Achillessehnenriss Tapen/Therapie

Einleitung

Die Achillessehne verbindet den Wadenmuskel (Musculus triceps surae) mit dem Felsenbein. Sie ist die stärkste Sehne des menschlichen Körpers und wird dementsprechend täglich einer hohen Belastung ausgesetzt. Besonders bei kurzfristiger Spitzenbelastung muss die Sehne 12-15-fachen des eigenen Körpergewichts aushalten. Bei einem Achillessehnenriss ist diese meist vollständig durchtrennt. Dabei hören die Patienten einen peitschenartiger Knall und spüren sofort-einsetzende Schmerzen im Bereich der Sehne. Unmittelbar danach ist der Einbeinstand auf den Zehenspitzen nicht mehr möglich. Oft tritt dies durch Überbeanspruchung der Wadenmuskulatur bei einer Schnellkraftbelastung (sprinten, springen) während einer sportlichen Tätigkeit auf. Vor allem sind davon Männer zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr betroffen. Je nach Verletzungsmuster und Schädigungsgrad wird entschieden, ob eine konservative oder operative Therapie eingeleitet wird. Danach wird der Unterschenkel im Gips ruhig gestellt und anschließend im Spezialschuh mobilisiert.

Im folgenden Artikel wird hauptsächlich die Therapie tematisiert. Für mehrere Informationen zum Achillessehnenriss klicken Sie hier.

 

Therapie

Direkt nach dem Unfall gilt für die Akutphase die PECH-Regel: Pause, Eis, Compression, Hochlagern- in dieser Reihenfolge. Die Kühlung mit kalten Kompressen - nicht mit Eis direkt auf Haut - reduziert die Schwellung und lindert den Schmerz. Dies hilft besonders in den ersten 24 Stunden. Eine elastische Binde verleiht Stabilität und beugt einem weiteren Anschwellen entgegen. Wichtig ist, frühzeitig einen Arzt (Orthopäde, Unfallchirurg) aufzusuchen. Wartet man zu lange, kann es sein, dass sich der Muskel in dieser Zeit zusammenzieht und sich so verkürzt, was sich ungünstig auf den Heilungsverlauf auswirken kann.

Nach der Anamnese wird der Arzt Sie körperlich untersuchen. Zur Diagnose des Achillessehnenrisses hilft der Thompson Test: in Bauchlage bei frei hängenden Füßen wird die Wadenmuskulatur zusammengedrückt und dabei geschaut, ob sich die Fußsohle nach unten bewegt. Falls keine Bewegung zu sehen ist, spricht dies ziemlich sicher für eine Ruptur der Sehne. Der körperlichen Untersuchung folgt die Bildgebung. Mittels Ultraschall kann die genaue Rissstelle und der Riss-Umfang bestimmt werden. Ein Röntgenbild wird gemacht, um sicherzustellen, dass der Knochen nicht mit-gebrochen wurde. Der Arzt wird je nach Verletzungsmuster, Schädigungsgrad und Patientengeschichte entscheiden, welche Therapie am besten einzuleiten ist. 

Ein älterer Patient, der nicht so viel Sport treibt, wird eher konservativ (ohne OP) versorgt. Dies kann aber nur passieren, wenn im Ultraschall nachgewiesen werden kann, dass sich die Sehnenenden während der Fußsenkung (sogenannte 20 Grad Spitzfußstellung) berühren. Wenn dies nicht der Fall ist, erfolgt eine operative Therapie. Diese gilt als Standard für einen jungen, sportlichen Patienten.

Bei einer konservativen Therapie wird der Fuß in der sogenannten 20 Grad Spitzfußstellung (Fußsenkung um etwa 20 Grad) in einer Orthese oder im Gips für ungefähr zwei Wochen ruhiggestellt. Der Vorteil der Orthese ist, dass man frühzeitig mit der Krankengymnastik anfangen kann. Nach der Ruhigstellung-Phase müssen sechs Wochen lang spezielle Schuhe getragen werden, die die Fersen erhöhen (Spitzfußstellung). Parallel dazu wird die Physiotherapie eingeleitet. Regelmäßig sollten Arztkontrollen erfolgen, um den Heilungsverlauf zu überprüfen und die Spitzfußstellung der Schuhorthese Schritt für Schritt zu verringern. Mit Sport kann aber erst nach 3-6 Monaten angefangen werden, nachdem die Wadenmuskulatur in einem gezielten Training wieder gestärkt wurde.

Bei der operativen Therapie ist die häufigste Behandlungsmethode die offene Nahttechnik. Dabei wird am Innenteil des hinteren Fußes einen mehrere cm langer Schnitt gemacht und die Sehnenenden zusammengenäht. Falls die Sehnenenden zu weit voneinander sind, kann auch eigenes Sehnenmaterial verwendet werden. Falls die Sehne zu geschädigt ist, können bestimmte Nahttechniken die Sehne stärken. Die Fäden werden vom Körper resorbiert und abgebaut. Zu den neueren Behandlungsmethoden zählt die minimal invasive Technik: durch mehrere kleine Hautschnitte wird der Riss zusammengenäht. Vorteil dieser Technik ist ein geringeres Wundinfektionsrisiko, da die Hautschnitte kleiner sind. Nach der OP sollte der Patient 4-6 Wochen lang spezielle Schuhe tragen, die die Fersen erhöhen (Spitzfußstellung). Schrittweise wird die Absatzhöhe reduziert. Parallel dazu wird die Physiotherapie eingeleitet, um frühzeitig eine Vollbelastung der Sehne zu ermöglichen und um die Muskulatur zu stärken. Ebenso wie bei der konservativen Therapie kann mit dem Sport erst nach 3-6 Monate gestartet werden. 

Mehr zur Physiotherapie nach einem Achillessehnenriss können Sie in unserem Aritkel ,,Physiotherapie bei einer Achillessehnenruptur" nachlesen.

Beide Behandlungsmethoden haben Vorteile und Nachteile. Das erneute Rupturrisiko ist bei der konservativen Therapie um ungefähr 6% höher. Auch ist es möglich, dass die Sehne zu lang (Elongation) wird. Die verlängerte Sehne würde man dann operativ verkürzen. Im Vergleich zur konservativen Therapie kommt die OP mit gewissen Risiken: Wundheilungsstörungen, Wundinfektionen und die Verletzung des Nervus suralis, der am Außenrand des Fußes verläuft. Dies geht mit Nervenschmerzen und Taubheitsgefühl einher.

Unabhängig davon, ob konservativ oder operativ behandelt wurde, ist es wichtig, dass man die Ruhezeit einhält, die speziellen Orthesen trägt und regelmäßig die Übungen zu machen, um die bestmöglichste Heilung zu erreichen.

Für weitere Informationen zur Nachbehandlung lesen Sie in unserem Artikel ,,Achillessehnenruptur - So wird sie richtig nachbehandelt!" nach.

Tapen

Welches Tape? Wie tapen? Wie lange soll das Tape bleiben? Wie oft muss ich mich tapen? Wann muss ich mich tapen? Macht das Tape überhaupt Sinn? Tapen nur bei Schmerzen?

Wenn es um Tapen geht, muss man zwischen zwei Arten von Tapes unterscheiden: Sporttapes und kinesiologische Tapes.
Die Sporttapes sind nicht elastisch und werden eher nicht zur Heilung, sondern vielmehr für die Verhinderung von Verletzungen eingesetzt. Sie stabilisieren die Gelenke und wirken einer Muskelüberdehnung entgegen.
Die kinesiologischen Tapes andererseits sind elastisch, verleihen auch Stabilität, sie entlasten die Sehne, entspannen die Muskulatur und wirken zusätzlich der Schwellung und der Schmerzen entgegen

Im Fall einer Achillessehnenruptur können kinesiologische Tapes den Heilungsprozess fördern. Tapes alleine können aber keinesfalls den Riss heilen. Auch ist ihr Effekt klinisch noch nicht ausreichend bewiesen worden. Aus Erfahrung berichten viele Patienten und Physiotherapeuten positiv von den Tapes, sodass sie die Therapie ergänzen können. Auch das Tragen der Tapes nach kompletter Heilung kann die Sehne weiterhin schonen.

Das Tape sollte 1 Stunde vor der Belastung eingesetzt werden und darf bis zu einer Woche auf die Haut bleiben. Man kann damit duschen, schwimmen gehen, sogar auch in die Sauna. Vor dem Kleben sollte man die Haut gründlich reinigen und wenn nötig - bei starker Behaarung - die Haare trimmen. Die Enden der Streifen sollte man immer ohne Zug aufbringen. Generell kann man drei Tapes verwenden: eins kommt von der Fußsohle hinter dem Fußballen über die Fußsohle und Achillessehne, das Zweite quer über den Schmerzpunkt an der Ferse und das Dritte quer über den Schmerzpunkt, der am nähesten zur Knie ist.

Es ist wichtig, nicht zu vergessen, dass Tapen alleine die Beschwerden nicht lindern kann. Wenn Sie persistierende Achillessehnenbeschwerden haben, empfiehlt es sich daher zu einem Arzt oder Physiotherapeuten zu gehen, der den Grund der Schmerzen diagnostizieren kann und Ihnen dann eine angepasste Therapie verordnen kann.

Dauer des Achillessehnenrisses

Je nach Therapieart unterscheidet sich die Dauer der Nachbehandlung.

Die konservative Therapie startet mit einer Ruhigstellungsphase in Gips oder Orthese von zwei Wochen, gefolgt von einer Nachbehandlung mit speziellen Schuhorthesen von sechs Wochen. Danach ist meistens die Sehne schon voll belastbar. Mit Sport kann allerding erst drei bis sechs Monate danach angefangen werden.

Falls operativ behandelt wurde dauert die Nachbehandlung vier bis sechs Wochen, danach kann ebenfalls voll belastet werden. Wie bei der konservativen Therapie muss man auch hier drei bis sechs Monate warten, bevor man mit dem Sport wieder anfängt.

Wichtig ist, diese Zeiten zu respektieren und regelmäßig Krankengymnastik zu machen, um den Heilungsprozess zu unterstützen und einer erneuten Schädigung der Sehne entgegenzuwirken.

Übungen bei Achillessehnenriss

Sowohl in der konservativen als auch in der operativen Therapie spielt die Krankengymnastik eine sehr wichtige Rolle, um die Heilung zu fördern und die Sehne zu stärken. Es gibt mehrere Übungen, die in diesem Sinne durchgeführt werden sollten. Wichtig ist, die Übungen erst nach Freigabe vom Arzt oder Physiotherapeuten durchzuführen, da eine zu frühe Belastung zu einem neuen Riss führen kann. Zum einen kann man das Fußgewölbe stärken und stabilisieren, indem man die Großzehe Richtung Ferse bewegt. Zur Kräftigung der Unterschenkelmuskulatur kann man die Wade auf einer Treppenstufe heben, Kniebeugen machen oder auf einem Bein stehen. Die Faszienrolle kann nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt auch eingesetzt werde. Sie hilft zur Regeneration der Muskulatur, steigert die Flexibilität und Beweglichkeit von Muskeln und Sehnen und fördert die Durchblutung. Erst nach abgeheiltem Riss sollten Dehnungsübungen der Achillessehne und Sprünge durchgeführt werden. 

Für mehrere Übungen öffnen Sie unseren Artikel ,,Achillessehnenruptur - So wird sie richtig nachbehandelt!"

Wann darf ich wieder wie viel belasten?

Im Fall der konservativen Therapie wird erstmal der Unterschenkel für zwei Wochen in Spitzfußstellung ruhiggestellt. In dieser Zeit sollte man die Sehne gar nicht belasten, sondern sie schonen und ihr Zeit zur Heilung geben. Danach folgt die Nachbehandlung mittels Schuhorthese und Krankengymnastik. In dieser Zeit wird schrittweise die Sehne mehr und mehr belastet und die Absatzhöhe der Schuhorthese reduziert. 

Im Vergleich zur konservativen Behandlung steigt der Patient direkt nach der OP in die Nachbehandlung mit Schuhorthese und Krankengymnastik ein. Ebenfalls wird hier schrittweise Richtung Vollbelastung der Sehne gearbeitet.

Achillessehnenentzündung

Eine Achillessehnenentzündung gehört zu der Kategorie der ,,Achillodynie’’ -den schmerzhaften Achillessehnenbeschwerden. Meistens berichten die Patienten von einer geröteten und überwärmten Haut und von geschwollenem, druckschmerzhaftem Gewebe um die Sehne herum. Am Anfang ist der Schmerz eher belastungsabhängig. In fortgeschrittenen Stadien, die nicht genug oder nicht richtig therapiert wurden, kann auch der Ruheschmerz auftreten.
Meistens entstehen die Schmerzen durch eine Überlastung der Sehne. Dies tritt besonders oft bei Läufern und Spielern von Ballsportarten auf. Es gibt aber auch andere Faktoren, die eine Rolle spielen: abgelaufenes oder unpassendes Schuhwerk, Medikamente (Glukokortikoide), Gelenkerkrankungen (Rheuma), Fehlstellungen im Sprunggelenk oder am Fuß (Senkfuß, Knickfuß, Plattfuß). 
Die Entzündung wird erstmal konservativ (kalte Kompressen, Dehnungsübungen,, schmerzlindernde Gels, Stoßwellentherapie) behandelt. Falls sich aber die Schmerzen nach 3-6 Monaten konservativer Therapie nicht bessern, kann eine OP nötig sein. Deswegen ist es wichtig, eine Reizung der Sehne gut zu behandeln und auch nach Heilung konsequent Dehnungsübungen vor dem Training zu machen, um das Gewebe auf Belastungssituationen vorzubereiten und vor weiteren Risiken (chronische Entzündung, Sehnenriss) zu schützen.

Mehr über die Achillessehnenentzündung können Sie in unseren Artikeln lesen: Physiotherapie bei einer Achillessehnenentzündung, Übungen Achillessehnentzündung 

Kann eine Achillessehnenentzündung zu einem Achillessehnenriss führen?

Im Fall einer Achillessehnenentzündung kommt es zu Umbauvorgängen der kollagenen Fasern. Das Sehnengewebe wird zunehmend durch Narbengewebe ersetzt. Dadurch nimmt die Sehne an Dicke zu und wird steifer. Die Schleimbeutel in der Umgebung können sich auch entzünden und anschwellen. Wird die Entzündung nicht therapiert und die Sehne weiterhin überlastet, verändert sich mehr und mehr ihre Struktur. Sie wird weniger dehnbar und kann in diesem degenerierten Zustand den starken Kräften nicht mehr aushalten, sodass sie auch reißen kann. Somit kann sich eine chronische Entzündung auch zu einem Sehnenriss führen. Deswegen ist es wichtig, eine Entzündung richtig zu therapieren und nicht zu vergessen, weiterhin vor dem Sport Stretching-Übungen durchzuführen. 

Hilft Tapen bei einer Achillessehnenentzündung?

Ist die Sehne oder/und das Gleitgewebe in der Umgebung entzündet, ist es wichtig, sie zu entlasten. Dabei können Kinesio-Tapes helfen. Zwar kann Tapen alleine die Entzündung nicht heilen, jedoch kann es unterstützend wirken. Auch gibt es keine klinische Studien, die den Erfolg der Tapes beweisen, jedoch befürworten viele Patienten und Physiotherapeuten ihren therapeutischen Einsatz bei Achillessehnenschmerzen, da sie den Druck von der Wade und den Sehnen abnehmen, den Muskel relaxieren und die Durchblutung fördern. Für das Tapen der Achillessehne braucht man 3 Bänder: eins längs, welches man von der Ferse bis zum mittleren Unterschenkel klebt, und zwei quer über das entzündete Sehnenareal.  Das Ende der Bänder sollte immer ohne Zug appliziert werden. Für eine optimale Wirkung kann man sich vom Physiotherapeuten oder Arzt zeigen zu lassen, wie das kleben richtig gemacht wird. 

Über weitere Therapiemöglichkeiten können Sie in unserem Artikel über die Behandlung einer Achilessehnenentzündung nachlesen.