Muskelzuckungen - Physiotherapie

Die in der Allgemeinheit bekannten Muskelzuckungen sind fachlich gesehen ungewollte Kontraktionen in der Muskulatur. Diese können regelmäßig oder in unregelmäßigen Abständen auftreten. Betroffen sind meist einzelne Muskelfasern, es können aber auch Muskelfaserbündel oder sogar der ganze Muskel betroffen sein. Dies führt dann zu unkontrollierten Bewegungen des betroffenen Körperteils. In den meisten Fällen sind die Muskelzuckungen harmlos und verschwinden nach kurzer Zeit von alleine wieder.
Bleiben Sie bestehen können ernsthafte Erkrankungen dahinter stecken.

Ursachen/Symptome

Um Ursache und Symptome genauer bestimmen zu können, muss man zunächst zwischen pathogenen Ursachen, als Ursachen aufgrund krankhaften Veränderungen und harmlosen Muskelzuckungen unterscheiden.

  • Die Ursache bei harmlosen Muskelzuckungen ist oft psychisch bedingt, zum Beispiel wenn man unter erhöhtem Stress steht oder seine Muskeln durch übermäßiges Training stark belastet hat. Die Muskelzuckungen sind in diesem Fall zwar lästig, verschwinden aber nach einiger Zeit von alleine wieder.
  • Anders sieht es aus bei Muskelzuckungen den pathogene Veränderungen zu Grunde liegen. Dies können zum Beispiel Störungen im Nervensystem sein, ein Beispiel dafür ist der sogenannte Tick, hierbei führt die Kontraktion einzelner Muskelfasern oder Muskelgruppen zu unwillkürlichen Bewegungen wie zum Beispiel häufigem Blinzeln.
  • Eine weitere Ursache kann Epilepsie sein, bei der es zu anfallsartigen unkontrollierbaren Muskelzuckungen kommt.
  • Auch sehr hohes Fieber und ein stark unterzuckerter Diabetiker können an Muskelzuckungen leiden.
  • Weitaus bekannter im Zusammenhang mit Muskelzuckungen sind Morbus Parkinson, die Nervenerkrankung Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)und Multiple Sklerose (MS). Auch wenn das Zusammenspiel zwischen Sympathikus und Parasympathikus im vegetativen Nervensystem gestört ist, kann dies zu Zuckungen in der Muskulatur führen.

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Am ganzen Körper/in Ruhe

Muskelzuckungen kommen häufig an einzelnen Stellen des Körpers vor. Typische Stellen sind:

  • das Augenlid
  • die Augenbraue
  • eine Stelle am Bein
  • eine Stelle am Arm
  • an Händen und Füßen

Gelegentlich kann es aber dazu kommen, dass es zu Muskelzuckungen am gesamten Körper kommt. Diese fallen besonders in Ruhe und ohne Bewegung auf, da die Muskeln nicht beansprucht werden. Die Gründe für die Muskelzuckungen können verschieden sein. Ist sonst keine Vorerkrankung bekannt, kann es sich oft um eine Reaktion des Körpers auf übermäßigen Stress oder exzessives Training sein. Im Normalfall verschwinden die Zuckungen nach kurzer Zeit wieder von alleine. Für die Betroffenen kann dieser Zustand mitunter sehr bedrohlich wirken, da Sie das Gefühl haben, die Kontrolle über ihren eigenen Körper zu verlieren. Wenn die Muskelzuckungen so stark sind, dass sie eine Verletzungsgefahr darstellen oder nicht mehr verschwinden sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abklären zu lassen.

Bein

Muskelzuckungen am Bein sind in den meisten Fällen harmlos und eher ein Ausdruck von Stress und anderen psychischen Belastungen. Es kann sich nur um ein kaum wahrnehmbares Zucken handeln oder im schlimmsten Falle zu unkontrollierten Bewegungen des Beines führen, was die Gefahr von Verletzungen steigert. In der Regel lassen die Zuckungen nach, sobald die auslösenden Faktoren wegfallen. Auch ein Mineralstoffmangel kann eine Ursache der Zuckungen sein. Insbesondere bei Zuckungen an den Beinen kann auch das Restless-Legs-Syndrom eine Ursache darstellen. Verschwinden die Zuckungen nicht innerhalb weniger Tage wieder von alleine, sollte ein Arzt die Ursache abklären.

Sie wollen mehr über neurologische Erkrankungen wie das Restless-Legs-Syndrom erfahren, dann lesen Sie sich doch einmal den Artikel Physiotherapie bei Morbus Parkinson durch.

Oberarm

Auch im Oberarm können durch unwillkürlichen Reizungen der Nerven Muskelzuckungen vorkommen. Ursache können auch hier eingeklemmte Nerven, Mangelerscheinungen oder andere Krankheiten sein. In der Regel sind die Zuckungen auch hier harmlos. Die Muskelzuckungen im Oberarm können nur durch leichte Bewegungen auf der Haut sichtbar sein oder die Bewegung des Armes beeinflussen, sodass dieser in seiner Funktion gestört wird. Auch hier gilt: Gehen die Muskelzuckungen nicht von alleine wieder weg oder treten im Zusammenhang mit weiteren Symptomen aus, sollte ein Arzt aufgesucht werden um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen.

Der Artikel "Krankengymanstik bei einem eingeklemmten Nerven" Könnte Sie diesbezüglich auch interessieren.

Hand

Treten Muskelzuckungen an der Hand auf, werden diese von Betroffenen in der Regel häufiger bemerkt, da die Hände im Alltag viel eingesetzt werden. Auch hier kann es von leichten Zuckungen bis hin zu starken unkontrollierten Bewegungen kommen. Die Ursachen sind hier auch meist psychisch bedingt, sodass die Beschwerden nach Wegfallen des Stressauslösenden Faktors verschwinden.  Zur Abklärung kann auch hier ein Arzt aufgesucht werden, der unter Berücksichtigung von Vorerkrankungen und der allgemeinen Krankheitsgeschichte Rückschlüsse auf mögliche Ursachen ziehen und gegebenenfalls entsprechende Tests anordnen kann.

Multiple Sklerose

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die in Schüben verläuft. Während eines Schubes kommt es zu Entzündungen auf der Myelinschicht, die eine Schutzhülle um die Nervenfasern darstellt. Durch diese Entzündung können die Signale vom Gehirn nicht mehr richtig übertragen werden, daher kommt es zu Ausfallerscheinungen und Gefühlsstörungen. Diese sind von Patient zu Patient verschieden.
Auch Muskelzuckungen können bei MS auftreten, diese sind dabei aber nicht häufiger als bei gesunden Menschen, daher sollte man bei auftretenden Muskelzuckungen nicht direkt in Panik geraten. Die Muskelzuckungen bei Multipler Sklerose haben ebenfalls mit der Entzündung der Myelinhülle zu tun. Die Multiple Sklerose führt heutzutage auch nicht zwangsläufig zu einem Leben im Rollstuhl oder ist ein sicheres Todesurteil. Dank moderner Medizin mit entsprechenden Medikamenten und weiteren Therapieformen, ist es möglich die Krankheit gut in den Griff zu bekommen. Sollten Sie an Muskelzuckungen leiden, ist die MS meist nur eine Ausschlussdiagnose, da der Arzt bei der Ursachenforschung alle Möglichkeiten in Betracht ziehen will.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in den hier aufgelisteten Artikeln:

Muskelzuckungen beim Einschlafen

Muskelzuckungen beim Einschlafen kennt wohl jeder. Gerade wenn man dabei ist wegzudämmern zuckt auf einmal das Bein, die Hand, der Arm oder irgendein anderes Körperteil. Für viele ist dieses unkontrollierte Zucken merkwürdig und verursacht ein flaues Gefühl im Magen.
Tatsächlich steht die genaue Ursache für das Zucken nicht fest, doch es gibt Theorien. Ein Teil unseres Hirnstammes sorgt dafür, dass wir abends beim Einschlafen von der wachen Phase in die Schlaf-Phase übergehen. Dieser Vorgang passiert nicht von einer Sekunde auf die andere sondern braucht ein wenig Zeit. Das Gehirn fährt den Körper quasi langsam herunter auf den Schlaf-Modus. Dieser Vorgang verläuft nicht immer geordnet, sodass es teilweise zu unkontrollierten Kontraktionen in der Muskulatur kommt. Forscher haben beobachtet, dass diese Zuckungen besonders oft bei Menschen auftreten, die einen sehr ereignisreichen Tag oder viel Stress hatten. Oft berichten Betroffene Personen auch von einem Gefühl des Fallens, bevor Sie durch die Muskelzuckungen wieder aus den Halbschlaf hochschrecken. Auch auf Geräusche und Licht reagierten die Meisten mit Muskelzuckungen. Wenn Sie also bei sich selbst auch ab und an diese Zuckungen bemerken ist dies kein Grund zur Sorge. Erst wenn die Muskelzuckungen nicht nachlassen, mehrere Tage andauern oder von weiteren Symptomen begleitet werden, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abzuklären.

Physiotherapie/Übungen

Die Physiotherapie kann den Betroffenen helfen, die Muskelzuckungen in den Griff zu bekommen. Verschiedene Möglichkeit können dabei zum Erfolg führen. Massagen können Verspannungen lösen und dem Patienten Entspannung verschaffen. Auch Ultraschall, Wärme- oder Kältetherapie können unter Umständen in Frage kommen. Einen Großteil der Behandlungszeit nehmen in der Regel Übungen ein, die den von den Zuckungen betroffenen Muskel gezielt stärken und zur leichteren Entspannung verhelfen sollen. Im folgenden sind einige beispielhafte Übungen beschrieben.

1) Übung für die Hände

Ballen Sie die betroffene Hand zur Faust und drücken feste zu. Halten Sie die Spannung 15 Sekunden. Lösen Sie dann die Spannung und strecken die Finger langsam und kontrolliert aus.
3 Durchgänge.
Weitere Übungen für die Finger finden Sie in den Artikeln:

2) Übung für die Gesichtsmuskulatur

Legen Sie sich locker und entspannt auf eine bequeme Unterlage. Schließen Sie die Augen. Nun kneifen Sie die Augen ganz feste zusammen, so als wollten Sie ihre Augenbrauen näher aneinander bringen. Halten Sie die Spannung 15 Sekunden.
3 Durchgänge

3) Übung für die Oberschenkel

Legen Sie sich auf eine gerade Unterfläche und stellen die Bein an. Der Physiotherapeut legt nun seine Hände an die Außenseite der Oberschenkel etwas oberhalb der Knie. Versuchen Sie nun ihre Beine nach außen zudrücken, während der Physiotherapeut dagegen hält. Halten Sie auch hier die Spannung ca. 15 Sekunden. Für die Innenseite der Oberschenkel, wird versucht gegen Widerstand die Beine zusammenzudrücken.
3 Durchgänge.
In dem Artikel Übungen Beine finden Sie weitere Informationen.

4) Übung für den Oberarm

Setzen Sie sich gerade und aufrecht auf einen Stuhl. Winkeln Sie die Ellenbogen an und und drücken Sie diese mit einiger Kraft in die Rückenlehne des Stuhles. Halten Sie die Position 15 Sekunden.
3 Durchgänge.
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5) Übung für die Füße

Legen oder setzen Sie sich hin. Heben Sie den Fuß an und Strecken ihn nach vorne. Drehen Sie den Fuß dann langsam nach innen und halten die Spannung 15 Sekunden.
3 Durchgänge je Fuß.

6) Übung für den Bauch

Setzen Sie sich auf einen Stuhl. Zur Unterstützung können Sie sich mit den Händen an einem Tisch abstützen. Heben Sie nun beide Beine im 90° Winkel vom Boden ab. Sie sollten eine Spannung in der Bauchmuskulatur spüren. Halten Sie diese 15 Sekunden.
3 Durchgänge.
Hier finden Sie weitere Übungen für den Bauch: Übungen Bauch

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Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Muskelzuckungen, egal an welchem Körperteil, wenn auch für die Betroffenen mitunter extrem lästig, aber  in der Regel harmloser Natur sind. Oft sind Stress und psychische Belastung der Auslöser für das Zucken. Erst wenn die Zuckungen sehr stark sind oder über eine längere Zeit bestehen bleiben beziehungsweise in regelmäßigen Abständen wieder auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann dann in einem individuellen Patientengespräch die Vorgeschichte ermitteln und so zusammen mit diagnostischen Mitteln eine Ursache für die Muskelzuckungen herausfinden.

In den meisten Fällen fühlen sich dann die Patienten durch die ungewollten Muskelzuckungen oft in ihrer Lebensqualität eingeschränkt, insbesondere dann, wenn ganze Muskeln von den Kontraktionen betroffen sind. In vielen Fällen wird dann Physiotherapie verordnet um durch gezielte Übungen, die Zuckungen zu vermindern und zu kontrollieren. Ein ausgebildeter Physiotherapeut wird zunächst, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt die Ursache für die Muskelzuckungen feststellen, um dieses dann gezielt zu behandeln.
Je nach Ursache kann die Physiotherapie dann aus Dehn- und Anspannungsübungen, Massagen, Wärme- oder Kältetherapie, Ultraschall oder elektrischer Stimulation bestimmter Triggerpunkte bestehen.

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