Krebserkrankungen - Nachsorge

  • Nach dem Abschluss der Behandlung der eigentlichen Krebserkrankungen beginnt zunächst die Rehabilitationsphase, welches meist vom Patienten in der Klinik durchgeführt wird. Sie besteht aus einem umfangreichen Programm zur Nachsorge und Verarbeitung der überstandenen Erkrankung.
  • Im Anschluss an die Reha wird den Patienten nahegelegt, an einem speziellen Nachsorgeprogramm teilzunehmen. Dazu gehören Nachsorgeuntersuchungen um sicherzustellen, dass der Krebs nicht zurückkehrt, gegebenenfalls weitere Therapien wenn nötig und die Sicherstellung, dass die Patienten die für ihre Situation bestmögliche Lebensqualität zurückerhalten.
  • Die Nachsorge beginnt meist direkt im Anschluss an die Rehabilitation und besteht dann über einen Zeitpunkt von etwa 5 Jahren. Zu Beginn sind die Kontrolltermine häufiger, im weiteren positiven Verlauf werden Sie aber seltener, sodass sie dann nur noch monatlich, vierteljährlich oder halbjährlich stattfinden. Ein spezieller Nachsorgeplan wird vom Arzt patientenindividuell erstellt. Dabei wird vor allem der Krankheitsverlauf der Betroffenen, das Alter und die Art der Krebserkrankung mit berücksichtigt.

Für den Patienten gibt es verschiedene Möglichkeiten, wo er die Nachsorge durchführen will. Dies kann in der Ambulanz der Klinik sein, wo die Krebserkrankung behandelt wurde, vom Heimatort ansässigen Facharzt oder eine Zusammenarbeit von beiden Parteien. Inhaltlich besteht eine Nachsorgeuntersuchung dann aus einem persönlichen Gespräch mit dem Arzt, wo Fragen und Ängste geklärt werden können und der aktuelle Gesundheitszustand und die Lebensqualität besprochen werden. Im Anschluss an das Gespräch wird dann, je nach Krebsart noch eine körperliche Untersuchung durchgeführt.

Physiotherapie

Die Physiotherapie hat in den letzten Jahren in der Nachsorge bei Krebserkrankungen einen immer größer werdenden Stellenwert eingenommen. War man noch vor einigen Jahren der Meinung, dass Krebspatienten sich nach der Erkrankung schonen und zurücknehmen sollten, so ist man jetzt der Meinung, dass Bewegung in vielen Fällen sogar äußerst förderlich für die Rehabilitation ist. Physiotherapie kann dabei helfen, den Patienten schneller wieder in ein normales Leben einzugliedern indem körperliche Defizite, die durch die Krebsbehandlung entstanden sind, gezielt abgebaut werden und das Immunsystem gestärkt wird.
Die physiotherapeutische Behandlung wird zumeist direkt im Rahmen des Rehabilitationsplanes der einzelnen Patienten stationär durchgeführt. Im Rahmen der Physiotherapie soll die funktionale Gesundheit des Patienten wieder hergestellt werden, dass bedeutet, dass körperliche Beeinträchtigung, die durch die Krebstherapie entstanden sind durch spezielle Mobilisationsübungen wieder korrigiert werden und die verloren gegangene Muskelkraft durch Kraftübungen wieder aufgebaut wird. Zum physiotherapeutischen Programm können weiterhin auch Lymphdrainage, Kälte-, Wärme, und Elektrotherapie und spezielle Massagen gehören. Liegt nach einer Krebserkrankung eine Verordnung zur physiotherapeutischen Behandlung vor, so stellt der Therapeut in Zusammenarbeit mit dem Behandelnden Arzt, der Krankheitsgeschichte des Patienten und dem Patienten selber einen individuellen Therapieplan auf, indem auch Ziele festgelegt werden, die vom Patienten erreicht werden sollen.
Ob und in welchem Umfang Physiotherapie für die Nachsorge eines Krebspatienten geeignet ist, richtig sich immer nach der Krebsart und der patientenindividuellen Krankheitsgeschichte. Die Therapieziele werden, an die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Patienten angepasst, sodass eine Aussage über die Behandlungsdauer und den Fortschritt pauschal nicht möglich ist. Insgesamt ist Physiotherapie heute aus vielen Krebsnachsorge Therapieplänen gar nicht mehr wegzudenken. Gerade weil Krebs keine Alterserkrankung mehr ist, müssen Betroffene besonders gut betreut werden um wieder gut in den normalen und den Arbeitsalltag eingegliedert werden zu können.

Übungen zur Aufrechterhaltung der Beweglichkeit/Mobilität

Die Physiotherapie während einer Nachbehandlung von Krebserkrankungen besteht beim aktiven Teil hauptsächlich aus Beweglichkeits- und Mobilisationsübungen, die dem Betroffenen helfen sollen, wieder uneingeschränkt leben zu können. Im folgenden sind einige der angewandten Übungen aufgeführt:

1) Schulterbeweglichkeit
Setzen Sie sich gerade und aufrecht auf einen Stuhl. Halten Sie die Enden eines zusammengerollten Handtuches hinter ihrem Rücken. Eine Hand oben eine Hand unten, so als wollten Sie sich den Rücken abtrocknen. Machen Sie nun auch langsam genau diese auf und ab Bewegung mit dem Handtuch.
Nach ca. 20 Sekunden die Arme wechseln.
Weitere Übungen für die Schulter finden Sie in dem Artikel: Beweglichkeitsübungen für die Schulter

2) Koordination
Legen Sie sich gerade auf den Rücken. Die Hände liegen entspannt neben dem Körper. Heben Sie nun den rechten Arm über den Kopf und legen ihn dahinter ab, während Sie gleichzeitig das rechte Bein anwinkeln. Kehren Sie in die Ausgangsposition zurück und wiederholen das Ganze mit der linken Seite.
5 Wiederholungen pro Seite.
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3) Kräftigung der Muskulatur und Koordination
Legen Sie sich bäuchlings auf eine bequeme Unterlage. Stellen Sie die Füße auf die Zehenspitzen,sodass die Schienbeine nicht den Boden berühren. Strecken Sie die Arme nach vorne aus und heben diese, zusammen mit Kopf und Brust leicht vom Boden an. Heben Sie nun den linken und rechten Arm im Wechsel so weit wie Möglich an. Gleichzeitig heben Sie auch je das gegenüberliegende Bein an.
Führen Sie gleichmäßige kontrollierte Bewegungen für etwa 30 Sekunden aus.

4) Stabilität und Muskulatur
Stellen Sie sich auf das linke Bein. Beugen Sie nun den Oberkörper nach vorne, die Hände werden dabei ebenfalls gerade nach vorne ausgestreckt. Gleichzeitig wird das rechte Bein gerade nach hinten gestreckt. Oberkörper und rechtes Bein bilden im Idealfall eine gerade Linie.
Halten Sie die Position 20 Sekunden und wechseln danach die Seiten.

5) Mobilisation der einzelnen Gelenke
Stellen Sie sich locker und gerade hin. Nun dehnen und wenn möglich rotieren sie nacheinander für jeweils ca. 10 Sekunden Finger, Handgelenke, Ellenbogen,Schultern, Nacken, Rumpf, Hüften, Knie, Knöchel, Füße und Zehen.
Eine umfangreiche Sammlung an Übungen finden Sie auf den folgenden Seiten: Dehnübungen und Mobilisationsübungen

6) Mobilität der Hüfte
Begeben Sie sich in den Vierfüßlerstand. Die Unterarme sind dabei auf dem Boden abgestützt. Schieben Sie nun das linke Bein angewinkelt so weit es geht nach hinten/oben. Wechseln Sie dann das Bein.
10 Wiederholungen pro Seite. 
Weitere Übungen aus der Krankengymnastik für die Hüfte finden Sie hier.

7) Mobilität für Beine, Hüfte und Rücken
Stellen Sie die Beine etwa doppelt schulterbreit auseinander und gehen Sie in eine tiefe Kniebeuge. Verlagern Sie dann ihr Gewicht langsam zunächst nach links, 10 Sekunden halten, dann nach rechts, ebenfalls 10 Sekunden halten.
Machen Sie 3 Durchgänge.

8) Mobilität des Nackens
Stellen Sie sich gerade und aufrecht hin. Bewegen Sie dann ihr Kinn in Richtung Brustbein, bis Sie eine leichte Dehnung im Nackenbereich spüren. Halten Sie den Kopf gesenkt und Bewegen ihn langsam in Richtung linker Schulter und von dort aus langsam hinüber zur rechten Schulter.
3 Durchgänge.

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Je nach Krebsart und Therapiemethode gibt es noch viele weitere Übungen die in Rücksprache mit dem Arzt und Therapeuten vom Patienten durchgeführt werden.

Zusammenfassung

Insgesamt ist die Nachsorge bei einer Krebserkrankung ein sehr komplexes und patientenindividuelles Thema. Der Inhalt der Nachsorge richtet sich nach Art und Schwere der Krebserkrankung, der gewählten Therapieform, dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten und vielem mehr. Sie bietet den Patienten eine gute Möglichkeit wieder an ein normales Leben herangeführt zu werden und ist ein komplexes Netzwerk aus Ärzten, Therapeuten und Psychologen, die den Patienten die bestmögliche Betreuung zukommen lassen, damit diese nach überstandener Erkrankung wieder neuen Mut und Hoffnung für die Zukunft fassen können und auch aktive Methoden erlernen etwas Gutes für sich und ihren Körper zu tun.
Oft kann durch die Nachsorge die Lebensqualität der Krebspatienten entscheidend verbessert werden, sodass diese wieder in den normalen Alltag und gegebenenfalls ihren Berufsalltag wieder eingegliedert werden können ohne dabei große Einschränkungen zu verspüren. Durch das starke Einbeziehen des Patienten in die Nachsorge, hat dieser die Möglichkeit den Verlauf und die Ziele selber aktiv mitzugestalten und kann die gemachten Fortschritte gut mitverfolgen. Oft gibt dies, des Patienten auch ein Gefühl von Sicherheit und Planung. Wo und wie die Nachsorge stattfindet können die Betroffenen selber entscheiden.