Krallenzehen

Definition

Krallenzehen bezeichnen eine Fehlstellung der Zehen, bei der es durch Verkürzung der Beuge- und Streckmuskulatur zu einer Überstreckung des Grundgelenks bei gleichzeitiger Beugung der Mittel- und Endgelenke kommt. Somit sieht die Zehe aus wie eine Kralle, wobei die Zehenkuppe häufig den Boden nicht mehr berührt und das Zehengrundgelenk fast oder vollständig ausgerenkt ist. Es kann zu schmerzhaften Druckstellen und der Ausbildung von Hühneraugen kommen. Nicht selten liegt dieser Fehlstellung eine andere Fußfehlstellung zugrunde.

Zu den anderen Fußfehlstellungen können Sie in folgenden Artikeln Genaueres erfahren:
-,,Hallux valgus"
-,,Hallux rigidus- Übungen", ,,Hallux rigidus -Bilder"
-,,Hammerzehen"
-,,Knick-Senk-Spreizfuß"
-,,Haglundferse"

Ursachen

Krallenzehen sind eine weit verbreitete Fußfehlstellung. Häufig bilden sich Krallenzehen auf Grundlage einer anderweitigen Fußdeformität, wie zum Beispiel einem Spreizfuß, Plattfuß oder Knickfuß und treten oft gemeinsam mit dem Bild eines Hallux valgus auf. Auch andere Fußerkrankungen, die beispielsweise neurologisch durch Ausfall- oder Lähmungserscheinungen bedingt sind, können dieses Krankheitsbild hervorrufen. Dazu gehören unter anderem Lähmungen, Muskel- Nervenerkrankungen, Entzündungen, Polyarthritis oder Dystrophien.

Auch das Tragen von falschem Schuhwerk trägt zur Ausbildung der Krallen- oder Klauenzehe bei. Insbesondere Schuhe mit zu hohem Absatz oder besonders enges Schuhwerk kann durch den Druck auf den Vorfuß und die Zehenkuppen die Fehlstellungsbildung begünstigen. In unserer Gesellschaft sind das ständige Tragen von Schuhen und vorwiegend sitzende Tätigkeiten häufig an der Tagesordnung, was bedauerlicherweise dazu führt, dass die Fußmuskulatur wenig trainiert wird und somit häufig verkürzt und verkümmert. Die Zugkräfte der Beugemuskulatur nehmen zu und die Zehen krümmen sich, was wiederum zu einem verstärkten Zug führt, sodass der Prozess somit beschleunigt wird.

Symptome

Die Symptome der Krallenzehe sind abhängig von der Ausprägung der Erkrankung. Durch die veränderte Form, die dazu führt, dass die Zehen einer Kralle oder Klaue ähneln, kann sich die betroffene Person mit einem kosmetischen Problem konfrontiert sehen und einen entsprechenden Leidensdruck verspüren. Während leichte Fehlstellungen eher wenig Schmerzen verursachen, sind starke Fehlbildungen oft mit Schmerzen verbunden. Besonders durch Druckstellen im Schuh kommt es zu Hühneraugen (Clavus) und entzündlichen Reaktionen in diesen Bereichen.
Es kann durch die enorme Überstreckung im Zehengrundgelenk auch zum inkompletten oder kompletten Ausrenken des Gelenks kommen (Subluxation/Luxation).

Diagnose

Die Diagnose einer Krallenzehenfehlstellung ist in den meisten Fällen eine Blickdiagnose. Meist lässt sich rein optisch bereits die charakteristische Grundgelenksüberstreckung und Mittel- bzw. Endgelenksbeugestellung feststelle. Eine zusätzliche klinische Untersuchung der Zehen- sowie Fußbeweglichkeit kann dabei helfen, den Schweregrad einzuschätzen, da sich die Zehen im Anfangsstadium häufig noch passiv in die Streckposition bringen lassen. In späteren Stadien ist dies durch die Versteifung der Gelenke nicht mehr möglich.
Zudem ist es ratsam, die Druckstellen und Schwielen bzw. Hühneraugen zu begutachten, um entsprechende Schäden zu finden und behandeln zu können.
Für die Bildgebung kann eine Röntgenaufnahme gemacht werden und somit die Sicherung der Diagnose erfolgen. Die Fragestellung ist hier vor allem eine mögliche Zehenluxation, die Verletzung von knöchernen Strukturen und der Nachweis von möglichem Verschleiß im Gelenk.

Therapie

Wie so häufig bei Fehlstellungen und degenerativen Veränderungen im Bewegungsapparat kann man die Therapie konservativ wie auch operativ angehen. Zumeist werden hier je nach Schweregrad zunächst die konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft, bevor man auf invasive, also operative Verfahren zurückgreift.
In diesem Fall wird die konservative Therapie bevorzugt bei Krallenzehen eingesetzt, die sich noch passiv ausgleichen lassen. Da die Entwicklung der Krallenzehenfehlstellung progredient ist und nicht vollständig aufzuhalten ist, ist die konservative Therapie meist nicht heilend (kurativ), kann jedoch den Prozess der Entwicklung verlangsamen und Schmerzen lindern. Zur konservativen Therapie gehören Zehengymnastik, Entlastung der Druckstellen durch Einlagen, Polsterung und angemessenes Schuhwerk sowie Fußpflege mit Behandlung der Hühneraugen.
Eine operative Therapie kommt dann zum Einsatz, wenn die konservativen Methoden ausgeschöpft sind und kein befriedigendes Ergebnis erlangen. Es gibt unterschiedliche Operationen, die eine Linderung der Symptome zum Ziel haben.
Des Weiteren ist es wichtig, zusätzliche Fußfehlbildungen adäquat zu behandeln, da sich diese oft gegenseitig bedingen oder verstärken.

Schiene

Schienen können beim Krallenzeh dann zum Einsatz kommen, wenn die Gelenke des betroffenen Zehs noch nicht versteift sind und der Zeh sich passiv noch in die Streckung drücken lässt. So kann man diese korrigierte Haltung des Zehs mit einer Schiene stabilisieren und somit der weiteren Verkürzung der Sehnen entgegenwirken. Es gibt unterschiedliche Arten von Krallenfußschienen von verschiedenen Herstellern. So kann man die Zehen selbst verbinden und dadurch schienen, Silikoneinlagen um den betroffenen Zeh oder auch die benachbarten Zehen anlegen oder auch Zehenspreizer aus Silikon verwenden. Da die Handhabung im Alltag oft nicht so leicht fällt, da mit den Schienen das Tragen von einigen Schuhen erschwert ist, gibt es auch die Möglichkeit, die Schienen nachts zu tragen. Leider ist der Gebrauch von Krallenzehenschienen nur bedingt zu empfehlen, weil die Erfolgschancen bei alleiniger Verwendung der Schienen eher gering ausfallen. Entsprechend sollten die Schienen eher in Kombination mit anderen Therapieansätzen zum Einsatz kommen.

Übungen

Mit verschiedenen Übungen kann man die Muskulatur des Fußes und der betroffenen Krallen oder Klauenzehen stärken und somit dem Fortschreiten der Muskel- und Sehnenverkürzung entgegenwirken. Auch das regelmäßige Dehnen der Fußmuskulatur mit Übungen oder Faszienrollen kann dabei hilfreich sein. Da Fußgymnastik einfach selbst zu Hause durchzuführen ist und nicht schaden kann, ist diese prinzipiell im Normalfall zu empfehlen und kann auch auf Dauer den Erkrankungsprozess verlangsamen und Schmerzen lindern.

Mehr zu de Übungen können Sie in unserem Artikel ,,Krallenzehen - Übungen" erfahren.

Hausmittel

Schuhe

Um sowohl die Entwicklung der Krallenzehe zu verhindern, den Prozess zu verlangsamen, als auch um die folgenden Symptome zu lindern, sollte bei Krallenzehen auf die Wahl des richtigen und angepassten Schuhwerks geachtet werden. Hier sollte zunächst darauf geachtet werden, dass der Schuh nicht zu eng ist und die Zehen genügend Platz haben. Zudem sollte vermieden werden, zu starken Druck auf den Vorfuß zu bringen und Druckstellen zu vermeiden, um der Bildung von Hühneraugen entgegenzuwirken. 

Bandage

Das Bandagieren von Krallenzehen ist ähnlich der Schienen nur bei passiv reversibler Fehlstellung möglich und empfehlenswert. Hier wird mit einer orthopädischen Bandage der Mittelfuß in einer korrekten Position stabilisiert und somit soll der weiteren Verkürzung der Muskulatur und Sehnen an den betroffenen Zehen entgegengewirkt werden. Dabei muss darauf geachtet werden, keinen zu starken Druck auf die Köpfchen der Mittelfußknochen auszuüben, da sonst auch hier Druckstellen entstehen können.

Einlage

Eine ähnliche Wirkung wie Schienen oder auch Bandagen können Einlagen auf die Krallenzehen haben, da mit ihnen auch versucht werden kann, die Zehen in ihre gestreckte korrigierte Position zu bringen. Zudem können mit Einlagen auch weitere Fußfehlstellungen korrigiert werden, die mitunter die Bildung der Krallenzehen bedingt haben. Zudem sind Einlagen in der Regel recht alltagstauglich und einfach zu benutzen. Es ist wichtig, dass die Einlage individuell angepasst wird und auf professionelle orthopädische Einlagen zurückgegriffen wird, da durch falsch sitzende Einlagen wie auch Schuhe die Gefahr der Druckstellen und Hühneraugen besteht.
Es gibt auch die Möglichkeit, sogenannte Krallenzehenkissen zu verwenden, die wie eine Einlage im Schuh unter den zweiten bis fünften Zeh gelegt werden.

Prognose

Leider ist das Fortschreiten der Entwicklung einer Krallenzehe nicht aufzuhalten. Mit konservativen Maßnahmen kann man die Geschwindigkeit des Prozesses verlangsamen, jedoch nicht vollends stoppen. Allerdings ist die Erfolgsrate der Korrektur durch eine Operation recht hoch und die Ergebnisse in der Regel sehr gut. Durch eine passende Therapie und Prävention können Folgeerkrankungen wie Hühneraugen, Druckstellen und die Übereinanderlagerung der Zehen verhindert werden.

Operation

Eine Operation der Klauenzehe wird dann angestrebt, wenn die konservativen Therapiemöglichkeiten voll ausgeschöpft wurden und der Leidensdruck der Patienten dennoch hoch ist. Hier ist das Ziel im Normalfall die Verkürzung der knöchernen Strukturen des Fußes und das Aufdehnen der verkürzten Muskeln und Sehnen. Es gibt verschiedene Operationstechniken, die abhängig von Ausprägung, Schweregrad, individueller Patientengeschichte und Präferenz der Operateure ausgewählt werden.
Bei eher geringgradiger Ausprägung ist es mitunter ausreichend, das Sehnen sowohl an Fußsohle als auch Fußrücken zu verlängern, sodass die Überstreckung im Grundgelenk und die Beugung im Mittel- und Endgelenk aufgehoben wird.
Bei der Operation nach Hohmann wird das betroffene Gelenk teilweise entfernt und der Zeh in eine korrigierte Position gebracht und so stabilisiert. Durch diese sogenannte Osteotomie kann der Zeh neu positioniert werden und anschließend mit einem Draht fixiert werden. Auch hier muss häufig auch der Sehnenapparat verlängert werden. 

Krallenzehen und Diabetes

Eine ernstzunehmende Gefahr bei Krallenzehen ist das gleichzeitige Leiden unter der Volkserkrankung Diabetes mellitus, also einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel infolge eines absoluten oder (häufiger) erworbenen Insulinmangels. Bei dieser Erkrankung kommt es durch die hohen Blutzuckerwerte zu einer sogenannten Polyneuropathie, die sich unter anderem dadurch äußert, dass das Druck- und Tastempfinden in den Extremitäten vermindert ist. Sehr häufig sind dabei zuerst die Zehen und Füße betroffen. Durch das verminderte oder teilweise sogar aufgehobene Gefühl fällt den Patienten oft eine Druckstelle oder eine kleinere Verletzung an diesen Körperteilen erst spät auf, da sie nicht schmerzen. Das kann mitunter dazu führen, dass die Druckstellen an den Krallenzehen erst sehr spät bemerkt werden und eventuell schon recht groß geworden sind, sich entzündet haben oder gar zu diabetischen Füßen geworden sind. Diese Komplikation gilt es zu vermeiden, weshalb es sinnvoll ist, bei Fußfehlstellungen und bekanntem Diabetes mellitus häufig die Füße zu kontrollieren und eine frühe und adäquate Behandlung sowohl des Diabetes als auch der Fehlstellungen und Krallenzehen anzustreben.