Spinalkanalstenose in der LWS - Behandlung ohne Operation

Spinalkanalstenose bedeutet, dass der knöcherne Kanal, in dem die Nervenfasern des Rückenmarks in Richtung der Beine laufen, eingeengt wird und die enthaltenen Strukturen deswegen erhöhtem punktuellen Druck ausgesetzt sind. Dies kann zu Rückenschmerzen führen, die in die Beine ausstrahlen können, sowie zu einem diffusen Schweregefühl in den Beinen. 

Inhalte der Behandlung

  • In der konservativen Therapie der Spinalkanalstenose werden für den bestmöglichen Behandlungserfolg mehrere Therapieansätze in der Physiotherapie und der physikalischen Therapie mit einer ambulanten medikamentösen Therapie kombiniert.
  • In der Physiotherapie liegt der Fokus auf einer Stabilisierung der Bewegungssegmente der Wirbelsäule, um Scherbewegungen zu vermeiden und um die oft auftretende Überstreckung der LWS, die Hyperlordose, zu korrigieren. Dazu werden in der Therapie Übungen zur Stärkung der Rücken- und Bauchmuskulatur durchgeführt und ein Übungsprogramm für zuhause erarbeitet. Dieses sollte bei einer Spinalkanalstenose mindestens 3 Mal in der Woche zusätzlich zur Physiotherapie gewissenhaft durchgeführt werden, um eine langfristige Schmerzlinderung erreichen zu können.
  • Auch mobilisierende Übungen für die BWS und die Schulter- und Hüftgelenke gehören zur Therapie, da die Mobilität der umliegenden Gelenke einen großen Einfluss auf die Statik und Dynamik der LWS haben kann. Ergänzend können in der Freizeit Sportarten wie Yoga, Pilates oder auch betreutes Krafttraining an Geräten empfohlen werden.
    Lesen Sie hierzu: Mobilisationsübungen
  • In der physikalischen Therapie können ergänzend zur Physiotherapie passive Maßnahmen angewendet werden, die schmerzlindernd und muskelentspannend wirken. Dazu gehört zum Beispiel die Elektrotherapie mit einem TENS- Gerät und die konventionelle Elektrotherapie mit muskelentspannendem Wechselstrom. Auch die Wärmetherapie, zum Beispiel mit Fangopackungen, die Therapie mit Ultraschall oder Massagen können die Beschwerden bei einer Spinalkanalstenose lindern.
  • Zusätzlich können spezielle Orthesen verschrieben werden, die die LWS stabilisieren und die Lordose etwas ausgleichen, um den Spinalkanal zu erweitern.

Übungen aus der Krankengymnastik

  • Bauchmuskelübung: Legen sie sich auf den Rücken, die Beine können entweder angestellt sein oder auf einem Gymnastikball oder einem Würfel liegen, die Arme sind gestreckt und die Hände zeigen in Richtung des Gesäßes. Heben sie den Kopf und den Oberkörper leicht an und schieben sie nun abwechselnd einen Arm nach unten heraus, sodass sie mit ihrem Körper eine Seitneigung vollziehen. Halten sie den Oberkörper die ganze Zeit in der Luft und setzen sie ihn erst nach 60 ab. Wiederholen sie die Übung mindestens 3 Mal.
  • Vornüberbeugen in der Hocke: Setzen sie sich so auf den Boden, dass ihre Unterschenkel ganz aufliegen und ihr Gesäß zwischen ihren Füßen ruht. Wenn sie ihr Gesäß nicht auf ihren Füßen absetzen können, nehmen sie ein Kissen oder einen kleinen Hocker als Unterlage zwischen die Füße. Strecken sie nun die Arme nach vorn und legen sie den Oberkörper mit rundem Rücken nach vorne auf den Boden ab. Die Stirn liegt auf dem Boden auf. Halten sie diese Dehnposition für ca. 60 Sekunden.
  • Unterarmstütz mit Variation: Kommen sie in den Unterarmstütz, nur die Füße und die Unterarme berühren den Boden, der Rest des Körpers bildet eine gerade Linie. Sie können diese Übung für 30- 60 Sekunden halten oder eine Variation einbauen. Für diese Variation setzen sie ihr Gesäß abwechselnd auf einer Seite ab und kommen sie wieder in die Ausgangsposition. Achten sie darauf, das Gesäß nicht zu hoch anzuheben.

Weitere Übungen finden Sie unter: Spinalkanalstenose - Übungen für zuhause, Spinalkanalstenose in der LWS - Rückenschule

Übungen für zuhause

  • Dehnung des Hüftbeugers:
    Kommen Sie in den Kniestand auf einer Matte und stellen Sie einen Fuß weit nach vorn auf. Verlagern Sie nun das Gewicht so weit nach vorne, bis eine deutliche Dehnung im hinteren Bein zu spüren ist. Halten Sie die Dehnstellung für ca. 60 Sekunden und wechseln Sie dann die Seite.
  • Sitzende Vorwärtsbeuge:
    Setzen Sie sich im Langsitz auf eine Matte, indem Sie beide Beine nach vorne ausstrecken. Greifen Sie nun mit beiden Händen nach vorne und halten sich an den Oberschenkeln, Unterschenkeln oder Fußgelenken fest. Lassen Sie ihren Rücken rund werden und versuchen Sie mit jedem Atemzug, die Rückenmuskulatur weiter zu entspannen.
  • Mobilisation der LWS in Streckung und Beugung:
    Ausgangsstellung ist der Vierfüßlerstand, bei dem nur die Unterschenkel, Knie und die Hände die Unterlage berühren. Nun kippen Sie ihr Becken und richten es in langsamen Bewegungen wieder auf, sodass die LWS von einer gestreckten in eine gebeugte, runde Position mobilisiert wird. Wiederholen Sie die Übung für ca. 60 Sekunden.

Lesen Sie auch: Welche Übungen bei einer Spinalkanalstenose?, Spinalkanalstenose - Übungen für zuhause

Hilfsmittel

Zu den Hilfsmitteln bei einer Spinalkanalstenose, die die Beschwerden lindern können und von der Krankenkasse bezahlt werden, gehören zum Beispiel:

  • Wirbelsäulenorthesen, die die Wirbelsäule zum Teil oder komplett fixieren und immobilisieren können. Zu diesen Wirbelsäulenorthesen gehören auch Mieder und Korsetts. Sie enthalten oft Elemente zur Verstärkung wie Metallstangen oder Kunststoffschalen und können die geschädigten Strukturen im Alltag entlasten. Ein wichtiger Nachteil von fixierenden Orthesen ist der durch die Immobilisierung entstehende Abbau der Rückenmuskulatur. Dieser Prozess kann die Schmerzsymptomatik durch die steigende Instabilität der Bewegungssegmente weiter verstärken.
  • Zum Erhalt und zur Erweiterung der maximalen Gehstrecke können außerdem Gehstützen oder ein Gehstock sinnvolle Hilfsmittel sein.
  • Für zuhause eignen sich individuell angepasste ergonomische Stühle oder auch ein Stehpult zum Arbeiten.
  • Als ergänzende Therapie, die vom Physiotherapeuten durchgeführt werden kann, bieten sich außerdem Wirbelsäulentapes an, die stabilisierend und muskelentspannend wirken können.
  • Zusätzlich sind wärmende oder kühlende, sowie schmerzlindernde Salben wie Voltaren medikamentöse Hilfsmittel, die die Beschwerden kurzfristig oder nach besonderen Belastungen lindern.

Dauer der Therapie

Es ist schwierig eine allgemeingültige Aussage zur Dauer der Therapie bei der Spinalkanalstenose zu treffen, denn dies hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Zusätzlich ist die Spinalkanalstenose eine chronische Erkrankung und deshalb in den meisten Fällen, abgesehen von operativen Therapien, nicht kausal zu behandeln.

Die Patienten sollten sich auf eine lebenslange Auseinandersetzung mit den richtigen Rückenübungen und Entlastungstechniken einstellen. Bei einer akuten Verschlechterung der Symptomatik kann die konservative Behandlung mit Physiotherapie und Medikamenten sich von wenigen Tagen über mehrere Monate erstrecken. Nach einer Operation müssen die meisten Patienten zwischen 7 und 10 Tagen im Krankenhaus bleiben, danach schließt sich meist eine stationäre oder ambulante Rehamaßnahme an, die zwischen 4 und 8 Wochen dauert. Je nach Art des Berufs und in Hinblick auf individuelle Unterschiede in der Fitness und Kondition der Patienten kann die Arbeit nach dieser Reha- Maßnahme wiederaufgenommen werden, zum Beispiel auch zunächst in Teilzeit oder für wenige Stunden pro Tag.

Prognose

Als chronische, degenerative Erkrankung ist die Spinalkanalstenose nicht kausal heilbar. In den meisten Fällen zeigt sie einen sehr langsam progredienten Verlauf und die Beschwerden nehmen im Laufe der Jahre nur wenig zu. Es können sich allerdings auch akute Phasen mit einer schnellen Verschlimmerung der Symptome zeigen, zum Beispiel wenn eine Bandscheibe beteiligt ist oder ein entzündlicher Prozess in den Wirbelgelenken vorliegt.

Je nach individueller Ausgangslage, Kondition und auch Eigenmotivation bei der Ausübung von Übungen aus der Physiotherapie können die Beschwerden durch eine konservative Therapie deutlich gebessert werden. Auch die zusätzlich zur Physiotherapie durchgeführte ärztliche Therapie mit nicht-steroidalen Antirheumatika wie Ibuprofen oder Diclophenac und die weiteren möglichen lokalen Therapien mit Lokalanästhetika und Glucocorticoiden können zu einer Minderung der Beschwerden beitragen.

Die konservative Therapie dient dazu, die Beschwerden so lange wie möglich soweit zu lindern, dass eine OP mit ihren Risiken so lange wie möglich hinausgezögert werden kann. Moderne OP- Verfahren sind minimalinvasiv möglich und bieten eine gute Alternative, wenn die Beschwerden durch die konservative Therapie nicht mehr zu beherrschen sind. Eine OP kann die Beschwerden deutlich lindern und die Lebensqualität dadurch verbessern, auch nach der OP ist allerdings die Mitarbeit und das Engagement des Patienten in der Nachbehandlung entscheidend.

OP Indikationen

  • eine Indikation zur OP bei einer Spinalkanalstenose wird im Allgemeinen dann gestellt, wenn die möglichen positiven Erfolge durch die OP die Nachteile und Risiken die sie mit sich bringt, überwiegen
  • so kann eine OP bei langanhaltenden Beschwerden sinnvoll sein, die durch konservative Möglichkeiten nicht ausreichend therapiert werden können und den Patienten im Alltag und bei der Arbeit stark einschränken. Dazu gehören zum Beispiel auch langanhaltende ausstrahlende Schmerzen ins Bein, starke Taubheitsgefühle, die auf eine Nervenkompression hindeuten und starke Missempfindungen wie Kribbeln oder Brennen
  • eine absolute OP- Indikation ist außerdem das Cauda- equina- Syndrom, das durch eine starke Quetschung der Nervenfasern im Lendenwirbelbereich entsteht. Es äußert sich zum Beispiel durch Taubheitsgefühle im Bereich von Gesäß und Oberschenkeln, abgeschwächte Beinreflexe, motorische Ausfälle, Impotenz und Harn- und Stuhlinkontinenz. Die Kompression auf die Nervenfasern muss in diesem Fall sofort behoben werden, da sonst bleibende Schäden davongetragen werden können.

Allgemeine Informationen

Eine Spinalkanalstenose in der LWS kann angeboren oder erworben sein, in den meisten Fällen entwickelt sie sich jedoch im Laufe des Lebens durch einseitige Überlastung der Wirbelsäule, Fehlhaltungen, Bewegungsmangel und durch degenerative Prozesse im Alter.