Krankengymnastik bei einem Piriformis Syndrom

Unangenehme Schmerzen am Gesäß und im hinteren Oberschenkel verursacht das sogenannte Piriformis Syndrom. Durch einen „geschwollenen“ Piriformis-Muskel entsteht ein Druck auf den großen Ischias-Nerv, welcher die brennenden Stiche hervorruft. Im Folgenden werden Hintergründe erläutert und geeignete Übungen und Maßnahmen aus der Krankengymnastik erklärt, um eine baldige Schmerzfreiheit zu erreichen.

Physiotherapeutische Intervention

Das A und O der Krankengymnastik bei einem Piriformis Syndroms stellt die Entlastung, Entspannung und Dehnung des betroffenen Muskels dar. Im späteren Stadium, wenn keine Schmerzen mehr auftreten, kann mit einem spezifischen Muskelaufbautraining begonnen werden. Passive Techniken für die Muskelrelaxation sind die schmerzhaften aber effektiven Querfriktionen, Triggerpunkttherapie und Faszientechniken, welche den Vorteil haben, die gesamte Muskelkette zu behandeln, in der oft das Problem liegt oder fortgeleitet wird. Auch Ultraschall und die Elektrotherapie in der Krankengymnastik wirken entspannend beim Piriformis Syndrom und helfen den Strukturen zur Regeneration.

1. Übung
Eine Eigenübung für zu Hause ist das Ausrollen auf einem Tennisball oder einem Faszienroller. Dieser wird im Sitzen oder im Liegen unter den verspannten Muskel gelegt und durch langsames Rollen unter der selbst dosierbaren Last des Körpers hin und her bewegt.

2. Dehnübungen bei einem Piriformis Syndrom sind in Rückenlage, Sitz und Drehdehnlage durchzuführen. Die einfachste Form und überall im Alltag durchführbare Dehnung ist die folgende: Im Sitz auf einem Stuhl, die Beine stehen hüftbreit parallel auf dem Boden, nun wird der Fuß des zu dehnenden Beins auf das gegenüberliegende Knie bzw. den Oberschenkel gelegt. Jetzt sanft das Knie Richtung Boden drücken oder der Oberkörper etwas nach vorn lehnen, sodass eine Dehnung im Gesäßbereich zu spüren ist. Diese etwa 30 Sekunden halten und das Bein wechseln. Es ist zu empfehlen immer beide Seiten zu dehnen und trainieren.

3. Übung
Dieselbe Übung ist in Rückenlage durchführbar. Die Beine sind aufgestellt, ein Fuß wird auf den gegenüberliegenden Oberschenkel gelegt. Die Hände umgreifen den abgestellten Oberschenkel, ziehen das Bein sanft in Richtung Brust und der Oberschenkel drückt das Knie des zu dehnenden Beins vom Körper weg.

4. Übung
Eine Drehdehnlagerung aus der Krankengymnastik bei einem Piriformis Syndrom für die gesamte Muskelkette sieht wie folgt aus: Aus der Rückenlage wird das zu dehnende Bein angewinkelt und über das andere Bein auf dem Boden abgelegt. Der untere Rücken dreht also zur Seite, der Oberkörper bleibt grade auf dem Rücken liegen. Versuchen Sie sich zu entspannen und ganz die Drehdehnlage fallen zu lassen.

5. Übung
Aktive Übungen zur Kräftigung der Abduktoren und zur Unterstützung des Piriformis sind wie folgt durchzuführen: Aus dem Vierfüßlerstand wird ein Bein rechtwinklig zur Seite abgespreizt und wieder unter den Körper geführt, ohne das Knie abzusetzen. Wiederholen Sie diese Übung 3 x 12 Mal auf jeder Seite, so wird der Kraftausdauerbereich trainiert, welcher für Alltagsbelastungen angebracht ist.

6. Übung
Eine weitere Übung aus der Krankengymnastik bei einem Priformis Syndrom wird in der Seitenlage durchgeführt. Die Knie sind leicht angewinkelt. Nun wird das obere Bein nach außen oben gedreht, ohne dass die Füße sich voneinander lösen. Wieder absenken ohne das Bein ganz abzulegen und das ganze ebenfalls 3 x 12 Mal auf jeder Seite durchführen.

Kraftübungen sind langsam und mit Spannung durchzuführen, ohne viel Schwung zu verwenden. So werden die Muskeln optimal und möglichst ohne Ausweichbewegungen trainiert. Um Stabilität in der Krankengymnastik aufzubauen und die ganze Muskelkette zu trainieren sind Gleichgewichtsübungen auf einem Wackelbrett, weichem Untergrund oder im Einbeinstand angebracht. Versuchen Sie zum Beispiel auf einer zusammen gerollten Decke zu stehen, ein Bein rechtwinklig nach vorn anzuheben und einige Zeit zu halten. Variiert werden kann dies mit dem Zehenspitzenstand oder zusätzlichen Armübungen oder einer leichten Kniebeugebewegung im Standbein.

Anatomie

Der Musculus Piriformis ist ein kleiner tiefer Muskel hinten außen am Gesäß. Vom Kreuzbein zieht er fast horizontal zum großen Rollhügel an der oberen Außenseite des Oberschenkelknochens. Zu seinen Funktionen zählen die Stabilisation des Hüftgelenks – indem er den Hüftkopf in die Gelenkpfanne am Becken drückt, das Abspreizen des Beines, das nach hinten Strecken des Beines und die Auswärtsdrehung. Direkte Äste aus dem sakralen Nervengeflecht versorgen den Muskel. Durch eine Durchtrittsstelle zwischen Piriformis und Knochen verläuft der große Nervus Ischiadicus – bei einigen Menschen verläuft er sogar mitten durch den Musculus Piriformis hindurch.

Definition

Aufgrund der engen Durchtrittsstelle ist der N. Ischiadicus anfällig für Druckbeschwerden in diesem Bereich – besonders bei den Menschen, bei welchen der Ischias durch den Muskel verläuft. Durch Überlastung – vor allem bei falsch belastenden Läufern –, nach Verletzungen oder nach langem Sitzen mit zusätzlicher Druckbelastung, durch zum Beispiel ein Portemonnaie in der Gesäßtasche entsteht das sogenannte Piriformis Syndrom. Brennende, stechende, tiefe und zum Teil ausstrahlende Schmerzen im Rücken oder Bein belasten den Patienten. Eine erhöhte Muskelspannung und Raumforderung irritieren den Nerv und lassen ihn die unangenehmen Signale senden. Die Schmerzen treten besonders beim Bücken, sitzen oder den oben genannten Muskelfunktionen, dem Abspreizen und Außenrotieren, auf – also bei allen Positionen, die den Muskel und somit den Nerv noch mehr komprimieren und belasten. Auch Gefühlsstörungen im Versorgungsbereich des Ischias oder Muskelfunktionsstörungen können beim Piriformis Syndrom auftreten.

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Prognose

Wichtig ist, die Ursache von dem Piriformis Syndroms zu ermitteln. Ob eine falsche Lauftechnik, falsche Schuhe, die Körperhaltung, ein Problem in der Muskelkette,.. Der ursprüngliche Grund muss für einen endgültigen Erfolg in der Krankengymnastik behandelt werden. Wird nur symptomatisch behandelt, tritt das Problem sehr wahrscheinlich nach erneuter Über- oder Fehlbelastung wieder und wieder auf.

Diagnose

Es existieren verschiedene Tests, den Muskel auf Dehnung zu bringen oder ihn durch die muskuläre Ansteuerung zu provozieren. Häufig werden die Symptome von einem Piriformis Syndrom mit einem Bandscheibenvorfall in Verbindung gebracht. Dieser ist über klinische Tests oder ärztliche bildgebende Untersuchung auszuschließen.

Prophylaxe

Um einem Piriformis Syndrom vorzubeugen sollte ein stabilisierendes Muskelkorsett stets vorhanden sein. Die verschiedenen Muskeln müssen sich im Gleichgewicht befinden. Ein korrekter Laufstil und die richtigen Schuhe schützen vor Verletzungen und Verspannungen. Auch regelmäßig angewandte Dehnübungen, besonders nach dem Sport, sorgen für einen entspannten Muskel. Ignorieren Sie keine Schmerzen – hören sie auf Ihren Körper! Mit dem Anlegen von einem Kinsiotape können bei dem Piriformissydrom gute Erfolge verzeichnet werden. Eine genaue Anleitung und erfahren sie in dem Artikel Kinesiotape.

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Osteopathie bei einem Piriformis-Syndrom

Gerade bei einem Piriformis-Syndrom versagen viel klassische schulmedizinische Therapieformen.
Besonders osteopathische Therapie haben keine Erfolgsgarantie, können aber bei Versagen der Krankengymnastik helfen. Ob eine Osteopathie eine sinnvolle Alternative ist, muss im Einzelfall überprüft werden.

Lesen Sie viele weitere Informationen ob eine Osteopathie sinnvoll sein kann unter unserem Thema: Osteopathie bei einem Piriformis-Syndrom

Zusammenfassung

Das besonders bei Läufern auftretende Piriformis Syndrom ist ein unangenehmes Schmerzerlebnis, dass durch einige entspannende und relaxierende Maßnahmen gelöst werden kann. Jedoch auch ein ausgeglichenes und genügend gestärktes Muskelkorsett, welches durch regelmäßiges spezifisches Trainieren zu erreichen ist, stellt eine wichtige Voraussetzung für optimale Funktion und Schmerzfreiheit dar.