ISG-Blockade

Unter einer ISG-Blockade wird eine unangenehme „Verrenkung“ am unteren Rücken verstanden. Zur besseren Verständlichkeit eine kurze Erklärung des Begriffs: als ISG wird das sogenannte Iliosakral-Gelenk bezeichnet. Dieses Gelenk setzt sich zusammen aus dem Os Ilium und dem Os Sacrum, das sind die lateinischen Begriffe für das Darmbein und das Kreuzbein. Das Darmbein ist ein platter Knochen des Beckens, das Kreuzbein der untere Teil der Wirbelsäule. Wie bei den meisten unserer Gelenke besitzen wir zwei davon: je rechts und links des Kreuzbeins verbindet ein ISG die Wirbelsäule mit dem Becken. Das beschriebene Gelenk ist eine sogenannte Amphiarthrose – ein echtes Gelenk, jedoch in seiner Beweglichkeit durch straffe Bänder stark begrenzt.

Ursachen

Wie kommt es in diesem straffen und kaum beweglichen Gelenk nun zu einer Blockade? Stehen die beiden Gelenkpartner nicht mehr in ihrer korrekten physiologischen Position zueinander, wenn auch nur in kleiner Abweichung, blockiert das Gelenk. Dies kann zum Beispiel die Folge von einer Verhebung sein, einer falschen Bewegung, ein Sturz, ein falscher Tritt in ein Loch (unerwarteter Tritt ins Leere), Folge einer bestehenden Schwangerschaft oder auch die Folge von einer über längere Zeit bestehenden Schwäche der gelenkstabilisierenden Strukturen. Die Gelenkpartner verhaken und die unangenehmen Symptome einer ISG-Blockade treten auf. Lesen Sie mehr dazu in dem Artikel Physiotherapie bei einer ISG-Blockade

Symptome

Typische Symptome einer ISG-Blockade sind plötzlich auftretende Schmerzen im unteren Rücken nach einer Bewegung, in der Regel einseitig, welche in andere Körperregionen ausstrahlen können, wie in die Leiste oder längs der Hinterseite des Beins. Die Beinbewegung ist besonders beim Beugen und Auswärtsdrehen schmerzhaft eingeschränkt. Schmerzen verursacht nicht nur das verrenkte Gelenk an sich, sondern auch umliegende Muskeln, welche als Folge der Blockade verspannen. Die verspannten Muskeln drücken nun schmerzlich auf durchziehende Nervenäste, wie zum Beispiel den in dieser Region verlaufenden Nervus Ischiadicus (Ischias), welcher schließlich die ausstrahlenden Schmerzen verursacht. Durch die ähnlichen Symptome wird eine ISG-Blockade oft mit einem Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule verwechselt bzw. fehldiagnostiziert. Einfach zu unterscheiden sind die beiden Beschwerdebilder durch manuelle Druck Tests auf die betroffene Region sowie Bewegungsprüfungen des Iliosakralgelenks im Seitenvergleich. Für die Testung des ISG existieren verschiedene Tests zur Schmerzprovokation, fallen hier mindestens drei positiv aus, ist die Diagnose einer ISG-Blockade relativ sicher.
Die Ursachen könnte auch in einer Schwangerschaft liegen. Aufgrund der Gewichtszunahmen und der körperlichen Veränderung der Frau kann es zu ISG-Beschwerden kommen. Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel ISG-Beschwerden in der Schwangerschaft.

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Weitere Informationen erhalten Sie auch bei Lumedis Orthopäden unter dem Artikel Symptome einer ISG Blockade.

Übungen/Behandlung

Ziel der physiotherapeutischen Intervention bei einer ISG-Blockade ist es, diese Blockade durch Mobilisation und Spannungssenkung der umgebenden Muskulatur zu lösen und so die physiologische Stellung und Funktion wiederherzustellen.

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Mobilisationsübungen

Das positive bei der Behandlung einer ISG-Blockade ist, dass zahlreiche Übungen zur Eigenbehandlung bestehen – sei es zur Mobilisation, Spannungssenkung oder Kraftsteigerung. Einige dieser Übungen werden im Folgenden vorgestellt und angeleitet.

1.) Begeben Sie sich zunächst in Rückenlage. Die Arme werden zur Seite ausgestreckt auf dem Boden abgelegt, die Knie zur Brust angezogen. Aus dieser Position werden nun kleine Kreise mit dem Unterkörper ausgeführt, sodass die Region der Iliosakralgelenke auf dem Boden oder der Unterlage kreisförmig massiert wird.

2.) Anschließend werden die Füße auf der Unterlage aufgestellt und die Knie langsam im Wechsel nach rechts und links Richtung Boden abgesenkt.

3.) Nun wird ein Bein ausgestreckt und auf dem Boden abgelegt. Der Fuß des noch aufgestellten Beins steigt einmal über das abgelegte Bein, sodass er neben der Außenseite des Kniegelenks steht. Nun greift eine Hand das Knie des aufgestellten Beins und drückt es sanft hinunter Richtung Boden. Der obere Rücken bleibt dabei unverdreht flach auf dem Boden liegen. Die Position wird einige Sekunden gehalten und anschließend ebenso auf der anderen Seite durchgeführt.

4.) Weitere Mobilisationen können im Langsitz und Vierfüßlerstand durchgeführt werden: setzen Sie sich also nun auf, die Beine bleiben lang ausgestreckt. Der Rücken wird möglichst gerade aufgerichtet, die Handflächen liegen auf den Oberschenkeln. Nun wird eine Pohälfte angehoben und samt Bein nach vorne geschobene. Das Gleiche auf der anderen Seite. Immer wieder im Wechsel, wie ein Watschelgang. Das ganze kann einige Male vor und zurück durchgeführt werden.

5.) Für die Vierfüßler-Mobilisation wird eine Behandlungsbank oder auch ein stabiler Tisch benötigt. Begeben Sie sich auf allen Vieren ans Bankende, sodass die Füße herabhängen. Rücken Sie ganz an eine Seite, bis das Bein dieser Seite herabhängt. Nun wird mit einem plötzlichen Ruck diese Beckenseite abgesenkt oder fallen gelassen. Die Mobilisation kann, wenn nötig, einige Male wiederholt werden und wird schließlich auch auf der anderen Seite durchgeführt.

Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln Übungen ISG-Blockade und Mobilisationsübungen.

Dehnübungen

Sind die verkanteten Gelenkpartner soweit gelöst, können die umliegenden verspannten Muskeln gedehnt werden, was nun auch gleichzeitig wiederum zur Mobilisation beiträgt. Jedoch sollten die Übungen nur schmerzfrei durchgeführt werden, beziehungsweise unterlassen werden, wird der Schmerz bei der Bewegung oder Übung verschlimmert. Schmerz ist immer ein Warnsignal und darf nie missachtet werde.

1.) Folgende Dehnübung für das Gesäß eignet sich bei den Symptomen einer ISG-Problematik: Begeben Sie sich in Rückenlage, beide Füße sind etwa hüftbreit aufgestellt. Nun wird ein Fuß auf dem Oberschenkel des anderen Beines abgelegt, das Knie nach außen fallen gelassen. Mit den Armen wird der Oberschenkel des aufstehenden Beines umschlossen und näher zur Brust gezogen. Die Dehnung wird meist als sehr intensiv wahrgenommen, sollte aber nicht schmerzen. Halten Sie das Dehngefühl für etwa 30 Sekunden aufrecht und wechseln dann die Seite.

2.) Für einige weitere Übungen zur Spannungssenkung im Gewebe, welche einfach zuhause durchführbar sind, wird eine Faszienroller oder ein Tennisball benötigt. Mit dem Faszienroller (Blackroll, Pinot & co.) können Gesäß, Oberschenkel von allen Seiten und der untere Rücken zur Behandlung der Problematik ausgerollt werden, wie in beiliegender Anleitung, Webseiten der Hersteller oder vom behandelnden Therapeuten beschrieben. Mit einem Tennisball kann punktueller auf die schmerzende Problematik eingegangen werden. Legen Sie diesen dazu in Rückenlage unter die schmerzende Stelle und bleiben entweder eine weile Liegen, durch den den Druck, welcher das eigene Körpergewicht auf dem Ball auslöst, wird Spannung gesenkt, oder stellen sie ein Bein auf und rollen in mini Bewegungen über den Ball, bis der Schmerz nachlässt.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Faszientraining.  

Vorbeugung/Kräftigungsübungen

Um zu vermeiden, dass die ISG-Blockade wieder und wieder auftritt, wird umliegende Muskulatur gekräftigt, da diese unterstützend zu den Bändern das Gelenk sichert und in seiner physiologischen Position hält. Im Grunde eignen sich generelle Kräftigungsübungen für Gesäß und Rumpf – sprich Bauch und Rücken, sowie statische Stabiübungen, welche einen positiven Einfluss auf die gesamte Körperhaltung haben und somit dem Auftreten so vieler weiterer Beschwerdebilder vorbeugt. Im folgenden werden einige Beispielübungen vorgestellt.

1.) Legen Sie sich zunächst in Rückenlage, die Beine hüftbreit aufgestellt. Der Rücken liegt Flach auf dem Boden, Nacken und Kopf in Verlängerung der Wirbelsäule flach abgelegt, die Arme liegen rechts und links neben dem Körper, die Handflächen zeigen zur Decke und bewirken durch die Auswärtsdrehung im Schultergelenk weiterführend eine Aufrichtung des Rumpfes. Nun werden die Fersen, der untere Rücken, die Unterarme und der Hinterkopf in die Unterlage gedrückt. Unter Beibehaltung der Spannung wird das Becken langsam angehoben, bis Bauch, Becken und Oberschenkel eine gerade Linie bilden. Senken Sie das Becken langsam wieder ab, ohne die Spannung loszulassen. Dies wird 12-15 Mal durchgeführt.

2.) Anschließend wird das Becken oben gehalten und zusätzlich ein Bein gerade in der Luft ausgestreckt. Die Oberschenkel bleiben dabei parallel zueinander auf einer Höhe. Als Steigerung kann nun auch einbeinig das Becken im Wechsel abgesenkt und gehoben werden.

3.) Für die Kräftigung der seitlichen Muskulatur, die Abduktoren, begeben Sie sich in Seitlage. Das untere Bein liegt angewinkelt, das obere wird gestreckt langsam abgehoben und gesenkt, die Fußspitzen werden dabei angezogen und mit Spannung in der gesamten Muskelkette zu halten. Auch diese Übung wird im Kraftausdauerbereich ausgeführt, 3 Sätze á 12-15 Wiederholungen.

4.) Weitere Übungen sind der Unterarm- und Seitstütz, Ausfallschritte, Crunches, Situps, und viele weitere, welche ohne Geräte einfach zuhause durchführbar sind. Wichtig ist, die Übungen regelmäßig durchzuführen. Nehmen Sie sich also lieber nur ein paar vor, setzen Sie sich realistische Ziele, bauen Sie das Training in ihren Alltag ein und Probleme am Stütz- und Bewegungsapparat werden auf Langzeit behoben.

Weitere Übungen finden sie in den Artikeln Übungen ISG-Blockade und Krankengymnastik Übungen Hüfte.

Weitere therapeutische Maßnahmen

Weitere Maßnahmen, welche zur Behandlung einer ISG-Blockade in der Physiotherapie durchgeführt werden können, sind zum Beispiel passive, also durch den Therapeuten durchgeführte, Therapien. Hierunter fallen die Manuelle Therapie, bei welche die beiden Gelenkpartner oder sonstige betroffene Strukturen durch die Hände des Therapeuten bewegt oder manipuliert werden. Massage, Triggerpunkttherapie und verschiedene Wärmeanwendungen können unterstützend zur Spannungssenkung im Gewebe und akuter Schmerzlinderung durchgeführt werden.

Zusammenfassung

Die relativ häufig in der Gesellschaft auftretende ISG-Blockade, eine Verkantung zwischen Becken und Wirbelsäule, wird durch verschiedene simple Ursachen wie falsche Bewegungen oder Instabilitäten ausgelöst. Manipulationen durch den behandelnden Therapeuten oder aktive einfache Bewegungsübungen bringen die Strukturen wieder in ihre ursprüngliche Position. Dehnungen, Bewegung, Massagen und Wärme lösen durch die Verkantung ausgelöste Verspannungen im Gewebe. Kräftigungsübungen rund um das Becken und die Wirbelsäule schützen vor erneuten Verrenkungen und unterstützen den Körper in einer stabilen und gesunden Körperhaltung.