Die Bechterew'sche Krankheit ist benannt nach ihrem Entdecker Wladimir Bechterew. Synonym zu Morbus Bechterew ist der Begriff Spondylitis ankylosans gebräuchlich: Ankylose = Versteifung, -itis = Entzüdnung, Spondyl = Wirbel. Wie der Name beschreibt handelt es sich um eine Entzündung der Wirbelgelenke, welche über längere Zeit zu Versteifung und somit zu dem für den Bechterew typischen Rundrücken führt.
Morbus Bechterew gehört zu den Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, welcher sämtliche entzündliche Erkrankungen mit Gelenkbeteiligung beinhaltet. Beim Morbus Bechterew handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung und ist ein Krankheitsbild der Spondylarthritis. Das heißt durch überschießende Reaktionen des Immunsystems (körpereigenes Abwehr - und Schutzsystem) wird der eigene Körper angegriffen. Bei der Spondylitis ankylosans sind vor allem Gelenke und Bänder der Wirbelsäule betroffen. Durch eine chronische, also langanhaltende, Entzündung der Strukturen versteifen diese mit der Zeit. Der Rücken wird in zunehmend gebeugter Position gehalten, was zu einer fortschreitenden Bewegungseinschränkung des Oberkörpers und auch der Extremitäten (Arme und Beine) führt. Die Krankengymnastik zielt darauf ab, frühzeitig die untere und oberer Rückenmuskulatur zu stärken. Lesen sie mehr zu diesem Thema unter Krankengymnastik Rheuma.
Krankengymnastische Übungen sollen den Symptomen des Morbus Bechterew entgegenwirken. Im Vordergrund der Krankengymnastik und deren Ziele steht das Aufhalten der Verkrümmung und der Gelenksversteifung. Weiterhin sollen verkürzte Muskeln gelöst und gedehnt werden, abgeschwächte Muskeln trainiert, die aufrechte Haltung geschult und das Atemvolumen vertieft werden. Auch alltägliche Handlungen und die Selbstständigkeit sollen gefördert werden. Der Morbus Bechterew Patient soll so gut es geht aktiv währen der Krankengymnastik mitarbeiten. Übungen zur Dehnung und um Verklebungen zu lösen, erhalten Sie auf den Seiten Dehnübungen und Faszienrolle.
Im folgenden sind Übungen aus der Krankengymnastik bei bestehendem Morbus Bechterew aufgelistet
Weitere Übungen gegen ein Rundrücken finden sie in den Artikeln:
Beim Morbus Bechterew sind entweder Teile der Wirbelsäule, die ganze Wirbelsäule oder auch die Gelenke von Armen und Beinen betroffen. Die Entzündungen und Versteifung entwickelt sich meist von kaudal (unten/ fußwärts) nach kranial (oben/ kopfwärts). Sollten auch die Gelenke von Armen und Beinen betroffen sein, wird der Therapeut in den jeweiligen Sitzungen der Krankengymnastik natürlich auch auf diese Symptome eingehen und therapieren. Typische Symptome beim Morbus Bechterew sind der Rundrücken, eine verminderte Flexibilität, schleichend beginnende Schmerzen und besonders ein nächtlicher, tiefsitzender Rückenschmerz und Morgensteifigkeit. Der Verlauf ist meist rasch progredient, also fortschreitend. Folgesymptome beim Morbus Bechterew können Einschränkungen in der Atmung sein, da sich die Rippen durch die gekrümmte Haltung nicht mehr genügend öffnen können. Eine verminderte Atmung zieht immer das Risiko einer Infektion der Atemwege mit sich. Umso wichtiger ist es, eine aufrechte Haltung während der Krankengymnastik mit dem Physiotherapeuten zu erlangen. Übungen dazu finden sie unter dem Thema Physiotherapie bei Asthma. Durch die verminderte Bewegung beim Morbus Bechterew und die dadurch weniger enstehende Belastung der Knochen kann es nach langjährigem Krankheitsbestehen zu Osteoporose kommen – das heißt die Knochendichte nimmt ab und der Knochen ist weniger belastbar. Hilfsmittel in der Krankengymnastik gegen eine eventuell bevorstehende Osteoporese ist z.B. die power plate. Das Haupterkrankungsalter beim Morbus Bechterew liegt zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Männer und Frauen sind etwa gleichhäufig erkrankt. In Mitteleuropa sind etwa 0,5% der erwachsenen Bevölkerung betroffen.
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In der Krankengymnastik beim Morbus Bechterew erkrankten Patienten erfolgt nach der Anamnese, also der Befragung des Patienten über den Krankheitsverlauf und die Hauptprobleme, eine Betrachtung der Haltung des Patienten in verschiedenen Positionen (Sitzen, Stehen) sowie Transfers (der Lagewechsel vom z.B. Liegen zum Sitzen) und die aktive und passive Beweglichkeit, wie weit sich der Patient allein oder mit Hilfe bewegen kann. Getestet werden beim Morbus Bechterew alle Bewegungen der Wirbelsäule (Beugen, Strecke, Drehen, zur Seite Beugen) und der angrenzenden Gelenke (Hüfte, Schultern und Kopfbewegung). Auch die Muskulatur wird während der Diagnose in der Krankengymnastik getestet – auf Länge und Kraft, da sich alle Strukturen auf Dauer der Körperhaltung anpassen.
Zur passiven Therapie des Morbus Bechterew gehören Dehnungen, vor allem der vorderen Muskelkette (besonders die Hüftbeuger), welche durch die gebeugte Haltung stark verkürzt. Auch Massagen der verspannten Muskeln und Atemtherapie (z.B. Kontaktatmung) sind sinnvolle Maßnahmen in der Krankengymnastik beim Morbus Bechterew. Gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen (besonders Rückenschwimmen), Fahrradfahren und Walken sind zu empfehlen. Viele betroffene Patienten erzielen große Fortschritte über die Wassergymnastik. Zudem kann der Arzt entzündungshemmende Medikamente verschreiben. In stark fortgeschrittenen Fällen kann es zur Operation beim Morbus Bechterew kommen. Weit verbreitet ist auch das Anlegen von einem Kinesiotape. Neben den durchblutungsfördernden Effekten, strebt das Kinesiotape auch eine bedingte Haltungskorrektur an.
Zusammenfassend zur Physiotherapie/Krankengymnastik bei Morbus Bechterew lässt sich festhalten, dass die Krankheit zwar nicht geheilt werden kann, jedoch durch aktive Mitarbeit des Patienten, vieles Üben und einer guten Zusammenarbeit zwischen Patient und Therapeut der Progredienz entgegen gewirkt werden kann und Folgeerscheinungen vermindert werden können. Durch die Arbeit an der Körperhaltung kann das Selbstwertgefühl und somit die Lebensqualität wieder erheblich gesteigert werden.