Physiotherapie bei einer kindlichen Hüftdysplasie

Die Physiotherapie bei einer kindlichen Hüftdysplasie ist ein wichtiger Bestandteil der konservativen Therapie. Durch das Tragen der Spreizhose oder anderer Schienen zur Ruhigstellung des Hüftgelenkes verzögert sich gerade bei Säuglingen die Entwicklung. Um dieses Defizit aufzuholen und die normale Funktion des Körpers zu unterstützen, werden die Kinder im Rahmen der Physiotherapie behandelt. Besonders die Physiotherapie nach Vojta hat sich bei einer kindlichen Hüftdysplasie bewährt, damit eine normale Entwicklung möglich ist.

Symptome

Die Symptome einer kindlichen Hüftdysplasie können gerade im sehr jungen Alter nur von einem Fachmann erkannt werden, da das Kind in der Regel keine Schmerzen hat.

  • Dazu gehören eine Abspreizhemmung in Rückenlage, wobei der Arzt die des Kindes Beine nicht bis auf die Liege spreizen kann, das Barlow-Zeichen.
  • Das Ortolani-Zeichen ist charakterisiert durch ein heraus- und hineinspringen des Hüftkopfes bei Bewegung des Hüftgelenkes, bei welchem ein klickendes Geräusch beim An- und Abspreizen durch den Arzt hörbar ist.
  • Eine Faltenasymmetrie im Bereich von Gesäß und Oberschenkel.
  • Bei älteren Kindern auch Bewegungsarmut, ein gestörtes Gangbild oder eine Beinfehlstellung.

Folgende Themen könnten Sie auch interessieren:

Physiotherapie/ Behandlung

Die Physiotherapie ist Teil des 2. und 3. Behandlungsabschnittes bei Kindern mit Hüftdysplasie.
Nachdem im ersten Behandlungsabschnitt die Repositionierung des Hüftgelenks entweder konservativ durch den Arzt, mit Hilfe von Bandagen oder im schlimmsten Fall durch eine Operation erfolgt ist, geht es im weiteren Verlauf darum, dass Hüftgelenk ruhigzustellen, zu stabilisieren und trotzdem die kindliche Entwicklung so gut es geht zu unterstützen. Gerade beim letzten Punkt spielt die Physiotherapie eine große Rolle. Trotz des jungen Alters gibt es Maßnahmen die in der physiotherapeutischen Sitzung und zuhause von den Eltern durchgeführt werden können, um die betroffenen Kinder zu unterstützen. Besonders die Vojta-Therapie hat sich bei einer kindlichen Hüftdysplasie bewährt. Bei der Therapie geht es um eine rhythmische Aktivierung der gesamten Skelettmuskulatur durch die sogenannte Reflexlokomotion. Der Therapeut übt dabei gezielten Druck auf bestimmte Körperzonen aus, was zu automatisierten Reflexen führt. Durch diese therapeutischen Anwendung ist es möglich unbewusst ablaufende Bewegungen zu trainieren und zu aktivieren, was den betroffenen Kindern enorme Entwicklungsfortschritte bringen kann.
Da sich bei kleinen Kindern oft noch keine Ersatzmotorik, also falsch ausgeführte Bewegungen oder Fehlhaltungen entwickelt haben, können mit der Vojta-Therapie gute Resultate erzielt werden. Gerade zu Beginn der Physiotherapie kommt es während der Therapie oft zum Schreien der Kindern als Reaktion auf die ungewohnten Haltungen und Reize. Für viele Eltern wirkt dies alarmierend, daher ist auch dort ein großes Einfühlungsvermögen von Seiten des Physiotherapeuten nötig. Gerade bei Kindern spielen die Eltern eine große Rolle, da sie außerhalb der Physiotherapie dafür verantwortlich sind zuhause die Übungen selbst durchzuführen oder zu kontrollieren.

Sie wollen noch mehr zu diesem Thema erfahren? Dann lesen Sie sich doch einmal diese Artikel durch:

Übungen

Im Rahmen der Therapie einer kindlichen Hüftdysplasie gibt es verschiedene Übungen, welche insbesondere die Eltern zuhause mit dem Kind durchführen sollten, damit die Muskeln, Sehnen und anderen Gewebe im Bereich des Hüftgelenks aktiviert und beansprucht werden, damit eine normale Entwicklung gefördert und späteren Folgeschäden entgegengewirkt werden kann. Gerade, da das Kind die Hüfte lange Zeit ruhigstellen muss und sich nicht frei bewegen kann, ist eine kontinuierliche und konsequente Durchführung der Übungen essentiell für den Therapieerfolg. Die Übungen werden von erfahrenen Physiotherapeuten erklärt und demonstriert, sodass die Eltern sie zuhause sicher eigenständig durchführen können. Zu den Übungen zählen zum Beispiel:

1) Massage zur Lockerung der Muskulatur
Massieren Sie für 1-2 Minuten die Bauch und Hüftmuskeln ihres Kindes nach Anleitung des Therapeuten. Dies mindert die Spannung auf das Hüftgelenk und hält das Gewebe geschmeidig.

2) Mobilisation
Legen Sie ihr Kind auf den Rücken, sodass die Beine zu Ihnen zeigen. Nehmen Sie die Füße in die Hand und beugen die Beine sanft in Richtung Bauch des Baby und dann wieder in die Streckung.

In den folgenden Artikeln finden Sie auch weitere Übungen zu Mobilisation und Feinmotorik:

3) Fahrradfahren
Nehmen Sie die Füße ihres Kindes in Rückenlage in die Hände und fahren Sie sanft mit den Beinen Fahrrad. Dies unterstützt die Entwicklung der Muskulatur, die im späteren Verlauf der Entwicklung zum Laufen beansprucht wird.

Sie suchen nach weiteren Übungen, welche bei einer Hüftdysplasie helfen können? Dann schauen Sie sich auf den folgenden Seiten einmal um:

Kann eine Spreizhose Besserung schaffen?

Um das kindliche Hüftgelenk nach der Repositionierung ruhigzustellen gibt es verschiedene Arten von Systemen die dies ermöglichen sollen. Eines davon ist die Spreizhose. Je nach Schweregrad der Hüftdysplasie und der Heilungsgeschwindigkeit kann es möglich sein, dass das Kind die Spreizhose über mehrere Monate hinweg tragen muss. Die Spreizhose wird dabei nur zum Baden oder Wickeln kurzzeitig abgenommen, um einen Behandlungserfolg zu gewährleisten. Generell besteht die Wahl zwischen zwei Typen von Spreizhosen:

  1. Spreizhose nach Becker:  Bei dieser Spreizhose wird das Kind in eine mit Stoffbahnen gepolsterte Schiene mit Holzstreben oder Metallleisten gelegt, welches mit Hilfe von Oberschenkelgurten und einem Schulterriemen fixiert wird. Bei dieser Art der Spreizhose gibt es jedoch einen großen Nachteil, nämlich dass durch die starke Froschstellung der Beine (Lorenzposition) die Blutzufuhr verschlechtert ist, sodass die Gefahr einer Hüftkopfnekrose besteht.

  2. Aktivspreizhose: Wie der Name bereits andeutet, lässt diese Art der Spreizhose den Kindern einen größeren Bewegungsspielraum. Sie besteht aus einem oben schmal und unten breit zulaufendem Kunstoff. Durch die spezielle Form ist es den Kindern möglich die Beine zusammenzuführen je näher sie diese in Richtung Bauch ziehen. Eine vollständige Spreizung erfolgt so nur bei Streckung der Beine. Durch die zusätzlichen Bewegungsmöglichkeiten in der Aktivspreizhose wird der Heilungsprozess ebenfalls positiv beeinflusst. Die Aktivspreizhose wird mit einem Schultergurt und Klettverschluss fixiert.

Ein wesentlicher Nachteil bei allen Spreizhosen ist die schlechte Luftzirkulation an Beinen, Rumpf und Gesäß des Kindes, deshalb wird heutzutage immer mehr auf alternative Schienen mit besserer Belüftung zurückgegriffen.

Passend zu diesem Thema können Sie sich den Artikel Behandlung einer kindlichen Hüftluxation durchlesen.

Röntgen

Ein Röntgenbild wird bei einer kindlichen Hüftdysplasie nur selten angefertigt, dies liegt vor Allem daran, dass das kindliche Hüftgelenk zu Beginn noch knorpelig angelegt ist, sodass ein Röntgenbild nur eine geringe Aussagekraft hätte.Gerade vor dem ersten Lebensjahr wird daher meist eine Sonographie durchgeführt. Wenn jedoch  eine Operation nötig werden sollte, ist ein Röntgenbild jedoch unausweichlich. Hierbei wird dann das Becken von vorne bis hinten geröntgt, um die Stellung von Hüftkopf und Hüftpfanne beurteilen zu können.

Operation

Bei einer kindlichen Hüftdysplasie wird in der Regel versucht eine Operation zu umgehen.In einigen Fällen ist eine vollständige Einrenkung des Hüftgelenkes jedoch nicht möglich, sodass dies operativ Erfolgen muss.
Auch bei schweren Fällen oder wenn bei konservativer Therapie nach 2-5 Jahren ( im Grundschulalter der Kinder ist das Hüftgelenk weitestgehend verknöchert, sodass eine Operation aufwendiger wird) keine deutliche Besserung eintritt, ist eine Operation jedoch unumgänglich. Bei der Wahl des Operationsverfahrens wird meist eine Acetabuloplastik gewählt.
Hierbei handelt es sich um eine Obergriff, der verschiedene Beckenosteotomien, die im Kindesalter angewandt werden zusammenfasst. Beispiele für eine Acetabuloplastik sind:

  • die Osteotomie nach Pemberton
  • die Osteotomie nach Dega
  • im weitesten Sinne auch die Salter-Osteotomie

Das Ziel jedes Operationsverfahrens ist es die Restdysplasie zu korrigieren. Während der Operation werden Teile von Becken- und Oberschenkelknochen durchtrennt und in einer veränderten Position wieder befestigt, sodass der Hüftkopf dadurch an die Hüftgelenkspfanne angepasst wird, dies ist vor Allem wichtig um spätere Folgeschäden wie zum Beispiel eine Hüftgelenksarthrose zu vermeiden. Im Anschluss an die Operation werden die Beine für 6 Wochen ruhiggestellt und dann über mehrere Monate eine Schiene getragen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen und Physiotherapie sollen einen Rehabilitationserfolg gewährleisten.

Falls Sie noch mehr über eine Operation oder die Hüftgelenksarthrose erfahren möchten, finden Sie in den folgenden Artikeln weitere Informationen:

Zusammenfassung

Insgesamt ist die Physiotherapie bei kindlicher Hüftdysplasie fest in den konservativen Therapieplan integriert. Die bildet die Basis für eine kindgerechte Entwicklung trotz der Hüftdysplasie und hilft dabei richtige Bewegungsmuster zu erlernen, die Feinmotorik zu trainieren und späteren Folgeschäden oder Fehlhaltung die aus einer Hüftdysplasie resultieren können entgegenzuwirken. Wichtig ist, dass gerade bei Kindern alle an der Therapie beteiligten Parteien eng zusammenarbeiten, um den Kindern eine normale Zukunft ohne Einschränkungen zu ermöglichen.