Physiotherapie bei hormonelle, endokrine Gelenkerkrankungen

Hormonelle, endokrine Gelenkerkrankungen gehören zum rheumatischen Formenkreis. Rheuma ist im Grunde eine Sammelbezeichnung für sämtliche Erkrankungen am Bewegungssystem mit oft autoimmuner oder stoffwechselbedingter nicht vollständig geklärter Ursache.
Die Erkrankung wirkt sich nicht nur auf Strukturen des Bewegungssystems (Gelenke, Knochen, Bänder und Muskeln) aus, sondern auch auf andere Systeme wie das Organsystem. Im Falle der hier beschriebenen hormonellen, endokrinen Erkrankungen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Ursache. Hormone sind Botenstoffe, die endokrin (über Drüsen) in den Körper bzw. die Blutlaufbahn abgegeben werden und den Stoffwechsel regeln. Erkrankungen liegen meist in Unter- oder Überfunktionen von hormonbildenden Organen wie der Schilddrüse oder der Nebenschilddrüse. Wie sich dies nun auf das Bewegungssystem und die Gelenke auswirkt, wird folgend an einigen recht häufig auftretenden Krankheitsbildern erklärt.

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Physiotherapeutische Intervention

Die Physiotherapie will im Normalfall die Ursache von Krankheits- und Beschwerdebildern herausfiltern und diese behandeln, um auf Langzeit erfolgreiche Ergebnisse zu erzielen. Im Falle der hormonellen, endokrinen Gelenkerkrankungen kann lediglich auf eine Linderung der plagenden Symptome eingegangen werden, sowie einer Verhinderung von rascher Fortschreitung der Folgeerscheinungen und einer Aufklärung über die Krankheit und den Einfluss einer gesunden Lebensweise (Erarbeiten von Alltagsverhalten).
Die Krankheit an sich wird von Ärzten und Medikamenten behandelt. Die Physiotherapie richtet sich demnach sehr individuell nach auftretenden Symptomen am Bewegungssystem. Bei den beschriebenen stoffwechselbedingten Krankheiten liegen zusammengefasst in den meisten Fällen:

  • Gelenkschmerzen
  • Knochenschmerzen
  • Abnahme der Knochenmasse
  • Muskelschmerzen mit Verspannungen
  • Nervenschmerzen
  • Gefühlsstörungen beim Diabetes mellitus vor

Um Nerven zu mobilisieren existieren verschiedene manuelle Handgriffe, welche die Nervenbahnen auf Dehnung bringen, gegen ihre Hülle bewegen und somit beweglich halten. Elektrotherapeutische Maßnahmen können je nach Ziel angewandt werden, um Nerven zur Leitung anzuregen, aber auch um Schmerzen zu lindern, Gewebe und Muskeln und lockern und Durchblutung zu erhöhen. Einen Einfluss auf die Durchblutung haben außerdem Kälte- und Wärmeanwendungen. Jedoch muss, besonders bei Diabetes Patienten, beachtet werden, dass das Gefühl betroffener Hautareale eingeschränkt ist und die Gefahr von Unterkühlung oder Verbrennungen besteht.
Gewebs- und Muskelverspannungen werden durch tiefe Faszientechniken oder klassische Massagegriffe ausgeglichen, um Spannungen wieder zu normalisieren. Auf schmerzende Gelenke kann ebenfalls mit Elektrotherapie Einfluss genommen werden. Weiterhin wird durch verschiedene aktive und passive Maßnahmen mobilisiert, allerdings nur soweit die Bewegungen schmerzfrei sind.
Auftretende Schmerzen sollten nie ignoriert, sondern als Warnsignal des Körpers betrachtet werden. Gegen die schwindende Knochenmasse braucht der Körper angepasste Belastungsreize. Denn was nicht gebraucht wird, wird abgebaut, was genutzt und benötigt wird, wird aufgebaut. Bewegungsmangel würde den Körper als noch darin unterstützen, umso mehr und schneller Knochen abzubauen. Bewegung jedoch, regt trotz bestehender Krankheit, die knochenbildenden-Zellen an, was einem Fortschreiten entgegenwirkt. Auch Gelenke reagieren dankbar auf Bewegung, da sie das einzige ist, was sie durch die Produktion von Gelenkflüssigkeit am Leben hält und gleitende Bewegung ermöglicht. Es heißt also: trotz Erkrankung aktiv bleiben.

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Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus)

Die Nebenschilddrüsen liegen im Hals, gleich neben der Schilddrüse – wie der Name schon schließen lässt. Sie gehören zu den endokrinen hormonbildenden Organen, das heißt sie geben Stoffe in die Blutlaufbahn ab. Hauptsächlich steuern die Hormone der Nebenschilddrüsen (Parathormone) die Kalziumproduktion im Körper.
Kalzium ist ein Mineralstoff, welcher im Körper besonders wichtig für:

  • den Aufbau und die Festigkeit von Knochen ist
  • die Funktionen der Blutgerinnung
  • die Nervenleitung
  • die Reizübertragung

Besteht nun eine Überfunktion der beschriebenen Nebenschilddrüsen, wird zu viel des kalziumregulierenden Hormons abgegeben, was weiterführend zu einer erhöhten Kalziumproduktion führt. Zu viel Kalzium im Blut führt letztendlich zu Ablagerungen im Körper, wie Nieren- und Gallensteinen. Außerdem führt das Hormon dazu, Kalzium aus den Knochen zu lösen, was diese instabil werden lässt und zu Knochen- und Gelenkschmerzen führt.
Weitere Symptome der Nebenschilddrüsenüberfunktion sind Muskelschwächen, welche besonders in den Oberschenkeln auftreten.

Überfunktion Schilddrüse (Hyperthyreose)

Die Schilddrüse liegt im Hals unterhalb des Kehlkopfes. Von ihr produzierte Hormone spielen unter anderem eine wichtige Rolle in sämtlichen Vorgängen des gesamten Energiestoffwechsels, sie beeinflussen das Herz-Kreislaufsystem und den Magen-Darm-Trakt – womit sie Einfluss auf die lebenswichtigsten Funktionen im Körper haben. Bei einer Überfunktion der Schilddrüse werden all diese wichtigen Stoffwechselsysteme durch vermehrte Hormonausschüttung übermäßig angeregt.
Die Symptome sind vielfältig und reichen von

  • Gewichtsabnahme
  • Herzerkrankungen
  • schmerzhaften Gelenkschwellungen
  • frühzeitiger Knorpelabnutzung
  • Entzündungen und Verdickung der Knochenhaut

Der Zellauf- und Abbau von verschiedenen Körperstrukturen wird durch die übermäßige Hormonausschüttung durcheinander gebracht. Resultat sind schmerzende Knochen, Gelenke und Muskeln im gesamten Körper.

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Diabetes mellitus

Diabetes mellitus wird im Volksmund als Zuckerkrankheit bezeichnet. Auch hier handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung.
Durch das Hormon Insulin wird beim gesunden Menschen der Blutzuckerspiegel (Gehalt des Zuckers im Blut) kontinuierlich auf etwa demselben Level gehalten. Nach der Nahrungsaufnahme sorgt Insulin dafür, dass der Zucker aus dem Blut in die Zellen aufgenommen wird, und weiterverarbeitet wird, um an Stoffwechselvorgängen teilzunehmen. Bei an Diabetes erkrankten Patienten ist dieser Vorgang gestört. Es wird in zwei verschiedenen Typen unterschieden.

  • Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung. Das heißt, der Körper zerstört seine eigenen Zellen. In diesem Falle die Zellen, die Insulin produzieren.
  • Beim Diabetes Typ 2 wird die Bauchspeicheldrüse (welche das Insulin produziert) über lange Zeit überbeansprucht, bis sie einer zureichenden Insulinproduktion nicht mehr hinterherkommt.

In beiden Fällen bleibt also der Zucker im Blut, ohne in die Körperzellen aufgenommen werden zu können, um weiter verarbeitet zu werden. Eine verbreitete Folge von Diabetes sind Nerven- und Blutgefäßschädigungen, welche von den Zuckermolekülen verstopfen und so in ihrer Funktion gehindert werden. Schmerzhafte Entzündungen im Knochen und Gelenken entstehen, sowie ein vermehrter Abbau von Knochensubstanz, was auf Dauer zur Osteoporose führt.

Weitere Maßnahmen

Wie bereits beschrieben eignen sich in der Physiotherapie verschiedene unterstützende Anwendungen in der Symptom-Behandlung hormonell bedingter Gelenkerkrankungen. Dazu zählen je nach Ziel der Behandlung:

  • elektrotherapeutische Maßnahmen
  • Ultraschallanwendungen, Thermotherapie,
  • Tapeanlagen zur Schemrzsenkung
  • sowie sämtliche weitere Maßnahmen, die Schmerzen lindern und Spannung senken

Zusammenfassung

Stoffwechselbedingte rheumatische Erkrankungen, die das hormonelle und endokrine System betreffen, wie bei Diabetes oder einer Schilddrüsenüberfunktion haben nicht nur Einfluss auf Organe und Stoffwechselvorgänge, sondern auch auf Strukturen des Bewegungssystems. So entstehen Knochen- und Gelenkschmerzen, Bewegungseinschränkungen, Störungen in der Nervenleitung und muskuläre Verspannungen. Die Grunderkrankung kann durch Physiotherapie nicht behandelt werden, jedoch wird individuell  auf die jeweiligen Symptome eingegangen, welche diese nicht nur lindern, sondern auch ein weiteres rasches Fortschreiten verhindern.