Übungen bei bestehender Herzmuskelschwäche

Die Übungen gegen eine Herzmuskelschwäche sollen dazu beitragen den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und den Patienten wieder belastbarer zu machen. Durch Übungen werden gute Effekte im Hinblick auf eine verbesserte Sauerstoffaufnahme, Ausdauer, Kraft, periphere Durchblutung und somit insgesamt auch auf die Lebensqualität der Patienten erzielt. Wichtig bei der Durchführung der Übungen gegen Herzmuskelschwäche ist, dass das individuelle Fitnesslevel und der Schweregrad der Erkrankung für jeden Patienten berücksichtigt wird und während der Durchführung eine ständige Pulskontrolle erfolgt. Generell gilt eher eine hohe Anzahl an Wiederholungen als eine zu große Kraftanstrengung.

Herzmuskelschwäche und Sport

Sport bei einer Herzmuskelschwäche ist unter gewissen Voraussetzungen sinnvoll und bildet einen großen Baustein der Therapie. Natürlich eignen sich nicht alle Sportarten, das Augenmerk liegt hier vor allem auf leichtem Ausdauertraining und dosiertem Krafttraining. In jedem Fall wird ein Team auf Physiotherapeuten und Ärzten die individuelle Situation des Patienten beurteilen um in Hinblick darauf eine Risikobewertung vorzunehmen und einen geeigneten Trainingsplan zu erstellen. Das A und O ist es den Herzmuskel nicht zu Überlasten. Das bedeutet beim Training werden ständigen Pulskontrollen durchgeführt. Auch Übungen die eine Pressatmung hervorrufen (z.B. Gewichte stemmen) oder Sportarten die oft zwischen Ruhe- und Aktivitätsphasen wechseln (z.B. Fußball, Basketball) sind ungeeignet und nicht zu empfehlen. Durch die Schwächung des Herzmuskels ist bei vielen Patienten der Gefäßwiderstand herabgesetzt, wodurch das Training stark eingeschränkt wird. Um dennoch Erfolge erzielen zu können hat sich ein Intervall Modell für den Ausdauersport bewährt. Hierbei trainieren die Patienten mit 50% der Vollbelastung und haben regelmäßige 30-60 sekündige Pausen. So ist gewährleistet, dass trotz der Einschränkungen ein Trainingseffekt erzielt werden kann. Natürlich variiert der Trainingsplan von Fall zu Fall, da nicht alle Patienten den gleichen Schweregrad der Erkrankung haben und eventuell noch Begleiterkrankungen vorliegen. Bei einer Herzmuskelschwäche ist Sport fester Bestandteil der Rehabilitationsmaßnahmen und wird von den Betroffenen sowohl zuhause als auch in kleinen Gruppen regelmäßig durchgeführt.

Übungen für zuhause

Für Übungen, welche von zuhause aus durchführbar sind, eignen sich besonders leichte Ausdauerübungen und Gymnastikübungen. Während der Ausführung ist darauf zu achten, dass der Puls im erlaubten Rahmen bleibt, um eine Überanstrengung zu vermeiden.

1) Laufen auf der Stelle
Beginnen Sie langsam auf der Stelle zu laufen. Achten Sie darauf die Füße bewusst abzurollen und das Tempo sanft zu steigern.

2) Seilspringen
Langsames und kontrolliertes Seilspringen auf der Stelle, am Besten im Intervall, hilft die Ausdauer zu steigern.

3) Äpfel pflücken
Setzen Sie sich gerade und aufrecht hin. Nun strecken Sie die Arme nach oben als würden Sie imaginäre Äpfel pflücken. Führen Sie die Übungen mit Pausen ruhig einige Minuten durch.

Übungen, die sich bei einer Herzmuskelschwäche für zuhause eignen sind vielfältig und müssen immer individuell an den Patienten angepasst werden. Daher lässt sich keine pauschale Aussage machen, welche Übungen für wen geeignet sind. Entschieden wird dies immer von den behandelnden Ärzten und Physiotherapeuten.

Weitere Übungen finden Sie in dem Artikel Physiotherapie bei einer Herzmuskelschwäche

Übungen in der Gruppe

In der Gruppentherapie geht es neben der Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit auch um den Erfahrungsaustausch und die Sozialisierung der Patienten. Die Übungen können in der Gruppentherapie variieren. Meist handelt es sich um eine Kombination aus Einzelübungen und Übungen mit Partner oder mit der ganzen Gruppe. Wichtiger Bestandteil der Gruppentherapie ist die regelmäßige Kontrolle des Ruhepulses zwischen den einzelnen Übungsabschnitten. Das Tempo in dem die Übungen durchgeführt werden ist nicht einheitlich geregelt, sondern jeder Patient kann das für ihn passende Tempo finden. Beispielhaft sind einige Übungen beschrieben.

1) Gruppenübung
Alle Teilnehmer stellen sich in einem Kreis auf. Ein Patient beginnt indem er einen Ball um den Körper führt und dann an den benachbarten Patienten weitergibt.

2) Einzelübung
Die Arme werden über dem Kopf zusammen geklatscht, dann abgesenkt wobei das linke Bein angehoben wird. Nun die Hände unter dem angehobenen Bein zusammen klatschen, dann Seiten wechseln.

3) Partnerübung
Stellen Sie sich mit dem Gesicht zueinander hin. Nun legen Sie auf Brusthöhe die Hände aneinander. Atmen Sie ein und führen die Arme gemeinsam nach oben. Beim Ausatmen senken Sie die Arme wieder.
Weitere Atemübungen finden SIe hier: Übungen gegen Schmerzen beim Einatmen​​​​​​​

Ausdauertraining - was muss beachtet werden

Beim Ausdauertraining ist es wichtig für jeden Patienten eine individuelle Analyse der Leistungsfähigkeit durchzuführen, da das Herz nicht überlastet werden darf. Eine erste Einteilung Erfolgt anhand der NYHA Einteilung, doch vor allem die individuelle maximal erreichbare Sauerstoffaufnahme (VO2peak) spielt eine zentrale Rolle. Zurzeit gibt es zwei maßgebliche Ansätze die Regelungen für das Ausdauertraining beschreiben. Der Goldstandard ist bisher noch das moderate kontinuierliche Ausdauertraining (MCT), wobei die Patienten konstant bei 65-70% ihrer maximalen Leistungsfähigkeit trainieren. Das neuere Modell ist ein Intervalltraining, bei dem die Patienten in kurzen Intervallen an ihre maximalen Belastungsgrenzen herangehen. Bei beiden Methoden spielt die Herzschlagfrequenz eine entscheidende Rolle und muss während des Trainings ständig überwacht werden. Bei der Wahl des Ausdauertrainings muss also auch darauf geachtet werden Sportarten zu wählen, die ein moderates Training erlauben. Dazu gehören vor allem Walking, Jogging, Schwimmen und Fahrradfahren.

Behandlung/ Therapie

Eine Herzmuskelschwäche wird primär mit Medikamenten behandelt. Die wichtigsten dieser Medikamente sind:

  1. Betablocker, welche den Herzschlag verlangsamen und stärken, sodass die Gefäße entlastet werden.

  2. ACE-Hemmer, verhindern durch die Blockierung eines bestimmten Enzyms die Verengung der Blutgefäße, sodass das Herz nicht gegen einen großen Druck anpumpen muss

  3. Sartane bilden eine Alternative zu ACE-Hemmer, wenn diese nicht gut vertragen werden.

  4. Diuretika, sind entwässernde Mittel die vor allem bei Patienten zum Einsatz kommen, die aufgrund der Herzschwäche zu Wassereinlagerungen neigen.

  5. Herzglykoside Die Herzglykoside kräftigen und verlangsamen den Herzschlag und nehmen somit den Druck von den Blutgefäßen, sodass es nicht zum Blutrückstau kommt.

Ergänzt wird die medikamentöse Therapie durch Physiotherapie, Psychotherapie, Entspannungsübungen, Ernährungsberatung und Herzgruppen. Schwerere Formen der Herzmuskelschwäche können eine Operation erforderlich werden lassen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Physiotherapie bei einer Herzmuskelschwäche

Zusammenfassung

Insgesamt stellen die Übungen bei der Herzmuskelschwäche einen wichtigen Baustein der Therapie dar und sind essentiell für eine Steigerung der Belastbarkeit der Patienten. Durch das regelmäßige Training können viele Patienten ihre Ausdauer steigern und so wieder mehr alltägliche Aufgaben verichten. Dies führt dazu, dass sich die Betroffenen im Ganzen wohler fühlen und eine Steigerung ihrer Lebensqualität erleben.