Krankengymnastik Spondylarthritis

Bei der Spondylarthritis handelt es sich um eine Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis. Es kommt zu häufig auftretenden Entzündungen vorwiegend der Wirbelgelenke (Facettengelenkeund daraus folgenden degenerativen Veränderungen der Gelenke, bis hin zu Deformität und zum Mobilitätsverlust. Auch die Atmung kann eingeschränkt sein, da durch eine vermehrte Rundrückenbildung die Beweglichkeit des Brustkorbs und der Rippen abnimmt.

Übungen

Physiotherapeutische Übungen gegen die Spondylarthritis sind vorwiegend mobilisierende Übungen. Wichtig ist, dass im akuten Entzündungszeitraum die Gelenke nie zusätzlich belastet werden sollten. Die Übungen finden dann im schmerzfreien Bereich statt und sollten angenehm sein und eine schmerzlindernde Wirkung erzeugen. In akuten Entzündungsphasen kann eine Kälteanwendung schmerzlindernd sein, Wärme sollte bei akuten Entzündungen nicht angewendet werden.

HWS

Übungen bei Spondylarthritis in der Halswirbelsäule (HWS) dienen der Mobilisation der oberen Wirbelgelenke. Die HWS ist der filigranste Abschnitt der Wirbelsäule und sollte sanft mobilisiert werden. Besonders durch die arthrotischen Veränderungen (Gelenkverschleiß) kann die Beweglichkeit der Halswirbelsäule stark eingeschränkt werden. Die mobilisierenden Übungen werden langsam und kontrolliert durchgeführt. Es können alle Bewegungsrichtungen beübt werden, allerdings sollte auf Kombinierte Übungen verzichtet werden, das heißt wenn das Drehen des Kopfes trainiert wird, sollte gleichzeitig auf die Neigung verzichtet werden. Der Artikel Beweglichkeit der Halswirbelsäule könnte Sie diesbezüglich auch interessieren. 

1.Übung
Bei der Drehbewegung wird zunächst die eine Seite beübt. Zum Beispiel durch mehrmaliges über die Schulter Schauen, der Brustkorb bleibt dabei still im Raum nur der Kopf und die Halswirbelsäule bewegen sich. Nach 15-20 Wiederholungen wird die Übung auf der anderen Seite wiederholt.

2.Übung
Die Seitneigung kann eben so trainiert werden. Das rechte Ohr nähert sich der rechten Schulter an, der Blick bleibt dabei geradeaus gerichtet, der Brustkorb gerade im Raum. Anschließend wir der Kopf wieder gehoben, bis zur Normalstellung, also bis er sich über die Wirbelsäule einordnet.

Die Retratkionsbewegung (sich zurückziehen) richtet die Halswirbelsäule auf. Diese Bewegungsrichtung ist besonders wichtig zu trainieren, da es bei der häufig auftretenden vermehrten Beugung der Brustwirbelsäule zu einer kompensatorischen Fehlhaltung der Halswirbelsäule kommen kann. Die Retraktion wirkt dieser belastenden Fehlhaltung entgegen. Bei starken Fehlhaltungen der Brustwirbelsäule ist die Kompensation der HWS nicht zu korrigieren, damit der Patient sein Gesichtsfeld und seinen Blick aufrichten kann.

3.Übung
Bei der Retraktion wird das Kinn auf einer geraden Linie nach hinten geschoben, das Hinterhaupt richtet und schiebt sich nach oben, der Nacken wird lang. Wenn die Position wieder gelöst wird, sollte das Kinn nur bis zur Normalstellung zurückgeführt werden und nicht nach vorne geschoben werden.

Weitere Mobilisationsübungen für die HWS finden Sie in den Artikeln:

BWS

Übungen für die BWS bei der Spondylarthritis sind besonders wichtig, da die häufig auftretende Kyphose (Rundrücken) zu starken Einschränkungen der Beweglichkeit, der Statik, der Atmung und der Bauchorganfunktionen führen kann. Eine Fehlhaltung der Brustwirbelsäule begünstigt aufgrund er Krümmung die Fehlhaltung der Halswirbelsäule. Der Kopf muss gezwungener Maßen in den Nacken gelegt werden um den Blick nach vorne zu gewährleisten. Dadurch wird der Nervenkanal zwischen dem 3. und 4 Halswirbel eingeengt und Verspannungen im Schulter-Nackenbereich sind die Folge davon.  

1. Übung
In erster Linie wird die Aufrichtung der Brustwirbelsäule trainiert. Übungen können einfach ohne Hilfsmittel durchgeführt werden, im Stand oder im Sitz. Durch die Bewegung der Arme kann die Brustwirbelsäule entgradig mobilisiert werden. Die Übungen gegen die Spondylarthritis sollten für den Bereich der BWS immer mit der Atmung kombiniert werden. Mit der Aufrichtung wird eingeatmet, der Brustkorb weitet sich, bei der Beugung wird ausgeatmet, die Rippen senken sich. Bei der Streckung der Wirbelsäule werden die Arme weit nach hinten geführt. Dies kann auf Schulterhöhe geschehen oder auch neben dem Körper, falls in den Schultergelenken Bewegungseinschränkungen bestehen.

2. Übung
Um eine rotatorische Komponente hinzuzufügen kann die Übung einarmig durchgeführt werden. Beim Heben des rechten Arms folgt der Blick über die rechte Schulter der Hand, der Patient atmet ein, das Becken bleibt gerade, am besten wird die Übung im Sitz durchgeführt. Die linke Hand kann sich am Hocker oder Stuhl festhalten um als leichtes Gegenlager zu wirken. Nach 15-20 Wiederholungen wird die Übung auf der anderen Seite durchgeführt.

Andere Übungen für die Mobilität der Brustwirbelsäule sind beispielsweise aus dem Übungsprogramm des FBL (Funktionelle Bewegungslehere) oder PNF (Propriozeptive Neuromuskuläre Faziliation) mit dem Therapeuten zu erarbeiten. Therabänder können zur Kräftigung zu schwacher Muskulatur genutzt werden. Auch Gymnastikbälle bieten sich für Übungen bei Spondylarthritis in der BWS an. Übungen aus dem Bereich Yoga/Pilates bieten sich an, da sie sowohl die Beweglichkeit als auch die Atmung in ihr Konzept einbeziehen.

Weitere Mobilsationsübungen für die BWS finden sie in dem Artikel Krankengymnastik Mobilisationsübungen. Für Kräftigungsübungen zur Aufrichtung der BWS lesen sie die Artikel Krankengymnastik Morbus Bechterew, Krankengymnastik bei einem Rundrücken und Übungen gegen ein Rundrücken

LWS

Meist beginnt die Spondylarthritis in der LWS oder im Iliosakralbereich. Übungen für diesen Wirbelsäulenabschnitt sind ebenfalls von hoher Bedeutung, da Veränderungen der unteren Wirbelsäulenabschnitte die oberen beeinflussen und umgekehrt. Die Beweglichkeit des Beckens und der LWS können durch Hüftbewegungen beeinflusst werden, aber auch das Beckenkippen und Kreisen mobilisieren den untersten Abschnitt unserer Wirbelsäule.

1. Übung
Die Beckenmobilität kann sehr gut auf einem Hocker beübt werden. Der Patient kann auf der harten Unterlage seine Sitzbeinhöcker gut spüren und somit die vielleicht ungewohnten und schwierig zu kontrollierenden Bewegungen leichter verfolgen. Aus dem aufrechten Sitz wird nun das Becken nach vorne gekippt, die Sitzbeinhöcker rollen hierbei nach hinten, anschließend wir das Becken nach hinten gekippt, der Bauch wird kurz, der Rücken runder, die Sitzbeinhöcker rollen nach vorne. Die Bewegungen werden im Wechsel durchgeführt. Der Brustkorb bleibt still, die Bewegung findet nur bis zur Bauchnabelhöhe statt.

2. Übung
Auch die seitliche Beckenbewegung kann trainiert werden. Sie dient der Mobilisierung der Lateralflexion (Seitneigung) in der LWS. Aus der Rückenlage werden die gestreckten Beine abwechselnd nach unten rausgeschoben, sodass sich die beiden hervorstehenden Beckenknochen nach unten und nach oben schieben. Die Bewegung findet ebenfalls nur in der unteren Wirbelsäule statt, der Brustkorb bleibt fest am Boden, die Bewegung ist nicht groß, die Beckenknochen bewegen sich in einer Ebene. Es können viele Wiederholungen durchgeführt werden, die Übung soll angenehm lockernd wirken.

Ergänzend können Dehnungsübungen für die Hüftbeugemuskulatur sinnvoll sein. Auch die Kräftigung der Hüftstrecker kann zur Aufrichtung des Beckens dienen. Der Schwerpunkt liegt bei der Spondylarthritis allerdings meist auf mobilisierenden Übungen.

Weitere Übungen für die LWS finden sie in dem Artikel Krankengymnastik Mobilisationsübungen und Krankengymnastik Übungen Rücken.

Weitere therapeutische Maßnahmen

Um die Therapie bei Spondylarthritis zu vervollständigen, sollte neben dem aktiven Übungsprogramm auch eine individuelle physiotherapeutische Behandlung stattfinden. Diese beinhaltet vor allem die Atemtherapie. Durch gezieltes Händeauflegen oder den Einsatz leichter Widerstände kann die Atmung in bestimmte Bereiche gelenkt werden. Auch die Atemmuskulatur kann behandelt werden, die Rippen können durch bestimmte therapeutische Techniken mobilisiert werden. Die Anwendung manualtherapeutischer Techniken sollte nur in entzündungsfreien Intervallen stattfinden und muss individuelle abgeklärt werden. Bei arthrotisch stark veränderten Gelenken machen manualtherapeutische Techniken gegebenenfalls keinen Sinn oder müssen individuell angepasst werden. Manuelle Therapie dient der Gelenkmobilisation und wird durch gelenknahe Griffe des Therapeuten passiv durchgeführt. Es können die Wirbelgelenke, die Rippen, wie auch alle Extremitätengelenke mobilisiert werden. Durch die verminderte Beweglichkeit und auch durch die Entzündungen, die bei der Spondylarthritis auftreten, können schmerzbedingte und mobilitätsbedingte muskuläre Verspannungen und bindegewebige Verklebungen entstehen, die durch die physiotherapeutische Behandlung vermindert oder gelöst werden können. Es bieten sich die Faszientherapie, Triggerpunktbehandlung oder auch Massagetechniken an. Wärme (in der Regel nicht bei akuter Entzündungen) und Kälteanwendungen sind möglich und an die individuelle Situation des Patienten anzupassen.

Zusammenfassung

Bei der Spondylarthritis kommt es immer wieder zu Entzündungen der Wirbelgelenke. Während der Entzündungsphase sollte sich die physiotherapeutische Behandlung und das Übungsprogramm auf sanfte, schmerzlindernde Maßnahmen beschränken. In entzündungsfreien Intervallen steht der Erhalt der Mobilität im Vordergrund. Besonders die Aufrichtung gilt es zu erhalten, auch Rotations- und seitliche Bewegungskomponenten müssen im Übungsprogramm eingeschlossen sein. Gegebenenfalls sollte auf belastende kombinierte Übungen verzichtet werden um eine Reizung der Gelenke zu verhindern. Dies gilt vor allem für die HWS. Die Übungen sollten durch Techniken der Atemtherapie ergänzt werden, da die verminderte Beweglichkeit des Brustkorbs die Atmung und die Funktion der Bauchorgane beeinflussen kann. Wärme sollte während einer Entzündung nicht angewendet werden. Kälte kann Linderung verschaffen. Auch manualtherapeutische Techniken können die Behandlung ergänzen. Die Spondylarthritis ist zwar medikamentös und physiotherapeutisch zu behandeln, aber nicht heilbar. Ein konsequentes Übungsprogramm und die Therapie sind somit dauerhaft durchzuführen.