Physiotherapie bei einer Spinalkanalstenose

Ungefähr 1% der Menschen über dem 60. Lebensjahr, insbesondere Frauen, leiden unter einer Spinalkanalstenose. Bei dieser Erkrankung liegt eine Verengung des Wirbelkanals vor, welcher als Hohlraum mit Hirnhäuten ausgekleidet ist und das Rückenmark und deren austretenden Nervenwurzeln schützt. Die Verengung ist meist altersbedingt, sodass Beschwerden ab dem 5. Lebensjahrzehnt auftreten. Nur in seltenen Fällen ist die Spinalkanalstenose angeboren und schränkt bereits ab dem 2. Lebensjahrzehnt die Lebensqualität Betroffener durch Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Muskelverspannungen ein.

Behandlung/ Inhalte

Die Behandlung einer Spinalkanalstenose richtet sich nach dem Ausmaß und Lokalisation der Beschwerden. Als übergeordnetes Ziel muss die Wirbelsäule entlastet werden, um so eine Dekompression der Nerven zu erzielen. Im akuten Stadium hilft es Betroffenen kurzzeitig eine Schonhaltung einzunehmen, d.h. dass man sich nach vorne beugt, einen Rollator nutzt oder Fahrrad fährt. Auch die Lagerung im Stufenbett kann zur Entlastung führen. Die Ursachen der Spinalkanalstenose werden dadurch aber nicht behoben. Für langfristige Abhilfe hilft Physiotherapie. Hier wird die erlernte Schonhaltung schrittweise abgebaut, indem die Rücken- und Bauchmuskulatur gezielt aufgebaut und die verkürzte Muskulatur gedehnt wird. Damit der Patient Bewegungen toleriert, ist parallel eine medikamentöse Therapie unverzichtbar. Ebenso zwingend ist das Erlernen eines rückengerechten Verhaltens. Ergänzend können ein Stützkorsett oder physikalische Maßnahmen wie Kälte- oder Wärmeanwendungen, Elektrotherapie oder Ultraschallbehandlungen helfen. In weniger als 10% der Fälle greifen die konservativen Maßnahmen nicht und die Spinalkanalstenose muss operiert werden. Sie suchen nach Informationen für eine Nachbehandlung einer Spinalkanalstenosen OP in der LWS? Dann lesen Sie sich diesen Artikel durch: OP Spinalkanalstenose LWS - Nachbehandlung

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Wodurch werden die Beschwerden schlimmer, was hilft?

Die Komprimierung der Nervenfasern geschieht nicht plötzlich, sondern ist ein schleichender Prozess. Betroffene können immer weniger weite Strecken laufen und müssen Pausen einlegen, da sich ihre Beine bleiern schwer, schmerzhaft und taub anfühlen. Wird ein Hohlkreuz gebildet, z.B. beim Bergabgehen, wird der Wirbelkanal zusätzlich eingeengt und die Beschwerden verschlimmern sich. Gegensätzlich treten beim Bergaufgehen oder Radfahren keine Probleme auf, da sich der Spinalkanal durch die Entlordosierung weitet. Ist die Halswirbelsäule von der Spinalkanalstenose betroffen, klagen Betroffene über eine zunehmende Ungeschicklichkeit in beiden Händen. Gegenstände fallen aus der Hand, das Schriftbild wird undeutlich und feinmotorische Aufgaben, wie z.B. das Zuknöpfen von Hemden, werden zu unlöslichen Aufgaben.

Weitere Informationen finden Sie in diesem Artikel: Physiotherapie Myelopathie

Übungen LWS

Meist betrifft die Spinalkanalstenose die Lendenwirbelsäule, da hier durch eine Hohlkreuzstellung die größte mechanische Belastung vorliegt. Folgende Übungen helfen dieser Körperhaltung entgegenzuwirken:

Übung 1:
Der Betroffene legt sich in Rückenlage auf eine Isomatte. Die Beine sind hüftbreit aufgestellt und die Arme liegen entspannt neben dem Körper. Die Aufgabe ist nun die Lendenwirbelsäule fest nach unten auf die Auflage zu drücken. Den Bauch anspannen und den Bauchnabel in Richtung Wirbelsäule ziehen. Position 5 Sekunden halten, dann lösen und 5x wiederholen.

Übung 2:
Der Betroffene geht in den Vierfüßlerstand, der Rücken ist gerade. Ein Bein von der Unterlage abheben und nach hinten ausstrecken. Dann wieder abstellen und das Bein wechseln. 10 x pro Seite wiederholen.

Übung 3:
Der Betroffene liegt in Rückenlage auf einer Isomatte. Die Beine sind angewinkelt, die Arme liegen seitlich neben dem Körper. Nun das Becken so weit anheben, bis Becken und Knie in etwa auf einer Höhe sind. Bauch anspannen. Nun das Becken wieder bis kurz vor den Boden absenken und sofort wieder anheben. 10 Wiederholungen. Alternative: Das Becken auf einer Höhe halten und abwechselnd einen Fuß anheben.

Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln:

Übungen BWS

Nur selten ist die Brustwirbelsäule betroffen, da deren natürliche Schwingung eine Kyphose (Krümmung nach vorne) bildet. Liegt eine Spinalkanalstenose vor, muss die Brustwirbelsäule aufgerichtet werden, z.B. durch folgende Übungen:

Übung 1:
Der Betroffene liegt in Bauchlage auf einer Isomatte. Die Arme streckt er nach vorne aus. Die Fußspitzen sind aufgestellt. Nun werden abwechselnd ein Arm und das gegenüberliegende Bein 1 cm von der Isomatte für 5 Sekunden in die Luft abgehoben. Der Blick bleibt dabei zum Boden gerichtet. 3x auf jeder Seite. Achtung: den Bauch anspannen, sodass kein Hohlkreuz entsteht!

Übung 2:
Ein Handtuch wird zusammengerollt und längst auf eine Isomatte gelegt. Der Betroffene legt sich in Rückenlage so auf die Matte, dass seine Brustwirbelsäule genau auf dem gerollten Handtuch aufliegt. Die Füße sind hüftbreit aufgestellt und die Arme werden in U-Haltung neben dem Kopf abgelegt. Position 5 Min. halten.

Übung 3:
Der Betroffene stellt sich hüftbreit direkt vor einen Türrahmen. Nun hebt er seine Arme in U-Haltung nach oben und drückt mit seinen Händen ca. auf Augenhöhe gegen den Türrahmen. Nun tief durch die Nase einatmen und bei der Ausatmung das Brustbein weit nach vorne oben schieben, den Bauch anspannen und die Schulterblätter nach hinten unten drücken. 10 Wiederholungen.

Weite Übungen zur Aufrichtung der BWS finden Sie in den Artikeln:

Übungen HWS

Die Halswirbelsäule befindet sich genau wie die Lendenwirbelsäule anatomisch in einer Lordose; daher ist sie am zweithäufigsten betroffen. Folgende Übungen helfen die Nackenmuskulatur zu stärken und eine Protraktionsstellung (Fehlhaltung bei der sich der Kopf vor dem Brustbein befindet) zu reduzieren:

Übung 1:
Der Betroffene sitzt auf einem Stuhl vor einem Spiegel. Nun schiebt er sein Kinn nach hinten, als wollte er ein Doppelkinn machen. Gleichzeitig wird der Hinterkopf leicht nach oben gestreckt, sodass der Nacken lang wird und sich die Halswirbelsäule aufrichten kann. Ca. 5 Sekunden halten, dann langsam lösen und 10 x wiederholen. Schnelle und ruckartige Bewegungen unbedingt vermeiden.

Übung 2:
Der Betroffene liegt auf einer festen Unterlage in Rückenlage und versucht den Freiraum zwischen Boden und Halswirbelsäule zu minimieren. Dafür drückt er den Kopf fest in die Unterlage. 5 Sekunden halten, dann lösen und 5 x wiederholen.

Übung 3:
Der Patient liegt in Rückenlage auf dem Boden, die Beine sind aufgestellt und die Arme liegen neben dem Körper. Die Handinnenflächen zeigen nach unten. Nun die Schulter bis zu den Ohren anziehen, die Hände umdrehen und die Schulterblätter fest nach unten drücken. Dieses Schulterkreisen im Liegen ca. 1 Minuten wiederholen. Alternative: Schulterkreisen (gleichsinnig, abwechselnd oder gegensinnig) im Sitzen durchführen.

Weitere Übungen zur Kräftigung der HWS finden Sie in den Artikeln:

Zusammenfassung

Die Spinalkanalstenose ist eine typisch altersbedingte Krankheit des Rückens, meist der Lendenwirbelsäule. Die Verengung verläuft schleichend und führt im Verlauf zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. In den meisten Fällen ist eine konservative Behandlung mit Schmerztherapie und physiotherapeutischen Übungen ausreichend, um eine Schmerzlinderung zu erzielen. Dabei gilt es die Bauchmuskulatur zu kräftigen, eine aufrechte Körperhaltung zu erlernen und durch Dehn- und Kräftigungsübungen zu stabilisieren. Nur in wenigen Fällen ist eine OP erforderlich, um den Wirbelkanal chirurgisch zu erweitern.