Achillessehnenruptur

Die Achillessehne ist eine starke, normalerweise sehr stabile Sehne, welche im hinteren unteren Beinbereich die Unterschenkelmuskulatur an den Fuß heftet. Sie setzt am Fersenknochen an und zieht in einer breiten Sehnenplatte weiter unter den Fuß. Die einstrahlende Muskulatur ist der kräftige hintere Unterschenkelmuskel, M. Triceps surae, welcher der Wade ihre Form gibt. Zu ihm zählen der Musculus Gastrocnemius, welcher seinen Ursprung am unteren Oberschenkelknochen hat und somit über zwei Gelenke, das Knie und das Sprunggelenk, zieht und der Musculus soleus, welcher vom oberen Unterschenkelknochen kommt und somit nur eine Funktion im Sprunggelenk hat. Gemeinsam beugen sie den Fuß nach unten (Plantarflexion), ermöglichen also Lauf- und Sprungbewegungen gegen die Schwerkraft. Kommt es zu Verletzungen oder Überlastungen im beschriebenen Bereich, kann die Sehne reißen. Es entsteht eine Achillessehnenruptur.

Ursachen

Ursache für eine Achillessehnenruptur ist meist eine immer wiederkehrende (chronische) Überlastung. Mag dies durch Sport oder unphysiologische Bewegungsmuster sein, kommt es wiederholt zu kleinen Verletzungen in der Sehne. Der Körper kann dies nur eine Zeit lang wieder reparieren und ausgleichen bis es zum Riss kommt. Meist ist ein direktes Ereignis wie Lossprinten oder Abspringen der Auslöser, kombiniert mit den vorangegangenen kleinen Verletzungen durch lange Überlastung. Fehl oder Überbelastungen sind dabei die häufigste Ursache. 

Begleitende Symptome

Erstes Symptom einer Achillessehnenruptur ist ein lautes Knallen. Da die Sehne großer Spannung ausgesetzt ist, um viel Kraft übertragen zu können, ist das Reißen meist gut hörbar. Anschließend kommt es zu den klassischen Entzündungszeichen: Einblutung, Anschwellung, Überwärmung, Funktionseinschränkung, bzw. Funktionsverlust beim Riss und starken Schmerzen. Normales Gehen ist nicht mehr möglich. Im späteren Verlauf machen sich Kraft – und Bewegungsverlust bemerkbar.

Diagnose

Der einfachste Test, um eine Ruptur der Achillessehne festzustellen ist der sogenannte Thompson-Test:
Legen Sie sich in Bauchlage auf die Behandlungsbank/ einen Tisch/ ein Bett. Der Tester komprimiert nun mit der Hand die Wadenmuskulatur. Wird der Fuß dadurch bewegt, ist die Sehne noch intakt. Wäre die Sehne gerissen, also die Kontinuität unterbrochen, würde sich der Fuß bei der Komprimierung der Muskulatur nicht mitbewegen. Um die Diagnose der Achillessehnenruptur zu sichern werden außerdem Bildgebende verfahren angewandt. Hier eignen sich Röntgenaufnahmen, Ultraschall oder MRT. Nach Abschwellung kann eine Delle besonders bei der Fußhebung im Rissbereich gesehen oder gefühlt werden.

Dauer/ Wie lange krankgeschrieben

Um eine Achillessehnenruptur zu behandeln besteht die Möglichkeit einer konservativen Therapie (also ohne Eingriff) oder einer Operation mit wieder Anheftung/ Naht der Sehne. In beiden Fällen ist die der Fuß nach einigen Wochen wieder teilbelastbar, nach etwa zwei Monaten arbeitsfähig und nach ca. einem halben Jahr wieder Einsatzbereit für den Sport. Bei einem minimalinvasiven Eingriff ist der Fuß schon früher wieder voll einsetzbar.

Konservative Behandlung

Die erfolgreiche konservative Behandlung einer Achillessehnenruptur setzt eine große Mitarbeit des Patienten voraus und kann nur durchgeführt werden, wenn die gerissenen Enden nicht zu weit voneinander entfernt liegen bzw. durch die Schiene zusammengeführt werden können. Problem ist, dass der Fuß in einer Schiene bzw. einem speziellen Schuh, der die Ferse anhebt, über ca. 6 Wochen ruhig gehalten werden muss, um die gerissenen Enden anzunähern, so dass diese wieder zusammenwachsen können. In dieser Zeit kann zwar Bewegung bereits leicht beübt und Kraft ohne Belastung trainiert werden um die Fasern für spätere Anforderungen auszurichten, jedoch bauen Kraft und Beweglichkeit des gesamtes Beines über diese lange Zeit der Ruhigstellung schnell ab. Am Anfang steht Schonung im Vordergrund, dass der Körper durch die Entzündungsphase die körpereigene Heilung einleiten kann. Abschwellende und schmerzstillende Maßnahmen werden ergriffen. Mit der Zeit wird langsam die Bewegung im Fuß wieder trainiert, später gegen Widerstände, der Gang wird wieder beübt, zunächst mit Gehstützen unter Teilbelastung, welche der Arzt verordnet und nach und nach die Kraft wieder aufgebaut.

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Physiotherapie/ Übungen

Übungen in der Physiotherapie nach einer Achillessehnenruptur sind darauf ausgerichtet, alle Funktionen in vollem Ausmaß wieder zu erlangen. Hierzu zählen unter anderem Kraft, Beweglichkeit und Tiefensensibilität/ Koordination. Im folgenden werden einige Übungen vorgestellt.

1.) Zur Kräftigung der Wadenmuskulatur stellen Sie sich auf eine Treppenstufe, Blick treppaufwärts. Die Fersen stehen im Überhang. Senken Sie diese nun hinab und drücken sich ohne Schwung, nur aus Kraft der Wade langsam hinauf in den Zehenspitzenstand. Diese Bewegung wird einige Male fließend wiederholt. Als Steigerung kann die Übung einbeinig durchgeführt werden. Ohne Festhalten trainiert dies gleich das Gleichgewicht und somit das intramuskuläre Zusammenspiel der Beinmuskeln mit.

2.) Um die Wade zu dehnen und somit wieder eine größere Bewegungsfreiheit zu erlangen, stellen Sie sich in Schrittstellung. Der hintere Fuß ist der zu dehnende. Der Vorfuß dieses hinteren Beines ruht auf einer kleinen Rolle oder einem kleinen Ball. Durch Vergrößerung des Schrittes und nach vorn Schieben des Beckens wird die Dehnung intensiviert. Halten Sie Dehnungen für etwa 30 Sekunden.

3.) Um die gesamte Beinrückseite zu dehnen, legen Sie sich in Rückenlage, ein Bein streckt im rechten Winkel nach oben und die Zehenspitzen werden runter Richtung Nasenspitze gezogen.

Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln:

Übungen zur Vorbeugung einer Achillessehnenruptur

Um einer Achillessehnenruptur vorzubeugen, wärmen Sie sich vor dem Sport auf, Dehnen Sie die Wade nach dem Sport (oben beschrieben), korrigieren Sie Bewegungsabläufe mit Hilfe eines Physiotherapeuten und trainieren Sie in einem ausgewogenen Rhythmus der vor Überlastung bewahrt und genug Zeit für Regeneration bietet. Schmerzen dürfen außerdem niemals ignoriert werden. Sie sind ein Warnsignal des Körpers, dass etwas nicht richtig ist. Auch korrektes Schuhwerk bei Läufern und Sportlern ist wichtig. Dies können Sie anhand einer Laufbandanalyse feststellen. 

Übungen zur Vorbeugung finden Sie in dem Artikel Achillessehnenschmerzen - Übungen die helfen​​​​​​​

Weitere Maßnahmen

Weitere Maßnahmen um die Heilung einer Achillessehnenruptur zu unterstützen sind zum Beispiel der Einsatz von abschwellender Lymphdrainage, Elektrotherapie, Ultraschall, Massagen und Faszienlockerungen. Später können Tapes angebracht werden, besonders zur Unterstützung des Wiedereinstiegs in den Sport. Lesen Sie mehr dazu in dem Artikel Achillessehne tapen.

OP

Um eine Achillessehnenruptur zu operieren existieren verschiedene Verfahren, wie das Wiederanheften, Zusammennähen oder das Einarbeiten von anderen Sehnen aus dem eigenen Körper, um die Stabilität wieder herzustellen. Vorteil bei einer Operation ist, dass die Sehne danach stabiler ist als bei der konservativen Heilung. Hier wächst die Sehne zwar zusammen, die Ruptur stellt aber immer eine Schwachstelle dar und somit die Gefahr einer erneuten Ruptur. Besonders Sportler, welche die Sehne wieder extremen Belastungen aussetzen werden, sollten sich also eher für eine operative Zusammennaht entscheiden. Außerdem ist der Fuß eher voll einsetzbar. Konservativ behandelt wird vermehrt bei alten Menschen mit hohem Komplikationsrisiko, da ein Eingriff doch immer eine gewisse Gefahr mit sich bringt und eine große Belastung für den menschlichen Körper darstellt. Auch nach einer Operation wird der Fuß jedoch zunächst in einem Gips für einige Wochen komplett ruhig gestellt, welcher durch Annäherung die Spannung von der frisch operierten Sehne nimmt. In der Nachbehandlung einer Achillessehnenruptur stehen dann Dehnungen und Kraftaufbau im Vordergrund.

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Achillessehnenruptur nach Antibiotikum

Verschiedene Antibiotika können für eine Heilungsunterstützung verordnet werden. Hierzu eignen sich Medikamente zur Abschwellung, Schmerzstillung und Entzündungshemmung. Jedoch muss beachtet werden, dass eine Entzündung die erste Phase der Körpereigenen Heilung ist und zunächst nicht unterbunden werden sollten. Eingegriffen werden kann, wenn die Entzündung überschießt oder Gefahr läuft chronisch zu werden, wenn zum Beispiel zu früh wieder belastet wurde oder andere Komplikationen auftreten. Gefahr bei der Einnahme von Schmerzmitteln ist immer, dass man trotz bestehender Verletzung den Schmerz nicht mehr oder nur noch abgeschwächt spürt. Problem dabei ist, dass zu früh zu viel belastet wird. Besonders Sportler, die gerne wieder schnell in ihren Sport einsteigen möchten, den Schmerz nur betäuben und weiter trainieren, schaden sich damit auf Langzeit viel mehr, als wenn Sie sich an die Schonzeit halten und mit ihrem Physiotherapeuten ein individuelles und an die Heilungsphasen angepasstes Training durchführen.

Zusammenfassung

Die Achillessehnenruptur ist eine langwierige und unangenehme Verletzung. Sportler mit chronischer Überlastung sind meist betroffen. Ob Operation oder konservative Heilung, man kommt nicht um eine mehrwöchige Ruhigstellung herum. Unter guter Mitarbeit und langsam steigerndem Training kann jedoch die alte Belastbarkeit und Funktionsfähigkeit nach etwa einem halben Jahr wieder hergestellt sein und zurück in den Sport gekehrt werden.