ausführung ist sehr simpel. Sie nehmen ein kleines Handtuch und legen es flach ausgebreitet auf den Boden. Stellen oder setzen Sie sich barfuß vor dem Handtuch und greifen Sie es zunächst mit einem Fuß. Danach lassen Sie es wieder los. Dies wiederholen Sie mit dem ersten Fuß zehnmal. Anschließend ist der andere Fuß an der Reihe. Insgesamt machen Sie die zehn Wiederholungen dreimal pro Fuß.
  2. Diese Kraftübung bezieht sich besonders auf den Tibialis posterior Muskel. Für diese Übung sitzen Sie wieder barfuß, am besten auf dem Boden. Zudem wird ein Theraband benötigt. Legen Sie dieses um den Vorfuß und greifen Sie die Enden. Halten Sie die Arme angewinkelt und etwa Schulter breit, sodass Spannung am Fußaußenrand entsteht. Strecken Sie den Fuß nun so, als ob Sie wie in der Dehnübung in den Zehenstand gehen. Sie sollten es in der tiefen Wade spühren. Insgesamt machen Sie dreimal zehn Wiederholungen mit kurzen Pausen dazwischen.

3. Ausrollen der Faszien in Fuß und Wade
Eine weitere Möglichkeit, mehr Beweglichkeit im Fuß, der Wade und in den Zehen zu erreichen, ist die gesunde Elastizität und Festigkeit der Faszien durch das Ausrollen dieser zu fördern. Zum Ausrollen der Faszien ist ein/e Faszienball oder -rolle mit kleinem Durchmesser geeignet. Für das Ausrollen der Wade setzen Sie sich mit lang ausgestreckten Beinen auf den Boden. Winkeln Sie ein Bein an und legen die Faszienrolle unter die Wade des anderen Beins. Nun stützen Sie sich mit ihren Händen ab und heben das Gesäß. Sie rollen Ihre Wade aus, indem Sie Ihr angewinkeltes Bein abwechselnd stärker strecken und beugen. Dadurch bewegen Sie Ihre Wade über die Faszienrolle. Achten Sie auf einen konstant hohen Druck. Im Anschluss folgt die andere Wade.
Es folgt der Fuß. Sie stehen und setzen Ihre Zehen auf die Rolle. Halten Sie einen konstant hohen Druck und bewegen nun die Rolle langsam Richtung Fußballen, Fußgewölbe und letztlich Richtung Ferse. Achten Sie darauf, immer gleichmäßigen Druck auf der Fußaußen- und -innenkante zu halten. Anschließend folgt der andere Fuß.

Für weitere Übungen können Sie sich auch unsere Artikel ,,Physiotherapie bei Fußfehlstellungen" oder ,,Übungen bei Fußfehlstellungen" durchlesen.

Therapie

Wenn dem Knick-Senk-Spreizfuß Ursachen zu Grunde liegen, die im Laufe des Lebens zu seiner Entstehung geführt haben, ist er somit erworben. Dann ist die konservative Therapie angebracht. Sie besteht aus physikalischen Maßnahmen wie zum Beispiel der Kältetherapie, physiotherapeutischen Übungen zur Stärkung der Muskulatur, entzündungshemmender Schmerztherapie und orthopädischen Einlagen oder Schuhwerk.

 

Jeder Betroffene sollte speziell angepasste Einlagen tragen, diese können den Fuß entlasten und Schmerzen lindern. Bei den Einlagen und den Schuhenmuss auf eine hohe Qualität und Stabilität geachtet werden. Ansonsten kann das Verrutschen der Einlagen oder das Nachgeben des Schuhmaterials den Therapieerfolg dämpfen.
Im Falle eines Sehnenrisses oder eines angeborenen Knick-Senk-Spreizfuß kann die Indikation für eine Operation gestellt werden. Sie wird der entsprechenden Ursache und dem Ausmaß der Fehlstellung individuell angepasst. Bei leichteren Sehnenschädigungen des Tibialis posterior Muskels können Operationen ausreichen. Liegt eine ausgeprägte Schädigung der Sehnen vor, besteht die Möglichkeit, eine Sehne zu transplantieren. Im Rahmen eines solchen Eingriffs wird in der Regel auch eine Korrektur am Knochen vorgenommen.
Im Rahmen der operativen Therapie sind die größten Eingriffe die, die den gesamten Fuß umstellen. Es besteht zum Beispiel die Möglichkeit, den Fußaußenrand zu verlängern und so das Gewölbe wieder aufzustellen und den Zug der Sehnen zu verändern. Außerdem kann auch das Fersenteil umgestellt werden, sodass der Rückfuß neu ausgerichtet wird.
Generell ist der Zeitraum nach der Knick-Senk-Spreizfuß-Operation häufig relativ lang, bis wieder voll belastet werden darf. Aus diesem Grund sollte ein Eingriff als sogenannte ultima ratio gesehen werden.

welche Schuhe bei einem Knick-Senk-Spreizfuß

Im Falle des Knick-Senk-Spreizfußes ist der Mittelfuß oft verbreitert und kann so beengt werden. Aus diesem Grund gilt es Schuhe zu vermeiden, die den Mittelfuß zu stark beengen. Außerdem sollten keine hohe Schuhe getragen werden, da diese die schon vorhandene Verbreiterung durch die Druckbelastung auf dem Vor- und Mittelfuß nochmals verschlimmern können. Bei einem Knick-Senk-Spreizfuß empfiehlt es sich deswegen Schuhe zu tragen, die den Fuß nicht einengen. Dabei sollten sie gleichzeitig ausreichende Stabilität für die Ferse und das Fußgewölbe bieten und bequem sein. Zudem ist es essentiell, zusätzliche Übungen zur Kräftigung der Fußmuskulatur auszuüben.

Barfußschuhe bei einem Knick-Senk-Spreizfuß

Barfußlaufen zählt zu den Möglichkeiten, den Fuß und die Wade ganzheitlich zu trainieren. Bei einem noch nicht stark ausgeprägten Knick-Senk-Spreizfuß spricht nichts dagegen, sie zu tragen. In den ersten Tagen kann es sein, dass die Fuß- und Wadenmuskulatur auf Grund von Ermüdung schmerzt. Generell können sie dem Fuß jedoch als Erholung dienen und die Übung barfußlaufen noch erweitern.
Aber genau wie auch bei den normalen Schuhen bereits erwähnt, ist es essenziell, zusätzliche Übungen zur Kräftigung der Fußmuskulatur auszuüben. Auch Barfußlaufen allein kann nicht zu einer Verbesserung der Fehlstellung führen.

welche Einlagen bei einem Knick-Senk-Spreizfuß

Einlagen zur Behandlung des Knick-Senk-Spreizfußes sollen den Fuß unterstützen, Schmerzen lindern und den überbeanspruchten Bereich des Fußes entlasten. Sie sind speziell angepasst, sodass sie die Ferse wieder in eine aufrechte und senkrechte Position leiten. Zudem ist an ihrer Innenseite eine starke Auswölbung, die das Quer- und Längsgewölbe stützt. Durch die Korrektur der Fußhaltung wird auch die Körperhaltung korrigiert, was zudem zu Linderung von eventuell begleitenden Rückenschmerzen führen kann.
Die Einlagen sollten unbedingt in einem entsprechenden Sanitätshaus auf den eigenen Fuß und auf die eigenen Schuhe angepasst werden. So lassen sich Druckstellen und Fehlanwendungen verhindern. Die Einlagen können vom behandelnden Arzt verschrieben werden.
Genau wie bei den Schuhen bereits erwähnt, ist es essentiell, zusätzliche Übungen zur Kräftigung der Fußmuskulatur auszuüben. Passende Einlagen lindern zwar die Schmerzen, tragen aber nicht wirklich dazu bei, die Ursache im Fuß zu beheben.