Krankengymnastik am Gerät

Die Krankengymnastik am Gerät ist eine Verordnung für therapeutisches Training und eine effektive Methode um Muskulatur aufzubauen, Beweglichkeit zu fördern und die Voraussetzungen für einen aktiven Alltag (wieder)herzustellen. Die Krankengymnastik am Gerät (auch Medizinische Trainingstherapie) wird häufig als Folgeverordnung nach einer krankengymnastischen Einzelbehandlung oder manueller Therapie verordnet. Während zunächst meist Schmerzlinderung und die Erweiterung der Bewegungsausmaßes im Vordergrund stehen, ist die Krankengymnastik am Gerät eine sinnvolle Folgeverordnung, um den Patienten wieder für den Alltag fit zu machen. Da bei der Krankengymnastik am Gerät für jeden Patienten eine individuelle Therapie stattfindet, ist sie sowohl für Patienten geeignet, die bisher wenig Sporterfahrung haben, als auch für Sportler im Rehabilitationsprozess nach einer Verletzung. Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Medizinische Trainingstherapie - MTT

Krankengymnastik am Gerät

Je nach Einrichtung kann eine kleine Patientengruppe trainieren, die von einem Physiotherapeuten beaufsichtigt wird. Für die Krankengymnastik am Gerät stehen meist verschiedene Kleingeräte, Seilzuggeräte und Krafttrainingsmaschinen zur Verfügung. Die Krafttrainingsmaschinen sind so aufgebaut, dass sie eine bestimmte Muskelgruppe isoliert ansprechen. Dabei werden dynamische Bewegungen vom Gerät vorgegeben und der Patient hat wenig Möglichkeiten durch ungewollte Ausweichbewegungen sich zu schädigen. Hat der Patient seinen ersten Termin, um in die Krankengymnastik am Gerät einzusteigen, wird er von seinem Physiotherapeuten in das Training eingewiesen und ein individueller Therapieplan wird für ihn erstellt. Beginnen sollte die Krankengymnastik am Gerät mit einem zehn- bis fünfzehnminütigem Aufwärmprogramm. Dafür stehen meist höhenverstellbare Fahrräder, Laufbänder, Crosstrainer und Oberarmergometer zur Verfügung. Beim Aufwärmtraining sollte der Patient nicht in Atemnot geraten. Das heißt er sollte noch in der Lage sein sich während des Aufwärmens mit seinem Therapeuten zu unterhalten.

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Nach dem Aufwärmprogramm folgen zuerst solche Übungen in der Krankengymnastik am Gerät, welche hohe koordinative Ansprüche stellen. Trainingswissenschaftlich ist es sinnvoll Übungen, welche hohe koordinative Ansprüche stellen, vor dem Krafttrainingsprogramm zu absolvieren, damit die Muskulatur noch nicht ermüdet ist. Dazu zählen Wackelplatten, Balanceboards und Schaumstoffkissen, auf denen balanciert werden muss sowie Übungen am Schlingentrainer, Übungen mit verschiedenen Bällen oder auch Übungen mit dem eigenen Körpergewicht. Mit diesen Balanceübungen wird die Propriozeption des Patienten angesprochen. Die Propriozeption ist die Fähigkeit des Nerv-Muskelsystems Gelenkstellungen zu registrieren und angemessen zu reagieren. Besonders bei Sprunggelenks-, Knie und Hüftbeschwerden sowie bei Beschwerden im unteren Rücken sind diese Übungen essenziell, denn sie sind häufig auf eine Instabilitätsproblematik zurückzuführen. Dazu kommt, dass diese Übungen viel Spaß machen und sich schnelle Erfolge erzielen lassen, welche die Motivation steigern.

Nach der Schulung der koordinativen Fähigkeiten, folgt das eigentliche Krafttraining in der Krankengymnastik am Gerät. Krafttraining am Gerät wird meist zunächst im Kraftausdauerbereich ausgeführt, bei dem drei Sätze a 20 Wiederholungen mit relativ geringem Gewicht durchgeführt werden. Die drei Sätze werden entweder mit Pausenzeiten am gleichen Gerät nacheinander absolviert oder das Training erfolgt im Zirkel. Beim Zirkeltraining in der Krankengymnastik am Gerät wird nach einem Satz zum nächsten Gerät gewechselt und nachdem jedes Gerät absolviert wurde beginnt der Zirkel von vorne. Für Beschwerden im Rücken werden vorallem rumpfstabilisierende Übungen in der Krankengymnastik am Gerät angewandt. Dazu zählt der Rückenstrecker (Extensor), eine Bauchmaschine (Flexor, Crunch), der Latzug und die Rudermaschine. Beim Rückenstrecker sitzt der Patient mit gebeugtem Rumpf und richtet sich gegen einen Widerstand auf. Meist wird dafür eine Rolle verwendet, die ungefähr auf Höhe der Schulterblätter eingestellt wird. Die Bauchmaschine ist die Gegenbewegung, wobei sich der Patient aus dem aufrechten Sitz gegen einen Widerstand rund macht. Auch wichtig für die Kräftigung des Rückens in der Krankengymnastik am Gerät ist der Latzug, weil diese Übung den Latissimusmuskel anspricht. Der Latissimus erstreckt sich als breiter, flacher Muskel über den Rücken bis zum Oberarm und nimmt unter anderem Einfluss auf die große Rückenfaszie, ein festes bindegewebiges Netz. Da der Mensch häufig mit rundem Rücken am Schreibtisch sitzen ist meist auch das Rudergerät mit im Standardprogramm. Dabei zieht der Patient einen Widerstand zum Körper hin und die Schulterblätter werden in Richtung Wirbelsäule gezogen. Bei allen Übungen kommt es auf eine korrekte Ausführung und eine stabile Grundposition an. Diese wird in der Krankengymnastik am Gerät vom Physiotherapeuten erklärt und korrigiert.

Übungen für die untere Extremität in der Krankengymnastik am Gerät umfassen die Beinpresse, den Kniestrecker, den Kniebeuger, Hüftabduktor und Hüftadduktor. Für die Beinpresse sitzt der Patient auf einem Schlitten und drückt mit seiner Beinkraft ein Gewicht. Dabei werden Kniestrecker und Hüftstrecker angesprochen sowie die stabilisierende Rumpfmuskulatur. Am Kniestreck- und Kinebeugegerät werden die jeweiligen Muskelgruppen separat trainiert, was besonders nach Verletzungen und Operationen am Knie hilfreich sein kann. Diese Geräte lassen sich auch einbeinig verwenden, um Kompensationen durch die unverletzte Seite zu vermeiden. Zur Kräftigung der Schulter in der Krankengymnastik am Gerät wird ebenso der Latzug und das Rudergerät eingesetzt. Vermehrt werden jedoch Übungen am Seilzug angewandt, da dieser keine starren Bewegungen vorgibt und es für die Schulter primär relevant ist, die optimale Position selbst zu finden und in der Bewegung gegen Widerstände diese dann halten zu können. Moderne Geräte in der Krankengymnastik können beim ersten Training vom Physiotherapeuten eingestellt werden und speichern alle Informationen, wie Sitzhöhe, Gewicht und Übungsgeschwindigkeit auf einer Chipkarte. Der Patient kann sich dann sicher sein, dass das Gerät für ihn richtig eingestellt ist. Solche Geräte ermöglichen sogar in der Krankengymnastik exzentrisch zu trainieren. Exzentrisches Arbeiten bedeutet, dass der Muskel vorallem dann arbeiten muss wenn er sich gerade verlängert, also eine Bewegung bremst. Erwiesenermaßen lassen sich mit zusätzlich exzentrischem Training bessere Erfolge für den Kraftzuwachs erzielen, als mit rein konzentrischem Training.

Am Ende des Trainings der Krankengymnastik am Gerät steht immer ein Abwärmprogramm (Cool-down), das die Mobilisation in den Vordergrund stellt. Meist werden dazu Bodenübungen und Dehnübungen angewandt. Häufig wird auch eine Faszienrolle eingesetzt, mit der der Patient eine Eigenmassage durchführen kann. Dafür verwendet der Patient sein eigenes Körpergewicht, um sich über die Rolle zu bewegen. Abhängig vom individuellen Zustand des Bindegewebes können die ersten Male sehr schmerzhaft sein. Mit der Zeit jedoch wird der Patient selbst eine deutliche Verbesserung feststellen und die Eigenmassage als angenehm empfinden. Sehr gut ausgestattete Einrichtungen bieten sogar in der Krankengymnastik am Gerät ein spezielles Zirkeltraining an, das den Muskel im gedehnten Zustand trainiert (zum Beispiel das FIVE oder FLEXX Programm). Dabei wird eine maximale Dehnposition eingenommen, die über eine gewisse Zeit aktiv gehalten werden muss. Eine solche Therapieeinheit der Krankengymnastik am Gerät dauert in der Regel eine Stunde. Für den Ersttermin sollte sich der Patient jedoch etwas mehr Zeit einplanen.

Zusammenfassung

Die Krankengymnastik am Gerät beinhaltet eine Aufwärmphase, einen Kraftteil und ein Cool-down. Somit ist sie eine effektive Methode um Muskulatur aufzubauen, Beweglichkeit zu fördern und die Voraussetzungen für einen aktiven Alltag (wieder)herzustellen. Moderne Geräte gewährleisten dem Patienten ein sehr geringes Verletzungsrisiko und eine optimale Belastungssteigerung. Die Krankengymnastik am Gerät ist dadurch für viele Altersklassen und Erkrankungen eine optimale Therapie.