Beweglichkeit der HWS

Die Halswirbelsäule ist viel mobiler als die Brust- oder Lendenwirbelsäule. Hauptverantwortlich sind von den sieben Halswirbeln dafür der Erste und Zweite. Diese Halswirbel werden auch Atlas und und Axis genannt. Sie haben eine besondere Gelenkverbindung wodurch Sie eine sehr hohe Beweglichkeit ermöglichen. Für die Streckung des Nackens ist hauptsächlich der obere Wirbel, also der Atlas verantwortlich, wohingegen der zweite Wirbel, Axis, für die Rotation des Kopfes verantwortlich ist. Das Zusammenspiel dieser beiden Wirbel und vieler anderer Gewebe (Muskeln und Sehnen) ermöglicht es uns den Kopf sehr weit in alle möglichen Richtungen zu bewegen. Durch eine verspannte Muskulatur im Schulter-Nackenbereich kann es zu einem eingeklemmten nerv kommen, wodurch die Beweglichkeit dann stark eingeschränkt ist.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Eingeklemmter Nerv in der HWS oder Bandscheibenvorwölbung in der HWS - Physiotherapie

Neutral Null Methode

Mit speziellen Untersuchungsmethoden lässt sich die Beweglichkeit der Halswirbelsäule faktisch darstellen. Eine dieser Methoden ist die sogenannte Neutral Null Methode.

Bei der Neutral Null Methode wird die Beweglichkeit der Halswirbelsäule auf drei Ebenen erfasst.

  1. Beweglichkeit nach Vorne und Hinten, auch Flexion und Extension genannt (Sagitalebene)
  2. Beweglichkeit zur Seite, also die Seitneigung des Kopfes (Frontalbene)
  3. Drehung des Kopfes, Rotation (Transversalebene)

Ausgangspunkt für die Messung ist dabei die Kopfhaltung im Normalzustand, welche bei dieser Methode als Nullpunkt dient.

Ein Beispiel:

Der Arzt misst bei einem Patienten bei der Seitneigung nach links eine Neigungsspielraum von 40° und auf der rechten Seite einen von 30°. Dokumentiert würde das ganze so aussehen: 40-0-30 li/re. Daran kann der Arzt ablesen, dass auf der rechten Seite eine Bewegungseinschränkung vorliegt. Das gleiche Prinzip gilt auch für die anderen Ebenen.

Die Normal Null Methode ist also ein Verfahren um den Grad der Bewegungseinschränkung an der Halswirbelsäule aus der Nullstellung/Neutralstellung zu messen.

Normwerte

Um bei der Untersuchung der Beweglichkeit der Halswirbelsäule eine Orientierung zu haben, gibt es die sogenannten Normwerte. Liegen die Ergebnisse einer Halswirbelsäulenuntersuchung im Bereich der Normwerte, also im normalen Bereich, liegt keine Bewegungseinschränkung vor.

Diese Normwerte liegen für die Halswirbelsäule in folgenden Bereichen:

  • Beweglichkeit nach Vorne und Hinten 35-45°
  • Seitneigung 45°
  • Rotationsrahmen 60-80°

Anhand dieser Normwerte kann der behandelnde Arzt nach einsehen der Ergebnisse eine Bewegungseinschränkung an der Halswirbelsäule feststellen und entsprechende Maßnahmen zur Therapie einleiten um die Einschränkung nach Möglichkeit zu korrigieren oder zumindest zu verbessern.

Neben der Normal Null Methode gibt es noch weitere Methoden um die Beweglichkeit der Halswirbelsäule zu messen.

  • Zum einen kann der Abstand zwischen Kinn und Brustkorb gemessen werden, welcher bei maximaler Neigung nach Vorne 0cm und Rückneigung 18cm betragen sollte.
  • Zum anderen kann auch der Abstand zwischen Hinterkopf und Wand gemessen werden, der im Normalfall 0cm betragen sollte, wenn sich der Patient gerade mit dem Rücken an die Wand lehnt.

Wie kann man die Beweglichkeit der HWS verbessern?

Eine Bewegungseinschränkung der Halswirbelsäule ist meist in verspannten Muskeln, verkürzten Sehnen und Bändern oder Wirbelblockaden begründet. Werden diese Probleme gelöst, so wird auch die Bewegungseinschränkung in den meisten Fällen behoben. Das kann zum Beispiel bedeuten dass man die Halswirbelsäule durch bestimmte Übungen lockert um die verspannten Muskeln zu lösen und das umliegende Gewebe wieder besser zu durchbluten. Wirbelblockaden können von geschultem Fachpersonal sanft gelöst werden und Dehnübungen machen verkürzte oder zu stark belastete Sehnen und Bänder wieder beweglicher und geschmeidig.

Nicht immer ist es dabei nötig, dass der Betroffene einen Arzt aufsucht, da sich viele kleine Probleme schon durch die Ausführung einfach Übungen zuhause oder im Büro beheben lassen. In ernsteren Fällen kann der Arzt in Zusammenarbeit mit dem Therapeuten einen speziell auf den individuellen Patienten zugeschnittenen Trainings- beziehungsweise Rehabilitationsplan erstellen, um die Beweglichkeit der Halswirbelsäule zu verbessern, damit der Betroffene nicht mehr in seinem Alltag eingeschränkt ist. Für den Patienten ist es wichtig, auf die Signale seines Körpers zu achten, um der Entwicklung von Bewegungseinschränkungen frühestmöglich entgegenzuwirken.

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Übungen

Um die Beweglichkeit der Halswirbelsäule zu trainieren, zu erhalten oder zu verbessern, gibt es eine Reihe von Übungen die nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Im folgenden sind 3 leichte Übungen aufgelistet die zuhause, im Büro oder auch unterwegs ausgeführt werden können.

1. Nacken dehnen
Setzen sie sich gerade und aufrecht auf einen Stuhl. Umfassen Sie mit der rechten Hand den linken Unterarm oberhalb des Handgelenks. Nun ziehen Sie den linken Arm sanft quer nach unten. Der Kopf folgt dabei der Bewegung des Armes und zeigt ebenfalls schräg nach unten. Halten Sie die Position 30 Sekunden und wechseln dann die Seiten.

2. Dehnung der seitlichen Muskulatur der Halswirbelsäule
Setzen oder Stellen Sie sich gerade und aufrecht hin. Führen Sie ihre rechte Hand hinter den Rücken, sodass die Oberseite des Unterarm quer auf dem Rücken aufliegt. Heben Sie dann den linken Arm über ihren Kopf, sodass die Hand mit den Fingerspitzen an der rechten Schläfe aufliegt. Ziehen Sie nun sanft Ihren Kopf mit der Hand in Richtung der linken Schulter. Wenn Sie eine Dehnung spüren, halten Sie diese für 10 Sekunden. Wechseln Sie im Anschluss die Seite. 3 Wiederholungen je Seite.

3. Schultern und Brustkorb Dehnen
Suchen Sie sich eine freie Ecke im Raum. Stellen Sie sich so hin, dass ihr Gesicht zur Ecke gewand ist. Stellen Sie ihre Füße aneinander und platzieren Sie dann ihre Unterarme je links und rechts an der Wand. Die Ellenbogen sollten dabei unterhalb der Schultern bleiben. Beugen Sie sich nun so weit es schmerzfrei geht in Richtung der Ecke. Dabei sollten sie eine Dehnung in den Schultern und dem Brustkorb spüren. Beugen Sie sich nur so weit vor, wie es schmerzfrei möglich ist. Halten Sie die Position für 30 Sekunden. 3 Wiederholungen.

Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln

Wie ist die Beweglichkeit nach einer Versteifungs-OP eingeschränkt?

Eine Wirbelsäulenversteifung wird dann in Betracht gezogen, wenn die Stabilität der Wirbelsäule wieder hergestellt werden soll, um die empfindlichen Strukturen in und um sie herum zu schützen. Es handelt sich hierbei allerdings auch um einen relativ großen Eingriff, bei dem auch umliegende Strukturen, wie zum Beispiel Nervenbahnen geschädigt werden können. Auch die Rehabilitationsphase ist relativ lang, wobei der Patient in den ersten 8 Wochen nach der Operation die Halswirbelsäule kaum bewegen darf und ein spezielles Korsett tragen muss. Die Beweglichkeit der Halswirbelsäule wird nach dem Eingriff immer eingeschränkt bleiben. Durch Physiotherapie und gezieltes Training kann die Beweglichkeit verbessert aber nicht wieder komplett hergestellt werden. Zur heutigen Zeit bevorzugen daher immer mehr Ärzte den Einsatz einer Bandscheibenprothese, durch welche die Beweglichkeit auch nach der Operation erhalten bleiben soll.

Prognose

Es lässt sich keine allgemeingültige Prognose stellen, da es immer auf den Individuellen Fall des Betroffenen ankommt. Handelt es sich nur um eine Muskelverspannung aufgrund einer Fehlbelastung, kann dies durch Massagen und Haltungstraining schnell gelindert werden. Stecken jedoch schwerwiegende Erkrankungen, wie Schäden an den Wirbelkörpern oder Nerven dahinter, kann es mitunter länger dauern einen guten Allgemeinzustand wieder herzustellen. Es sollten jedoch immer präventive Maßnahmen wie Dehnungen, Kraft- und Beweglichkeitstraining durchgeführt werden um dem Entstehen von Problemen generell entgegenzuwirken. Nach einer Versteifung wird die Halswirbelsäule in ihrer Beweglichkeit immer eingeschränkt bleiben. Der Nutzen dieser OP ist die Wiederherstellung der Stabilität auf Kosten der Beweglichkeit. Wenn aber dadurch der Alltag weniger problematisch ausfällt, ist das ein positiver Nutzen.