Krankengymnastik nach einer Schulteroperation

Die Schulter ist eines der wichtigsten Gelenke des menschlichen Körpers. Muss an ihr, aufgrund einer Verletzung, eine Operation durchgeführt werden, so kann es zu massiven Einschränkungen des Betroffenen im täglichen Leben kommen und ein disziplinierter Rehabilitationsprozess ist notwendig. Ist eine Operation unvermeidbar ist Krankengymnastik ein essentieller Teil der Therapie. Meist ist es sinnvoll sogar schon vor der Operation mit der Krankengymnastik zu beginnen. Ist die Operation erfolgt, beginnt die Krankengymnastik schon am ersten postoperativen Tag.

Inhalte der Krankengymnastik

Die Inhalte der Krankengymnastik nach einer Schulteroperation sind vor Allem darauf ausgelegt die Koordination und Beweglichkeit des Gelenkes wiederherzustellen und die Muskulatur zu stärken. Im Regelfall wird bereits innerhalb der ersten 24 Stunden nach einer Operation mit der Krankengymnastik begonnen. Dazu gehören zunächst Therapieverfahren wie Lymphdrainagen, um eine übermäßige Schwellung des Gelenks zu verhindern, sowie passive Übungen bei denen der operierte Arm sanft vom Physiotherapeuten bewegt wird. Unter Umständen wird auch auf eine Schulter-Motorschiene zurückgegriffen, die individuell eingestellt werden kann und den Arm dann automatisch in kontrolliertem Umfang bewegt, um die Schulter zu mobilisieren.

  • Je nach Art der Operation kann es sein, dass die Schulter mehrere Wochen nicht- oder nur teilbelastet werden darf, daher muss der Patient im Alltag eine ruhigstellende Schiene oder Schlinge tragen. In der Regel dauert diese Ruhigstellung 4-6 Wochen. Während dieser Zeit wird der Arm nicht selbst bewegt. Der Physiotherapeut bewegt weiterhin den Arm passiv, um Verklebungen und Bewegungseinschränkungen zu verhindern.
  • Nach ca. 4-6 Wochen darf dann mit dem aktiven Teil der Krankengymnastik begonnen werden. Hierbei führt der Patient unter Anleitung des Therapeuten individuell abgestimmte Übungen aus, um die Muskulatur, Beweglichkeit und Stabilität des Schultergelenkes wiederherzustellen.Diese Übungen können entweder vom Patienten selbst oder an Geräten ausgeführt werden.Wichtig hierbei ist, das schwache Gelenk nicht zu sehr zu belasten und die Intensität des Trainings langsam zu steigern. Während dieser Phase werden dem Patienten auch zusätzliche Übungen zur Durchführung zu Hause mit auf den Weg gegeben.

Unerlässlich für den Therapieerfolg ist auch die Motivation und Disziplin des Patienten. Nur durch konsequentes Training kann schnell eine volle Beweglichkeit, ohne Einschränkungen im Alltag, erreicht werden. Grundsätzlich gilt, dass sich die Inhalte der Krankengymnastik an dem Patienten und dessen Fitnesszustand, Alter und seiner Art der Operation anpassen. Der Therapeut wird unter Rücksprache mit Patienten und Ärzten einen geeigneten Trainingsplan erstellen, um den Rehabilitationsprozess so kurz und erfolgreich wie möglich zu gestalten.

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Wann darf was gemacht werden?

Nach einer Schulteroperation wollen alle Patienten natürlich, so schnell es geht, wieder in den geregelten Alltag zurück und auch gegebenenfalls ihre sportliche Aktivität wiederaufnehmen. Gerade an der Schulter kann dies jedoch zunächst etwas Geduld erfordern, da es essentiell für den Therapieerfolg ist, dass das operierte Gelenk zunächst ruhiggestellt wird, damit sich die Schulter von der Operation erholen kann und nicht durch Überbelastung direkt wieder ein Schaden ausgelöst wird. Die Krankengymnastik findet in diesem Zeitraum passiv statt.

Für die meisten bedeutet das zunächst 4-6 Wochen komplette Ruhigstellung des Gelenkes. Der Patient darf während dieser Zeit seinen Arm auf keinen Fall aktiv benutzen. Ist diese Phase überstanden, kann mit der aktiven Krankengymnastik begonnen werden, wobei der Patient seine Beweglichkeit, Koordination und Muskelkraft trainiert, um die Schulter wieder belastungsfähig zu machen.

Läuft alles nach Plan kann so nach ca. 3 Monaten wieder in den Sport eingestiegen werden und im Alltag hat der Patient im Idealfall keine Einschränkungen mehr. Wie schnell der Rehabilitationsprozess voranschreitet hängt jedoch vom individuellen Patienten ab und kann sich in schwerwiegenderen Fällen auch bis zu 6 Monate hinauszögern.

Wie viel Krankengymnastik wird verordnet?

Wie oft nach einer Schulteroperation Krankengymnastik verordnet wird, hängt von der Schwere der Verletzung und dem angewandten Operationsverfahren ab. In der Regel verschreibt der behandelnde Arzt Krankengymnastik-Blöcke à 6 Einheiten. Im Normalfall wird der Patient damit 2-3 mal pro Woche in physiotherapeutischer Behandlung sein und von dort Übungen oder andere Anweisungen mit auf den Weg bekommen, um den Rehabilitationsprozess auch Zuhause eigenverantwortlich fortführen zu können. Die Verordnungen werden solange fortgesetzt, wie es der Arzt als angemessen erachtet.

Übungen

Während der Krankengymnastik und auch Zuhause werden während der Rehabilitation nach der Schulteroperation eine Reihe von Übungen regelmäßig durchgeführt, um das operierte Gelenk zu kräftigen, zu stabilisieren und zu mobilisieren. Im Folgenden sind Einige dieser Übungen näher beschrieben:

  1. Stärkung der Muskulatur
    Setzen Sie sich gerade und aufrecht auf einen Stuhl. Verhaken Sie nun vor ihrem Körper auf Brusthöhe die Finger ineinander. Ziehen Sie nun die Hände so weit es geht auseinander bis Sie eine Spannung in den Schultern spüren. Halten Sie die Position 10 Sekunden. 5 Wiederholungen.
  2. Dehnung der Muskulatur
    Setzen Sie sich auch hier gerade und aufrecht auf einen Stuhl. Umfassen Sie dann mit der Hand des gesunden Arms das Handgelenk des operierten Arms. Der operierte Arm zeigt nun schräg nach unten. Führen Sie aus dieser Position den operierten Arm langsam außen nach oben. Der Blickt folgt dabei dem ausgestreckten Arm. 3 Wiederholungen.

  3. Mobilisation des Schultergelenks
    Setzen Sie sich wie gehabt gerade und aufrecht auf einen Stuhl. In der Hand des operierten Arms halten Sie ein kleines Gewicht, 0,5kg (z.B. eine Wasserflasche). Pendeln Sie nun das Gewicht langsam neben dem Körper vor und zurück.

  4. Mobilisation des Schultergelenks
    Stellen Sie sich mit dem Gesicht zu einer Wand. Sie sollten ca. 30cm von der Wand entfernt stehen. Legen Sie nun beide Hände auf die Wand auf und krabbeln Sie mit den Händen so weit wie möglich die Wand hinauf und wieder hinunter.

  5. Kräftigung der Muskulatur
    Setzen Sie sich auf einen Stuhl und legen Sie die Handflächen auf Brusthöhe vor dem Körper aneinander. Pressen Sie nun so feste es geht die Handflächen aneinander. Halten Sie die Spannung 10 Sekunden. 5 Wiederholungen.

  6. Kräftigung der Muskulatur
    Setzen Sie sich auf einen Stuhl und wickeln ein Theraband um ihre Oberschenkel und Handgelenke. Die Arme hängen locker neben dem Körper. Führen Sie nun beide Arme nach außen, bis sich das Theraband spannt. Halten Sie die Spannung 10 Sekunden, dann locker lassen. 10 Wiederholungen.

  7. Kräftigung der Muskulatur
    Befestigen Sie ein Theraband vor Ihnen und umfassen die Enden kurz mit den Händen. Setzen Sie sich auf einen Stuhl und ziehen nun das Theraband nach hinten, sodass sich die Schulterblätter zusammenziehen. Halten Sie die Position 10 Sekunden bevor Sie in die Ausgangsposition zurückkehren. 10 Wiederholungen.

  8. Kräftigung der Muskulatur
    Spannen Sie ein Theraband zwischen ihren Händen. Setzen Sie sich vor einen Tisch und stützen die Ellenbogen auf der Tischkante etwa schulterbreit entfernt auf. Ziehen Sie nun das Theraband auseinander in dem Sie die Hände nach außen drücken. Spannung 10 Sekunden halten dann locker lassen. 10 Wiederholungen.

Alle Übungen sollten vorher mit einem erfahrenen Therapeuten abgesprochen werden.Die Intensität des Trainings richtet sich nach individuellem Fortschreiten des Rehabilitationsprozesses.

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Zusammenfassung

Insgesamt ist eine Verletzung des Schultergelenks ein relativ langwieriger Prozess der viel Mitarbeit und Disziplin des Patienten erfordert. Wenn Krankengymnastik und Regeln aber konsequent eingehalten werden, kann die Schulter im Normalfall problemlos abheilen und eine voll Belastbarkeit wieder erreicht werden.

Es ist wichtig, dass die Betroffenen die operierte Schulter nicht überlasten und sich im Alltag gegebenenfalls lieber helfen lassen, als eine erneute Verletzung oder Komplikationen beim Heilungsprozess zu riskieren. Es ist wichtig, dass Sie sich als Betroffener bei ihrem Therapeuten gut aufgehoben fühlen, damit Sie gemeinsam die Rehabilitation erfolgreich meistern können. Durch den engen Kontakt von Patient, Arzt und Therapeut kann in der Regel die bestmögliche Therapie für den Einzelnen erreicht werden, sodass im Normalfall nach 3-6 Monaten eine vollständige Heilung, beziehungsweise Wiederherstellung des Gelenks erfolgt ist und der Alltag, sowie sportliche Aktivitäten, wieder ohne Probleme möglich sind.