Physiotherapie bei einem Ellenbogenbruch

Bei einem Ellenbogenbruch unterscheidet man in die genaue Lokalisation. Es kann ein Bruch im distalen Bereich des Oberarmkopfes, ein Bruch zwischen den Kondylen des Oberarmkopfes, ein Radiuskopfbruch oder ein Olecranonbruch vorliegen. Durch die Komplexität des Ellenbogengelenks sind die Nachbehandlung und die Operationsmöglichkeiten meist kompliziert.

Behandlung/Physiotherapie

Je nach Ausmaß der Verletzung und dementsprechender operativer oder konservativer Versorgung richtet sich die weitere Behandlung. Eine komplette Ruhigstellung für mehrere Wochen wird mittlerweile vermieden, damit schnell funktionell trainiert werden kann.

  • In den ersten beiden Wochen richtet sich die Bewegung nach den Schmerzen und es liegt meist eine Begrenzung bis 60° in die Flexion vor. Bei einer Radiusköpfchenfraktur ist zudem die Pro- und Supinationsbewegung im Ellenbogen für die ersten 4 Wochen verboten. Das wichtigste in der Therapie ist das Erreichen der endgradigen Bewegung. Diese wird in den ersten Wochen durch passive und assistive Mobilisation verbessert. Zudem ist es in der frühen Phase wichtig, die Schmerzen und die Schwellung zu reduzieren. Dafür eignen sich die Lymphdrainagen und Eistherapie.
    Lesen Sie hierzu:
     Kryotherapie/Kältetherapie
  • Befindet sich der Patient in der Konsolidierungsphase (Wundheilungsphase) kann die aktive und ressistive Mobilisation verstärkt werden. Zudem können Übungen aus der PNF angewendet werden und vor allem die Scapula (Schulterblatt) miteinbezogen werden.
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    Lesen Sie mehr über die Wundheilungsphasen unter: Krankengymnastik nach einem Knochenbruch

 Allgemein sollte auf eine komplette Beweglichkeit der Schulter und der Hand geachtet werden. Ausweichbewegungen sollen sich sofort bewusst gemacht werden, damit diese gezielt therapiert werden können.

  • Ab der 6. Woche sind meist auch manuelle Gleittechniken erlaubt um die Bewegung zu verbessern. Der Patient wird angeleitet zu Hause den Arm hochzulagern und durch die Muskelpumpe über die Hand selbst die Schwellung zu reduzieren. Um die reflektorische Spannung zu reduzieren bieten sich Muskeltechniken an. Vor allem der M. Biceps brachii zeigt sich mit einem erhöhten Tonus als Schutzspannung aber auch durch das meist gebeugte halten des Arms.Durch Massagegriffe, Faszientechniken und Triggerpunkttherapie lässt sich die Spannung reduzieren.
    Lesen Sie mehr unter: Triggerpunkttherapie, manuelle Therapie
  • Im späten Verlauf der Wundheilung sollte ein Muskelaufbau berücksichtigt werden. Dabei können Stützübungen (Unterarmstütz, Seitstütz, Handstütz, Vierfüßlerstand), Kräftigungsübungen mit Gewichten zur Aktivierung vom M. Biceps brachii und M. Triceps brachii und Armkurbelgeräte genutzt werden. Bei allen Übungen und Therapiemethoden sollte eine Absprache mit dem Arzt erfolgen und sich nach den Beschwerden des Patienten gerichtet werden.

Reha

Ob eine Reha erfolgen muss richtet sich nach dem Schweregrad der Verletzung. Meistens wird nicht speziell für den Ellenbogenbruch eine Rehabilitation verordnet, sondern für Begleitsymptome nach einem schweren Unfall.

Ist der Ellenbogen aber schwerst betroffen bekommen Betroffene in der Regel eine Reha verordnet. In dieser wird angestrebt über viele verschiedene Therapien eine Verbesserung der Beschwerden zu erzielen. Meist bekommt der Patient gezielte Physiotherapie, in der die vorhandenen Bewegungseinschränkungen durch manuelle Therapie, passive Bewegungen, PNF-Techniken und funktioneller Bewegungstherapie therapiert werden.

  • Ein Muskelhartspann kann über die Massagetherapie verbessert werden.
  • Liegen Sensibilitätsstörungen vor eignet sich die Ergotherapie, die bestimmte Übungen und Hilfsmittel benutzen, um die Sensibilität zu aktivieren.
  • Training in der Sporttherapie durch Einzeltherapie mit personal coaching kann die Schwächen des individuellen Patienten gezielt aufzeigen. Dann wird gezielt an diesen, meist durch funktionelles Training (Stützaktivität), gearbeitet.
  • Unterstützendes Training an den Geräten für den gesamten Schulter-Armkomplex und Rücken sollte durchgeführt werden.
  • Weitere therapeutische Maßnahmen, wie Wassergymnastik, Gruppengymnastik, Nordic Walking sind vor allem durch das Zusammensein mit anderen Betroffenen sehr wichtig. Gesprächstherapie für Patienten, die einen schweren Unfall erlebt haben, sollten ein großer Bestandteil in der Reha sein.

Meist dauert die Reha 3-4 Wochen, kann aber je nach Behandlungserfolg verlängert werden.

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Heilungsdauer

Die Heilungsdauer eines Ellenbogenbruchs hängt von der Therapie und Schonung des Patienten ab. Nach Entfernung der Redon-Drainage am 2. Tag darf assistiv und aktiv die Bewegungsgrenze bis 60° Flexion erarbeitet werden. Durch Hochlagerung und abschwellenden Therapiemaßnahmen wird die Wundheilung unterstüzt. Eine Röntgenkontrolle in der 4. und 8. Woche ist notwendig, um den Verlauf der Wundheilung zu kontrollieren. Die Arbeitsfähigkeit wird meist nach 10 Wochen gegeben. Das vorhandene Material muss nach ca. 9 Monaten entfernt werden. Läuft die Wundheilung ohne Probleme ab, ist der Ellenbogen nach 3 Monaten wieder belastungsfähig. Je nach Ausmaß der  Verletzung verzögert sich natürlich die Heilungsdauer.

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Schiene

Eine Schienenversorgung ist meist schwierig, da der Ellenbogen ist einer Beugeposition fixiert wird.

Dabei wird eher eine Ellenbogenorthese verwendet, um den Ellenbogen ruhig zu stellen. Zur Entlastung des Schulter-Armkomplexes gibt es meist eine Zuggurtung über den Nacken. Bei einer konservativen Versorgung wird der Ellenbogen allgemein jedoch nur in einer Orthese ruhig gestellt.

Operationsdauer

Wie lange die Operation eines Ellenbogenbruchs dauert hängt vom Ausmaß der Verletzung ab. Liegt eine Trümmerfraktur vor, dauert die Operation länger, da die Knochenfragmente zusammengebracht werden müssen. Die Operation findet zum größten Teil in Vollnarkose statt. Wie lange die Operation dauert, wird der betroffene Arzt erklären können.

Wie lange muss ich im Krankenhaus bleiben?

Wie lange der Aufenthalt im Krankenhaus ist hängt, wie auch die Operationsdauer, von der Verletzung ab.

  • Ist das Ausmaß der Verletzung durch einen Arbeits- oder Verkehrsunfall umfangreicher und bezieht sich nicht nur auf den Ellenbogen kann man von einem mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt ausgehen, um alle Verletzungen auskurieren zu können.
  • Bei einer "einfachen" Ellenbogenoperation werden Redon-Drainagen zum Auffangen der Wundflüssigkeit gesetzt, diese werden erst am nächsten Tag wieder gezogen. Ein weiterer Tag wird meist abgewartet, um die Wundheilung zu beobachten. Liegt dann eine gute Versorgung zu Hause vor, kann ein Patient entlassen werden. Meist bleiben die Patienten aber bis zu einer Woche im Krankenhaus, um die Wundheilung zu verfolgen.

Wie erkenne ich einen Ellenbogenbruch?

Ein Ellenbogenbruch lässt sich durch die 5 Entzündungszeichen erkennen:

  • Schwellung
  • Schmerz
  • Bewegungseinschränkung
  • Hämatom
  • Erwärmung

Je nach Ausmaß der Verletzung kann sich eine Fehlstellung des Ellenbogen zeigen und eventuell eine offene Bruchstelle präsentieren. Sensibilitätsstörungen entlang des Unterarms und Hand können zudem auftreten. Liegt eine Trümmerfraktur vor können Teile des Knochens im Gelenk tastbar sein. Eine Abwehrspannung des M. Biceps brachii könnte ebenfalls auftreten. Wird ein Ellenbogenbruch vermutet sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden, der die nötige Erstversorgung durchführt.

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Zusammenfassung

Ein Bruch des Ellenbogens entsteht meist durch einen Sturz direkt auf diesen oder aber auf die Hand. Verkehrsunfälle oder Arbeitsunfälle können ebenfalls Ursache für einen Bruch sein. Direkt einschießender Schmerz, Schwellung, Bewegungseinschränkung, Bluterguss und Erwärmung zeigen eine Verletzung deutlich. Nach Untersuchung beim Arzt entscheidet dieser über die Behandlung.

Bei einer operativen Versorgung ergibt sich meist eine Rotationseinschränkung für 4 Wochen, welche in der Therapie zu beachten ist. Passive Bewegung, Lymphdrainage und Kältetherapie sind Therapiemöglichkeiten in der frühen Phase. Später kann durch manuelle Therapie und Weichteiltechniken für die verspannte Muskulatur, die Beweglichkeit verbessert werden. Um die Kraft zu verbessern kann durch sämtliche Variationen des Stütz und Übungen mit Hanteln gearbeitet werden. Eine Reha ist als ganzheitliche Therapie sinnvoll, wird aber aufgrund einer einfachen Ellenbogenfraktur selten verordnet. Wie lange die Heilung dauert hängt von der Therapie und der Schonung durch den Patienten ab.