Physiotherapie bei Zähneknirschen/ Kieferverspannungen bei Kindern

Die Physiotherapie bei Zähneknirschen und Kieferverspannungen bei Kindern ist darauf ausgelegt, den kleinen Patienten Linderung zu verschaffen. Dabei werden verschiedene Therapiemaßnahmen ergriffen, um den Kindern zum einen dabei zu helfen das Zähneknirschen loszuwerden und zum anderen bei den akuten Verspannungen eine Lockerung der Muskulatur zu bewirken. Je nach Alter des Kindes sind dabei verschiedene Maßnahmen möglich. Welche davon für das zu behandelnde Kind am besten geeignet ist entscheidet der Physiotherapeut anhand verschiedener Faktoren wie zum Beispiel der Ursache für die Probleme, Begleiterkrankungen, Entwicklungsstadium des Kindes und allgemeinem Gesundheitszustand.

Ursachen

Fast alle Kinder knirschen im Laufe ihrer Entwicklung irgendwann mit den Zähnen. Dies hat eine ganz harmlose Ursache. Meistens wird das Knirschen im Zusammenhang mit dem Durchbrechen der Milchzähne und später beim Wechsel zu den bleibenden Zähnen von den Eltern bemerkt.
Der Grund für das Knirschen ist dabei okklusionsbedingt (beim Schließen des Mundes), das bedeutet, das Kind bewirkt mit dem Knirschen eine Anpassung und ein Abschleifen der Zähne aneinander, sodass  die Kiefer optimal aufeinander passen. In der Regel sollte hierbei das Knirschen mit Beendigung des Zahnwachstums verschwinden.
Besonders bei Schulkindern kann das Zähneknirschen auch eine psychische Ursache haben, nämlich dann, wenn es durch äußere Einflüsse Stress erlebt oder durch Sorgen und Ängste belastet wird. Gerade sensible Kinder verarbeiten diesen Stress nachts durch das Zähneknirschen. 

Auch kann Zähneknirschen eine schlechte Angewohnheit zum Beispiel aus Trotz sein, wenn das Kind seinen Willen nicht bekommt und dann buchstäblich mit den Zähnen knirscht.
Aus den verschiedenen Ursachen ergibt sich, dass das kindliche Zähneknirschen zwar nicht immer behandlungsbedürftig oder besorgniserregend ist, jedoch durch die enormen Kräfte die sich beim Zähneknirschen auf den Kiefer auswirken eine Reihe weiterer Probleme wie zum Beispiel Nackenverspannungen entstehen können, wodurch die Kinder weitere Symptome wie Kopf- oder Muskelschmerzen entwickeln und später durch eine Schonhaltung falsche Bewegungsmuster und Halteprobleme entwickeln.

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Physiotherapie

Der Physiotherapie kommt bei der Behandlungen von kindlichem Zähneknirschen und Kieferverspannungen eine besondere Bedeutung zu. Da die Kinder in der Regel konservativ therapiert werden, ist der Physiotherapeut die erste Anlaufstelle nach der ärztlichen Diagnose. Der Physiotherapeut wird dann zunächst im Hinblick auf die Diagnose, dem Alter des Kindes und der allgemeinen Verfassung einen auf das Kind abgestimmten Therapieplan erstellen, bei dem es darum geht, die Probleme des Kindes zu beheben.
Im Idealfall bedeutet dies, dass die Behandlung zu einem stoppen des Zähneknirschens führt und Kieferverspannungen auch langfristig gelöst werden können. Gerade bei Kindern wird daher viel mit Entspannungsmethoden gearbeitet. Je nach Alter des Kindes werden spielerische Lockerungsübungen durchgeführt und eine manuelle Behandlung des Kiefergelenkes, zum Beispiel durch sanfte Massagetechniken, durchgeführt. Zusätzlich zu der physiotherapeutischen Behandlung in der Praxis bekommen die Kinder und Eltern von dem behandelnden Therapeuten Hausaufgaben für zuhause mit auf den Weg. Dabei kann es sich um Entspannungsübungen handeln oder kleine Rituale die vor dem Schlafengehen durchgeführt werden können, um den Tag Revue passieren zulassen, damit das Kind das geschehene nicht erst im Schlaf verarbeitet. Generell ist es in der Physiotherapie wichtig, sich auch die kleinen Patienten einzustellen um eine altersgerechte Behandlung zu ermöglichen.

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Übungen

Zur Behandlung von Zähneknirschen und Kieferverspannungen bei Kindern gibt es je nach Alter verschiedene Übungen die durchgeführt werden können. Sie dienen insbesondere der Lockerung und Entspannung.

1) Zähne zählen

Hierbei fährt das Kind mit der Zunge zunächst oben von links nach rechts die Zahnreihe ab und zählt dabei die einzelnen Zähne.
Einige Male, im Wechsel links und rechts beginnend wiederholen.

2) Zunge kreisen

Das Kind sitzt mit geschlossenen Augen auf einer bequemen Fläche. Der Mund ist ebenfalls geschlossen. Nun soll die Zunge in kreisenden Bewegungen durch den Mundraum wandern.
1-2 Minuten durchführen.

3) Mund öffnen

Bei dieser Übung soll das Kind den Mund langsam und kontrolliert so weit es ohne Schmerzen geht öffnen. Solange offen halten wie es geht und dann langsam schließen.
3 mal Wiederholen.

4) Kiefer bewegen

Den Mund bei dieser Übung leicht öffnen und den Unterkiefer langsam von links nach rechts und wieder zurück bewegen.
1-2 Minuten durchführen.

 

Schulter-Nackenverspannungen

Schulter- und Nackenverspannungen sind leider auch bei Kindern keine Seltenheit mehr. Diese können einerseits krankheitsbedingt auftreten, wenn das Kind mit muskulären Problemen zu kämpfen hat oder durch eine andere Grunderkrankung zu Verspannungen neigt. Dies kann zum Beispiel bei Zähneknirschen und Kieferverspannungen der Fall sein, wenn sich aufgrund derer eine Fehlhaltung entwickelt oder falsche Bewegungsmuster angewöhnt werden. Die Verspannung geht dann auch in eigentlich gesunde Körperregionen wie den Schulter-Nacken Bereich über. Einen großen Faktor bei der Entstehung von kindlichen Verspannungen spielt aber auch die Lebensweise.
Heutzutage sitzen Kinder viel zu lange vor der Spielkonsole, dem Fernseher, dem Computer oder Ähnlichem und bewegen sich kaum, daraus resultieren dann vor Allem Probleme am Bewegungsapparat. Auch der hohe gesellschaftliche Druck durch Schule und Eltern führt bereits bei den kleinsten zu Stress, gerade dann wenn nebenbei auch noch andere Termine wie Sportverein oder Musikschule nebenbei ausgeführt werden. Dieser Stress zeigt sich bei den Kindern dann auch durch körperliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Infektanfälligkeit und Verspannungen.
Treten bei Kindern Schulter- und Nackenverspannungen auf ist es natürlich wichtig diese schnellstmöglich zu behandeln, damit Folgeschäden im Erwachsenenalter vermieden werden. Dazu muss zunächst die Ursache ausfindig gemacht und bekämpft werden. Ein Arzt wird dann die geeignete Therapie einleiten. In der Regel sind dies physiotherapeutische Behandlungen, bei denen die Verspannungen gelöst und der Entstehung neuer Verspannungen vorgebeugt werden soll.

Mehr zu diesem Thema erfahren sie in den hier aufgelisteten Artikeln: 

Schiefhals

Der Schiefhals, in der Fachsprache Torticollis genannt, ist eine relativ häufig auftretende Erscheinung bei Säuglingen und Kindern. Es handelt sich dabei um eine angeborene oder erworbene Fehlstellung, die sich durch einen schiefen Hals charakterisiert ist. Der Kopf des Kindes ist dabei zu einer Seite geneigt und die Halswirbelsäule ist in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Verantwortlich für den Schiefhals ist ein verkürzter Kopfnickermuskel an der Vorderseite des Halses. Dabei ersetzen Bindegewebszellen intakte Muskelzellen, was zu der Verkürzung des Muskels führt.
Die genauen Ursachen für die Entstehung sind nicht bekannt, man geht bei Neugeborenen davon aus, dass eine ungünstige Lage im Uterus oder Verletzungen der Muskulatur während des Geburtsvorgangs für die Entstehung eines Schiefhalses verantwortlich sind. Ein später erworbener Schiefhals kann das Resultat von Muskelverletzungen oder Fehlhaltungen sein. Eine genaue Diagnose ist für den Arzt meist offensichtlich. Zur Kontrolle und Einschätzung des Ausmaßes kann ein Röntgenbild hilfreich sein. Ein Schiefhals sollte möglichst frühzeitig therapiert werden, um Folgeerkrankungen und Probleme während der Entwicklung zu vermeiden. In der Regel wird zunächst ein konservativer Therapieansatz bevorzugt. Dabei wird durch verschiedene Lagerungstechniken, Dehnübungen und Physiotherapie versucht, den Schiefhals zu korrigieren. Um mit der Therapieerfolg zu haben, ist es wichtig diese kontinuierlich und konsequent durchzuführen. In sehr seltenen Fällen kann eine Operation notwendig sein.

In dem Artikel Physiotherapie bei einem kindlichen Schiefhals finden Sie hierzu umfassendere Informationen.

Zusammenfassung

Insgesamt sind Zähneknirschen und Kieferverspannungen bei Kindern keine Seltenheit mehr. In vielen Fällen sind sie jedoch entwicklungsbedingt und verschwinden von alleine wieder. Eltern sollten jedoch sehr aufmerksam sein und das Kind bei Auffälligkeiten beobachten, um gegebenenfalls rechtzeitig einen Arzt konsultieren zu können, damit ernste Probleme zeitnah behandelt werden können. Die Physiotherapie nimmt aufgrund ihrer vielen Behandlungsmöglichkeiten einen großen Teil der konservativen Therapie für Kinder ein. Voraussetzung für einen guten Behandlungserfolg ist dabei nicht nur die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten sondern auch viel Erfahrung und Empathie von Seiten der behandelnden Therapeuten für die Bedürfnisse der kleinen Patienten.