Übungen bei einem LWS-Syndrom

Es gibt einige Übungen die Patienten mit einem LWS Syndrom während der Therapie oder auch zu Hause durchführen können. Ein individueller Übungsplan sollte vom Trainer oder Physiotherapeuten für den Patienten angepasst und abgestimmt werden. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass bei einem LWS Syndrom häufig die Bauchmuskulatur zu schwach ist und die Muskulatur des unteren Rückens verspannt. Dieser Befund tritt häufig in Verbindung mit einem Hohlkreuz auf. Ist das der Fall können Übungen helfen, die die untere Bauchmuskulatur stärken. In Rückenlage auf einer Matte oder dem Boden können viele dieser Übungen sehr gut zu Hause durchgeführt werden.

Übungen für Zuhause

Es bieten sich an:

  • Crunches
  • Fahrradfahren
  • Reverse Crunches
  • Beine Heben etc.

Die Übungsauswahl ist groß. Es ist in jedem Fall wichtig, dass die Spannung beim Durchführen der Übungen nur im Bauch zu spüren ist, der Rücken bleibt entspannt. Der untere Rücken sollte immer fest in die Unterlage gedrückt werden, das Hohlkreuz wird dadurch aufgehoben. Das ist bereits bei vielen Übungen der anspruchsvollste Teil. Kommt der untere Rücken wieder hoch und kann nicht am Boden gehalten werden, sollte die Übung vereinfacht werden, da sonst die ohnehin belasteten Strukturen beim LWS Syndrom noch mehr unter Stress geraten.

Lesen Sie mehr zu der richtigen Ausführung in dem Artikel: Übungen gegen ein Hohlkreuz

Weitere Übungen für zu Hause bei einem LWS Syndrom, die die Bauchmuskulatur trainieren sind der Unterarmstütz in vielen Variatonen sowie Übungen aus der Ausgangsstellung des Vierfüßlerstandes.

  • Im Vierfüßlerstand kann sehr gut das Wechselspiel aus An- und Entspannung im Rücken und im Bauch trainiert werden indem ein Bein und ein Arm in der Diagonalen angehoben werden und nach vorn, beziehungsweise nach hinten weggestreckt und wieder zu einander geführt werden.
  • Auch das einfache Abheben von Stützpfeilern (Arm oder Bein) ist bereits ein gutes Training.

Im Vierfüßlerstand kann man kräftigende wie auch mobilisierende Übungen durchführen. Die Mobilisation ist neben der Kräftigung häufig ein hilfreicher Aspekt beim LWS Syndrom. Durch lange einseitige Haltungen verliert unser Rücken seine Mobilität. Durch bewusste, weite Bewegungen und Dehnungen kann die Beweglichkeit wieder verbessert werden und unser Gewebe wird wieder physiologisch belastet. Dies kann zur Beschwerdelinderung beim LWS Syndrom führen. Mobilisationsübungen kann man auch aus bestimmten Yoga- oder Pilatesprogrammen entnehmen. 

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  • Einfache Bewegungen wie die Seitneige z.B. auf einem Stuhl aus dem aufrechten Sitz nach rechts und links zum Boden greifen, Rotationen, kreisende Beckenbewegungen, Einrollen und Aufrollen mobilisieren unsere Wirbelsäule. Besonders die kleinen Beckenbewegungen sollten gut geübt werden.

Die Körperwahrnehmung sollte geschult werden, sodass man weiß in welcher Position man sich im Alltag befindet. Welche Position tut dem Rücken gut, welche nicht, welche kann ich zur Entlastung einnehmen, welche sollte ich vermeiden? Die Mobilisationsübungen sind ebenfalls sehr gut zu Hause durchzuführen und können Beschwerden lindern.

Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln:

Worauf muss geachtet werden?

Wichtig ist, dass die Bezeichnung von einem LWS Syndrom nur eine Symptombeschreibung und keine Diagnose oder Ursache für die Beschwerden darstellt. Er beschreibt kein Krankheitsbild sondern einen Symptomkomplex. Die Ursache der Beschwerden muss ärztlich und therapeutisch abgeklärt werden um eine kausale Behandlung zu ermöglichen. Beim LWS Syndrom an sich kann eine symptomatische Therapie zur Verbesserung der Funktion und zur Reduktion von Schmerzen durchgeführt werden.

Treten bei Übungen Beschwerden verstärkt auf, sind die Übungen zu überdenken und sollten individuell an den Befund des Patienten angepasst werden! Außerdem ist es wichtig, sich nicht zu überfordern. Häufig führen Patienten ihre Übungen nur dann aus, wenn akute Probleme bestehen. Sie sind dann sehr fleißig und wollen schnell etwas gegen ihre Beschwerden tun. Die sonst nicht beanspruchte Muskulatur wird gekräftigt und trainiert. Folge sind häufig Muskelkater, Erschöpfung oder Verspannungen. Patienten mit einem LWS Syndrom sollten die Übungen die ihnen gut tun regelmäßig durchführen, um einen langfristigen Erfolg zu erzielen.

Treten akute Probleme auf, sollte mit sanften Übungen begonnen werden und die Intensität nur langsam gesteigert werden um das gestresste Gewebe nicht zusätzlich zu überlasten. Die Qualität der Übungsdurchführung hat immer Vorrang vor der Intensität und der Quantität! Anfangs sollten die Übungen vorm Spiegel und bestenfalls mit dem Physiotherapeuten eingeübt werden, wenn man sie sicher beherrscht kann man sie in Eigenregie durchführen und erst dann die Wiederholungszahl steigern. Ganz zum Schluss werden Hilfsmittel oder gar Gewichte hinzugenommen. Die Übungsdurchführung sollte dabei immer wieder kontrolliert werden, sie hat Priorität.

Was tun bei Schmerzen?

Treten während der Übungen Schmerzen auf, sollte zunächst dringend die Durchführung der Übung überprüft werden. Findet man selbst keinen Fehler, sollte man mit der Übung pausieren, bis man sie dem Physiotherapeuten oder Trainer zeigen kann. Eventuell ist die Übung überfordernd, dann kann eine einfachere Variante die Schmerzen vielleicht eliminieren. Liegt es weder an einer Überbelastung, noch an falscher Durchführung ist die Übung für den Patienten nicht geeignet und sollte nicht weiter durchgeführt werden. Es gibt häufig bestimmte Bewegungsrichtungen die bei einigen Patienten die Beschwerden deutlich verschlechtern. In solchen Fällen ist eine individuelle Abklärung mit dem Therapeuten dringend nötig, inwieweit der Patient die Schmerzen tolerieren soll, oder besser vermeidet. Treten Schmerzen unabhängig der Übungen auf ist dies häufig der Fall entweder nach langer Imobilisation, also bei mangelnder Bewegung, oder nach einer Überlastung. Hierfür eignet sich eine Rückenschule mit speziellen Dehn-, Mobilisations- und Kräftigungsübungen.

Hat man lange in einer bestimmten Haltung verharrt und es treten die Beschwerden auf, können mobilisierende Übungen lindern. Rotationen, leichte Seitneigungen, Beckenbewegungen können verspannte Muskulatur lockern, steigern die Durchblutung und fördern die Produktion von Gelenkschmiere in den Gelenken. Auch bei einem Spaziergang oder beim Schwimmen kommt es zur Mobilisation des unteren Rückens. Wichtig ist es jedoch dringend, Schonhaltungen zu vermeiden!

Kommt es nach einer Überbelastung zu Schmerzen, ist für viele (nicht für alle!) Patienten die Stufenlagerung angenehm. Hierbei werden die Unterschenkel erhöht gelagert, z.B. auf einem Kissen, sodass in der Hüfte ein 90° Winkel entsteht. Es kommt zu einer leichten Beugung der LWS, welche häufig entspannend und schmerzlindernd wirkt. Gerne kann man die Beine auch auf einem Gymnastikball ablegen und dann leicht von rechts nach links rollen. Dies lockert zusätzlich die Muskulatur. Auch der Päckchensitz, im Yoga auch die Kindsposition genannt, kann angenehm sein. Hierbei setzt man sich auf seine Fersen (ein Kissen kann bei Knieproblemen auf die Unterschenkel gelegt werden) und legt den Oberkörper auf den Oberschenkeln ab. Der Kopf kann auf den Händen oder auf dem Boden abgelegt werden. Die Atmung geht ruhig und gleichmäßig und man versucht sie in den Rücken zu lenken.

Lesen Sie mehr dazu in dem Artikel "Krankengymnastik bei einem LWS-Syndrom"

Klassische Hilfsmittel, wie Massagen oder Wärme sind natürlich ebenfalls geeignete Mittel gegen Rückenschmerzen. Besonders bei der Anwendung von Wärmflaschen oder Heizkissen sollte jedoch die Temperatur beachtet werden, regelmäßige Pausen verhindern Verbrennungen! Tut die Wärme nicht gut, sollte sie auch nicht angewendet werden! Verbessern sich die (akute) Schmerzen nach einiger Zeit nicht, sollten sie ärztlich abgeklärt werden! Um Verklebungen der Faszien im unteren Rücken zu lösen, empfiehlt sich ein Faszientraining.

Erfahren Sie mehr zu diesem Thema unter "Physiotherapie bei Rückenschmerzen"

Zusammenfassung

Übungen beim LWS Syndrom können kräftigend, mobilisierend oder entspannend wirken. Es gibt eine große Auswahl an Übungen die immer individuell an den Patienten angepasst werden sollten. Der Begriff LWS Syndrom beschreibt lediglich ein bestimmtes Beschwerdebild, macht aber keine Aussage über die Ursache. Es ist daher wichtig einen genauen Befund zu machen um mit einer kausalen Therapie/Krankengymnastik längerfristige Verbesserung zu erzielen. Häufig kann durch Kräftigung von zu schwacher Bauchmuskulatur, einer Mobilisation des unteren Rückens eine Verbesserung der Beschwerden erreicht werden. Die genaue Übungsdurchführung ist dabei äußerst wichtig! Treten Schmerzen während der Übungen auf ist die Durchführung zu überprüfen und Rücksprache mit dem Therapeuten zu halten. Bei akuten Schmerzen können ebenfalls sanfte Mobilisationen helfen, aber auch die Stufenlagerung kann lindernd wirken. Treten Schmerzen längerfristig auf, sollten diese dringend abgeklärt werden.