Krankengymnastik bei Rheuma

Es gibt eine Vielzahl von rheumatischen Erkrankungen, die in unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden können. In der Krankengymnastik werden besonders rheumatische Erkrankungen behandelt, die die Gelenke betreffen. Hierzu gehört zum Beispiel die chronische Polyarthritis und der Morbus Bechterew. Es können auch andere Strukturen von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises betroffen sein. Häufig finden sich ebenfalls Patienten in der Krankengymnastik mit Fibromyalgie, dem so genannten „Weichteilrheuma“.

Übungen Hände

Gelenkrheuma betrifft häufig die Gelenke der Hände oder Füße. Meist sind die Grundgelenke betroffen. Durch häufige Entzündungen kommt es zum Gelenkverschleiß, der Knorpel verändert sich und wird abgebaut, es kommt zu knöchernen Anbauten und zu typischen Deformitäten, die die Beweglichkeit massiv einschränken können. Übungen für die Hände sollten nur in entzündungsfreien Intervallen durchgeführt werden. Während eines Rheumaschubs sollte die Therapie sanft und in jedem Fall schmerzfrei sein. Gegebenenfalls kann keine mobilisierende Therapie stattfinden. Wichtig ist, die Gelenke sanft vorzubereiten und aufzuwärmen. Überbelastung ist bei rheumatischen Erkrankungen sehr schlecht, da sie eine Entzündungsreaktion hervorrufen kann.

1. Übung
Zunächst kann damit begonnen werden, die Hände sanft zur Faust zu schließen und wieder zu öffnen. Man unterscheidet hierbei die so genannte große und kleine Faust. Bei der kleinen Faust werden nur die Finger im 2. Gelenk geschlossen. Bei der großen Faust werden die Finger in den Grundgelenken gebeugt. Die beiden Bewegungen können abwechselnd ausgeführt werden.

2. Übung
Eine weitere mobilisierende Übung für die Fingergelenke ist der so genannte Lumbricalgriff. Hierbei werden nur die Grundgelenke angehoben, es bildet sich eine Art Höhle unter der Hand. Es sollte jedes einzelne Gelenk der Finger mehrmals hintereinander, möglichst endgradig bewegt werden. Bewegungen die aktiv nicht selbst vom Patienten durchgeführt werden können, können mit Hilfe der anderen Hand auch zu Hause trainiert werden. Es sollte nie mit Gewalt in eine Richtung gedrückt werden.

3. Übung
Eine weitere Übung für die Hand bei Rheuma ist das Fingertippen. Es wird abwechselnd mit jedem Finger zum Daumen getippt und der Finger anschließend wieder gestreckt, die Hand wird wieder ganz geöffnet. Auch der Daumen sollte in alle Bewegungen mobilisiert werden. Allerdings sollte hier auf Kombinationsbewegungen verzichtet werden, um das Gelenk nicht überzustrapazieren.

Das Handgelenk zu mobilisieren ist ebenfalls sehr wichtig, da sich hier oft eine Deformität manifestiert bei der das Handgelenk nach ulnar (zur Kleinfingerseite) hin abweicht. Bei den Übungen wird daher auch darauf verzichtet, diese Bewegungsrichtung zu trainieren. In der Therapie von Rheuma in der Hand können eine Vielzahl von Hilfsmitteln Anwendung finden, Igelbälle, Therapieknete, Tücher und vieles mehr. Auch der Umgang mit Hilfsmitteln für den Alltag kann als Übung dienen. Weitere Übungen finden sie in dem Artikel Übungen Fingerarthrose.

Übungen Morbus Bechterew

Beim rheumatischen Krankheitsbild Morbus Bechterew ist der Entzündungsvorgang hauptsächlich auf die Wirbelsäule konzentriert. Vom Kreuzdarmbeingelenk ausgehend kommt es zu Entzündungen der Wirbelsäule und durch die Deformitäten zunehmend zu einer Versteifung. Hierbei entsteht ein Rundrücken der so stark ausgeprägt sein kann, dass der Patient den Blick bei physiologischer Halswirbelsäulenstellung nicht nach vorne richten kann oder die Atmung stark eingeschränkt ist.

Um dieses Fortschreiten der Krankheit Morbus Bechterew zu verhindern gilt es konsequent ein physiotherapeutisches Übungsprogramm durchzuführen, welches die Wirbelsäulenmobilität fördert und die Aufrichtung trainiert. In akuten Phasen der Krankheit sollte eine sanfte, schmerzlindernde Therapie durchgeführt werden.

Aufrichtende Übungen für die Wirbelsäule sind beispielsweise das Rudern oder der Butterfly-reverse. Diese können auch ohne Geräte durchgeführt werden. Mobilität geht vor Kraft. Wenn die Arme nach hinten geführt werden, richtet sich die Wirbelsäule auf, der Brustkorb dehnt sich, am besten kombiniert man die Bewegung mit der Einatmung. Bei der Ausatmung wird die Spannung aufgehoben und die Muskulatur entspannt.

Übung Rudern
Das Theraband wird um einen Türgriff fixiert und an beiden Enden gegriffen. In hüftbreiter Stellung und unter Bauchspannung werden die beiden Enden seitlich / eng mit gebeugtem Ellenbogengelenk zum Rumpf gezogen. Methode: 3 x 15 Whl.

Übung Butterfly-reverse
Das Theraband wird um einen Türgriff fixiert und an beiden Enden gegriffen. In hüftbreiter Stellung und unter Bauchspannung werden die beiden Enden mit gestreckten Armen auf Schulterhöhe nach hinten gezogen. Methode: 3 x 15 Whl.

Bei beiden Übungen ist es wichtig unter Bauchspannung (LWS endlordosieren) das Brustbein anzuheben und die Schulterblätter nach hinten/unten zu ziehen, damit die BWS sich aufrichten kann.

Auch die Seitneigung und die Rotation sollten mobilisiert werden. Wie bei allen rheumatischen Erkrankungen gilt hier auch das gelenkschonend trainiert wird. Es sollte daher auf Kombinationsübungen verzichtet werden, das heißt, wenn die Rotation trainiert wird, soll dabei keine Seitneigung durchgeführt werden. Diese Einschränkung ist nicht allgemein gültig und befundabhängig. Der Therapeut sollte beurteilen, ob der Patient Kombinationsübungen durchführen darf oder ob diese für ihn schädlich sein könnten. Neben der Stärkung der Aufrichtung gilt es auch, die meist verkürzte Brustmuskulatur zu dehnen.

Die Atmung sollte bei Morbus Bechterew in das Training sowie auch in die Krankengymnastik aufgenommen werden, da es meist zu einer Einschränkung der Rippenbeweglichkeit in Folge des vermehrten Rundrückens kommt. Weitere Übungen und Informationen erhalten sie auf den Seiten Krankengymnastik Morbus Bechterew und Übungen gegen ein Rundrücken.

Ernährung

Da es sich bei Rheuma um eine systemische Erkrankung handelt, spielt der ganze Körper eine Rolle. So ist auch die Ernährung bei rheumatischen Krankheiten wichtig. Bestimmten Lebensmitteln wird nachgesagt, dass sie Entzündungsprozesse im Darm fördern. Rheuma ist eine Autoimmunerkrankung und kann durch solche Entzündungsprozesse im Körper verstärkt werden. Es ist wichtig auf solche Nahrungsmittel weitestgehend zu verzichten. Empfohlen wird eine überwiegend pflanzliche Kost, die durch fettarme Milchprodukte und Fisch ergänzt werden sollte. Häufig können die Symptome der rheumatischen Erkrankung durch eine Ernährungsumstellung stark verbessert werden. Die Umstellung sollte durch einen Fachmann durchgeführt werden. Es gibt Rheumakliniken, die solche Diäten anbieten und gleichzeitig die medikamentöse Einstellung anpassen. Eine gesunde ausgewogene, antirheumatische Ernährung kann die Symptome verbessern und den Medikamentenbedarf beeinflussen, muss aber ärztlich abgestimmt sein.

Weitere Informationen zur Ernährung bei Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis erhalten Sie in dem Artikel Polyathritis.

Fieber

Unter rheumatischem Fieber versteht man eine rheumatische Erkrankung, die aus einer nicht behandelten Streptokokkeninfektion hervorgeht und später eine Arthritis oder auch eine Entzündung der Niere, des Herzens, des Gehirns oder der Haut entwickeln. Die Arthritis ist die häufige Folge beim Erwachsenen und betrifft meist die großen Gelenke. Ist das Herz betroffen kann es zu einer Myocarditis (Herzmuskelentzündung) oder einer Endocarditis (Herzbeutelentzündung) kommen, die Herzrhythmusstörungen zur Folge haben kann. Bei bakteriellen Streptokokkeninfektionen sollte also vor Belastungen dringend eine vollständige Ausheilung der Infektion abgewartet werden!

Weitere therapeutische Maßnahmen

Bei rheumatischen Erkrankungen ist das Behandlungsspektrum weit. Neben der Krankengymnastik mit manueller Therapie, Übungen und Weichteilbehandlungen kommt die physikalische Therapie zum tragen. Durch Wärme und Kälteanwendungen können Symptome gelindert werden und auf Entzündungen Einfluss genommen werden. Häufig angeboten werden Rheumagruppen (Rheumaliga) oder auch Wassergymnastik. Im Medium Wasser sind die Gelenke weniger belastet und die Bewegung wird häufig als angenehmer bewertet. Bei starken Einschränkungen der Beweglichkeit ist es wichtig den Umgang mit Hilfsmitteln (Greifarm, Besteck etc.) zu beüben. Die Ernährungsumstellung gehört ebenso in das Gesamtpaket bei der Behandlung von Rheumatischen Erkrankungen. Natürlich ist der Patient medikamentös vom Arzt einzustellen (entzündungshemmende Antirheumatika). Durch die chronischen Schmerzen ist auch an psychologische Aspekte zu denken. Viele Kliniken bieten Rehabilitationen und Kurse für Rheumakranke an, die gegebenenfalls von der Krankenkasse bezuschusst werden.

Zusammenfassung

Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen rheumatischen Erkrankungen, die unterschiedlich behandelt werden. In der Krankengymnastik finden sich neben Fibrobmylgiepatienten (Weichteilrheuma) hauptsächlich Patienten, die eine rheumatische Erkrankung haben, welche die Gelenke betrifft. Hierbei gilt es mit möglichst angemessener Belastung die Mobilität der sich verändernden Gelenke zu erhalten und schmerzfreie Bewegung zu ermöglichen. Die Therapie legt viel Wert auf sanfte Mobilsiation und ist facettenreich. Häufig betroffen sind die Hände oder die Wirbelsäule (M. Bechterew). Letzteres beinhaltet ein verbesserndes Trainingsprogramm zur Aufrichtung der BWS, welches auch die Atmung mit einbezieht. Weitere Informationen erhalten sie in dem Artikel Krankengymnastik Spondylarthritis. Bei rheumatischen Fieber spricht man von einer durch eine nicht ausgeheilte Streptokokkeninfektion ausgelöstes Rheuma. Neben der medikamentösen Therapie spielt die Krankengymnastik eine große Rolle. Auch die Ernährung kann die Rheuma-Symptomatik beeinflussen. Ergänzend finden Mittel der physikalischen Therapie Anwendung. Rheumapatienten sind Schmerzpatienten, die Krankheit ist nicht heilbar, eine psychologische Betreuung ist manchmal notwendig.

Die Diagnose einer rheumatischen Erkrankung zeigt sich häufig schwierig und langwierig. Es gibt die so genannten Rheumafaktoren, die im Blut nachgewiesen werden können, diese sind aber nicht zwingend im Blutbild vorhanden (seronegativ). Rheuma ist keine Erkrankung, die nur im hohen Alter auftritt. Auch Kinder und Jugendliche können betroffen sein. Durch wiederkehrende Entzündungen können sich die Gelenke verändern (Degeneration) und es kann zu Deformitäten und dadurch bedingten Bewegungseinschränkungen kommen. Bei der Fibromyalgie kommt es zu einer Schmerzüberempfindlichkeit in Muskeln und Sehnen. Eine Überbelastung körperlicher und psychischer Art wird als Ursache vermutet. In der Krankengymnastik wird versucht durch schonende Behandlung die Beweglichkeit der Gelenke zu verbessern oder zu erhalten. In akuten Rheumaschüben, also wenn das Gelenk oder das Gewebe entzündet ist, gilt es durch sanfte Therapie und Entlastung der Gelenke eine Schmerzlinderung zu erreichen.

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