Physiotherapie bei einer Herzmuskelschwäche

Physiotherapie ist ein wichtiger Bestandteil bei der Therapie von einer Herzmuskelschwäche. Entgegen der allgemeinen Annahme ist es trotz der körperlichen Einschränkungen förderlich körperlich aktiv zu bleiben und die Ausdauer und Muskelkraft zu trainieren. Durch die in der Physiotherapie festgelegten Ziele und den individuellen Therapieplan ist es den Patienten möglich den Alltag mit der Herzmuskelschwäche wesentlich zu erleichtern und einen großen Teil an Lebensqualität zurückzugewinnen, sodass sie wieder mit mehr Elan und positiver Energie leben können.

Behandlung/ Therapie

Bei der Behandlung einer Herzmuskelschwäche in der Physiotherapie ist es wichtig einen genauen Therapieplan mit festgelegten Zielen aufzustellen. Dazu gehört zunächst ein ausführliches Patientengespräch mit körperlicher Untersuchung. Dabei wird genau die Ursache und Entstehung der Herzmuskelschwäche erörtert. Dazu gehört auch die Mitberücksichtigung des sozialen Umfeldes, die Motivation zur Therapie, Wissenslücken im Hinblick auf die Erkrankung zu füllen und einer Erfassung des aktuellen Gesundheitsstatus. Die körperliche Untersuchung konzentriert sich dann vor allem auf das Fitnesslevel, die Einschränkungen durch die Erkrankung sowie Einschränkungen durch gegebenenfalls andere vorhandene Erkrankungen. Während des Gespräches werden auch die Wünsche des Patienten und die Vorstellungen und Zielsetzungen im Rahmen der Therapie besprochen um einen Therapieplan mit realistischen Erfolgsaussichten erstellen zu können. Zu den allgemeinen Zielen der Therapie zählen auch vor allem eine Anpassung an die durch die Herzmuskelschwäche erworbenen Einschränkungen und eine Akzeptanz für eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit. Inhaltlich wird es in der Therapie um langsames Ausdauertraining in Kombination mit Übungen zum Muskelaufbau gehen, um den Patienten auf einem der Erkrankung entsprechenden Fitness Level zu bekommen. Durch die regelmäßige Bewegung kann die periphere Durchblutung verbessert werden.

Natürlich bildet die Physiotherapie nur einen Teil der Therapie bei Herzmuskelschwäche. Aufgrund der komplexen Auswirkungen der Erkrankung und der individuellen Situation des Patienten besteht die Behandlung im Allgemeinen aus einer Kombination mehrerer Therapieansätze. Dazu zählen neben der körperlichen Rehabilitation durch physiotherapeutische Maßnahmen auch verschiedene Medikamente wie ACE-Hemmer, ß-Blocker, blutverdünnende und entwässernde Mittel oder eine Kombination dieser. Manchen Patienten wird auch ein ICD (Implantierbarer Cardioverter Defibrillator) eingesetzt, der die Herzfunktion ständig überwacht und im Notfall reagieren kann. Wenn die Herzmuskelschwäche durch einen Herzklappenfehler verursacht ist, kann eine Operation helfen. Welcher Therapieweg der Beste ist wird patientenindividuell vom Arzt entschieden.

Übungen

Welche Übungen bei einer Herzmuskelschwäche zum Einsatz kommen wird der Arzt in Zusammenarbeit mit dem Physiotherapeuten festlegen. Eine große Rolle bei der Auswahl spielt dabei das Krankheitsstadium und die allgemeine Belastbarkeit des Patienten. Generell gilt bei den Übungen, dass auf eine hohe Wiederholungszahl mit niedrigen Gewichten gesetzt wird, um das Training primär ausdauerorientiert zu gestalten. Für viele Patienten mit Herzmuskelschwäche eignen sich daher Übungen aus dem Bereich Yoga und Pilates besonders gut zur Kräftigung der Muskulatur.

1) Mobilisation der Hüfte und Kräftigung der Oberschenkel
Legen Sie sich mit aufgestellten Beinen auf den Rücken. Heben Sie nun ein Bein an, sodass das Knie zur Brust geführt wird. Ober- und Unterschenkel bleiben dabei im 90° Winkel. 7 Wiederholungen pro Seite.

2) Kräftigung von Bauch und Oberarmen
Legen Sie sich mit aufgestellten Beinen auf den Rücken und strecken die Arme auf 10cm Höhe in Richtung Fuß. Nun führen Sie 20 Sit ups durch.

3) Entspannung und Lockerung der Muskulatur im Schulter-Nacken Bereich
Setzen Sie sich gerade und aufrecht hin. Führen Sie nun die Hände in einem Halbkreis hinter den Kopf. Ziehen Sie aus dieser Position die Schultern langsam in Richtung Ohren und senken sie dann wieder ab. Ziehen Sie dann die Ellenbogen sanft nach hinten, bevor Sie in die Ausgangsposition zurückkehren.

Weitere Übungen finden Sie in dem Artikel Übungen bei bestehender Herzmuskelschwäche

Sport

Obwohl das Herz durch die Herzmuskelschwäche nicht mehr voll Leistungsfähig ist, ist es ein Fehler nun komplett auf Sport zu verzichten. Dies würde sich sogar negativ auf die Erkrankung auswirken. Die Therapie einer Herzmuskelschwäche sieht Sport sogar als festen Bestandteil der Rehabilitation. Je nach individuellen Fitnesslevel und Krankheitsstadium wird dabei ein geeignetes Sportprogramm erstellt, welches erwiesenermaßen die Leistungsfähigkeit des Herzens verbessern kann. Bei dem Sport geht es besonders um langsam gesteigertes Ausdauertraining wie Spaziergänge, Walking, Wandern oder Schwimmen. Es geht also vor allem um Sportarten, die keinen großen Kraftaufwand benötigen. Das Muskelaufbautraining sollte nur unter ärztlicher Aufsicht und mit leichten Gewichten und höherer Wiederholungszahl erfolgen und somit eher ausdauerbasiert sein. Betroffene sollten darauf achten sich nicht zu überfordern und en Sport eher langsam anzugehen, um auch langfristig einen Nutzen daraus zu ziehen.

Heilung

Eine chronische Herzmuskelschwäche werden die Betroffenen in der Regel ein Leben lang haben. Wenn sich jedoch durch geeignete diagnostische Verfahren eine genaue Ursache für die Erkrankung finden und rechtzeitig eindämmen lässt, kommt es in manchen Fällen zu einer Rehabilitation des Herzmuskels. Obwohl die Chancen auf eine komplette Heilung eher gering sind, lässt sich die Herzmuskelschwäche aufgrund der medizinischen und therapeutischen Entwicklung in den letzten Jahren gut einstellen, sodass die Betroffenen ein hohes Maß an Lebensqualität zurückgewinnen und auch die Lebenserwartung deutlich gesteigert werden kann. Das A und O für einen solchen Verlauf ist allerdings die Compliance (Therapietreue) des Patienten. Dieser sollte sich der Krankheit entsprechend Verhalten, was in den meisten Fällen mit einer Umstellung im Alltag einhergeht. Eine medikamentöse Therapie gehört genauso dazu wie regelmäßiger Sport, ein gesundes Essverhalten und die Vermeidung von möglichen Gefahrenquellen.

Lebenserwartung

Die Lebenserwartung bei einer Herzmuskelschwäche ist in erster Linie von der Art der Erkrankung, dem Stadium und möglichen Begleiterkrankungen abhängig. Auch das Alter des Patienten und der persönliche Lebensstil sowie die aktive Mitarbeit in der Therapie spielen eine maßgebende Rolle. Laut einer Studie des Robert Koch Institutes versterben ungefähr 50% der Patienten mit Herzmuskelschwäche innerhalb der ersten vier Jahre nach Stellung der Diagnose. Durch einen gute aufgestellten Therapieplan und die richtige Einstellung mit Medikamenten, welche die Ursache, die zur Herzmuskelschwäche geführt hat bekämpfen, lässt sich die Prognose für die Lebenserwartung deutlich verbessern, sodass viele Patienten trotz der Erkrankung noch eine relativ hohes Lebensalter erreichen können.

Medikamente

Zur Behandlung der Herzmuskelschwäche gibt es verschiedene Medikamente die zur Behandlung in Frage kommen.

Betablocker
Betablocker verlangsamen und kräftigen den Herzschlag, sodass dieses durch eine Therapie geschont wird. Wichtig ist, dass die Medikamente schleichend gesteigert und nicht abrupt abgesetzt werden.

ACE-Hemmer
Diese hemmen ein bestimmtes Enzym (Acetylcholinesterase) welche zur Bildung von Angiotensin II führt. Durch die Einnahme wird eine Verengung der Blutgefäße verhindert, sodass das Herz nicht gegen einen zu großen Widerstand anpumpen muss.

Sartane
Sartane oder auch Angiotensin Antagonisten werden in erster Linie zur Behandlung einer Hypertonie eingesetzt. Sie bilden auch eine Alternative zu ACE-Hemmer, wenn diese nicht gut vertragen werden.

Diuratika
Dies sind entwässernde Mittel die vor allem bei Patienten zum Einsatz kommen, die aufgrund der Herzschwäche zu Wassereinlagerungen neigen. Durch die Ausscheidung von überschüssigem Wasser wird das Herz entlastet.

Herzglykoside
Die Herzglykoside kräftigen und verlangsamen den Herzschlag und nehmen somit den Druck von den Blutgefäßen, sodass es nicht zum Blutrückstau kommt.

Ursache

Für eine Herzmuskelschwäche gibt es verschiedene Ursachen. Zu den häufig vorkommenden Ursachen gehören:

  • Bluthochdruck, insbesondere dann wenn dieser schlecht eingestellt oder nicht behandelt wird und das Herz so durch einen großen Widerstand anpumpen muss.

  • Koronare Herzkrankheit: Durch die Erkrankung ist die Sauerstoffversorgung der Herzkranzgefäße beeinträchtigt. Dadurch kann der Herzmuskel nicht richtig arbeiten und es kommt über kurz oder lang zu Schäden am Herzmuskel.

  • Verschiedene Erkrankungen des Herzmuskels wie z.B. eine Kardiomyopathie oder Myokarditis schwächen das Herz so weit das es zu einer Herzmuskelschwäche kommt.

  • Herzklappenfehler, die dazu führen, dass der Blutfluss im Herzen gestört ist.

  • Herzrhythmusstörungen, die dazu führen, dass nicht ausreichend Blut durchs Herz gepumpt wird.

  • Andere Grunderkrankungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion, Blutarmut, pulmonale Hypertonie oder COPD

Symptome

Bei den Symptomen einer Herzmuskelschwäche unterscheidet man zunächst zwischen einer akuten und einer chronischen Herzmuskelschwäche. Bei der akuten Herzmuskelschwäche kommt es zu Herzrasen, Atemnot, Husten, kalten Schweißausbrüchen und einer schnellen Verschlimmerung der Beschwerden. Bei der chronischen Herzmuskelschwäche entwickeln sich die Symptome schleichend. Dazu gehören eine nachlassende Leistungsfähigkeit, Konzentrationsstörungen, Flüssigkeitseinlagerungen, unerklärlicher Gewichtszunahme und häufiges nächtliches Wasserlassen. Wenn die linke Herzhälfte betroffen ist kommt es oft zu niedrigem Blutdruck oder einem Lungenödem. Ist die rechte Herzhälfte betroffen entstehen Ödeme, Appetitlosigkeit und Leberfunktionsstörungen.

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Zusammenfassung

Insgesamt ist die Physiotherapie ein wichtiger Bestandteil bei einer Herzmuskelschwäche. Für die Patienten ist es besonders wichtig einen aktiven Lebensstil trotz Erkrankung beizubehalten. In der Therapie lernen die Patienten neben den Übungen und dem regelmäßigen Sport außerdem mit der Erkrankung umzugehen und die Grenzen ihres Körpers besser einschätzen zu können. Vielen Betroffenen hilft dies enorm ihren Alltag zu meistern und steigert außerdem die Lebensqualität und Lebenserwartung trotz der Herzmuskelschwäche.